Zeitgenossen

Gesangsforum für Klassik
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    Re: Zeitgenossen

    musika - 16.09.2006, 22:07

    Zeitgenossen
    Hallo,

    habe heute im Radio Musik gehört, der ich leider überhaupt nichts abgewinnen kann, ähnlich wie auch die modernen Regietheater.

    Wie geht ihr mit den Komponisten wie: Schönberg, Korngold, Penderecki, Berg, Henze und Stockhausen um? Könnt ihr euch für diese Musik erwärmen? Bin ich altmodisch weil ich sie nicht mag?

    Liebe Grüsse



    Re: Zeitgenossen

    rugero - 16.09.2006, 22:23


    Ja musika, du bist altmodisch.
    Ich aber auch - oder mir fehlt der Bezug dazu, ich hab mich schon mit Lieschen über das Thema unterhalten.
    Aber, was heisst, es fehlt Bezug, warum muss man einige Komponisten erklären, um sie zu verstehen ? Verdi, Wagner, Mozart, Rossini,Donizetti,Lortzing,Bizet,Schubert,Schumann,Loewe,Tschaikowski,Smetana aber auch Cole Porter und Abba muss man nicht erklären aber, warum muss man Stockhausen's Musik erklären, um sie zu mögen. Und, wenn man sie erklärt hat, mag man sie dann, muss man sie dann mögen.
    Schlimm ist nur, dass wir durch Medien oft in diese Richtungen gelenkt werden, es gibt Rundfunkanstalten, die einige dieser Leute und Musikrichtungen gezielt und besonders fördern und da stellt sich mir die Frage, ob dies hier dem Hörer gerecht wird.

    Das Thema könnte noch länger werden, es lächst nach Antworten, aber ich mach mal Schluss, um auch andere zu Wort kommen zu lassen.

    Liebe Grüße rugero.

    P.S.: Diese Sätze sind so subjektiv, wie jede Theaterkritik eines Journalisten.



    Re: Zeitgenossen

    chero - 16.09.2006, 22:30


    Hallo Musika,

    wie du ja bereits weißt, ging es mir bisweilen lediglich bei einer Aufführungen in unserem Staatstheater so, daß ich lieber aufstehen und heimfahren wollte. Es war damals bei der Aufführung von "Intolleranza". Ich fand alles, wirklich alles nur schrecklich. Leider war das Stück im Opernabo und ich dachte ach schau es dir mal an....... Ich wollte in der Pause zu 100 % gehen, was ich mir vorher niemals vorstellen konnte, aber dazu kam es nicht, denn es gab keine Pause..... Der Applaus hat aber meine Meinung wiedergespiegelt, noch nie habe ich soooo wenig Applaus im Staatstheater gehört.

    Ganz persönlich gefallen mir diese total modernen Inszenierungen auch nicht. Total modern fand ich wohl die Aufführung von Elektra vor kurzem nicht, jedoch war ich entsetzt wie man manche Gefühle auch darstellen kann. Ich fand es demütigend und war mit dieser Meinung lt. Leserbriefe nicht allein.

    Also ich kann mir nicht vorstellen, daß ich mich über eine Karte für eine moderne Aufführung freuen würde. Wobei modern ja nicht unbedingt unmöglich heißt....


    Liebe Grüße
    Chero



    Re: Zeitgenossen

    musika - 16.09.2006, 22:33


    Ohh, dann bin ich gerne altmodisch. Gerade Stockhausen, der in Köln ja so beliebte Mann, hat ein großes Privileg im WDR, da er sich als Dozent der MHS Köln seine Sporen verdient.

