~Entscheidungen~ & ~ Der Ebay-Junkie~

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    Re: ~Entscheidungen~ & ~ Der Ebay-Junkie~

    Lenchen - 03.02.2009, 21:11

    ~Entscheidungen~ & ~ Der Ebay-Junkie~
    Hallöchen...als die Austauschschüler dawaren, war ich ja im Workshop Kreatives Schreiben...was ich natürlich super fand :D
    Auf jeden Fall, meine Süße, ist dabei diese One entstanden...Wir hatten eine Passage vorgegeben und konnten sie einbauen, wann immer wir wollten.
    Ich hab sie ans Ende gesetzt=)
    Und die andere, da hatten wir den Anfang gegeben=)

    Kussi
    Hab dich soooo unendlich dolle und noch viel mehr lieb=)

    <3<3<3<3

    PS: Bitte sag mir, wie sie dir gefallen=)



    Entscheidungen


    Sie wusste, es würde ihr schwer fallen. Sehr schwer. Aber es war die einzig richtige Entscheidung. Es musste einfach sein.
    Sie trocknete sich ausgiebig ab. Sie brauchte viel länger als normalerweise. Natürlich wusste sie, dass das alles nur Zeitschinderei war, aber sie hatte ja noch nicht mal die richtigen Worte gefunden.
    Minutenlang stand sie regungslos vor ihrem Kleiderschrank. Einzelne Wassertropfen fielen von ihren Haaren hinab auf ihren Rücken und zogen dort nasse Spuren. Sie fror.
    Schließlich griff sie ohne wirklich hinzusehen nach einem T-shirt und einer Hose.
    Zog sich an, wobei sie sich alle Zeit der Welt ließ.
    Danach ging sie wieder zurück ins Badezimmer und föhnte ihre Haare, bis sie staubtrocken waren. Sie föhnte sich sonst nie.
    Doch irgendwann waren eben auch die Haare trocken. Seufzend verließ sie den warmen Raum und holte ihr Make-up. Sie trug nicht viel davon auf. Bloß ein wenig Wimperntusche, damit ihre Augen nicht so ausdruckslos waren.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Wieso ratterte die Zeit so schnell davon, wenn sie doch nichts mehr wollte, als diesen Moment ewig vor sich herschieben?
    Als sie an sein Gesicht dachte, lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Wie würde er es aufnehmen?!
    Doch es half alles nichts, sie musste sich langsam aber sicher auf den Weg machen, sonst würde sie zu spät bei ihm ankommen. Sie holte ihre Schuhe aus dem Schrank und überlegte geschlagene 10 Minuten, welchen Schal sie anziehen wollte.
    Dabei hatte sie nur zwei. Sie nahm ihre dickste Winterjacke und zog den Reißverschluss bis oben hin zu. So gegen die eisige Kälte draußen gewappnet machte sie sich auf den Weg.

