Positivismusstreit

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    Re: Positivismusstreit

    Anonymous - 16.07.2006, 22:29

    Positivismusstreit
    Hallo,

    um was geht der Potitivismusstreit? :?:
    Wer streitet mit wen und worum gehts da? :?:



    Re: Positivismusstreit

    EvilErnie - 16.07.2006, 23:02


    Positivismusstreit
    aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


    Der Positivismusstreit war eine in den 1960er Jahren, vor allem im deutschen Sprachraum (Westdeutschland, Österreich) ausgetragene gesellschaftstheoretische Auseinandersetzung über Methoden und Werturteile in den Sozialwissenschaften.
    Inhaltsverzeichnis
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    * 1 Vorgeschichte
    * 2 Die Kontrahenten
    * 3 Verlauf
    * 4 Literatur
    * 5 Weblinks

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    Vorgeschichte

    Die Vorgeschichte reicht bis in die späten 1930er Jahre zurück, als Max Horkheimer in seinem Aufsatz Der neueste Angriff auf die Metaphysik (1937) eine Kritik des Erfahrungsbegriffs und der Konzeption der Logik des Wiener Kreises formulierte. Der Positivismusstreit schließt an vorangegangene Kontroversen unterschiedlicher Schulen in der Soziologie an, wie den Werturteilsstreit und den Methodenstreit (er wird auch bisweilen Zweiter Methodenstreit genannt).
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    Die Kontrahenten

    Auf der einen Seite standen die Vertreter des Kritischen Rationalismus wie Karl Popper und Hans Albert, auf der Gegenseite Vertreter der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule wie Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas, die in der Tradition der dialektischen Sozialphilosophie (Hegel, Marx) standen.

    Den Begriff Positivismusstreit prägte Theodor W. Adorno, wobei er einseitig sein Verständnis von Positivismus zur Kennzeichnung der gegnerischen Seite zu Grunde legte. Popper dagegen lehnte die Bezeichnung Positivismus für seine Position ab, weil er nicht mit dem Neopositivismus des Wiener Kreises, von dem er sich in seiner Laufbahn als Philosoph stets absetzen wollte, in zu enge Verbindung gebracht werden wollte.
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    Verlauf

    Den Auftakt der Kontroverse bildeten ein Referat von Popper und ein Korreferat von Adorno am Eröffnungstag einer Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, die vom 19. bis 21. Oktober 1961 in Tübingen stattfand. Das Thema der Referate lautete: Die Logik der Sozialwissenschaften.

    Der Positivismusstreit ist in dem gleichnamigen Buch in seinen Hauptbeiträgen dokumentiert. Im Wesentlichen enthält er drei Stränge:

    * Die Debatte zwischen Theodor W. Adorno und Karl Popper über die grundsätzliche Herangehensweise an sozialwissenschaftliche Theorienbildung, in der Adorno das Konzept der Totalität vertritt, und Popper den Ansatz des Kritischen Rationalismus. Konsens besteht zwischen beiden darüber, dass grundsätzlich eine wissenschaftliche Theorienbildung notwendig immer Werturteile enthalten muss (eine Position "wertfreier" Wissenschaft wie im Werturteilsstreit wurde also hier von niemandem vertreten). Dennoch gibt es relative Unterschiede bei der Beurteilung dieser Frage.
    * Die speziellere Debatte zwischen Hans Albert und Jürgen Habermas darüber, ob wenigstens auf der Ebene elementarer Beobachtungsdaten ("Protokollsätze") eine wertfreie Darstellung möglich sei.
    * Die vermittelnden und resümmierenden Beiträge von Ralf Dahrendorf und Harald Pilot.

    Als "Gewinner" in der nichtfachlichen Öffentlichkeit ging der Konstanzer Soziologe Ralf Dahrendorf aus dem Streit hervor. Er konnte seine moderate Sichtweise zwischen den Lagern Poppers und Adornos gut hervorbringen.

    Popper postulierte gemäß seiner Theorie des Kritischen Rationalismus, dass eine Theorie nur dann wissenschaftlich sei, wenn sie falsifizierbar, das heißt widerlegbar ist. Danach kann man sich der einer Theorie zugrunde liegenden Realität nur durch Erfahrung annähern. Dies gelte auch für die Sozialwissenschaften.

    Die Vertreter der dialektischen Position kritisierten daran die ihrer Meinung nach Nichtbeachtung der Werturteile und bestritten, dass es wertfreie Erfahrungstatsachen geben könne. Grundlegend für die gesellschaftliche Analyse der Vertreter der Frankfurter Schule ist das "Wesentliche": Das Wesen der Gesellschaft soll analysiert werden, nicht einzelne Teilbereiche, wie Adorno es dem Soziologen Ralf Dahrendorf vorwirft. Soziologie soll dementsprechend gesellschaftliche Missstände aufdecken und nicht nur deskriptive Analysen liefern, ohne sie zu bewerten. Der grundlegende Begriff auf Seiten der Kritischen Theorie ist dabei der Terminus der Totalität. Diese wird gesehen als grundlegender strukureller Zusammenhang, welcher den Charakter der Gesellschaftsform bestimmt. Gesellschaftliche Analyse hat dabei nach Ansicht der Frankfurter Schule diese grundlegende Totalität aufzuspüren. Auf dieser Grundlage soll die Begrifflichkeit der Analyse entwickelt und so dem Gegenstand gerecht werden. Ein angemessenes Verständnis sei ansonsten nicht möglich. Popper forderte im Rahmen des Positivismusstreits, diesen Begriff von Totalität angemessener zu erläutern.

    Die Debatte innerhalb der Soziologie ist zwar bis heute noch nicht abgeschlossen, jedoch "erkaltet". Die Vertreter dialektischer Theorien und des Popperschen kritischen Rationalismus treffen sich inzwischen auf einer pragmatischen Analyseebene.

    Von distanzierteren Beobachtern wurde die Kritik geäußert, dass der Streit vor allem um Wörter - insbesondere: Dialektik, Totalität, Positivismus - geführt wurde. Der Disput habe durch Verständigungsprobleme oder sogar -verweigerung über diese Begriffe eine Schärfe angenommen, welcher keine Entsprechung in - keineswegs unüberbrückbaren - inhaltlichen Differenzen zu Grunde gelegen habe.
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    Literatur

    * Theodor W. Adorno et al.: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Darmstadt 1988
    * Jürgen Ritsert: Einführung in die Logik der Sozialwissenschaften. 2. Auflage, S. 102-140, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2003, ISBN 3-929586-74-6
    * Hans-Joachim Dahms: Positivismusstreit: Die Auseinandersetzungen der Frankfurter Schule mit dem logischen Positivismus, dem amerikanischen Pragmatismus und dem Kritíschen Rationalismus. Frankfurt 1994



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