    LG



    Re: Zeitgenossen

    chero - 16.09.2006, 22:37


    Hallo,

    also dann reihe ich mich gerne bei euch ein. Dann bin ich auch altmodisch und das sogar gerne


    Viele Grüße
    Chero



    Re: Zeitgenossen

    Silje - 16.09.2006, 23:21


    Ich denke moderne Musik wie z.Bsp. Stockhausen erschließt sich einem nicht gleich beim ersten Hören. Man braucht mehr Zeit dazu, sich einzuhören im Gegensatz zu einem Mozart, der einem ja tagtäglich (im Kaufhaus oder Supermarkt) um die Ohren gedudelt wird.
    Ich liebe auch mehr die "alte" klassische Musik, aber ich hatte schon einige Begegnungen mit Stockhausens oder Henzes Musik. Im Musikunterricht in der Schule (und das ist auch schon ein paar Jährchen her) haben wir mal den "Gesang der Jünglinge im Feuerofen" gehört und besprochen, und ich muß sagen ich war erst regelrecht erschrocken , aber dann begeistert. Desweiteren habe ich mal in Hamburg ein Ballett von John Neumeier gesehen. Sein Ensemble tanzte nach der Musik von Henze. Es war fantastisch, nicht nur die Musik sondern auch der KOntext von klasssichem Ballett únd moderner Musik und deren Umsetzung .

    Moderen Kompositionen sind oftmals unbequem für unsere Ohren, da wir die typischen Harmonien gewohnt sind. Ebenso ist es ja auch mit Musik anderer Völker, z.Bsp. indische Sithar(schreibt man das so ?? )-Musik oder balinesische Tempelmusik.
    Das Ohr und die Seele müssen sich erst einschwingen, dann erschließt sich einem auch diese Musik.

    Gruß,

    Silje



    Re: Zeitgenossen

    rugero - 16.09.2006, 23:53


    Hallo Silje,
    nenne mir bitte das Kaufhaus, welches Mozart spielt ?!
    Liebe Grüße rugero



    Re: Zeitgenossen

    Anonymous - 17.09.2006, 00:58


    Ich ertrage grundsätzlich keine serielle und "mathematische" Musik, weil ich die eiskalt und konstruiert finde. Von daher lehne ich Stockhausen auch ab, mag das ienfach nicht hören.
    Etwas ganz anderes ist für mich aber Alban Berg. Das ist in meinen Ohren hochemotionale Musik und ich nenne hier nur mal sien Violinkonzert "Dem Andenken eines Engles gewidmet", mit eingebauten Bachchoral. und dann die lyrische Suite oder die Lieder! ein Traum! Bei der NachtigallzB. ist man doch noch ganz nah an der Romantik.
    Ich sehe das wie silje: man muss sich einhören, das erschliesst sich nicht sofort und ist deshalb niht so ganz "bequem". man sollte nie vergessen, dass Mozart und bach zu ihrer Zeit auch Moderne waren und angefeindet wurden. Jede Zeit braucht ihre zeitgemässe Kunst und dass sie so und nciht anders ist, hat auhc seine Gründe!
    Canti, die auch ziemlich altmodisch ist, aber offen für die KUnst unserer Zeit bleiben will :hearts:



    Re: Zeitgenossen

    LaCastafiore - 17.09.2006, 10:41


    Ihr Lieben, ein ganz spannendes Thema und auch ich möchte gerne Stellung nehmen.

    Altmodisch bist du, Musika, für mich deshalb nicht - jeder Mensch hat doch das Recht, die einen Dinge zu mögen und die anderen abzulehnen, wie gut, dass es so viel verschiedene Musik gibt, da ist für jeden Geschmack etwas dabei.

    Meine Mutter, die gerne ins Konzert geht, muss einmal sehr unter einem Werk von Alban Berg gelitten haben, denn seitdem lehnt sie ihn kategorisch ab. Ich konnte nicht anders, ich musste ihr die 7 frühen Lieder unterjubeln (als Strauss verkauft)... Leider konnte ich sie nicht "bekehren", aber die Lieder gefielen ihr doch.

