Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

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    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Bruki - 12.07.2007, 14:30

    Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen
    Hm, also, “Vanity Fair”, der Jahrmarkt der Eitelkeiten... und die eine oder andere Erwähnung von “Barry Lyndon” kann sicher auch nicht verkehrt sein (obwohl der eher in "Puritaner, Libertines und Machtmenschen" gehört :wink: ...

    Die Briten zu Thackerays Zeiten waren scheinbar mit den deutschen Verhältnissen wohlvertraut (mir ist so, als hätte nicht nur Thackeray, sondern auch George Eliot Deutschland öfter und lange bereist) ... Ha, den Hort deutscher Kultur als "Pumpernickel" zu deklarieren :nein: - diese Engländer aber auch :rofl: ...

    Soch, bevor es losgeht, erstmal sortieren, was es da an "Vanity Fair" gibt:

    1. "Vanity Fair" von 1967 (die mit dem Marionetten)
    2. "Vanity Fair" von 1987
    3. "Vanity Fair" von 1998 (von Andrew Davies)
    4. "Vanity Fair" von 2004 (mit Reese Witherspoon)

    ... und dann ist da noch eine alte Version mit Myrna Loy (aus dem Jahr 1935? oder 1932, wie bei IMDB vermerkt wurde).

    Vor kurzem hab ich die Version von 2004 gesehen (die mit den leichten Bollywood-Anklängen)... Jetzt hab ich gerade die mit Myrna Loy erworben, die ab und zu mal auf ebay angeboten wird... und warte auf eine DVD mit der TV-Serie aus den 80ger Jahren, die bei IMDB einige für die beste Verfilmung halten...

    Bruki :bruki:

    PS: Die Regel, dass eine viktorianische Dame bei Erwähnung von „Hosen“ stilvoll in Ohnmacht zu fallen habe, scheint Thackeray nicht gekannt zu haben?! :lol: Hätte er sonst schon im 2. Kapitel seiner "Vanity Fair" Wildlederhosen erwähnt? Oder wollte er gleich die Spreu seiner Leserinnen vom Weizen trennen? :wink:



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Adminette - 12.07.2007, 23:22

    Re: Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen
    Bruki hat folgendes geschrieben:
    PS: Die Regel, dass eine viktorianische Dame bei Erwähnung von „Hosen“ stilvoll in Ohnmacht zu fallen habe, scheint Thackeray nicht gekannt zu haben?! :lol: Hätte er sonst schon im 2. Kapitel seiner "Vanity Fair" Wildlederhosen erwähnt? Oder wollte er gleich die Spreu seiner Leserinnen vom Weizen trennen? :wink:

    naja, wer weiß. charlotte bronte wird ihn am ende nicht umsonst so angehimmelt haben, und mit ihren unbedachten widmungen die londoner salons mit klatsch zum kaffee versorgt haben?



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Adminette - 04.09.2007, 19:50


    Bruki hat folgendes geschrieben: Hm, also, “Vanity Fair”, der Jahrmarkt der Eitelkeiten... und die eine oder andere Erwähnung von “Barry Lyndon” kann sicher auch nicht verkehrt sein

    nun gut, widmen wir uns mal eine runde dem „gründungsmythos“ und somit stanley kubricks „barry lyndon“ – obwohl ich den, wenn überhaupt direktemang in die „aufklärung, empfindsamkeit und realismus“-sparte drücken würde. :wink:

    jedenfalls hole ich den film alle jubeljahre wieder mit sehr viel zeremoniell, pomp und circumstance aus dem videoregal und zelebriere dann das gucken ;D

    für alle, die ihn noch nicht kennen (neben einem wohlmeinenden NACHHOLEN!!!) sagt der klappentext:

    wie gelingt es einem irischen burschen ohne zukunftsaussichten, in den englischen adel des 18. jahrhunderts aufzusteigen? barry lyndon (ryan o’neal) will es schaffen – auf teufel komm raus! er schmachtet nach den frauenzimmern, sieht im duell dem tod ins auge, versucht sich als vagabund, soldat im siebenjährigen krieg, als lebemann, spion und falschspieler – und er erklimmt dabei stetig die sprossen, die karriere, erfolg und reichtum versprechen

    dem „je höher desto plums“ wird natürlich genauso viel genüssliche zeit gewidmet, immerhin handelt es sich bei dem film um die adaption eines thackerey-werkes. Und was für eine epochale das ist.meines erachtens handelt es sich bei dem film um das erste ernsthafte „period-drama“, da sich hier erstmals ernsthaft um die seriöse rekonstruktion der gebräuche und lebensweisen (ergo kleidung, häuser usw.) als künstlerisches ausdrucksmittel bemüht wird.

