"Der Hexenjäger" (Achtung, Warhammer!)

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    Re: "Der Hexenjäger" (Achtung, Warhammer!)

    Lynoros - 05.01.2009, 05:41

    "Der Hexenjäger" (Achtung, Warhammer!)
    Huhu ihr Lieben!

    Ich melde mich auch wieder mal, ja, das stimmt. Und ja, ich war lange weg
    und ja, ich habe euch alle vermisst ^^

    Ich habe diesen Threat hier erstellt, um euch eine kleine Geschichte von
    mir vorzustellen, die ich in der Zeit geschrieben habe. Neben WoW ist ein
    großes Hobby von mir Warhammer Tabletop und natürlich kam ich nicht
    an WAR Online vorbei. Nach einigem lustigen Rp dort (was wirklich stimmig
    ist), entstand langsam eine Geschichte in meinem Kopf, die ich gleich
    aufgeschrieben habe. Sie handelt von einem Hexenjäger, beziehungsweise
    von dessen jungen Jahren.

    Was ich bisher habe, ist Teil 1 von 3.

    Wenn ihr hier sowas ganz und gar nicht haben wollt, dann sagt mir bitte
    bescheid und ich lösche das ganze hier umgehend, oder du löscht das
    Ân, dazu brauche ich auch gar keine Benachrichtigung. Ich dachte mir nur,
    für die, die gern mal wieder etwas lesen würden, wäre das doch gar nicht
    so schlecht. Sie wird, wie immer bei mir, aus der Sicht verschiedener
    Personen erzählt.

    Vorkenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich. Altdorf ist die Hauptstadt
    des Imperiums, der Imperator ist der Anführer. Alle Namen sind frei
    erfunden (bisher ^^)

    Für die, die das hier schon lasen, wünsch ich auch weiterhin viel Spaß ;)

    Euer Lyn


    TEIL 1: DIE KINDERJAHRE

    Prolog

    Backtag, 1. Sommerzeit 2491 IC
    Imperialer Palast, Altdorf

    „Mein Imperator, es ist wichtig, dass Ihr Euch der Lage bewusst werdet. Was hier verlangt wird, ist Irrsinn.“ Wie immer war Boris Düstermanns Reaktion aufbrausend. Empört riss er beide Arme in die Höhe und sah zu dem Knienden.

    „Schweigt, Boris. Ich will sein Anliegen bis zum Ende anhören.“ Sofort verstummte Boris, als der Imperator gesprochen hatte. Seine goldene Rüstung angelegt, den langen Umhang aus blauer Seide über die Thronlehne geworfen, besah sich Imperator Mattheus II nachdenklich den Knienden vor seinem Throne.

    „Mein Imperator“, sprach ein, in schweres Leder gekleideter Mann. Sein Blick war dabei zu Boden gerichtet, er wagte nicht aufzusehen. „Die Belagerung geht weiter. Bisher haben wir nur wenige Möglichkeiten, sie über eine angemessene Zeit auszuhalten. Ich bitte Euch, mein Imperator, um Hilfe. Wir benötigen Unterstützung.“

    „Ungeheuerlich...“, murmelte Boris und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Adelskleidung, gefertigt aus feinsten Stoffen, saß hier und dort nicht mehr richtig. Der ein oder andere Knopf war in seiner Gestikulierung aufgesprungen, das Haar etwas zerzaust.

    „Es sind wahrlich schwere Zeiten.“ Imperator Mattheus erhob sich. „Ich höre von Angriffen im Norden. Schwarz gepanzerte Horden des Chaos greifen Nordland und die umliegenden Länder mit aller Härte an. Praag wird belagert, dessen bin ich mir durchaus bewusst, doch im Moment kann ich kaum Truppen entbehren. Altdorf muss weiterhin der sicherste Ort des Imperiums bleiben, wenn ich keine Panik auslösen will, kann ich keine weiteren Truppen gen Praag entsenden.“

    „Mein Herr...“, der kniende Mann sah nun das erste Mal auf. In seinem Gesicht war deutliche Verzweiflung zu sehen. Er war mit einer Bittschrift des Bürgermeisters von Praag in den imperialen Palast von Altdorf gekommen, in der Hoffnung, eine sofortige Zusage zu erhalten. Die Antwort des Imperators aber erschütterte ihn.

    Das leise Rascheln des Kettenhemdes verriet den Mann zur Rechten des Thrones, als er ein paar Schritten nach vorne kam. „Ihr habt das Wort Eures Imperators vernommen. Ich bin sicher, Ihr seht es ein und wolltet gerade gehen.“

    Der Mann vor dem Thron stand langsam auf, verneigte sich tief vor dem Imperator und schritt schweigend aus dem Thronsaal. Als das große Tor am anderen Ende des Raumes wieder geschlossen wurde, ließ sich Mattheus auf den Thron fallen. Seine Rüstung schepperte etwas. Nachdenklich legte er den Kopf in die Hände und seufzte.

