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Coe, Jonathan - Der Regen, bevor er fällt




Coe, Jonathan - Der Regen, bevor er fällt

Beitragvon Krümel » 22.01.2009, 17:09

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Ein atmosphärisch sehr dichter Roman!

Die Handlung beginnt damit, dass Rosamond stirbt und beerdigt wird. Und die ersten 35 Seiten, die die Rahmenhandlung aufbauen, lesen sich abgehackt und gestelzt, so dass ich schon geneigt war das Buch beiseite zu legen. Coe hatte hier wirklich große Probleme den Roman zu entwickeln. Er musste niederschreiben, warum Rosamonds Nichte die Erbverwalterin wird, und warum sie laut Testament eine Imogen suchen müsse. Doch diese Suche erweist sich als sehr schwierig, und schließlich gibt Gill auf, und die hinterlassenen Tonträger werden von ihr, zusammen mit ihren beiden Töchtern, angehört, in der Hoffnung, dass sie einen bedeutenden Hinweis enthalten würden, wo sich Imogen aufhält.

Fortan kann dieser Roman dann als Paradebeispiel dafür angesehen werden, wie man als Autor eine dichte und lebhafte Atmosphäre erreicht, die den Leser in seinen Bann zieht.

Die verschollene Imogen ist nämlich blind, und anhand von 20 Fotos erzählt Rosamond nun dieser ihre Vergangenheit. Dabei beschreibt sie zunächst die Figuren auf den Bildern, was sie anhaben, welche Farben und welche Mode zu dem Zeitpunkt in war. Sie erzählt über den Anlass zum Bild, die Geschichte drum herum, Anekdoten sowie über die Gefühle und Stimmungen, die da herrschen. Dadurch wird eine sehr dichte Atmosphäre erreicht.

Imogen ist als kleines Kind adoptiert worden, direkt nach diesem schrecklichen Unfall, wodurch sie blind wurde. Sie hat ihre leibliche Familie nie richtig kennen lernen dürfen, und so ist es nun die Großtante, die diese Familiengeschichte, beginnend im II. Weltkrieg, ihr als Stütze im Leben näher bringen möchte.

Ich war vom Buch sehr gefesselt und weitere Bücher von Coe sind nun auf meiner Wunschliste gerückt, ja diesen Autor kann ich gerne weiter empfehlen. Die Handlung war intensiv, anspruchsvoll und dennoch leicht zu lesen.

Über den Autor:
Er wurde 1961 in Birmingham geboren und ist bereits der Star der Londoner Literaturszene. Seine Bücher wurden international ausgezeichnet, und drei seiner insgesamt acht Romane wurden schon verfilmt. (2006 Klassentreffen, 2002 Erste Riten, 1998 Das Haus des Schlafes, 1996 James Stewart, 1995 Allein mit Shirley, 1991 Humphrey Bogart)

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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von Anzeige » 22.01.2009, 17:09

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Beitragvon Pippilotta » 18.07.2009, 13:20

Für mich war dieses Buch ein richtiges "Urlaubsbuch". Zum einen, weil es nach den letzten Wochen, in denen ich kaum richtig zum Lesen kam, der richtige Griff war. Leicht zu lesen, unterhaltsam, ohne allzu viel Anspruch. Zum anderen, weil das Buch in London spielt und wir nächste Woche in London sein werden (und ich zumindest mit dem einen oder anderen Straßenzug, Schauplatz etc. in meinen Reisevorbereitungen schon konfrontiert war).

Das Besondere an diesem Buch ist die Erzählform. Anhand von 20 Fotos wird die eigentlich recht traurige Geschichte von 3 Generationen erzählt. Wie Krümel schon erwähnte, wird zuerst oberflächlich und objektiv auf die Fotos eingegangen, die dahinter stehende Geschichte wird langsam offen gelegt. Dabei entsteht ein Spannungsbogen, der einen das Buch kaum aus den Händen legen lässt.

Dass aufgrund dieses Aufbaus die Story oft doch etwas bemüht und konstruiert erscheint, hat mich in diesem Fall gar nicht gestört. Für mich besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass dieses Buch von einem Mann geschrieben wurde, der diese Frauenschicksale und auch Gedankengänge mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen beschreibt. Das habe ich in dieser Art von einem männlichen Schriftsteller noch nie gelesen.

Obwohl das Ende doch absehbar war und manchmal auch etwas zu gefühlsduselig, hat mich das Buch sehr gut unterhalten!

:stern: :stern: :stern: :stern:
Herzliche Grüße
Pippilotta


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