Komm zu mir, Tod

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    Re: Komm zu mir, Tod

    Jericho - 25.04.2006, 18:06

    Komm zu mir, Tod
    Hallo! :)
    Wieder einmal ein ziemlich depressiver und trauriger Obeshot von mir. Tut mir Leid, könnt ihr die überhaupt noch ertragen?
    Der kleine Essay gehört zu den Stories, für die man eigentlich gar keine richtige Idee für die Handlung oder den Inhalt hat, sondern die einfach selbst das Ruder in die Hand nehmen und ein Eigenleben entwickeln. Sehr unheimlich! ;)
    Viel Vergnügen beim Lesen und vielleicht ein Review?
    Bitte bitte!
    Liebe Grüße, Jericho


    ~~ * ++ *** ++ *** ++ *** ++ *** ++ *** ++ * ~~

    Komm zu mir, Tod

    Wie ein Stein in meiner Brust, so ruht mein totes Herz.
    Ich stehe hier, alleine und verlassen, doch es scheint niemanden zu wundern, denn vertraut ist dieses Bild, das mich ganz einsam zeigt.
    Ach, es war so ein Gefühl des absoluten Glücks, als ich mir die Adern zerschnitt und mein Blut rinnen ließ, wie ein roter Fluss, der das Land benetzt.
    Der Wächter der Einsamkeit, mit einem Schwert aus Hass und seinem Schild aus Furcht, einer Krone aus bösen Worten und der Rüstung aus Verachtung, die man ihm entgegenbringt.
    Jede Nacht aufs Neue schickt er sich an, seiner Arbeit nachzugehen und die verlorenen Seelen zu jagen, die für sich und ganz allein die dunklen Städte durchstreifen.
    Hier, rufe ich, nimm mich mit, denn ich will nicht länger leben. Reiß mir das Herz heraus, reiß mir die Seele heraus, die mich quält und peinigt und ein Feuer in mir sät, das mich in Brand setzt und verzehrt.
    Hier, rufe ich, sieh her, ich wehr mich nicht, laß mich ins Land der Toten ziehen und Frieden suchen, laß mich fort von hier, ich will nicht bleiben an diesem Ort.
    Hier, rufe ich, reich mir deine Hände, kalt und eisig und erfroren und lege meine Seele in tiefen Schlummer, so tief, dass ich nie mehr erwache und keinen Schmerz verspüre.
    Doch der Tod ist höhnisch kalt und sieht mich nicht, er geht an mir vorüber und ach, selbst ein Ende machen kann ich nicht!
    Ich schleppe mich dahin, gequält von tausenden von Sorgen, die jeden Tag aufs Neue mich bestürmen und mich begraben unter einer Flut von Traurigkeit, die mich in den See der Tränen schwemmt.
    Ich schreie, schreie, innerlich, dass es mir das Herz zerreißt und mir die Fesseln sprengt, doch mein Fleisch, mein Fleisch zerstört es nicht.
    Nur meine Seele ist ganz taub und benommen und auch krank, sie stirbt und siecht ganz langsam vor sich hin. In einem Nebel der Hilflosigkeit bin ich gefangen, hineingeführt ins Labyrinth der Lügen. Jeder Weg ist eine Irre, doch der Weg ist auch das Ziel, denn je länger ich noch laufe, umso näher scheint mein Ende.
    So lange schon, wie eine Ewigkeit treibt mich der Wahnsinn an, ach, ich versteh es nicht, warum wir leben, warum wir sind.
    Jeden Gedanken den ich habe, fürchte ich, denn ich glaube, dass er mich noch tiefer ins Unglück stürzt, alles ist verschwommen, ich begreife nichts.
    Bin ich denn am Ende nur ein Häuflein schmutziges Fleisch, das sich auf dem Weg des Lebens an den Steinen quält und sich die Beine bricht?
    Ach, ein Mensch ist so unendlich schwach und ich hasse mich dafür, dass ich hasse, was ich nicht begreifen kann.
    Warum nur bleiben alle Tore zum Wissen um das Leben so verschlossen und verbaut?
    Möge nur die Sehnsucht nach dem Tode enden, mich hinwegreißen und mich auslöschen, denn ich bin so erbärmlich, dass ich mich schäme.
    Ach hilf mir, hilf mir, irgendwer, ich bin verloren und verlassen und ich kenn mich selbst nicht mehr.
    Reicht mir eine Hand, haltet mich auf, ich falle und falle, oh fangt mich auf. Doch es ist zu spät, schon zerschelle ich am Boden meines Unwissens, in einer kalten Gruft, in der ich vergessen bleibe, bis in alle Ewigkeit.
    Hilf mir, hilf mir, schreie ich, doch ich werde nicht erhört und ich falle nieder, bis zum tiefsten Grunde meines Meeres, das mich nun ertränkt, mein eigen Werk, das aus meinen Gedanken entstand, Nahrung in meinem Wahnsinn fand und mich schließlich ganz und gar verschlang.

