Schwerer Schicksalsschlag

Gestüt Heaven Horse
Verfügbare Informationen zu "Schwerer Schicksalsschlag"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Katharina Weber - Mandy - Nicky
  • Forum: Gestüt Heaven Horse
  • Forenbeschreibung: Das hier isr das Forums von Gestüt Heaven Horse
  • aus dem Unterforum: Katharina Weber
  • Antworten: 4
  • Forum gestartet am: Dienstag 06.06.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Schwerer Schicksalsschlag
  • Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 7 Monaten, 11 Tagen, 18 Stunden, 49 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Schwerer Schicksalsschlag"

    Re: Schwerer Schicksalsschlag

    Katharina Weber - 15.09.2006, 22:55

    Schwerer Schicksalsschlag
    Die letzten Tage waren voller Arbeit gewesen. Das Training meiner eigenen und der Verkaufspferde nahm mich vollkommen in Anspruch. So kam ich zu nichts weiter, als zum Reiten. Dann endlich war der Tag der Abrechnung da und es sollte sich zeigen, ob sich das Training gelohnt hatte. Am Ende fuhr ich hochzufrieden nachhause. Wir hatten zwar keine Prüfung gewonnen, aber wir waren immer vorne mit dabei und meistens sogar unter den ersten fünf gewesen. Nur Red Bay hatte seine Nerven noch immer nicht im Griff und so reichte es nur für einen elften Platz in seiner Prüfung. Dennoch war ich meinem Kleinen nicht böse. Das konnte ich nicht, dazu liebte ich ihn viel zu sehr. Auch das Turnier am nächsten Tag lief für ihn nicht besser. Wir waren erneut nicht plaziert. Auch Pearl zeigte an diesem Tag ungeahnte Schwächen. Nur Daredevil schlug sich hervorragend und wir belegten einen unglaublichen 2. Platz. Ich war ungemein stolz auf meinen Rappen.

    Wieder vergingen die Tage. Sie waren vollgepackt mit Training. Ich bereitete neben den Anderen nun auch Deway auf sein erstes Springturnier vor und ich hoffte auf einen vorderen Platz, da wir mit jedem Training mehr zu einer Einheit wurden und es ungemein gut zwischen uns klappte.

    Als ich heute morgen dann erwachte, war ich voller Elan. Das morgige Turnier konnte kommen. Ich ritt die üblichen Verdächtigen, bevor ich mich schließlich Deway widmete, den ich für seine Prüfung am nächsten Tag vorbereitete. Danach machte ich noch einen Ausritt mit Flash und fuhr dann gegen späten Nachmittag nachhause. Ich wollte mich einmal so richtig ausruhen, denn das viele Training hatte doch enorm an meiner Kondition gezerrt. Meine Pferde hatte ich heute auf der Koppel gelassen und die Anderen gebeten sie abends dann mit reinzuholen. Es war frisch geworden und ein recht starker Wind wehte, als ich vom Gestüt Richtung Heimat radelte. Ich war folglich froh, als ich dort ankam und mich schließlich mit einer heißen Tasse Tee auf die Couch setzte.

    Es war dreiviertel zehn und ich hatte mich gerade fürs Bett fertig gemacht, als plötzlich das Telefon klingelte. Ich konnte mir nicht erklären wer mich zu dieser späten Stunde noch anrufen sollte und ging entsprechend grimmig ran.

    "Weber", knirschte ich ins Telefon. Zuerst war am anderen Ende nichts zu hören, aber dann meldete sich Mandy. In ihrer Stimme klang Angst, Verzweiflung und Besorgnis, als sie sprach.

    "Katharina du musst sofort auf den Hof kommen, Red Bay ist etwas passiert." Ich schluckte und konnte für einen Moment nichts sagen, doch dann fragte ich doch.

    "Was ist mit ihm passiert?"

    "Nicht am Telefon. Komm bitte schnell." Mandy legte auf. Ich war wie versteinert. Was konnte nur passiert sein? Dann, als hätte mich ein Blitz durchfahren, rannte ich durch die Wohnung und suchte meine Klamotten zusammen. In nicht einmal fünf Minuten war ich wieder angezogen und aus der Haustür.

