Erinnerungen...

Der Pfad der Ahnen
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    Re: Erinnerungen...

    Salanahee - 20.01.2009, 22:55

    Erinnerungen...
    Etwas Staub lag auf der rötlich schimmernden Rüstung, während das Feuer lustige Schatten darauf malte, die zu einer stummen Melodie zu tanzen schienen. Die blauen Augen, aus denen noch immer Arthas‘ Macht leuchtete, blickten müde in die Flammen, in denen manchmal kurz ein Bild erschien. Bilder der Erinnerung, so mochte man glauben. Sein Haar fiel ihm seidig glatt über die Schultern. Dass es manchmal von Blut getränkt war, ließ es in seinem goldenen Glanz kaum erahnen. Er saß allein am Feuer in jener Taverne. Es schien, als mieden die Gäste nicht nur ihn, sondern auch er sie. Einzig jene, die breit waren, seine Geschichte zu hören, um besser zu verstehen, saßen stumm in seiner Nähe, um der leisen Stimme zu lauschen, die sich endlich sacht erhob und das Knistern des Feuers durchbrach:

    “Erinnerungen sind der Grundstein unserer Seele. Sie machen uns aus, machen uns zu dem, was wir sind und geben uns jenen Glanz, den andere an uns so sehr verehren. Ob wir hassen oder lieben, oder einander vergeben liegt einzig daran, was in unserer Vergangenheit verborgen liegt. Wir sind die Summe dessen was wir waren und was wir sein werden, geboren aus den Erfahrungen unseres Lebens. Wer mag sich in seinem Urteil über uns stellen? Wer mag Richter sein über jene, dessen Stiefel er nicht einmal eine Meile lang getragen hat?

    Die Welt, in der wir leben, ist voller Hass. Und unsere Treue schworen wir jenen, von denen wir glaubten, dass sie sie verdienten. Geboren im Volk der einstigen Hochelfen, verraten durch alte Allianzen, hatte ich meinen Glauben in eine friedliche Welt längst aufgegeben. Was wir sind, liegt nicht in unserem Ermessen. Blut ist dicker als Wasser. Und so war ich immer noch ein treuer Kämpfer der Lichtspeere.

    Ich sah gute Männer und Frauen auf den alten Schlachtfeldern fallen und verstand, im Tod sind wir alle gleich. Rot getränkt von unserem Blut war die Erde. Und immer war es der gleiche Feind, immer war es Verrat. Man wird müde, wenn man die Wahrheit sieht und begreift, dass es niemals ein Dasein in Frieden geben wird.

    Nein, ich schloss mich nicht aus freien Stücken der Legion Arthas‘ an. Aber ich muss gestehen, dass ich mich auch nicht gegen seine Macht wehrte, als sie mich durchflutete. Ich lag im Sterben. Hatte mich aufgegeben. So viele Narben auf meinem Leib legten Zeugnis über diese meine Welt ab, dass ich glaubte, der Tod sei meine Erlösung. Als er nicht kam, flehte ich stumm darum… doch erhört hatte mich stattdessen Arthas.

    Fragt mich nicht, was ich in seinem Namen alles tat. Fragt mich nicht, ob ich es bereue. Aber eines steht außer Frage. Wer sich diese Welt nicht in Frieden teilen kann, wer nicht in der Lage ist, Freundschaft zu schließen, damit unsere Kinder glücklich aufwachsen, der verdient das Leben auf dieser Welt nicht. Ich denke, das war meine ganz persönliche Rechtfertigung für all das Leid, das ich als Todesritter über die Welt brachte. Und vermutlich glaubt ein Teil von mir das auch noch heute.

    Es war mein Schwert, das Hunderte zur Strecke brachte. Vermutlich stürzte meine Seele in jenen Jahren gänzlich in ewige Dunkelheit, doch gebannt durch Arthas‘ Macht blieb mir dieses Wissen verborgen. Bis zu jenem Moment, in dem wir uns von ihm befreiten. Das Gefühl über den Verlust seiner Macht und das Wiedererlangen meiner Erinnerungen vermag ich nicht in Worte zu fassen. Fest steht, dass mich die Bilder meiner Taten jede Nacht in meinen Träumen verfolgen, und ich mich an diesem Abgrund stehen sehe.

    Ich bin ein Todesritter. Geboren aus Schmerz und Enttäuschung über diese Welt stehe ich nun jeden Tag vor der Entscheidung, mich den Abgrund einfach hinunter zu stürzen, oder den Kampf erneut aufzunehmen. Doch es ist nicht mehr wie früher. Ich weiß, wer ich war… aber ich weiß nicht, wer ich bin. Ich sehe den Tod und kann kein Mitleid empfinden. Dann sehe ich ein Kind, das weint, und der unbändige Wunsch, seine Tränen zu trocknen, überkommt mich. Ich sehe die Abscheu, die man mir entgegen bringt, doch sie berührt mich nicht. Aber wenn ein Freund mich mit vorwurfsvollen Augen anblickt, vergehe ich vor Schmerz.

    Und so gehe ich einen ungewissen Weg und kämpfe für eine Sache, von der ich hoffe, dass sie eines Tages wieder die meine wird. Meine Klinge trägt nun das Blut jener, zu denen ich einst gehörte… Arthas‘ Legionen. Nicht, weil ich ihn hasse… sondern weil ich hoffe, mich selbst wieder zu finden, wenn er besiegt wird.“



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