    und der aufwand, der dabei betrieben wurde, scheint mir uneingeholt. kubrick reiste so ziemlich alle originalschauplätze ab, die man bei einer grand tour auf der karte haben musste (okay, italien fehlt). sogar in potsdam wurde gedreht (es spielt ja auch ein ganzer teil der geschichte bei den preussen, da darf die keimzelle ja nicht fehlen. angesichts des erscheinungsjahres – 1975 - scheint es zumindest mir äusserst bemerkenswert, denn es handelt sich wohl nicht um einen sogenannten „stock-shot“. es gibt, soweit ich mitbekam, keine studioaufnahmen und es wurden extra und erstmals bei der NASA entwickelte linsen eingesetzt, welche die aufnahmen ausschließlich bei kerzenlicht ermöglichten.



    diesbezüglich fällt mir übrigens ein, dass ich vor jahren mal eine dokumentation mit namen „nixon, kubrick und der mann im mond“ (oder so ähnlich) sah, die die these aufstellte, dass kubrick für die US-regierung die mondlandung gefilmt (ergo gefaked) haben und sich im nachhinein aus paranoia oder berechtigter angst vor den männern in schwarz nicht mehr vom eigenen grundstück getraut haben soll

    trotz dieses aufwandes verkommt der film keinesfalls zu einem stück abgefilmten museumsrundganges. die geschichte ist und bleibt reich, vielfältig und herrlich ätzend.

    es tummeln sich strassenräuber, herrschaftliche anwesen und mäjestätische landschaften mit lachhaftwinzigen menschlein darin (in pemberley formally known as chatsworth wurde auch gedreht).



    die schäferfantasien des rokoko werden bedient, handfeste und tiefe männerfreundschaften beleuchtet. .



    und es gibt lively countrydances und schnelle gefährte inklusive darinsitzender echter gentlemen, die noch wissen, wann man rechtzeitig abzutreten hat...



    es gibt biestige pfaffen, fiese franzosenjunker, eine junge diana körner und einen zackigen hardy krüger sen. als essenz eines preussichen soldaten.



    Bruki hat folgendes geschrieben: Ha, den Hort deutscher Kultur als "Pumpernickel" zu deklarieren - diese Engländer aber auch

    da fällt mir eben jener hauptmann potzdorf ein. ich nehme an, auch die wiege des preussentums, das wunderbare potsdam war dem ollen thackerey etwas zu provinziell?? ;D



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Bruki - 04.09.2007, 21:13


    Anna hat folgendes geschrieben: dem „je höher desto plums“ ... der aufwand, der dabei betrieben wurde, scheint mir uneingeholt. ...
    Und das ist es auch, was Stanley Kubrick das Genick brach - karrieremäßig... Vor "Barry Lyndon" war er ein gemachter Mann und mächtiger Regisseur - danach musste er sich jedes Drehbuch, jeden Schritt, den er tat, vom Studio abzeichnen lassen... "Barry Lyndon" war finanziell ein solches Desaster, dass der arme Stanley Kubrick beruflich praktisch erledigt war... In dieser Frage steht "Barry Lyndon" in einer Linie mit Schloß Schwanstein oder die renovierten Mädler-Passagen: Schön anzusehen, für ihre Erbauer aber desaströs... :wink:

    Bruki :bruki:



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Adminette - 04.09.2007, 22:36


    och, wen juckt das, wenn sowas dabei herauskam... :cool:

    zum anderen: an und vor allem in neuschwanenstein höchst selbst sieht man, dass nicht das unsummen verschlingende gebäude dem guten ludwig das genick brachen (zumal diese sachen aus der privatkassen, nicht dem freistaatshaushalt gezahlt wurden), sondern schlichtweg sein sich auf und davon gemacht habender verstand :ja:



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Ulli - 05.09.2007, 11:27


    Ich kann mich für "Barry Lyndon" irgendwie nicht erwärmen. Habe ihn mir vor einer halben Ewigkeit angesehen und mich auf gepflegtem Niveau gelangweilt. Weil dann Jahre später ein Freund immer wieder von dem Film vorschwärmte, unternahm ich noch einen Versuch mit dem gleichen Ergebnis.

    Es ist ja gewiß sehr lobenswert, nur bei Kerzenschein zu drehen etc. aber mir kommt der Film recht spannungsarm vor und Bilder wie Musik haben dieses Defizit nicht wirklich ausgeglichen.