    Auf der Straße begegneten ihr nicht viele Passanten. Es war zu kalt, um spazieren oder shoppen zu gehen. Ihr Atem bildete weiße Wölkchen vor ihrem Gesicht und der eisige Wind ließ ihre Nase ganz rot werden.
    Obwohl sie es nicht eilig haben wollte, beschleunigte sie ihre Schritte, nur um der Kälte zu entkommen.
    Und so war sie trotz allem fünf Minuten früher da. Fünf Minuten weniger Zeit, nach den richtigen Worten zu suchen.
    Zögernd stand sie an der Tür. Ihr Finger schwebte über der Klingel und doch brachte sie es nicht fertig, endlich zu klingeln.
    Sie betrachtete ihre freischwebende Hand – die Finger waren alle rot und schmerzten. Es waren bestimmt Minusgrade.
    Die Uhr tickte unaufhörlich weiter und so war sie gezwungen irgendwann den kleinen Messingknopf zu drücken.
    In ihren Ohren klang die Klingel wie eine drohende Sirene. Sie zuckte zusammen.
    Dann glaubte sie hören zu können, wie er aufstand, durch den Flur bis zur Haustür kam. Was natürlich vollkommen unmöglich war, da seine Wohnung im dritten Stock lag. Aber sie war alleine in der kleinen Nebengasse und jedes Geräusch drang bis zu ihren gespitzten Ohren durch.
    Dann summte die Tür. Sie stemmte sich mit ihrem vollen Gewicht gegen die schwere Tür und trat in den wärmeren Eingangsbereich ein.
    Jetzt nur noch die drei Treppen hoch und er würde, so wie er es immer tat, in der geöffneten Tür am Türrahmen lehnen und sie mit einem leichten Lächeln im Gesicht erwarten.
    Waren die Stufen steiler geworden?! Oder höher?! Irgendwie kam ihr der Weg länger und beschwerlicher vor.
    Unterwegs machte sie ihren Mantel schon auf und wickelte den Schal von ihrem Hals.
    Und sie redete sich gut zu. Er würde es verstehen. Er war ja auch schon deutlich älter als sie. Er würde gefasst und angemessen reagieren. Er würde bestimmt nicht ausrasten oder sie angreifen. Er würde mit ihr reden und es akzeptieren.
    Ja, so würde es sein. Kein Grund, sich vor Sorge verrückt zu machen.
    Sie schleppte sich die letzten paar Stufen hoch und sah schon im Augenwinkel, dass er wie immer dastand.
    Ein Schmunzeln lag in seinen Augen, da er - auch wie immer – die Zeit gestoppt hatte, wie schnell sie hier oben war. Danach maß er ihre Laune.
    Bei diesen Erinnerungen wurde ihr das Ausmaß ihrer Entscheidung erst richtig bewusst.
    Sollte sie es wirklich heute schon sagen?! Sie könnte auch noch eine Woche oder so warten. Es würde ja niemandem auffallen – noch nicht.
    Nein – heute. Sie hatte es sich fest vorgenommen und würde nicht kneifen.
    Als sie die letzte Stufe erreicht hatte, kam er auf sie zu, streckte jetzt schon die Arme zu ihr aus. Eine Woche hatten sie sich nicht gesehen – weil sie angeblich krank war.
    Krank. Das hatte sie anfangs auch geglaubt. Wie schön wäre es, wenn es wirklich so gewesen wäre.
    Sie wollte noch nichts sagen – erst das Wiedersehen genießen.
    Er umschloss sie mit seinen starken Armen und sie drückte ihr Gesicht gegen seine Brust – atmete seinen unwiderstehlichen Duft genüsslich ein und fühlte, wie es ihr gleich besser ging.
    „Hallo...“, sagte er leise und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    „Hey...“, erwiderte sie genauso leise.