    „Mein Imperator, Ihr habt Rechtens gehandelt“, meinte Boris und beugte sich zu seinem Herren vor. „Die Lage ist für uns alle schwer, doch Ihr habt wahre Führungskraft bewiesen und dient so dem Wohle des gesamten Imperiums.“ Er fuhr sich über seinen Gehrock und strich ihn glatt. Durch die gewaltigen Fenster hinter ihnen fiel das letzte Licht des Tages. Dunkles Rot schien den Raum im Blut der gefallenen Soldaten von Praag zu tauchen, während der Imperator schweigend auf seinem Thron verharrte.

    Schließlich legte der Mann zur Rechten des Thrones eine Hand auf die Schulter seines Herren und meinte mit gedämpfter Stimme: „Vertraut Eurem Urteil, so wird Euer Volk es auch tun.“

    „Was soll ich nur tun, Rambecht?“ Mattheus sah auf, betrachtete den imposanten Thronsaal. Der halbrunde Raum hätte mehrere einfache Häuser in sich aufnehmen können. Feinste Steine waren benutzt worden, um ihn zu errichten. Kostbare Wandmalereien und Fresken an der Decke ließen auch Nachts einen Taghimmel über dem Imperator leuchten. „All dieser Prunk, diese Macht. Und in meinem Reich sterben die Menschen und ich kann nichts dagegen tun. Wenn ich Altdorf schutzlos lasse, hat das Chaos Angriffsmöglichkeiten, wenn ich Praag nicht unterstütze, wird die Stadt noch fallen und wenn ich den Angriffen im Norden keine Beachtung schenke...“

    Rambrecht schüttelte den Kopf. „Nein, mein Imperator. Rechtfertigt Euch nicht vor mir. Ich diene Euch nun schon siebzehn Jahre lang und habe immer an Euer Urteil geglaubt. Sowie das Volk, denke auch ich, dass Ihr nur das Beste für das Imperium im Sinn habt.“ Er hielt einen Augenblick inne und besah sich seinen Imperator. Mattheus war nun schon in die älteren Jahre gekommen. Das einst junge Gesicht war von Falten zermürbt und durchzogen, die Haare gingen am Ansatz ins Graue über, dabei hatte der Imperator vor wenigen Wochen seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Macht birgt stets einen hohen Preis, dessen war sich Rambrecht bewusst. All die Jahre der Krisen, all die Kriege und Nöte im Imperium hatten Mattheus zugesetzt und nun vertrauter er seinem eigenen Worte nicht mehr. „Vielleicht solltet Ihr für eine Zeit diesen Raum verlassen. Die Luft ist schwer hier drin. Wie wäre es mit einem Spaziergang in den Palastgärten?“

    Mattheus schüttelte stumm den Kopf. Sein Volk starb und er konnte nicht an einen ruhigen Spaziergang denken. „So ungern ich es auch zugeben mag, Sir van Harden hat Recht. Ihr seid der mächtigste Mann im Imperium und Ihr seid ein Vorbild. Dementsprechend solltet Ihr auch aussehen und Euch fühlen, mein Imperator. Frische Luft birgt so manches Wunder.“ Der schlechte Versuch eines netten Lächelns ließ Boris’ Gesicht sich zu einer seltsam anmutenden Grimasse verzeihen.

    Rambrecht sah zweifelnd zu Boris, nickte dann aber und sah zu Mattheus. „Mein Herr...“, forderte er ihn auf. Schließlich erhob sich der Imperator und atmete durch. „Sicher, Ihr habt Recht, Rambrecht. Wie immer.“ Mit schweren Schritten stieg er die Stufen vor seinem Thron hinab, gefolgt von Rambrecht. Boris blieb zurück. Nachdenklich strich er sich über seine Glatze, während der Imperator den Thronsaal verließ.

    Da er trotzdem nicht alleine war, einige Männer der imperialen Garde waren stets im Thronsaal postiert, ging auch er die Treppen hinunter, doch wandte er sich sofort nach links und verließ den Thronsaal durch eine Seitentür.

    „Graf Düstermann, jemand wünscht Euch zu sprechen, Herr.“ Der Diener verbeugte sich übermäßig tief vor Boris, während er sprach.

    „Nun gut, schickt ihn herein, wer auch immer es sein möge...“ Seufzend ließ er sich auf seinem Stuhl hinter einem Schreibtisch aus teurem Holz, verziert mit allerlei Schnitzereien, nieder. Er blätterte durch ein paar neue Papiere, die man für ihn abgegeben hatte, ehe die Tür, diesmal die auf der anderen Seite seines Arbeitsraumes, geöffnet wurde und ein Mann mit langem Mantel und Hut hineingeschritten kam.

