Ich bin das Kind

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    Re: Ich bin das Kind

    Zenobia - 04.11.2009, 22:50

    Ich bin das Kind
    Diesen Text habe ich von einer Kollegin bekommen. Ich finde ihn unglaublich schön...einmal weil ich es nachvollziehen kann, wie die Gefühle sind, wenn man nicht sprechen und laufen kann und weil er wirklich zeigt, wie man sich fühlt, aber auch wie viel wir lernen können und wie viel wir haben, ohne es zu wissen.

    Besonders die Sehnsucht wieder zu laufen kenne ich so gut...als ich im Rolli saß wollte ich nie raus, was meine Oma und meine Mutter immer aufgeregt hat...ich hab ihnen nie gesagt, dass ich immer unglaublich traurig wurde, wenn ich draußen war und gesehen habe, wie die Kinder spielen können und ich nicht laufen kann...die Sehnsucht laufen zu können...als ich den Text das erste Mal gelesen habe, hat mich das so übermannt, dass ich diese tiefe Sehnsucht noch mal gespürt habe...so genug der Worte. Hier ist der Text:

    Ich bin das Kind

    Ich bin das Kind, das nicht sprechen kann. Oft bemitleidet ihr mich. Das sehe ich an Euren Augen. Ihr fragt Euch, wie viel ich wahrnehme….auch das sehe ich. Ich bemerke viel…ob Ihr glücklich seid oder traurig, ängstlich, geduldig oder ungeduldig, voller Liebe und Hingabe, oder ob Ihr nur Eure Pflicht für mich tut. Ich wundere mich über Eure Enttäuschung, da ich doch weiß, dass die meine noch viel größer ist, ich kann mich selbst und meine Bedürfnisse nicht so zum Ausdruck bringen, wie Ihr das könnt. Manchmal ist meine Einsamkeit so groß, dass Ihr sie nicht erfassen könnt. Ich beschenke Euch nicht durch kluge Gespräche, scharfsinnige Bemerkungen über die man lacht und die man weitere erzählt. Ich gebe Euch keine Antworten auf Eure alltäglichen Fragen, ich gebe keine Bestätigungen meines Wohlbefindens, ich lasse Euch nicht an meinen Bedürfnissen teilhaben oder manche Bemerkungen über die Welt um mich herum. Ich gebe Euch nicht den Grad an Anerkennung wie ansonsten die Welt ihn festzulegen scheint….große Entwicklungssprünge, die Ihr als Euren Verdienst bezeichnen könnt. Ich bringe Euch nicht das Verständnis entgegen, wie Ihr es kennt. Was ich Euch gebe, ist um ein Vielfaches wertvoller…ich schenke Euch stattdessen Chancen. Die Chance, die Tiefe Eures Wesens und nicht die des meinigen, die Tiefe Eurer Liebe, Euer Mitgefühl, Eure Geduld, Eure Fähigkeiten zu entdecken. Die Chance, Eure Seele tiefer zu erforschen als Ihr es je für möglich hieltet. Ich bringe Euch weiter als Ihr es je alleine tätet, indem Ihr härter arbeitete und Antworten auf Eure vielen Fragen sucht und Fragen ohne Antwort stellt. Ich bin das Kind, das nicht sprechen kann.
    Ich bin das Kind, das nicht laufen kann. So manches Mal scheint die Welt an mir vorbei zu gehen. Ihr bemerkt meine Sehnsucht, mich aus diesem Stuhl zu erheben, zu laufen und zu spielen wie andere Kinder auch. Es gibt vieles, was Ihr für selbstverständlich haltet. Ich möchte die Spielzeuge auf dem Regal. Ich muss auf die Toilette, oh!, ich habe meine Gabel wieder fallen lassen. In diesen Dingen bin ich von Euch abhängig. Mein Geschenk an Euch besteht darin, Euch Euer Glück bewusst zu machen: ein gesunder Rücken und gesunde Füße, die Fähigkeit für Euch zu sorgen. Manchmal scheinen die Menschen dies nicht zu bemerken; ich bemerke sie immer. Was ich empfinde, ist nicht so sehr der Neid, sondern die Sehnsucht, die Sehnsucht danach, aufrecht zu stehen, einen Fuß vor den anderen zu setzen, unabhängig zu sein. Ich schenke Euch das Bewusstsein dafür. Ich bin das Kind, das nicht laufen kann.
    Ich bin das Kind, das geistig benachteiligt ist. Es fällt mir schwer, zu lernen, wenn Ihr mich nach den Maßstäben dieser Welt beurteilt. Sehr wohl weiß ich um die unendliche Freude an den einfachen Dingen. Ich trage nicht Eure Last eines so viel komplizierteren Lebens voller Streit und Auseinandersetzungen. Mein Geschenk an Euch ist, Euch die Freiheit zu geben, sich der Dinge wie ein Kind zu erfreuen. Euch zu lehren, wie viel es mir bedeutet, Eure Arme um mich zu spüren, Euch Liebe zu schenken. Ich schenke Euch die Gabe der Einfachheit. Ich bin das Kind, das geistig benachteiligt ist.
    Ich bin das behinderte Kind. Ich bin Euer Lehrer. Wenn Ihr es mir erlaubt, lehre ich Euch die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Ich werde Euch bedingungslose Liebe schenken und lehren. Ich beschenke Euch durch mein unvoreingenommenes Vertrauen, durch meine Abhängigkeit von Euch. Ich lehre Euch die Achtung vor den Anderen und ihrer Einzigartigkeit. Ich zeige Euch, wie heilig dieses Leben ist. Ich zeige Euch, dass dieses Leben außerordentlich wertvoll ist und, dass nichts selbstverständlich ist. Ich lehre Euch, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume außer Acht zu lassen. Ich lehre Euch, zu geben. Vor allen Dingen jedoch lehre ich Euch Hoffnung und Vertrauen.
    Ich bin das behinderte Kind.

    Anonym



    Re: Ich bin das Kind

    Rai Ruri - 07.11.2009, 17:31


    ... Ich finde der Text geht direkt ins Herz. Vortrefflich geschrieben und ausgedrückt und vor allem, rüttelt er auf, auch andere Probleme zu sehen, zu verstehen zu versuchen und damit umzugehen. Ich bedanke mich, dass du diesen text hier ins Forum gestellt hast, denn ich finde genau sowas, die Aussage die der Text beinhaltet extrem wichtig (in der Gesellschaft).

    Das Wort "behindert" so abwertend klingen zu lassen und dass diese leute oft .. naja... ausgelacht, benachteiligt und/oder nicht für wahr genommen werden - Ihre Interessen zu erkennen und etwas von sich selbst an ihnen weiter zu geben... dass ist wichtig. ... Der Mensch sollte endlich anfangen seinen Egoismuss mehr abzulegen. Angehörige, die zu sehr bedauern... bedauern eigentlich nur sich selbst... denn dass hilft ja niemanden. ... Ich finde der Schreiber des Textes ... er/sie hat es super gemacht!



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