    Gemeinsam gingen sie bis in seine Wohnung. Hier war auch alles wie immer. Sie liebte seine Wohnung. Sie war wirklich speziell und unglaublich gemütlich. Wortlos gingen sie ins Wohnzimmer und setzten sich auf das große, rote Sofa.
    Sie wusste, dass er längst bemerkt hatte, dass irgendwas nicht stimmen konnte.
    Und richtig. Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte er sie einen Augenblick. Dann fragte er nach.
    „Geht’s dir immer noch nicht besser?“
    Sie nickte, dann schüttelte sie den Kopf. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Wie und wo sollte sie anfangen? Wie es ihm beibringen ohne selber anfangen zu weinen?
    Er wartete ab. Noch saßen sie sich gegenüber, doch jetzt krabbelte sie über das Sofa zu ihm hin und kuschelte sich an ihn. So konnte er ihr nicht ins Gesicht sehen. Das war besser.
    Immer noch schwieg er. Er wusste, sie würde von selber anfangen zu reden.
    Und sie suchte nach den passenden Worten. Aber ihr wollten partout keine einfallen.
    Schließlich fing sie einfach an. „Ich muss dir was sagen...“
    Und kaum hatte sie ihm das gesagt, fühlte sie den dicken , schweren Kloß in ihrem Hals, der ihr kaum das Schlucken ermöglichte.
    „Ja?“, hakte er sanft nach. Er würde es verstehen. Er würde ihr nicht die Schuld geben. Ganz sicher nicht.
    „Ich...also wir...du...“, stammelte sie unbeholfen und hoffte, dass er es irgendwie selber rauskriegen könnte. Obwohl sie natürlich wusste, dass das unmöglich war.
    Er drückte ihre Schulter um sie zu ermutigen weiterzureden.
    „Ichbinschwanger!“, nuschelte sie schließlich so schnell und so leise vor sich hin, dass er es vielleicht überhört haben könnte. Hatte er nicht.
    Sein Körper versteifte sich und er schob sie von sich, um ihr in die Augen sehen zu können.
    „Nein!“ war alles was er sagte. Sein Gesicht starrte fassungslos in ihres und sie merkte, wie es hinter ihrer Nase zu kribbeln anfing. Jetzt bloß nicht anfangen zu heulen.
    Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie langsam ihren Kopf hob und senkte, ein schwaches Nicken zustande brachte.
    Entsetzen machte sich in seinem Gesicht breit und sie hatte Angst, dass alles, was sie befürchtet hatte , wahr werden könnte.
    „Es tut mir Leid! Wirklich! Ich kann da nichts für...“, flüsterte sie und wollte sich näher an ihn kuscheln. Doch er schob sie von sich weg.
    „Wie konnte das denn passieren?“
    „Ich weiß nicht. Ich weiß es nicht...“, ihre Stimme brach weg.
    Er zog sich noch mehr von ihr zurück und sie kauerte sich in eine Ecke des Sofas. In ihrem Kopf machten sich schreckliche Bilder breit. Was, wenn er sie einfach rausschmeißen würde? Wenn er sie allein dastehen lassen würde?
    Er war aufgestanden. Ging vor ihr auf und ab und warf ihr ab und zu entsetzte, fragende und ungläubige Blicke zu.
    Sie zog ihre Knie an ihren Bauch und umschlang sie mit den Armen. Daraufhin legte sie den Kopf auf ihren Knien ab und folgte ihm bloß noch mit den Augen.
    Er raufte sich die Haare, seufzte und schien zu überlegen.
    „Sag...sag doch was!“, flehte sie schließlich leise, weil sie diese Ungewissheit einfach nicht aushielt. Wenn er sie rauswerfen wollen sollte, sollte er es sofort tun.
    Schnell und ruckartig. Wie man ein Pflaster abreißt. Es tut nur einen Moment weh, aber dann ist es vorbei.