    Nach einer rasenden Fahrt kam ich auf Heaven Horse an. Im Paddockstall für Hengste brannte Licht. Ich ignorierte Wolf und Nathan, die über den Hof getrabt kamen, ließ mein Rad einfach in der Einfahrt liegen und rannte quer über den Hof zum Stall. Als ich die Tür öffnete drehte sich mir der Magen um. Mein Red Bay stand in der Mitte der Stallgasse auf drei Beinen. Sein linkes Vorderbein hatte er hochgezogen und der Teil unter dem Vorderfußwurzelgelenk hing seltsam schlaff herunter. Um ihn herum liefen unsere beiden Pferdepfleger und Mandy. Dieser Anblick ließ mich beinahe in die Knie gehen. Sofort schossen mir Bilder von am Boden liegenden Rennpferden durch den Kopf und wie ihnen die Pistole an den Kopf gedrückt wurde. Danach zu fragen was passiert war, erübrigte sich angesichts dieses schrecklichen Anblicks von selbst, denn es war für jedermann offensichtlich.

    "Wie ist das passiert?" fragte ich heiser. Mandy drehte sich um und für einen kurzen Moment sah ich in ihrem Gesicht, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Offenbar hatte sie noch nicht so schnell mit mir gerechnet.

    "Er hat sich vermutlich wegen dem starken Wind vor irgendetwas erschreckt und ist beim Wegspringen in ein Loch getreten, als wir alle von den Koppeln geholt haben. Wir dachten zuerst er hätte sich nur vertreten, aber als wir ihn dann endlich im Stall hatten, haben wir gesehen was wirklich passiert ist. Oh Katharina es tut mir so leid." In dem Augenblick kam der Tierarzt in den Stall und auch ihm genügte nur ein Blick, um zu sehen, dass Bays Bein gebrochen war.

    "Da ist nichts mehr zu machen. Ich muss ihn einschläfern. Sie müssen mir das Okay geben." Ich wusste nicht was ich tun sollte. Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich und mein Herz fühlte sich an, als wollte es zerspringen. Sollte ich Bay wirklich töten lassen? Ich versuchte einen klaren Kopf zu behalten, doch war das äußerst schwierig. Immer wieder kamen Erinnerungen an die zwar kurze, aber wunderschöne Zeit mit meinem jungen Hengst hoch, aber eigentich sollte ich doch hier über sein Schicksal entscheiden. Ich ging zu ihm hin und sah ihm in die Augen. Sie waren erfüllt von Schmerz und Tränen liefen ihm die Ganaschen hinunter. Einige werden jetzt sagen, dass das nicht sein kann. Ein Pferd kann doch nicht weinen und natürlich könnte man den biologischen Prozess dahinter lückenlos erklären, aber für mich waren es in diesem Moment Tränen. Ich strich ihm tröstend über den Hals und er schnaubte leise und gequält. Im Rücken spürte ich, dass alle auf eine Entscheidung warteten, doch ich konnte sie nicht treffen. Ich konnte mein Okay nicht einfach so geben. So viel verband mich mit diesem Pferd. Ich weiß nicht warum ich nicht auf den Tierarzt gehört habe, denn mein Verstand sagte mir, dass er Recht hatte - dass es für Bay eine Erlösung wäre, wenn er ihm diese letzte Spritze gab, doch in meinem tiefsten Inneren wollte ich meinen Hengst nicht aufgeben. Ich wollte nicht so einfach kapitulieren und mich fügen. Nein. Ich hatte das Gefühl, und im Nachhinein kommt mir das äußerst dumm vor, dass Bay nicht sterben wollte. Ich glaubte, dass er kämpfen würde, wenn man ihm nur die Chance dazu ließ.

    "Ich verweigere mein Einverständnis." Die Worte waren mir schneller entglitten, als ich überhaupt überlegen konnte.

    "Katharina-" Alle versuchten nun mich umzustimmen, doch hatte ich jetzt, wo die Worte heraus waren meine Souvereänität wieder und blockte diese Versuche wehemend ab.