    Und ich erinnere mich an die späten 70er Jahre, als der Organist unserer Kirche "Olivier Messiaen" für sich entdeckte und die Menschen fluchtartig die Kirche verliessen. Messiaen gilt hier in Frankreich nunmehr geradezu als "Klassiker der Moderne".

    Ich habe vor Jahren in einem Konzert die "Psalmen-Sinfonie" unter der Leitung von Pierre Boulez im Chor gesungen und in dem gleichen Konzert wurde auch eine Komposition von ihm für Klarinette und "Klarinette vom Band" gespielt. Die ersten Male empfand ich das als ziemliches "Geblubber", zumal mir der Klang der Klarinette nicht so gefiel - im Laufe der Proben und Aufführungen gewöhnte sich das Ohr so sehr daran, dass ich dann sogar die CD gekauft habe.

    Und ich gehe alljährlich in die Uraufführungen an der Pariser Oper oder im Chatelet - manches gefällt mir mehr, manches weniger... aber Pascal Dusapin oder Peter Eötvös sind Namen, die mir durchaus positiv in Erinnerung geblieben sind. Ob ihre Werke in die Geschichte eingehen, wird sich zeigen.

    Ich war vor einigen Jahren in einem Konzert in der "Cite de la Musique", in dem u. a. auch die Aventures von Ligeti gegeben wurden. Dieses Werk war mir aus meinem Musikunterricht im Leistungskurs bekannt - ich konnte dem "Gezischel", "Gefauche", "Geröchel" und "Gekreisch" nur so gar nichts abgewinnen. In besagtem Konzert war das anders - denn es war einfach spannend, zuzuschauen - ein Kissen wurde in einem klar definierten Rhythmus ausgeklopft, eine Zeitung geraschelt und zerrissen...
    Das schönste war aber die Reaktion eines etwa 5jährigen Kindes - es antwortete den "Sängern" und machte die Geräusche nach..... bis zu dem Moment, da ein sichtlich "puristischer" Hörer ein lautes "Pssssssst" in unser '"Hapening" mit einbrachte. Ich habe mich noch nie in einem Konzert so sehr amüsiert und habe Tränen gelacht.

    Ich wäre auch wahnsinnig gerne Mäuschen gewesen, als "Le Sacre de Printemps" in Paris uraufgeführt wurde und es geradezu zu Saalschlachten kam.

    Letztlich denke ich aber, so wie ich selbst einen langen Weg gegangen bin, von kategorischer Ablehnung zu neugierigem Interesse, so muss ein jeder für sich selbst einen Weg finden, und wer es nicht mag, der mag es halt nicht. Es gibt so viel Musik, da ist für jeden Geschmack was dabei.

    Liebe Grüsse von der neutönenden Casta

    P.S. Am meisten Spass macht es natürlich, solche Sachen mit Stimmgabel bewaffnet selbst zu singen... am liebsten a cappella



    Re: Zeitgenossen

    Anonymous - 17.09.2006, 10:46


    Da schließe ich mich cantilene sehr gern an. Eine Musik, die nur für Insider geschrieben wird, die jegliche Emotion außen vor lässt, geht mich nichts an.
    Dass man mit dem seriellen Ansatz tatsächlich gute Musik komponieren kann,
    hat Alban Berg hinlänglich bewiesen. Nicht nur die oben genannten Werke, sondern erst recht seine Opern ( Wozzek, Lulu ) sind geniale Schöpfungen, die nicht nur mir unter die Haut gehen. :bravo:
    Henze ist der Komponist unserer Tage, der viel von Stimmen, vom Gesang allgemein, versteht, wie natürlich auch Aribert Reimann, dessen " Lear " mich sehr beeindruckt, von Zimmermanns " Die Soldaten " ganz zu schweigen.
    Sobald jedoch auf das traditionelle Orchester verzichtet wird ( Stockhausen )
    und Geräusche die Musik ersetzen, kann und will ich nicht mehr zuhören.
    Ciao. Gioachino



    Re: Zeitgenossen

    Silje - 17.09.2006, 11:41


    @Rugero: Ich habe es tatsächlich schon erlebt, daß in einem Kaufhaus diverse Klassik-pop-musik gedudelt wurde. Also Mozart oder Bach in einer Super-Soft-hirnlos-Version !!