    10 Minuten verstrichen und ihr fuhren Schauer über den Rücken. Sie hatte solche Angst. Sie war doch erst 17 ½. Und er 23. Sie wussten immer, dass das kompliziert ist. Ihre Eltern hatten anfangs Bedenken gehabt und er auch. Doch seit nunmehr 2 Jahren lief es gut und alles war schön. Wieso musste das jetzt geschehen?
    Sie zitterte und hoffte, dass er endlich was sagen würde. Schließlich kam er zu ihr hin, setzte sich neben sie und zog sie auf seinen Schoß. Seine Wärme tat ihr gut.
    Doch er hatte immer noch nichts gesagt.
    „Das...wieso?“
    „Ich weiß nicht. Vielleicht hat die Pille nicht gewirkt“, sie versuchte verzweifelt stark zu sein, doch schon wieder kullerte eine Träne aus ihrem Auge.
    Er strich sie vorsichtig weg. Dann sagte er leise
    „Wir schaffen das schon. Wir zwei. Wir schaffen es doch immer wieder...“, seine Arme umschlangen sie und drückten sie fest an sich.
    Dankbar legte sie ihre Arme um seinen Nacken und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Mit allem hatte sie gerechnet. Mit allem. Aber nicht damit.
    Dass ihr soviel Glück zuteil wurde, ließ sie fast überschäumen vor Endorphinen.
    Sie blieb noch bis spät in die Nacht. Sie redeten viel und waren doch genauso oft einfach still.
    Sie fühlte sich sicher und geborgen und wusste genau, dass es das richtige war.
    Wie konnte sie nur an ihm zweifeln? Dass er sie hängen lassen würde...
    Er würde sogar mit ihr zu ihren Eltern gehen.
    Er brachte sie – wie immer – bis zur Tür, verabschiedete sich dort mit einem zärtlichen Kuss.
    Als die Tür hinter ihr zufiel, lag ein Lächeln auf ihren Lippen.
    Geschafft! , dachte sie, als sie unten das Haus verließ. Die eisige Januarluft fuhr ihr wie ein Messer ins Gesicht. Einen Moment zögerte sie . Dann schlug sie entschlossen den Mantelkragen hoch, vergrub ihre Hände in den Taschen und drang in den Winternebel ein, in dem sie sich bald auflöste und den auch die Augen nicht durchdringen konnten, die ihr vom Fenster aus folgten.
    Er war sich der Tatsache noch nicht richtig bewusst geworden, es fühlte sich nach wie vor verrückt und ungewohnt an.

