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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: Sir Valnar Forum: Life or die..... aus dem Unterforum: Legenden und Mythen Antworten: 1 Forum gestartet am: Mittwoch 07.04.2004 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: Vampir-Gedichte Letzte Antwort: vor 20 Jahren, 18 Tagen, 9 Stunden, 40 Minuten
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Re: Vampir-Gedichte
Sir Valnar - 07.04.2004, 21:05Vampir-Gedichte
Ingeborg Bachmann
- Heimweg -
Nacht aus Schlüsselblumen
und verwunschenem Klee,
feuchte mir die Füße,
dass ich leichter geh.
Der Vampir im Rücken
übt den Kinderschritt,
und ich hör ihn atmen,
wenn er keuzweis tritt.
Folgt er mir schon lange?
Hab ich ern gekränkt?
Was mich retten könnte,
ist noch nicht verschenkt.
Wo die Halme zelten
um den Felsenspund,
bricht es aus der Quelle
altem, klarem Mund:
"Um nicht zu verderben,
bleib nicht länger aus,
hör das Schlüsselklirren,
komm ins Wiesenhaus!
Reinen Fleisches wird sterben,
wer es nicht mehr liebt,
über Rauch und Trauer
nur mehr Nachricht gibt."
Mit der Kraft des Übels,
das mich niederschlug,
weitet seine Schwinge
der Vampir im Flug,
hebt die tausend Köpfe,
Freund- und Feindgesicht,
vom Saturn beschattet,
der den Ring zerbricht.
Ist das Mal gerissen
in die Nackenhaut,
öffnen sich die Türen
grün und ohne Laut.
Und die Wiesenschwelle
glänzt von meinem Blut.
Deck mir, Nacht, die Augen
mit dem Narrenhut.
--------------------------------------------------------------------------------
Stefan George
- Darfst du bei Nacht und bei Tag -
Darfst du bei nacht und bei tag
Fordern dein teil nocht - du schatten -
All meinen freuden dich gatten -
Rauben von jedem ertrag?
Bringt nocht dein saugen mir lust
Der du das erz aus mir schlürftest -
Der du den wein aus mir schlürftest -
Schaudr ich noch froh beim verlust?
Ob ich nun satt deiner qual
Mit meinen spendungen karge?
Zwing ich dich nieder im sarge -
Treib ich ins herz dir den pfahl?
--------------------------------------------------------------------------------
Heinrich Heine
- Selena -
Du hast mich beschworen aus dem Grab
Duch deinen Zauberwillen,
Belebtest mich mit Wollustglut -
Jetzt kannst du die Glut nicht stillen.
Press deinen Mund an meinen Mund,
Der Menschen Odem ist göttlich!
Ich trinke deine Seele aus,
Die Toten sind unersättlich.
--------------------------------------------------------------------------------
Heinrich Heine
- Die Beschwörung -
Der junge Franziskaner sitzt
Einsam in der Klosterzelle,
Er liest im alten Zauberbuch,
Genannt der Zwang der Hölle.
Und als die Mitternachtsstunde schlug,
Da konnt´ er nicht länger sich halten,
Mit bleichen Lippen ruft er an
Die Unterweltsgewalten.
Ihr Geister! Holt mir aus dem Grab
Die Leiche der schönsten Frauen,
Belebt sie mir für diese Nacht,
Ich will mich daran erbauen.
Er spricht die grause Beschwörungswort,
Da wird sein Wunsch erfüllet,
Die arme verstorbene Schönheit kommt,
In weißen Laken gehüllet.
Ihr Blick ist traurig. Aus kalter Brust
Die schmerzlichen Seufzer steigen.
Die Tote setzt sich zu dem Mönch,
Sie schauen sich an und schweigen.
--------------------------------------------------------------------------------
Charles Baudelaire
- Der Vampir -
O du, die wie der Todesstreich
Tief in mein stöhnend Herz gedrungen;
O du, die einem Dämon gleich,
Von wildem Übermut bezwungen,
Gekommen ist, in meinem Sinn
Zu herrschen und sich einzubetten;
- Du Schmach, der ich verhaftet bin,
So wie der Sträfling seinen Ketten,
So wie der Spieler seiner Sucht,
So wie der Trinker seinem Glase,
So wie der Made ihrem Aase,
- Verflucht bist du, du bist verflucht!
Den raschen Dolch hab ich beschworen,
Dass er die Freiheit mir erzwingt,
Das Gift hab ich umsonst erkoren,
Dass es dem Feigling hilfe bringt.
Ach! Gift und Dolch mich nur verlachen,
Verächtlich sprechen alle zwei:
"Du bist nicht wert, dich freizumachen
Von so verwünschter Sklaverei,
Du Tor! - wenn dich von diesen Schrecken
Einst auch erlöste unsre Kraft,
So würde deine Leidenschaft
Noch deines Vampirs Leiche wecken!"
--------------------------------------------------------------------------------
Charles Baudelaire
- Die Verwandlungen des Vampirs -
Das Weib indessen mit dem erdbeerfarbenen Munde,
Sich windend schlangengleich auf glühend heißem Grunde,
Die festen Brüste in das Mieder eingeschnürt,
Es sprach ein Wort aus, das wie Ambrahauch verführt:
- "Auf meinen Lippen liegt ein Schmelz, mir wurden Gaben,
Die das Gewissen im Alkoven tief begraben.
Die Tränen trocknen schnell an meiner stolzen Brust,
Die Greise lachen wie die Kinder voller Lust.
Wer hüllenlos und nackt mich sieht, verzichtet gerne
Auf Mond und Sonne und den Himmel und die Sterne!
Ich bin, mein weiser Freund, in meiner Kunst geschickt,
Wenn fürchterlicht mein Arm den schwachen Mann umstrickt,
Und seinem wilden Biss blüht meine Brust entgegen,
So schwach und stark zugleich, schüchtern und verwegen,
Selbst Engel gäben auf dem Bett sich wild und heiß,
Die doch geschlechtslos sind, für mich der Hölle preis!
Als aus den Gliedern die mir alles Mark gesogen,
Und als ich stöhnend mich auf sie hinabgebogen
Zum langen Liebeskuss, da sah ich sie nicht mehr:
Ein Schlauch lag neben mir, mit Schleim und Eiter schwer!
Ich schloss die Augen schnell in fröstelndem Erbeben,
Um sie am Morgen neu zu ihr emporzuheben,
Doch mir zur Seite an des Ungeheuers Statt,
Das ganz, so glaubte ich, von meinem Blute satt,
Da war ein klapperndes Skelett allein zu sehen,
Abscheulich rasselnd wie der Wetterfahne Drehen,
Und wie ein Aushängschild, am Eisen festgemacht,
Das klappernd sich bewegt im Sturm der Winternacht.
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