Die Dame von der Krankenkasse

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    Re: Die Dame von der Krankenkasse

    Compuexe - 17.10.2006, 19:41

    Die Dame von der Krankenkasse
    Strohwitwer zu sein ist ein zweischneidiges Schwert.
    Man hat seine Ruhe, man ist aber auch über die Maßen gelangweilt.
    Man(n) ist dankbar für jede kleine Abwechslung, sei es auch nur der Anruf einer bis dato noch unbekannten Krankenkassenmitarbeiterin.
    Gestern zum Beispiel rief mich eine junge Frau mit einer sehr wohlklingenden Stimme an.
    Ich meldete mich mit meinem Namen, und sie sagte:
    „Guten Tag, Herr Herbig, mein Name ist Müller * von der Bremer Ersatzkasse **.“
    „Ich habe kein Geld!“, sagte ich sofort, ganz erschrocken.
    „Ähh, wie meinen Sie?“
    „Von mir bekommen Sie nichts! Sie rufen doch sicher nur an, weil Ihre Kasse mehr Geld haben möchte, oder?“, fragte ich. „Schließlich lese ich regelmäßig die BLÖD-Zeitung ***, ich weiß über euch Bescheid.“
    „Aber nein, Herr Herbig, Sie dürfen doch nicht alles glauben, was in dieser Zeitung steht. Wir wollen doch nicht mehr Geld von Ihnen.“ Sie hatte wirklich eine angenehme Stimme. Mit dieser Äußerung lieferte sie mir natürlich mein Stichwort.
    „Kann ich das bitte schriftlich von Ihnen haben?“
    „Schriftlich? Was wollen Sie denn schriftlich?“
    Frau Müller schien leicht verwirrt.
    „Na, dass Sie nicht mehr Geld von mir wollen!“, erklärte ich ihr.
    „Tut mir leid, aber es ist leider absolut nicht üblich, so etwas seinen Mitgliedern schriftlich zu bestätigen. Es könnte ja immerhin irgendwann wieder mal zu Beitragserhöhungen kommen, dann hätten wir Sie ja angelogen, nicht wahr?“
    „Das heißt, Sie lügen Ihre Mitglieder nicht an?“, fragte ich scheinheilig.
    „Äh, nein, wir lügen unsere Mitglieder in der Regel nicht an, Herr Herbig.“
    „Aha, jetzt haben Sie sich aber verraten. In der Regel, sagten Sie. Und wie ist das außerhalb der Regel?“
    „Sind Sie denn eigentlich Mitglied bei uns, Herr Herbig?“, fragte sie, jetzt ganz geschäftsmäßig.
    „Sie lenken vom Thema ab, Frau Müller. Nein, ich bin nicht Mitglied Ihrer Kasse, ich bin seit vielen Jahren bei der VDK **** versichert und habe auch vor, dies zu bleiben!“
    „Herr Herbig, es geht ja gar nicht um Sie, könnte ich bitte mit Ihrer Frau sprechen?“
    „Meine Frau? Donnerstag vormittags um 11.00 Uhr? Tut mir leid, Frau Müller, aber meine Frau pflegt zu dieser Zeit meist Tennis zu spielen, nachdem sie ihren wöchentlichen Friseurtermin hinter sich gebracht hat. Möglicherweise ist sie aber auch im Kosmetikstudio, um sich ihre Nägel neu stylen zu lassen. Shopping in Mailand wäre noch eine mögliche Alternative. Aber nein, das macht sie meist Mittwochs, da sind die Boutiquen in Mailand nicht so überfüllt.“
    „Ihre Frau ist also nicht zu Hause?“
    Höre ich da ein unterdrücktes Grinsen heraus?
    Ich hielt den Hörer etwas vom Ohr weg und rief laut in die leere Wohnung: „Schaaahatz, bist du hier?“
    Keine Antwort.
    „Nein, Frau Müller, scheinbar haben Sie sie knapp um ein paar Stunden verpasst“, erklärte ich belustigt, langsam begann das Ganze, mir wirklich Spaß zu machen.
    „Ihre Frau ist also arbeiten?“, schlussfolgerte Frau Müller, die ihre Erheiterung mittlerweile nicht mehr verbarg. „Wann kommt Ihre Frau denn von der Arbeit nach Hause, Herr Herbig?“
    „Hmmm, so gegen 22.00 Uhr ....“ antwortete ich.
    „So spät erst?“, fragte sie erstaunt dazwischen.
    „...am Samstag Abend.“, beendete ich meinen Satz.
    Das entlockte ihr immerhin ein kleines „Oh!“
    „Derzeit befindet sich meine Frau in Pforzheim, auf einer Führungskräfteschulung, sie kommt die nächsten Wochen immer erst am Wochenende nach Hause. Kann ich ihr denn etwas ausrichten?“
    „Ach so! Hmm, ich habe hier die neue Mitgliedskarte ihrer Frau, die heute mit der Post zurückkam. Ohne eine gültige Mitgliedskarte ist Ihre Frau gar nicht versichert.“
    „Die Karte kam zurück?“, fragte ich jetzt doch neugierig.
    „Haben Sie die Karte per Einschreiben geschickt?“
    „Nein, aber sie haben Recht, das ist recht merkwürdig. Sind Sie denn in letzter Zeit umgezogen?“
    Ich ließ den Hörer etwas sinken und sah mich neugierig in unserer Wohnung um.
    „Also wenn ich mich recht entsinne, wohnen wir hier schon etwas länger, alles hier kommt mir sehr vertraut vor! Passiert so etwas denn öfter?“
    Frau Müller hatte mittlerweile bemerkt, wie der Hase lief. Also änderte sie ihre Taktik.
    „Nein, mir ist kein solcher Fall bisher bekannt. Wissen Sie was, Herr Herbig, wir machen das jetzt ganz anders, als andere Kassen“, erklärt sie mir verschwörerisch.
    „Sie senken Ihre Beiträge?“, frage ich hoffnungsfroh.
    Jetzt lachte sie doch lauthals. Ein nettes Lachen übrigens.
    „Nein, erstens kann ich das leider nicht entscheiden und zweitens sind Sie ja eh kein Mitglied bei uns. Ich werde die Karte Ihrer Frau jetzt einfach in einen Briefumschlag stecken und Ihnen mit der Post zuschicken. Wie finden Sie das?“
    „Das ist eine sehr innovative und großartige Idee, Frau Müller. Warum sind wir da nicht schon früher drauf gekommen?“
    Und wieder lachte sie, diesmal schon wesentlich lauter und länger.
    „Und Herr Herbig, eine letzte Frage noch...!“
    „Ja?“, frage ich gedehnt.
    „Falls mir hier wieder einmal langweilig sein sollte, dürfte ich dann noch mal bei Ihnen anrufen?“

    * = Name von der Redaktion geändert.
    ** = Name von der Redaktion geändert.
    *** = Name von der Redaktion geändert.
    **** = Name von der Redaktion geändert

    Passiert im Juli 2003. :D



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