    Doch bei einer Sache war er sich zu 100% sicher – sie würden das zusammen schaffen. Oder gar nicht.




    Der Ebay-Junkie


    Mein Freund Udo ist ein ebay-Junkie, wenn ich das mal so sagen darf. Die ganze Zeit hängt er davor und ersteigert irgendwas. Dabei sammelt er nicht mal was – er ist einfach ebaysüchtig. Ich verstehe das nicht, und wir haben oft Stress deswegen, aber irgendwie renkt sich immer alles wieder ein.
    Heute Abend sind wir zum Essen bei meinem Chef eingeladen. Ich bin schon den ganzen Tag aufgeregt. Eigentlich nicht wegen mir selbst. Sondern wegen Udo. Der Typ treibt mich in die Raserei – wir müssen in 15 Minuten los, und was macht er? Er sitzt vor der Kiste und ersteigert irgendwas Unwichtiges. Ich bin stinksauer. Gehe zu ihm.
    „Udo.“ – „Hm?“
    Typisch- er wendet den Blick keine Sekunde vom Bildschirm ab. Ich atme tief ein, um mich zu beruhigen. „Wir müssen gleich los und du sitzt immer noch in Jogginghose vor dem PC!“ Ich versuche ruhig und gefasst zu klingen, aber ich merke selbst, dass man deutlich hören kann, wie gereizt ich bin.
    Udo guckt für einen winzigen Augenblick über seine Schulter zu mir – wirft mir einen genervten Blick zu. „Jana, noch fünf Minuten! Ich schaff das schon! Nur kein Stress!“ Schon nach meinem Namen hatte er sich der Kiste wieder zugedreht. Er klickt ein paar Mal und zieht nervös an seiner Zigarette. Ich schließe die Augen und presse meine Hände ineinander. Jetzt nicht ausrasten, rede ich mir selber gut zu. Ganz ruhig!
    Ich öffne meine Augen wieder und mein Blick fällt auf den überfüllten Aschenbecher.
    Udo raucht nicht viel. Aber er vergisst immer, den Aschenbecher zu leeren.
    Ich durchquere den Raum mit wenigen Schritten und greife nach dem Ascher. Dabei sehe ich, für was Udo mitbietet.
    Eine Comicbox. Eine Box, wo die komplette Sammlung Lucky-Lukecomichefte der letzten fünf Jahre reinpasst. Ich ringe um Fassung.
    „Wir haben gerade mal 3 Lucky-Lukehefte. Wofür brauchst du denn bitte diese Comicbox?“
    Ich weiß, dass diese Frage sinnlos ist. Udo braucht keinen Grund. Aber diesmal bekomme ich sogar eine Antwort.
    „Aber in 2 Tagen, 3 Stunden und , „ – er wirft einen kurzen Blick auf die Uhr- „ 23 Minuten endet die Versteigerung der Comichefte, dann brauch ich sie!“
    Ich gehe einfach aus dem Zimmer. Einfach raus.
    Jede Diskussion würde nur mit Türenknallen, Tränen meinerseits und anschweigen in den nächsten zwei Tagen enden. Ich bringe den Aschenbecher in die Küche und schütte ihn aus.
    Zwei Minuten warten ich noch, wenn er sich dann noch immer nicht gerührt hat, dann...
    „Jana?“ – verwundert horche ich auf. Es ist ungewohnt, dass er mich ruft, wenn eine Versteigerung bald zu Ende geht.
    Ich gehe zurück in sein Zimmer. „Ja, was ist denn?!“ „Hast du den Aschenbecher?“. Er hält seine Zigarette mit der Glut nach oben und ein langes Aschestück hängt daran.
    Ich knalle den Aschenbecher auf den Tisch. „Udo...“, setze ich an, doch er unterbricht mich. „Nicht jetzt. Noch eine Minute!“
    Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken runter und ich spürte, dass ich kurz davor bin, völlig auszurasten.
    Ich entspanne meine Hände wieder und streiche mein Kostüm glatt. Ich versuche so ruhig wie möglich zu wirken. Ich weiß ja, dass ich eher als ein ruhiger Mensch gelte. Doch Udo bringt mich mit diesem Schwachsinn noch auf die Palme! „Wir müssen gleich los. Bitte, mach den PC aus.“ „Jaja, sofort!“.
    Er wedelt mit seiner Hand durch die Luft, um mir anzudeuten, dass ich rausgehen soll und fängt an , nervös mit seinem Bein auf und ab zu wippen.
    Ich werfe erneut einen Blick auf die Uhr. Noch 7 Minuten. Weiß er denn nicht, wie wichtig dieses Essen für mich ist? Habe ich es ihm nicht oft genug erzählt?
    Er weiß, dass davon sehr viel abhängt. Wenn mein Chef mein neuestes Projekt nicht genehmigt, bedeutet das für ihn und für mich, dass die nächsten Monate sehr mager werden können.
    Und er weiß das doch! Wieder tippt er irgendwelche horrenden Summen ein. „Udo, bitte!“ Meine Stimme klingt eindringlich und genervt. Und so reagiert Udo auch. „Mensch, Jana! Ich komm ja gleich. Jetzt nerv hier nicht!“
    Es reicht. Meine Geduld ist am Ende!
    „UDO! Herr gott nochmal! Mein Chef wartet. Das ist wichtig! Komm jetzt!“ Ich bücke mich kurzerhand und ziehe den Stecker. Der Bildschirm wird schwarz. Das habe ich noch nie getan und Udo ist genauso überrascht, wie ich es über mich selber bin.
    Er starrt den schwarzen Bildschirm sekundenlang an und ich beobachte seine Reaktion genau. Ich fürchte, ich bin zu weit gegangen.
    Plötzlich steht er auf und verschwindet in unserem Schlafzimmer. Die Tür fällt knallend ins Schloss. Ich zucke zusammen und entscheide mich dann dazu, ihm zu folgen. Das war wirklich nicht gerade das, was ich hätte tun sollen. Auf leisen Sohlen gehe ich bis zur Tür und klopfe. „Udo?“ Ich höre, dass er die Schranktür öffnet, aber er antwortet mir nicht.