    Gruß

    Silje



    Re: Zeitgenossen

    musika - 17.09.2006, 11:44


    Naja, auch im Fernsehen in der Werbung...ich denke da gerade an Lakmé.

    LG



    Re: Zeitgenossen

    Silje - 17.09.2006, 15:05


    Genau, "unsere" Lackmeh :lol: wird auch für jede Auto- oder Airlinewerbung hergenommen. Aber evtl. hat das ja den Effekt, daß der sozusagen "normale" Bürger sich fragt, was das für ein Stück ist und sich auf diesem Wege der klassischen Musik nähert.
    Das fände ich sehr wünschenswert, denn immer noch hat klassische Musik einen elitären Touch.

    LG Si



    Re: Zeitgenossen

    musika - 17.09.2006, 15:27


    Hallo Silje,

    wird das nicht Lackmähähähähäh geschrieben? :kuss: :d_neinnein:

    Liebe Grüsse



    Re: Zeitgenossen

    Rolando - 17.09.2006, 17:07


    Hallo,

    auch ich reihe mich gern musikalisch in die " gestrigen " ein.

    Kompositionen müssen mich auch persönlich berühren und Gefühle hervorrufen. Wohl fühle ich mich nur dann mit der Musik, wenn ich am Schluss einen tiefen Seufzer der Zufriedenheit von mir geben kann.

    Das ist bei den modernen Komponisten sehr oft nicht der Fall.
    Da liebe ich doch die guten "Alten" und doch immer "Jungen".

    :hearts: Rolando



    Re: Zeitgenossen

    dola - 17.09.2006, 19:45


    Ich habe mich speziell in der Chorzeit und auch solistisch viel mit zeitgenossischer Atonalität befasst und mich mit den schwierigen Tönsätzen herumgequält. Aber im lauf der zeit lernt sich auch das.

    Es war Aribert Reimann dabei, Messiaen, Uraufführungen von Kompositionsprofessoeren der Münchner Hochschule (Wittrich - s..schwer!!, Schieri u.a.), die im Konzert sassen und z.t. auch meine solistischen Ergüsse mitbekommen haben sowie Britten, Nystaedt (diese Chormusik ist einfach vom Feinsten), Penderecky, Henze.

    Im Moment habe ich dazu keine große Lust, wahrscheinlich, weil ich phasenweise fast nur noch solche Musik gemacht habe. Aber die Auseinandersetzung damit ist schon reizvoll. Berieseln lassen is nich.

    Derzeit ziehe ich es jedoch eindeutig vor, musikalisch und vor allem sängerisch im 19 Jhnt. und davor zu schwelgen.

    grüße, dola



    Re: Zeitgenossen

    leonora - 17.09.2006, 21:40


    Hallo,
    ich muss mich auch bei den Altmodischen, den Gestrigen einreihen. In der Welt der Oper ist spätestens bei Puccini und Richard Strauss bei mir Schluss.
    Trotzdem habe ich in München einige Aufführungen von Modernem im Nationaltheater gesehen (Alban Bergs Lulu, Henze, Pendereckys Paradise Lost....). Die Aufführungen waren nicht schlecht, aber ich kann aber nicht sagen, dass mir die Musik gefallen hätte und ohne die optische Ablenkung durch das Bühnengeschehen hätte ich nicht bis zum Schluss ausgehalten, was heißen will: eine CD würde ich niemals kaufen.
    Trotzdem habe ich "modernere" Musik mit wahrer Begeisterung gesungen, so z.B. mit den Psalmus Hungaricus von Kodaly und die Glagolithische Messe von Janacek.