    ~~ * ++ *** ++ *** ++ *** ++ *** ++ *** ++ * ~~



    Re: Komm zu mir, Tod

    Ferry - 28.04.2006, 07:54


    Huhu Jericho,
    Erst einmal möchte ich dazu was sagen

    Jericho hat folgendes geschrieben:
    Tut mir Leid, könnt ihr die überhaupt noch ertragen?
    Aber absolut! Von ertragen kann da gar keine Rede sein. Es ist immer eine Erlebnis deine Texte hier in dieser Art zu lesen *heftig nicke*

    Jericho hat folgendes geschrieben: Der kleine Essay gehört zu den Stories, für die man eigentlich gar keine richtige Idee für die Handlung oder den Inhalt hat, sondern die einfach selbst das Ruder in die Hand nehmen und ein Eigenleben entwickeln. Sehr unheimlich!

    Mir hat mal so eine sehr weise *g* Germanistik Professorin zu solch einer Beobachtung gesagt das sich so ein Jungdichter definiert. Er schreibt nicht weil er kann oder es will sondern weil er muss. :wink:

    So genug Weisheiten zitiert :lol: nun zur meiner bescheidenen Meinung (ich hoffe das du Diese noch ertragen kannst *g*)

    Ein sehr ergreifender Text, der wie immer durch hervorragende Formulierungen glänzt.
    Was mir besonders aufgefallen ist das du diesmal einige Absätze mit einem Seufzer beginnst. Das steigert die Dramatik des Textes für mich ungemein und ich hatte irgendwie das Gefühl neben dir zu sitzen und nicht wie sonst den Text und das Geschehen von außen zu betrachten. Du machst es dadurch sehr persönlich...

    Du beschäftigt dich mit vielen interessanten Fragen und Gedankengängen die mich eingefangen haben und mich zwangsläufig dazu bringen mussten mir genau diese Fragen selber neu zu stellen...Denn Sinn des Lebens zu suchen ist eine Lebensaufgabe und lässt sich nicht mal eben bei einer Tasse Tee ergründen, aber es gibt Sichtweisen die inspirieren...

    Kern des ganzen pointiert für mich dieser Satz
    Jericho hat folgendes geschrieben: Bin ich denn am Ende nur ein Häuflein schmutziges Fleisch, das sich auf dem Weg des Lebens an den Steinen quält und sich die Beine bricht?

    Verrennen wir uns durch unsere Hilflosigkeit zwangsläufig in Lügen? Und töten wir uns durch unser Gewissen dann nicht selbst. Erschaffen wir uns durch einen Fragenden Geist eine persönliche Hölle die sich nur noch um die Frage des Sinns dreht. Wenn das Leben nicht mehr ist als eine Grausamkeit, die wir uns selbst erschaffen, da wir nicht einfach dumm ja sagen und uns an Banalitäten freuen müssen wir dann nicht den Wächter der Einsamkeit mit seinen von uns gegebenen Waffen sehnen? (übrigens fand ich diese Bild, von dem Wächter, absolut hammermäßig *nur kurz einwerfen musste*)Und ekeln wir uns dann am Ende vor uns selbst weil unser Geist zu klein ist um zu begreifen und den Sinn zu finden und wir deshalb den Tod wünschen. Aber wenn der Tod uns nicht will, (oder wir ihn doch nicht wirklich wollen) liegt drin dann nicht vielleicht die rettende Hand der Hoffnung die dich aufhält und vor dem Sturz bewahrt? Denn wir sterben ja nicht wir sitzen nur in der Gruft der Unwissenheit fest aber wo Unwissenheit ist findet man auch das Wissen. So ist die Zeit doch unser Band, das uns hält, da wir uns nicht von der Hoffnung lösen können doch noch zu begreifen.

    So; genug der Gehirnverwindungen *g* ich zieh mich mal wieder aus dem Text raus und zurück zur nüchternen Kritik.

    Negativ Kritik:

    Ich hab diesmal fast nichts zu motzen :lol: aber auch nur fast.
    Es gab für mich nur eine Stelle die ich einwenig widersprüchlich fand. Und zwar Jericho hat folgendes geschrieben: Ach, es war so ein Gefühl des absoluten Glücks, als ich mir die Adern zerschnitt und mein Blut rinnen ließ, wie ein roter Fluss, der das Land benetzt.
    irgendwie passte das für mich nicht ganz da dich der Rest des Textes doch um die Sehnsucht nach dem Tod dreht und wenn du dich schon zu Anfang umbringst fügt sich das für mich nicht besonders gut ein... :oops: vielleicht verstehe ich auch grade alles falsch :roll:
    So das war’s aber dann auch schon was mich irgendwie gepickst hat.

    Positiv Kritik :
    Wie oben schon gesagt absolut hammermäßiger Text :top:. Es ist schon lange nicht mehr vorgekommen dass mich ein Text hier so beschäftigt hat.
    Über deinen Schreib- und Erzählstil brauch ich glaub ich nichts mehr sagen *g*
    Kurz um; ich bin mal wieder beeindruckt! Echt Super!