    „Udo?“ , ich klopfe energischer. Vorsichtig lege ich ein Ohr an die Tür, um mehr hören zu können. In meinem Kopf bildet sich ein Schreckensbild. Udo, wie er in unserem Zimmer seine Koffer packt. Udo, wie er fluchtartig unsere Wohnung verlässt. Für immer.
    Mein Herz holpert wild in meiner Brust und ich presse mein Ohr an die Tür, um vielleicht hören zu können, wie er immer mehr Sachen aus dem Schrank reißt. Doch in diesem Augenblick fliegt die Tür auf und ich falle Udo entgegen. Instinktiv halte ich mich an ihm fest. Er hat nichts in den Händen. Ängstlich schaue ich zu ihm hoch, doch er starrt stur über mich hinweg.
    „Udo, es tut mir Leid...“, flüstere ich leise und bemerke in diesem Moment, dass er seinen Anzug trägt. Ich rücke ein wenig von ihm ab, mustere ihn kurz und zupfe schon aus reiner Gewohnheit seine Krawatte zurecht.
    Seine Lippen sind fest aufeinandergepresst und ich weiß, dass er unwahrscheinlich sauer ist.
    Ich versuche seinen Blick irgendwie auf mich zu lenken und greife nach einer seiner Hände. Schlaff und leblos liegt sie in meiner. Er erwidert den Händedruck nicht.
    Sein Verhalten verwirrt mich. Normalerweise ist er derjenige, der rumbrüllt, die Türen knallt und sich kaum beruhigen kann, während ich leise abwarte, bis er sich weites gehend beruhigt hat. Doch jetzt steht er stocksteif da und beachtet mich nicht. Mein Herz schlägt immer schneller und obwohl er den Anzug anhat, fürchte ich mich vor dem weiteren Verlauf von unserem Streit. Er ist so anders als sonst...
    „Udo? Es tut mir wirklich Leid....brauchst du die Comicbox denn so dringend?“, frage ich leise und versuche immer noch , in seine Augen zu blicken.
    Udos Lippen werden ganz weiß und an seiner Schläfe pocht eine Vene. Ich mache mich auf einen seiner Wutausbrüche geschafft und fühle, wie sich schon fast Erleichterung in mir breit macht. Das würde ihm wenigstens ähneln. Diese stumme Wut ist so anders. So neu und macht mir Angst.
    Doch gerade, als ich mich für jegliches Geschrei gewappnet habe, entspannt sich seine ganze Haltung und er guckt mir endlich in die Augen.
    Ich schweige weiterhin und warte ab.
    „Nein, du hast Recht!“, sagt er knapp und rauscht an mir vorbei. Ich höre, wie er seine Schuhe aus dem Schuhschrank holt.
    Vollkommen perplex stehe ich da und brauche einige Sekunden, um dieses abrupte und überraschende Ende zu verdauen. So haben unsere Streiterein über das ewig gleiche Thema noch nie geendet.
    Als ich mich gefasst habe, folge ich ihm.
    Er steht komplett fertig mit den Autoschlüsseln in der Hand an der Wohnungstür und wartet.
    Er wartet auf mich! Ich beeile mich in meinen Mantel zu schlüpfen und öffne die Tür.
    Gemeinsam verlassen wir die Wohnung und fahren zu meinem Chef.
    Als wir ankommen, hat er sich beruhigt und ist fast so wie immer. Ich traue diesem Frieden noch nicht und beobachte jede seiner Gesten.
    Er ist höflich und charmant. Redet mit meinem Chef über typische Männerthemen, wie Fußball und Politik. Mein Chef war begeistert von meiner Idee und der ganze Abend verläuft völlig entspannt und locker.
    Udo wirft nicht mal dauernd hektische Blicke Richtung Uhr, wie er es sonst immer tut, weil irgend eine Versteigerung läuft.
    Als wir durch die kühle Nacht laufen, von dem ungünstigen Parkplatz aus, legt er seinen Arm um mich und drückt mich an sich.
    Leise sagt er mehr zu sich selbst, als zu mir „Ich glaube, mein PC hat einen Virus...ist wohl besser, wenn ich ihn erst mal auslasse“. Ein Lächeln breitet sich über mein Gesicht und irgendwie fühlt es sich so an, als würde mein ebay-Junkie langsam begreifen und sich selber auf Entzug setzen.



    Hab dich so lieb=)



    Re: ~Entscheidungen~ & ~ Der Ebay-Junkie~

    sannimaus - 06.02.2009, 15:22


    ach meine süße...

    ich finde beide texte total toll dabei sind sie so verschieden...der 2te hat mich erst voll.... ich sag mal geärgert... weil ich nicht verstehen konnte wie jana das alles über sich ergehen lassen kann... ich weiß nicht... ich glaub ich wäre total ausgeflippt und als SIE dann auch noch ein schlechtes gewissen hatte, nur weil sie den stecker rausgezogen hatte... oh man ich war echt total gefesselt und wenn mich eine story dazu bringt mich zu ägern oder zum weinen oder zum lachen dann ist sie perfekt... glaub mir... die beiden texte sind einfach nur toll... ich beneide dich für dein talent... ich bring iwie gar nichts mehr auf die reihe... ich weiß gar nicht wann ich das letzte mal was geschrieben hab.... jetzt am wochenende hoffe ich, dass ich es endlich schaffen werde, meinen teil FERTIG zu schreiben...ja er ist ja fast schon fertig -.- ich bin so blöd...tut mir leid meine maus :(

    hab dich sooooooooooooooo lieb :-*



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