Kurzbeschreibung:
Zocker und Voyeure, Hexen und Sadisten, Huren, fremdartige Schönheiten und schottische Kleinbürger: T. C. Boyle erzählt von den zwei Westafrika-Expeditionen des schottischen Entdeckers Mungo Park, der sich um das Jahr 1800 auf die Suche nach dem Niger machte, beide Male in Begleitung eines ehemaligen Sklaven und Butlers. Verwoben in diese Geschichte ist das Schicksal eines Londoner Trunkenbolds und Trickbetrügers namens Ned Rise. Eine weitere Parallelhandlung spielt in Schottland, wo Parks Geliebte und spätere Frau Ailie Anderson auf die Rückkehr des Weltenbummlers wartet. Boyle stützt sich auf dabei auf Mungo Parks Reiseberichte, etwa Travels in the Interior of Africa (1803), die sich unterhaltsam lesen und für damalige Zeiten eine enorme Menge von ethnologischem Material auf unvoreingenommene Weise präsentieren. In einer knappen Vorbemerkung stellt Boyle jedoch fest: Ich habe den historischen Hintergrund aus der Freude und Faszination genutzt, die er mir bereitete, keinesfalls aber in dem Wunsch, die darin festgehaltenen Ereignisse genauestens zu rekonstruieren oder für einen Roman zu bearbeiten.
Dieses Buch fasziniert, überwältigt, überrascht und begeistert. Die Charaktere, die Handlungsstränge sind völlig komplex und doch überschaubar und nie verwirrend.
Im Wesentlichen gibt es drei Schauplätze: Westafrika, London und die schottischen Highlands Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts und drei Protagonisten: den Entdeckungsreisenden Mungo Park, den Londoner Gauner Ned Rise und Parks Verlobte und spätere Frau Ailie Anderson.
Wie es Boyle gelingt, Afrika als exotischen und der weißen Kultur feindselig gestimmten Kontinenten zu beschreiben, sucht ihresgleichen.
Park sucht gleich zweimal das Abenteuer, diesen Kontinent und vor allem den Niger zu erforschen. Beide Male mit einem ehemaligen Sklaven, dem hochgebildeten Johnson. Dass er es nur Johnsons Intelligenz und seinem Scharfsinn verdankt, dass er die erste Expedition überlebt, begreift er nicht.
Der zweite Handlungsstrang ist mindestens genauso spannend und hat mich anfangs sogar noch mehr gefesselt: Der peinharte Überlebenskampf von Ned Rise in der Londoner Unterwelt. Sein Schicksal als Kind und Jugendlicher, seine Missgeschicke während seines jungen Erwachsenenlebens, seine große Liebe, die ein tragisches Ende nimmt bis hin zu seiner Verurteilung als Mörder.
Als Mungo Park zum zweiten Mal loszieht, seine verzweifelte Frau und vier Kinder in Schottland zurücklässt, treffen die beiden Zweige der Geschichte aufeinander. Ned Rise kommt zufällig als Häftling in die Crew von Park und begleitet ihn auf der zweiten Expedition. Auf dieser Reise gelingt es Park immer nur durch glückliche Zufälle und der Hilfe der wenigen ihm wohl gesonnenen Menschen, nie durch seinen Verstand oder seiner Urteilskraft, tatsächlich den Niger zu erforschen.
Das Ende des Romanes ist eine Symphonie in der sich der Kreis aller Schicksale schließt.
Meine Berwertung: und ein Highlight-*
Wie ihr seht, hat sich mein erster Eindruck nicht gehalten. Ca. ab Seite 150 - 200 hat mich das Buch gefesselt und mindestens so begeistert wie alle anderen "Boyles", die ich bisher kenne.