    Liebe Grüße
    eine altmodische Leonora



    Re: Zeitgenossen

    Anonymous - 18.09.2006, 19:38


    Als "altes" Vokalensemblemitglied konnte ich einige ERfahrung mit zeitgenössigen Chorwerken sammeln. Fazit: Es gibt solche und solche ;-)
    Pärts Miserere ist z.B. ein sensationelles Werk, ebenso Kodalys Laudes organi und einige Sachen von Penderecki.

    Bei Henze und Stockhausen passe ich allerdings auch.

    LG
    mezzo



    Re: Zeitgenossen

    Anonymous - 18.09.2006, 23:44


    Ich denke, und nachdem ich als Komponist ja auch viel damit zu tun habe, dass sich dieser Zwang nach Atonalität langsam aber doch legt. Immer mehr zeitgenössische (!!!... keine Toten mehr!) Komponisten kehren zu alten Formen zurück und ergreifen die Tonalität - weil es ihnen gefällt. Von den Zeitungsjournalisten oft als schlechte Kopien oder fahdenscheinige Kompositionen auseinander genommene Werke sind Schritte auf einen eigenen Stil hin. Klar, dass es den jungen Komponisten schwer fällt ihren Weg zu finden, haben sie ja noch gelernt, dass es möglichst zeitgenössisch sein soll - aus diesem Grund werden Leute an der Wiener Musikuni abgelehnt - weil sie nicht so modern sind! Allerdings leben die Komponisten an der Uni auch eher im Gestern, denn der Zahn der Zeit ist längst aus dem Konzertsaal in die Popkonzerte gewandert. Allerdings würde ich nie das Komponieren in bekannten Sinn lassen - nicht für Pop.

    @ Silje

    Das höre ich oft, dass man sich in moderne Musik einhöre muss... ich finde das blösdinnig. Denn wenn mir die Musik nicht aufs erste Mal klar macht, was sie sagen will, was sie bedeutet... dann hat sie ihren Sinn verfehlt. Wenn ich Mozart höre, weiß ich, was sich er sich gedacht haben muss. Bei Ligeti denke ich dann eher in Richtung Irrenanstalt. Ich meine, wenn er sich das gedacht hat, super!, aber wenn nicht!? Mir ist als Komponist klar, dass Atonalität eine ebenso wichtige Rolle einnimmt wie die Tonalität, und in manchen Situationen wirkt sie auch eindeutig besser. Aber die ganze Zeit? Das ist ja mühsam. Wozu soll ich mir ein Konzert anhören, wenn ich zuhause in die Tasten dreschen kann und dazu wahllos Töne von mir gebe. Das ärgert mich ja am meisten, dass viele Zeitgenossen (oder was noch von denen lebt) einfach keine schönen Melodien schreiben, sondern Töne, die so wirken, als hätte der Komponist fauliges Obst auf das Notenblatt geklatscht, weggewischt und die Flecken dann als Noten eingekreist. Klar, das ist übertrieben und es gibt auch durchaus schöne Melodien in der heutigen Musik, aber viele sinds nicht.

    Und Lakmé... wann hat es das zum letzten Mal in deutschsprachigem Raum gespielt??? In Frankreich ist es wohl so wie in Österreich die Zauberflöte. Oder in England H.M.S. Pinafore.
    Klar interessieren sich die Bürger für gewisse Dinge, die sie immer wieder hören aber nicht zuordnen können. Und wieso nicht? Weil es kein Schwein in ihrer Umgebung aufführt. Und wegen einer Opernaufführung so weit zu reisen... wenn man mal überhaupt rauskriegt, woher die Melodie ist!

