frisches from the fifties

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    Re: frisches from the fifties

    Adminette - 28.01.2009, 19:02

    frisches from the fifties
    ich hatte letzthin die gelegenheit meiner liebe zu ordentlichen kinofilmen zu fröhnen, die davor etwas von fernsehformaten überschattet wurden. erster anlauf: richard yates' "revolutionary road" oder wies im wiedermal originell abwegigen deutsche titel heißt: "zeiten des aufruhrs". das heißt, abwegig ist der titel ausnahmsweise mal nicht. im nachhinein ist er sogar ziemlich passend, was den niederschlagendennachgeschmack angeht.

    anyway, hier gehts zur offiziellen filmseite, hier zur...



    Re: frisches from the fifties

    Adminette - 14.02.2009, 15:50


    so, ganz vergessen, das hier noch so eine verlassene baustelle wartet. das problem mit dem kinowinter ist, dass zur award-saison immer so viele gute, hochwertige filme zu begucken sind, dass man garnicht weiß, wo man zu erst hinlaufen soll.



    revolutionary road gehört auf jedenfalls dazu. man könnte sagen, dass der film so ziemlich perfekt inszeniert ist. geschichte hin oder her. die fordert dem zuschauer schon einiges ab, so ausweglos hoffnungsfrei, wie sie ist. auch wenn die macher sich redlich mühten, der düsternis der geschichte durch die zur verfügung stehenden ausdrucksmittel entgegenzuwirken.

    so sehr ich mich auch gegen diese ganze titanic-traumpaar-reloaded werbemasche gestreubt habe. so richtig blöd ist die vielleicht garnicht mal.

    sogar die äusserliche diskrepanz zwischen den hauptdarstellern wird gut mit in story eingebunden. denn wärend winslet - immernoch schön wie ein gemälde, und ungekünstelt (soll heißen bisweilen derangiert) genug, um für voll genommen zu werden - mittlerweile auch glaubhaft den mädchenjahren entschlüpft, einem sogar eisige schauer über den rücken jagt, sieht monsieur di caprio zumeist immernoch so jungenhaft aus, wie eh und je (bin wirklich gespannt, wie er mit 50 gealtert ist). so mag man ihm seine altherrensätze und probleme kaum abnehmen. und prompt wird auch diese unmännlichkeit und dieses gefühl der unzulänglichkeit als mann wenns richtig weh tun soll zum zentralen vorwurf der frau und zum dreh- und angelpunkt seiner komplexe.

    soviel durchdringung und ehrlichkeit wird nicht gerade häufig an den tag gelegt. meist versucht man dann ja doch dem publikum äpfel als bananen anzudrehen...

    der realismus wird unter anderem auch durch die mode im film gut unterstrichen. so trägt april das garantiert beste kleid in ihrem schrank - und das einzige in dem frau winslet dann auch wie ein waschechter, durchgestylter hollywoodstar aussieht - wenn sie die tickets nach paris abholt, der traum vom bohemian lifestyle zum greifen nah scheint.



    nicht zu vergessen die musik. ich brauch garnicht auf den abspann zu gucken umzu hören, dass thomas newman am werk war (er scheint zum inneren mendes-zirkel zu gehören) und immernoch im stande ist, simple oder wenigstens dezente melodeien zu komponieren, die sich sofort in meinen gehörgang fressen.

    sogar die farbigkeit, in die der gesamte film getaucht ist, unterstreicht auf recht edle und mehr oder minder subtile art den unterschied zwischen schein und sein in dieser ehe. man beschränkte sich - ohne großeinsatz von filtern, was die natürlichkeit/den realistischen blick, der dem zuschauer gewährt wird, erleichtert - bei der austattung auf einen farbklang von braunen, beigen und gedämpften ockertönen, kontrastiert mit hellem blau. also der braune, erdige alltag und das sehnsüchtige himmelblau. übrigens ein regelrechter komplementärkontrast (farben sprechen wahrheit :wink:). und jetzt ratet mal, wer in dieser ehe die blauen hemden, wer die ockerfarbenen trägt...



    total braun/der inbegriff der gewöhnlichkeit: die nachbarn.



    richtig gut/beängstigend: michael shannon als der wahres sprechende narr vom dienst.



    die märchentante



    ihr zuhörer



    den deutschen titel fand ich, als ich ihn das erste mal an einem potsdamer kinoplakat prangen sah, gewohnt dämlich übersetzt. zumal es ja eher an kate winslet in anderer paarung als mit di caprio erinnert.

    aber da romanautor yates seinen titel wie folgt erklärt:

    Richard Yates hat folgendes geschrieben: I think I meant it more as an indictment of American life in the 1950s. Because during the Fifties there was a general lust for conformity all over this country, by no means only in the suburbs — a kind of blind, desperate clinging to safety and security at any price, as exemplified politically in the Eisenhower administration and the Joe McCarthy witchhunts. Anyway, a great many Americans were deeply disturbed by all that — felt it to be an outright betrayal of our best and bravest revolutionary spirit — and that was the spirit I tried to embody in the character of April Wheeler. I meant the title to suggest that the revolutionary road of 1776 had come to something very much like a dead end in the Fifties.

    ist die eindeutschung für ein publikum/eine leserschaft, die mit amerikanischem lebensgefühl von revolution/befreiungskriegen über den mccarthy-terror und das verwelken in der vorstadt der 50er nicht viel gemein hat, doch gemeingültiger.



    so oder so, der film kommt auf jeden fall in mein DVD regal :hurra:



    Re: frisches from the fifties

    Adminette - 04.01.2012, 21:16

    call the midwife
    mit jenny agutter, judy parfitt, pam ferris und indirekt auch vanessa redgrave ist das neueste BBC-period-product aus dem 20. jahrhundert "call the midwife" ordentlich besetzt. allerdings hat heidi thomas das script verfaßt. ich hoffe also, dass die dame damit eher an ihre lilies als an cranford anknüpfen kann. und ob sie dann noch die hebamme an karger kraft übertrumpfen kann? wir werden sehen...



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