    "Geben sie ihm ein Schmerzmittel. Wir stützen sein Bein so gut es geht und dann fahren wir mit ihm in die Tierklinik." Ich sah, wie sich die Vier einige Blicke zuwarfen, aber ich ignorierte es. Ich wusste natürlich, dass das, was ich da tat ziemlich dumm war, aber wer hätte in meiner Situation nicht ähnlich, wenn nicht sogar genauso reagiert? Während der Tierarzt die Spritze aufzog, suchte ich einige feste Bandagen und etwas zum Stützen, was ich in Form eines kurzen Eisenrohres fand.. Als dann das Schmerzmittel endlich wirkte, legten wir zu dritt den Stützverband an. Er sah gut aus, aber würde er halten? Jetzt wo ihm die Schmerzen halbwegs genommen waren, belastete Bay das verletzte Bein auch wieder. Hielt der Verband nicht oder verrutschte, so war alles vorbei, denn selbst nur einen Bruchteil des Körpergewichtes würde das Bein nicht mehr aushalten, doch wie durch ein Wunder hielt unsere Konstruktion und mein Hengst war vorsichtig genug, um nicht mit seinem ganzen Gewicht aufzutreten. Die nächste Schwierigkeit lag nun darin Bay in den Hänger zu bekommen. Mandy hatte diesen bereits so dicht es ging an den Stall gestellt, so dass ich mit meinem Pferd nur einen kurzen Weg zurücklegen musst, doch es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis wir die Rampe erreicht hatten. Bei jedem Schritt lief mir ein Schauer über den Rücken und ich wartete förmlich auf das Unvermeidliche. Doch es passierte nicht. Schrittchen für Schrittchen und als wüsste er was auf dem Spiel stand, arbeitete sich Bay vorwärts. Schließlich hatten wir die Rampe erreicht und er meisterte auch diese Hürde. Auf drei Beinen humpelte er vorsichtig und langsam nach oben, bis er endlich an seinem Platz stand. Diese ganze Aktion hatte mehr als eine halbe Stunde gedauert und ich fürchtete, dass das Schmerzmittel während der Fahrt nachlassen würde, also ließ ich mir vom Tierarzt noch Welches mitgeben. Zum Glück hatte ich vor einigen Jahren mal enen Kurs belegt wie man Pferde richtig spritzt und konnte mein Wissen so bei Bedarf abrufen.

    Wie wir letztendlich in die Tierklinik gekommen waren, wusste ich nicht und auch nicht wie lange es gedauert hatte. Im Nachhinein hat mir Mandy erzählt, dass sie mit 30 Km/H über die Landstraße gefahren ist, damit der Hänger nicht so ruckelt. Ich hab davon nichts mit bekommen, da ich hinten bei Bay stand und ihn beruhigte. Immer wieder setzte ich ihm die Spritze und gab ihm ein wenig von dem Schmerzmittel, wenn meinem Kleinen wieder die Tränen anfingen zu laufen. Als wir schließlich auf dem Gelände der Tierklinik ankamen, war sein Hals schon blutig und vollkommen zerstochen. So gut konnte ich nicht spritzen, dass das dann auch noch während der Fahrt problemlos klappte, aber wir hatten ihn nun hier. Sofort öffnete sich das große Tor und zwei Leute in weiß standen darin. Mandy musste wohl schon angerufen und die Ärzte über unser Kommen informiert haben. Zu viert und unter größter Vorsicht luden wir Bay ab und brachten ihn in den Diagnoseraum, wo er sofort in Narkose gelegt wurde.

    Und dann begann das bange Warten. Die beiden Tierärzte tauschten die weißen Kittel mit der grünen Op-Kleidung und verschwanden mit meinem Pferd im Op. Mandy und ich blieben im Warteraum zurück. Nun verlor ich meine Fassung. Ich begann hemmungslos an zu weinen.

    Es war mittlerweile gegen drei Uhr nachts und wir waren nun schon fast eine Stunde hier in diesem Warteraum. Immer noch liefen mir unaufhörlich Tränen die Wangen hinunter. Mandy hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt und versuchte zu trösten, aber angesichts der ausweglosen Situation war das recht schwierig.

    Endlich öffnete sich die Tür und einer der Tierärzte trat hinaus. Ich sprang sofort auf und lief auf ihn zu.
    "Es sieht nicht gut aus. Das Röhrenbein ihres Pferde ist gesplittert und eine Sehne ist komplett gerissen. Die Heilungschancen liegen bei 30% und die Genesung wird sehr kostspielig werden Wir reden hier von etwa 8-9.000€." Ich drehte mich zu Mandy um und sie nickte nur.

    "Tun sie, was in ihrer Macht steht und wenn sie der Meinung sind es ist absolut hoffnungslos und nichts mehr zu retten, dann erlösen sie ihn auf dem Op-Tisch. Aber da möchte ich bitte dann dabei sein." Der Tierarzt nickte und ließ uns wieder alleine.

    "Hälst du das für klug? Du hast doch schon vorhin nicht zustimmen können. Was ist, wenn du dann wieder sagst er soll leben? Willst du ihn dann noch weiter quälen?" Mandy sah mich sekeptisch an.