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Adminette - 21.09.2007, 11:12


    Ulli hat folgendes geschrieben: aber mir kommt der Film recht spannungsarm vor

    ja, das stimmt schon. 178 minuten film sind - trotz intermission - sicher nicht ohne. aber diese statische emotionslosigkeit, das herunterspielen möglicher spannungsbögen und vielleicht sogar ryan o'neals genau zwei gesichtsausdrücke (nagut, 1 1/2 ;D) sind durchaus beabsichtigt und sollten wohl die allgemein vorherrschende gesellschaftliche kühle und maskenhaftigkeit transportieren.

    auch barry lyndon gerät in und vor allem aus den verwicklungen während der ganzen geschichte eigentlich eher durch glück als durch verstand. er läßt sich treiben, wie der zuschauer, geblendet von dem schönen schein. so schafft er es skrupellos, wenn auch nicht unbedingt böswillig, sogar vom kleinen, rothaarigen, irischen (!) sprössling aus nicht weiter nennenswerter abstammung zum gatten einer gräfin.

    doch das einzige mal, dass er eine durchdachte, wenn man so will gute entscheidung trifft - nämlich seinen nervösen stiefsohn im duell zuverschonen - und danach HANDELT, hat zur folge, dass er von dieser gesellschaft der maskerade ausgeschlossen wird und als krüppel mit (immerhin) gezahlter leibrente durch die lande vagabundiert.

    deshalb wurde auch auf die ausstattung und die kostüme so viel wert gelegt. wenn ich das recht interpretiert habe, stand es sogar zur debatte, die darsteller in echte überkommene historische kleider zu stecken. nur waren diese der chefausstatterin milena canonero zu überbordend und mitunter gar zu trivial (was immer sie damit meinen mag). sie sollten eben nicht aussehen, wie faschings- und filmkostüme bis dato, sondern wie die hochverfeinerte maskenball-ausstattung, die die kleidung eben im 18. jh. war.

    und dem entsprechend wurden auch die darsteller allesamt angemalt wie porzellanpüppchen. die elegische lady lyndon wird in diesem zusammenhang auch herrlich hochwissenschaftlich als donna inanimata bezeichnet.



    also: wenn man sich schon ruiniert, dann wenigstens richtig :hurra:



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Sefie - 21.09.2007, 14:45


    Anna hat folgendes geschrieben: und vielleicht sogar ryan o'neals genau zwei gesichtsausdrücke (nagut, 1 1/2 ;D) sind durchaus beabsichtigt und sollten wohl die allgemein vorherrschende gesellschaftliche kühle und maskenhaftigkeit transportieren.

    In einer Doku über Stanley Kubrick habe ich mal gesehen, dass Ryan O'Neal während der Dreharbeiten zu "Barry Lyndon" hauptsächlich die Nächte durchgefeiert hat und dann tagsüber zu seiner Arbeit am Set nicht wirklich fähig war, da total verkatert. Da gab es dann als Einspielung ein wunderbares Foto: Mr O'Neal in vollem Kostüm sitzt an einer Tafel im kerzenbeluchteten Set - und wird mit einer Sauerstoffmaske beatmet, damit er die nächste Szene gebacken kriegt. :D (Leider habe ich dieses Bild nie in den Weiten des www gefunden.) Das hat bestimmt auch zu Mr O'Neals schauspielerischer Leistung beigetragen. :D



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Adminette - 21.09.2007, 14:52


    :rofl:

    feiern??? pfff. garnicht wahr. nach allem was du erzählst, hat dieser anständige mann tag und nacht hart an der rolle gearbeitet. sowas nennt man dann "method acting" :cool:



    Re: Barry Lyndon auf dem Vanity Fair - Thackeray-Verfilmungen

    Adminette - 19.05.2008, 22:11




    ich habe aus gegebenem anlass (zweit-, dritt-, viertverwendete kostüme) mal wieder ein wenig in die 1998er vanity fair verfilmung geschaut.




    natasha little sei dank die einzig halbwegs guckbare - es sei denn natürlich, man möchte sich im sinne thackerays einmal richtig böse mausig machen, in diesem falle bringts auch mira nairs mogelpackung - version des klassikers. ist aber trotz allem deutlich in die jahre gekommen. einige handlunsgstränge ziehen sich schon arg zäh hin. aber schwimm drüber (etwa so wie die immer herrliche miriam margolyes im meer).



    immerhin gibts ein prachtexemplar von einer sau... nein, ich meine nicht sir pitt (!) crawley (allein für die namen der charaktäre und orte muss man thackeray lieben).



    und eine handvoll strammer burschen (die mehrzahl von denen in regimentals).



    GUV phil glenister - und daran erkennt man wohl einen ordentlichen schauspieler - nimmt man sogar den tolpatschigen dobbin ab.



    allerdings ist amilia-darstellerin frances grey als fransige jungpolizistin in ken stotts abteilung besser aufgehoben. obwohl ich schon im ursprungstext so meine problemchen mit miss sedley hatte.



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