Schmerzliches Schweigen

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    Re: Schmerzliches Schweigen

    Magneto - 20.06.2006, 22:08

    Schmerzliches Schweigen
    „Ich bin müde Charles.“ Eriks Stimme nahm einen endgültigen, energischen, aber auch erschöpften Tonfall an.

    Ich will nicht länger davon laufen und mich verstecken müssen. Ich will keine Erklärungen dafür finden müssen, dass ich anders bin.
    Ich will mich nicht rechtfertigen müssen.
    Und ich will nicht, dass man mich mit Abscheu, Verachtung oder gar Mitleid ansieht, wenn man begreift, was ich bin.

    „Ich verstehe.“ Entgegnete Charles sanft, doch die Milde in seiner Stimme ließ Erik erneut auffahren.

    „Nein, du verstehst nicht Charles!“ Erwiderte sein Freund zornig.
    „Du hast keine Vorstellung davon, was ich denke oder empfinde. Nicht jetzt.“

    Du bist mein Freund, und du kennst mich. Aber du bist nicht ich. Du hast nicht mein Leben geführt, und meine Erfahrungen gemacht. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt, zu wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis irgendeine Regierung beschließt, dass dein Leben nicht lebenswert ist, weil du nicht bist, wie sie sind.
    Ich habe Hoffnung in sie gesetzt, Charles. Ich wollte wirklich an sie glauben, aber heute haben sie diese Hoffnung enttäuscht. Heute ist meine Hoffnung gestorben.
    Ich weiß, wie es anfängt.
    Sie haben den ersten Schritt getan. Eins führt zum anderen. Und ehe wir uns versehen, finden wir uns in Käfigen zusammengepfercht wieder.
    Entrechtet. Entwürdigt. Entmenschlicht.
    Glaub mir Charles, ich kenne sie.
    Ich habe diesen Abgrund erlebt. Habe ihre Kaltblütigkeit und ihre Grausamkeiten erfahren.
    Ich wünschte, ich könnte es dir erklären, wünschte du könntest begreifen.
    Aber du bist nicht da gewesen. Du warst nicht dabei, wie sollte dir da der Schrecken bewusst werden?

    „Erik.“ Wieder war da der sanfte, milde Klang in der Stimme des Telepathen, aber eine winzige Nuance war anders.
    Charles Xavier begriff, dass er Erik in seinem Schmerz nicht folgen konnte.

    Damals waren wir nicht besser und nicht schlechter als sie, und sie haben das ganze Volk fast ausgelöscht. Heute sind wir ihnen überlegen, haben sie Grund, uns zu fürchten.
    Kannst du dir vorstellen, was sie tun werden?
    Gerade du solltest es wissen.
    Gerade du.

    „Nicht, Charles.“ Er hob die Hand, und in seinen Augen blitzte es, als er sich zu seinem Freund umwandte.

    Ich weiß, du versuchst zu helfen, aber du kannst mir meinem Schmerz nicht nehmen.
    Er ist ein Teil meiner Vergangenheit. Das wenige, was ich habe. Ich werde ihn nicht mit dir teilen, denn es ist kein Teil deiner Welt.

    „Du darfst sie nicht aufgeben, Erik.“

    „Was soll ich denn tun?“ Erik Lehnsherr schüttelte verzweifelt den Kopf.
    „Darauf vertrauen, dass diesmal alles anders wird? Weil du es sagst?“ Er presste die Lippen aufeinander und verstummte.

    „Nein, weil Hoffnung alles ist, was uns bleibt.“

    Wieder schüttelte Erik den Kopf, doch dieses Mal war es nicht Verzweiflung, die ihn dazu bewegte, sondern Mitleid.

    „Wach endlich auf, Charles.“ Antwortete er bitter. „Dein Traum wird niemals Wirklichkeit werden können. Nicht in diesem Leben.“

    Charles Xavier blickte auf, seinem Freund in die Augen.
    „Doch, das wird er.“ Antwortete er bestimmt, und ein Lächeln erhellte seine Züge.
    „Wenn du mir hilfst.“

    Er streckte die Hand nach der seines Freundes aus, doch bevor er ihn berühren konnte, entzog sich Erik ihm.

    „Nein, Charles.“ Er wich einige Schritte zurück. „Das kann ich nicht.“

    Ich kann es nicht, mein Freund. Ich kann dir nicht helfen.
    Ich kann mir nicht einmal selbst helfen.
    Ich weiß, dass du es gut meinst. Deine Ziele, deine Ideen… du hast Großes vor dir, Charles, aber du wirst es nicht verwirklichen können.
    Du bittest mich um meine Hilfe, aber ich kann sie dir nicht geben.
    Meine Angst – ja, meine Angst ist es, die mich lähmt und die mich erschaudern lässt.
    Der Schmerz in meinem Innern ist noch immer da.
    Ich kann ihn nicht ignorieren.
    Ich kann ihn nicht überwinden. Doch noch weniger kann ich darüber sprechen.
    Ich will nicht, dass du das siehst. Ich will nicht, dass du mich so siehst.
    Verzeih mir.

    „Tu das nicht, Erik. Weich nicht vor mir zurück. Du nicht.“ Xaviers Stimme war noch immer ruhig, aber Erik hörte das stumme Flehen darin.

    Trotzdem stolperte er zurück. Er starrte Charles an, und schüttelte dann leicht den Kopf.

    Es tut mir leid, Charles.

    Schweigend drehte er sich um. Kein Wort. Kein Blick.
    Die Türe öffnete sich, und er trat nach draußen.
    „Du nicht.“ Hallte Charles Stimme in seinen Gedanken wieder, doch er wandte sich nicht um.

    Stumm blieb Charles Xavier zurück.
    Er sah seinem Freund nach, und das Gefühl, welches sich in ihm ausbreitete, war alles andere als angenehm.
    Lähmende Kälte, und das Wissen, etwas verloren zu haben, blieben mit ihm in dem Raum zurück und Charles Xavier begriff, dass sich in ihrer Freundschaft etwas verändert hatte.


    Ende



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