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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: KleeneSunny - genny_xoxo - Lulu Holiday Forum: Maya und Domenico aus dem Unterforum: Schreibforum Antworten: 3 Forum gestartet am: Freitag 06.10.2006 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: Und blieb und blieb. Für immer. / Das Mädchen. (KURZGE.) Letzte Antwort: vor 13 Jahren, 5 Monaten, 18 Tagen, 8 Stunden, 33 Minuten
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Re: Und blieb und blieb. Für immer. / Das Mädchen. (KURZGE.)
KleeneSunny - 24.11.2010, 23:33Und blieb und blieb. Für immer. / Das Mädchen. (KURZGE.)
jaaa eine neue Kurzgeschichte.
ist ein bissl verwirrend. ich hoffe ihr versteh es so halbwegs.
<333
Er sah sie einen weiteren Teller auf die anderen 3 schieben. Man sah ihr an, dass sie geübt darin war. Sie lächelte ständig. Jeden Abend. Jeden Morgen. Jede Sekunde.
Sie stand immer gerade und obwohl sie bediente, stand sie über jeden hier. Ihr Haltung hätte jeden klein machen können, doch ihr Stimme, ihre Sanftmut, ihr geschulte Zurückhaltung und ihr Freundlichkeit ließen den Gast zum König werden.
Er beobachtete sie gern und er füllte sich wohl. Es kam ihm so vor, als würde er ihr etwas bedeuten, wenn sie an den Tisch trat und lachte. Er gab immer viel Trinkgeld, er blieb immer bis alle fort waren. Ihr Name war Michelle, doch er wusste dass ihre Kollegen sie Shelly riefen. Sie mochte den Namen nicht, denn es waren die einzigen Momente, wo sie ihr Gesicht verzog.
- Guten Abend. Schön Sie wieder in unserem Hotel begrüßen zu können, Herr Schneider. Darf ich Ihnen schon einen Wein oder ein anderes Getränk bringen? -
- Guten Abend Michelle. Nein danke. Du darfst gern du zu mir sagen. -
Sie lächelte und nickte mit dem Kopf, dann beugte sie sich etwas nach vorne.
- Du, dann bekomm ich aber Ärger mit dem Chef! -
Sie zwinkerte und schwebte davon. Er hörte ihren Standartsatz mit dem sie Gäste begrüßte, während sie unauffällig die Kerzen anzündete.
Guten Abend. Ich freu mich Sie begrüßen zu können. Meine Name ist Michelle und ich werde heute Abend Ihre Kellnerin sein. Darf ich den schon ein Getränk bringen oder einen Wein anbieten? Die Empfehlung der Köchin wäre der La Baume Sauvignon Blanc. Ein frischer, geschmacksintensiver Weißwein aus Frankreich, der wunderbar mit dem Tagesgericht „Gegrilltem Huhn auf Ananasstücken mit Käse berieben“ harmonieren würde.“
Sie sprach langsam und deutlich. Ihre Stimme hatte einen freundlichen, lockeren Klang, als wäre sie sich ihrer Sache sehr sicher.
Ihr Haare saßen nicht und die Schminke sah heut schrecklich aus. Das Puder. Jetzt erinnerte sie sich. Sie wollte das Puder mitnehmen. Ihr Hals schmerzte und die falschen Schuhe hatte sie an. Wen sie es sich recht überlegte hatte sie heute weder Lust noch Laune Teller zu tragen oder Gäste zu bedienen.
Das alles dachte sie während dem Vorbeihuschen am Spiegel. Dann war sie wieder im Restaurant. Sie war wieder anders. Sie war wieder das Mädchen mit dem Lächeln und der unglaublichen Konzentration.
Sie sah ihn. Sie hatte vergessen, dass Freitag war. Er war vielleicht 22. Er kam jeden Freitag. Nahm die Empfehlung und gab, egal wie viel er bezahlte, 20 Euro Trinkgeld. Sie mochte ihn. Er war nett und freundlich. Er war kein Gast mehr, er war ein Bekannter.
Sie hatte auf das “Du” gehofft und wusste doch, dass sie es nie nutzen durfte. Nicht wenn der Chef da war. Sie hasste den Service. Sie wollte sich nicht den ganze Zeit verstellen. Wer sie kannte, war überrascht wie ordentlich sie arbeitete. Sie war ein Chaosmensch, eine depressive Künstlerin, eine Tänzerin, ein Tollpatsch, aber nie jemand vertrauenswürdiges. Sie war nicht das Mädchen mit dem 1er Durchschnitt oder der ordentlichen Schrift.
Er war überzeugt, dass sie perfekt sein musste. Eine gute Hausfrau würde sie einmal sein. Eine gute Gastgeberin. Sie würde zu ihm passen.
Er wollte sie. Nicht mit Verlangen, er wollte sie mit dem Herzen. Er stellte sich sein Leben mit ihr perfekt vor. Sie war so wie er sich eine Frau vorstellte. Hübsch, fröhlich, besonnen, fleißig, ordentlich und strebsam. Er hatte immer hohe Ansprüche. Dass gerade eine einfache Kellnerin sie perfekt vereinen würde, erstaunte ihn.
Sie würde bescheiden sein. Sie würde wissen, wie man mit Geld umgeht. Sie konnte bestimmt bügeln und kochen.
Er himmelte sie an.
Sie erkannte nicht, wonach seine Sinne geneigt waren. Sie dachte an ihren Freund. An den Jungen, der bis spät nachts wartete. An den Jungen, der bei ihr blieb nur um sie zu wärmen. An den Jungen mit den zarten Händen und den weichen Haaren. An den Jungen, der sie kannte.
Sie wollte keine Kinder. Sie wollte nicht heiraten. Sie wollte kein Haus und keinen großen Speisesaal. Sie wollte nicht auf ewig die Gastgeberin sein.
Sie liebte den Jungen, weil er das wusste. Weil er sich trotzdem mit ihr Kinder wünschte. Weil er ihr eine Wohnung gewidmet hat. Weil er ihr einen Verlobungsring zu Weihnachten geschenkt hatte. Weil er für sie die Ansprachen hielt und ihr das Kochen abnahm.
Sie himmelte diesen Jungen an.
Als sie die Teller abräumte, traf ihre Hand seine. Für ihn ein überwältigendes Gefühl. Für sie eine alltägliche Berührung. Niemand ließ solches Kribbeln in ihr entflammen, wie der Junge, der sie kommen holen würde.
Er sah in ihre Augen. Er sah keine Flammen. Er sah zum ersten Mal das ermüdende Lächeln.
Auf einmal war ihm klar, dass sie nicht perfekt war. Auf einmal war das Kribbeln weg und die Liebe versiegt.
Sie wunderte sich ein paar Freitage. Vielleicht 3. Vielleicht auch nur 2. Er tauchte nie mehr auf.
Ihr Freund hingegen blieb. Blieb und blieb. Für immer.
Re: Und blieb und blieb. Für immer. / Das Mädchen. (KURZGE.)
genny_xoxo - 25.11.2010, 14:07
Wow..du schreibbst echt schön....mach weiter so....
Re: Und blieb und blieb. Für immer. / Das Mädchen. (KURZGE.)
Lulu Holiday - 25.11.2010, 20:16
Wow!
Du schreibst super!
Hab ich schon mal geschrieben!
So toll!
:D
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