    "Nein. Ich bin es ihm vorhin schuldig gewesen es wenigstens zu versuchen, aber wenn wirklich keine Hoffnung mehr besteht, dann lasse ich ihn erlösen. Ich will doch auch nicht das er leidet, aber du musst mich einfach verstehen. Ich konnte vorhin nicht so einfach sagen er soll sterben. Das wäre nicht fair gewesen und schau mal wir haben es bis hierher geschafft. Wenn er nicht hätte leben wollen, dann wären wir niemals bis hierher gekommen." Mandy sagte nichts mehr. Ich wusste, dass ich mich ziemlich dumm angehört hatte und eher wie ein kleines Kind, denn wie eine erwachsene Frau, die einen Pferdehof mitleitet, redete.

    Zwei Stunden später öffnete sich die Op-Tür erneut. der Tierarzt kam mit heruntergezogenem Mundschutz heraus und auf seinem Gesicht lagen tiefe Sorgenfalten. Mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Würde nun doch das Unvermeidliche passieren?

    "Er hat das Gröbste überstanden. Wir haben sein Bein wieder zusammengeflickt. Jetzt kommt es auf ihn an. Er muss jetzt drei bis vier Wochen in einem Gestell stehen bleiben und darf das Bein auf keinen Fall belasten. Dafür wird er hier in der Klinik bleiben. Sie können jetzt nachause gehen. Sollte etwas unvorhergesehenes geschehen, dann werden wir sie anrufen. In einer Woche können sie ihr Pferd besuchen kommen."

    Der ersten Erleichterung folgte dieses Gefühl der Ungewissheit und ich machte mich mit Mandy auf den Heimweg.
    Würde Bay, das auch durchstehen?

    Nach Hause konnte ich nun nicht mehr fahren und so bereitete ich mich mehr schlecht als Recht auf das nun heute statfindende Turnier vor.



    Re: Schwerer Schicksalsschlag

    Mandy - 16.09.2006, 00:29


    Da läufts eim echt eisklat den Rücken runter !
    Die Stute meiner Freundin hat sich auch mal das Griffelbein geborchen, zum Glück war es nur ein einfacher Bruch. Alle haben sie für verrückt erklärt, aber dann ein paar OPs und 6 Wochen langen stehen in einer Box, hat gereicht, die Stute stand dann noch ein halbes Jahr nur in ihrer Box und wurde täglich nur einwenig spazieren geführt. Heute ist sie wieder gut reitbar allerdings ist sie jetzt auch sein gut einem Jahr bild, und trozdem noch ein Taum zum reiten, bis A kann man sogar noch mit ihr Springen, das war echtes Glück. Hoffentlich hat Bay auch so viel Glück, zumindest soviel das es bei uns einfach noch so schöne Jahre auf dem Hof hat.



    Re: Schwerer Schicksalsschlag

    Nicky - 16.09.2006, 13:24


    Ach tut mir Leid für dich! Das ist ja echt beschi****! Hoffentlich schafft Red Bay das! Ich wünsche es dir!



    Re: Schwerer Schicksalsschlag

    Katharina Weber - 16.09.2006, 15:44


    Danke euch beiden. :)
    Ich hoffe auch, dass er es schafft.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Gestüt Heaven Horse

    Winterurlaub - gepostet von Sunny am Donnerstag 01.02.2007
    7. Bericht - gepostet von Nicky am Montag 17.07.2006
    Steffillein^^ - gepostet von Steffi am Donnerstag 04.01.2007
    Vorgezogener Bericht --> 20.12.06 Viele, viele Überaschun - gepostet von Nicky am Montag 18.12.2006



    Ähnliche Beiträge wie "Schwerer Schicksalsschlag"

    Schwerer Angriff auf Mokro - Fitos (Donnerstag 31.08.2006)
    [Touristenfahrten] - Schwerer Unfall - Benjamin (Donnerstag 28.06.2007)
    Träume-Lebe - Lala (Dienstag 12.10.2010)
    Huhuuu - Kruemi (Freitag 19.09.2008)
    Schwerer F1-Unfall, Button schwer verunglückt !!! - Tim (Donnerstag 27.04.2006)
    emulen wird schwerer - KUBO (Freitag 24.02.2006)
    Leidenschaft in schwerer See - Okti (Donnerstag 09.08.2007)
    -[100 Muster: Schwerer Wollumhang - Osmond (Mittwoch 24.01.2007)
    weniger schwerer gegner - DJ Ben (Dienstag 15.05.2007)
    Schwerer Unfall in Hamburg-Jenfeld - bigbaer (Donnerstag 23.08.2007)