    Ich glaub diesmal würde mir ein Rev Rev (egal ob hier oder per Eule) ziemlich weiter helfen, da ich absolut keinen Schimmer habe ob ich dich vielleicht doch fehlinterpretiert habe. Der Negativkritikpunkt macht mir doch nun etwas Bauchweh...

    Ganz Viele liebe Grüße
    Ferry



    Re: Komm zu mir, Tod

    Jericho - 28.04.2006, 15:09

    answer
    Hallo Ferry! :)
    Vielen lieben Dank für dein Review! Deine Kritik (und natürlich auch die aller anderen Leser) ist stets erwünscht. Ich war nicht sicher, ob ihr denn noch mehr von meinen düsteren Stories lesen wollt, daher diese Frage.

    Das Gedankengut meiner Story hast du ausgezeichnet auf den Punkt gebracht.
    Im Moment beschäftigen mich die Frage nach dem Sinn des Lebens bzw. der Gedanke, ob es überhaupt sinnvoll ist, einen Sinn zu suchen ungemein.
    Ich neige zu Gedankensprüngen und wenn dann mein Geist an seine Grenzen stößt falle ich in eine Art Loch. Es ist beunruhigend, dass es eben doch gewisse Dinge gibt, die man nicht durch Mathematik auf einfache Gleichungssysteme und Variablen zurückführen kann. (nichts für ungut, Mathe liegt mir sowieso nicht :D)

    Besagte Germanistikprofessorin hat mit ihrer Aussage durchaus Recht, das lässt sich zumindest von meinem Standpunkt aus nicht bestreiten. Diese Geschichte war wirklich eine Art Zufallsprodukt, aber ich finde, dass auch solche "Werke" ihren Reiz haben. Es ist ein Gedankenabriss, ein Versuch, Ängste und die Irrwege des menschlichen Geistes festzuhalten um ein wenig klarer zu sehen.

    Zur negativen Kritik:
    Sie ist absolut berechtigt; Bauchweh musst du also nicht haben ;).
    Beim Korrekturlesen direkt nach dem Schreiben ist mir dieser Fehler zwar aufgefallen, aber leider nicht in dem Maße, wie er mir jetzt ins Auge springt, wenn ich nach einem etwas größeren zeitlichen Abstand nocheinmal meinen Text durchlese.
    Ich wollte eine kurze sinnlose Flucht vor den eigenen Gedanken darstellen, mit einem Moment des Hochgefühls, das aber doch nicht anhält, wie der weitere Verlauf der Geschichte zeigt.
    Der Satz passt aber leider nicht wirklich, er hätte überarbeitet werden und besser in den Rest eingebettet werden müssen.
    Deine Kritik ist also völlig korrekt!

    Vielen Lieben Dank natürlich auch für alles Positive :) Solche Kritik hört man freilich sogar noch lieber, aber ich glaube, das ist verständlich. :oops:
    Aber ohne Fehler gibt es auch keinen Fortschritt, also stehe ich dazu. ;)
    Liebe Grüße,
    Jericho



    Re: Komm zu mir, Tod

    Mortis Finis - 28.04.2006, 19:42


    Hi!

    Ich wollte mich auch nochmal kurz zu Wort melden und ich muss sagen, dass sich der von Ferry kritisierte Satz doch sehr gut einfügt:

    Zitat: Ach, es war so ein Gefühl des absoluten Glücks, als ich mir die Adern zerschnitt und mein Blut rinnen ließ, wie ein roter Fluss, der das Land benetzt.

    Denn mir persönlich ist ein zweiter Satz aufgefallen:

    Zitat: Doch der Tod ist höhnisch kalt und sieht mich nicht, er geht an mir vorüber und ach, selbst ein Ende machen kann ich nicht!

    In diesem Satz, sah ich führ mich die bittere Wahrheit, dass man eben kein eigenes Ende setzen kann. Sicherlich, mag ich dort jetzt falsch liegen, da ich ohnehin glaube, dass man sein Leben leben muss, wie schmachvoll es auch sein mag, aber ich finde einfach den Einblick ganz interessant, wenn der Erzähler zu eben dieser Einsicht kommt.

    Außerdem würde dies passen im weiteren zusammenhang mit einem dritten Satz:

    Zitat: Ach hilf mir, hilf mir, irgendwer, ich bin verloren und verlassen und ich kenn mich selbst nicht mehr.

    Denn dieser Satz bietet den Ansatz, der eben alles ineinanderfügt. Der gewollte Tod, die Verschmähung durch den Tod und der Hilfeschrei! Es wäre typisch und eben aus diesem Zusammenhang auch in gewisserweise der richtige Weg. Viele die einen solchen Weg beschreiten, wie aus meiner Sicht in diesem Text angedeutet, finden den Sinn des Lebens gerade eben dadurch, weil sie in einer gewissen Beziehung neu anfangen und erkennen, was sie am Leben hält! Viele, die einen Selbstmordversuch überlebten, antworteten auf die Frage, was sie den noch am Leben erhalten hätte, schlicht und ergreifend! Das Leben!

    Ansonsten stimme ich in einigen Dingen Ferry zu!

    Klingt konfus, ist aber so! :D

    MfG Mortis Finis



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