    Und ich selbst, ich fange schon mit Strauss absolut nichts an. Hier und da okay, aber sonst!? Was so danach kommt ist auch fallweise anhörbar (für mich), aber das meiste ist - gar nicht das es schlecht wäre - es ist einfach nichts besonderes. Ein Haufen Noten auf möglichst engem Raum, eine Prise Versetzungszeichen und alles mit auf die Dauer nervenden Taktwechseln abschmecken; maximal zwei Minuten auf die Hörer einwirken lassen. ;-)



    Re: Zeitgenossen

    Anonymous - 19.09.2006, 08:38


    Lieber Sopranist, dazu môchte ich anmerken, dass jede Musik immer auch ein Ausdruck ihrer Zeit war und ist, so wie auch Literatur, Malerei etc.
    Ich mag auch schöne, eingängige Melodien und nette Gedichte und gegenständliche Malerei.
    Aber es gibt sowas wie Zeitgeschichte und geistige Bewegungen und gesellschaftliche Entwicklungen, die sich in der Kunst ihren Ausdruck suchen.
    Mal ganz plakativ: wenn ringsum Barbarei und Verrohung herrschen, wie kann ein ernsthafter Künstler dann in seinen Werken so tun, als sei alles eitel Sonnenschein und nette Melodien ohne Bruch und ohne Reflektion der Aussenwelt schreiben? Allenfalls noch als Fluchtimpuls kann ich das verstehen.....(Das bezieht sich jetzt NICHT auf dich, sondern z.B. auf Schlagerkomponisten in Kriegszeiten)
    Nimm mal den Kubismus in der Malerei: die Welt zerbricht vor den Augen der Künstler und in ihrer Kunst zerbricht eben auch die Welt in ihre Teile und wird dann so genial wie in Picassos "Guernica" reflektiert.
    In der Musik geht das genauso , ich denke da z.B. an Alban Berg oder Penderecki, die ich beide sehr verehre. Da steht Zerrissenes neben Melodischem und auch wenn es oft schwierig zu hören ist, ist das doch Ausdruck dieser Welt.Zu Bachs Zeiten, haben die Zeitgenossen seine Musik auch nicht verstenden und sie galt als schwierig zu hören und musste erst von Mendelssohn wiedr aus der Versenkung geholt werden!!!!
    Es ist ja berechtigt, sich alledem zu entziehen und anders zu komponieren, aber Komponisten wie Ligeti, die wirklcih nach musikalischem Ausdruck ihrer Zeit auf hohem Niveau suchten, kann man nicht einfach als Schmierfinken abtun. :d_neinnein:
    Lieben Gruss
    Cantilene :hearts:



    Re: Zeitgenossen

    Anonymous - 19.09.2006, 12:01


    Wie das mit der Zeitgeschichte ist, weiß ich eh selbst, nachdem ich eine Kunstschule besucht habe. Daher ist mir auch klar, dass sich um die Kriegsjahre massig an Atonalem zusammen getragen hat. Und die Nachkriegsjahre waren sicher auch kein Zuckerschlecken. Ich persönlich finde "Le sacre du printemps" absolut genial. Allerdings nicht als Ballettmusik. Ich habe dieses Werk in einem älteren Zeichentrickfilm kennen gelernt, als Untermalung zur Entstehung der Erde und des ersten Lebens einschließlich des Untergangs der Dinosaurier (Fantasia heißt der Walt Disney-Film). Das war genial. Absolut. Aber egal, es gefällt sicher auch vielen als Ballett.
    Was mich nun eher stört ist, dass Ligeti (wenn er schon erwähnt wurde) zum Schluss echt nicht mehr im Krieg gelebt hat - vielleicht mit sich selbst, das kann ich nicht sagen. Das ist es, was mich stört. Es ist doch derzeit echt nicht so schlimm. Klar, es gibt hier und da und leider auch dort Dinge, die zu regeln wären, aber es uns gut. Im Großen und Ganzen. Wieso also noch immer solche Musik? Auch die darstellende Kunst... wenn ich da diverse Auswüchse sehe, denke ich, ich lebte um 1940 herum.



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