    Sofort entledigte sich der Mann seiner Handschuhe und zog den Hut vom Kopf, ehe er sich verbeugte. „Ah, Matthias Thyrus, richtig? Ich kenne Euch. Ihr... ihr wart bereits vor einigen Wochen hier, nicht?“, fragte Boris und erhob sich. Seine Laune besserte sich sofort, als er den Hexenjäger erkannt hatte. Die Jagd war seine Passion und daher bewunderte er das Handwerk der Hexenjäger. Gezielt und tödlich, in den meisten Fällen, taten sie rechtschaffen ihre Pflicht am Imperium.

    „Ja, mein Herr. Ich habe den Auftrag ausgeführt. Das Dorf mögt Ihr nun aus den Karten und Archiven streichen, sofern Ihr es denn wollt. Auf jeden Fall ist es nicht mehr.“

    „Gut... sehr gut, fürwahr, ja. Ein wahrlich gelungener Beweis Euer Fähigkeiten, Thyrus. Seht Ihr, dieses Land ist von Ketzern und Ungläubigen ebenso bevölkert, wie von Bürgern, wie Ihr und ich es sind. Manche sind nur etwas bedeutender, als andere...“, meinte Boris, den letzten Satz jedoch leiser aussprechend. „Wie dem auch sei. Leute wie Ihr ermöglichen es Leuten wir mir Ordnung und Recht wieder herzustellen und weiterhin die Sicherheit des Imperiums zu gewähren.“

    „Es ist mir eine Ehre meinem Imperator zu dienen, Herr.“ Weiterhin Haltung bewahrend, neigte der Hexenjäger sein Haupt, ehe er mit seinen blauen Augen durchdringend zu Boris sah.

    „Jaja, wie auch immer. Es ist mir weiteres zu Ohren gekommen. Eine Hexe, womöglich gleich mehrere in Middenland. Leider habe ich nicht mehr Informationen, dennoch bin ich sicher, dass Ihr der richtige Mann dafür sein werdet.“ Thyrus nickte stumm. „Ich gebe Euch ein halbes Regiment mit.“

    „Erwartet Ihr Gegenwehr?“

    „Nun, sagen wir es so. Man hörte von Chaosaktivitäten in diesen Regionen und ich will auf Nummer sicher gehen. Dies ist ein Unternehmen, dass Ihr auf keinen Fall leichtfertig angehen dürft, habt Ihr mich verstanden?“

    „Sicher, mein Herr“, bejahte Thyrus und neigte wieder den Kopf. Graf Boris Düstermann war einer der unsympathischsten Menschen, die er je hatte kennenlernen müssen. Doch was kümmerte ihn das, wenn die Bezahlung stimmte? Ein Graf, dazu noch persönlicher Berater des Imperators, konnte einige Münzen ins Rollen bringen. „Dennoch, mein Herr, muss ich noch einmal auf die Bezahlung zu sprechen kommen.“

    „Wie?“ Boris sah von den Dokumenten auf, die er sich im Augenblick angesehen hatte und nickte dann. Eher beiläufig deutete er auf einen Beutel neben ihm. „Im Voraus, wie letztes Mal. Ich denke, dass sollte Euren Ansprüchen genügen.“

    Thyrus kam ein paar Schritte auf den Schreibtisch zu, nahm sich den Beutel und wog ihn prüfend in der rechten Hand. Das war deutlich mehr, als sein letzter Auftrag ihm eingebracht hatte. Nur mit Mühe konnte er sich ein Grinsen verkneifen und befestigte stattdessen den Beutel sicher an seinem Gürtel.

    „Das Beste wird sein, Ihr brecht sofort auf...“ Boris nahm sich ein leeres Pergament und schrieb eine Zeilen darauf, ehe er mit seiner geschwungenen Unterschrift und seinem Sigel das Dokument unterzeichnete. „Dies gebt Ihr einer Wache draußen und sie wird Euch zu einem Hauptmann der imperialen Garde geleiten, welcher Euch das Regiment stellen wird.“

    „Sehr wohl, mein Herr. Sigmar sei mit Euch.“ Mit diesen Worten verließ Thyrus das Arbeitszimmer des Grafen und besah sich das Pergament kurz genauer, ehe schon eine Wache auf ihn zukam, um es entgegen zu nehmen.

    Auf dem Weg bedeckte er seine kurzen, blonden Haare wieder mit dem Hut, zog die Krempe etwas tiefer ins Gesicht und sah sich in den Hallen des Palastes um. Dieser protzige Reichtum gefiel dem Hexenjäger nicht. Ein Landhaus, die ein oder andere Dirne und stets genügend Goldmünzen, um sich alles leisten zu können, wonach ihm gerade der Sinn stand, das war alles, was er sich wünschte, also ein doch recht bescheidenes Leben, wie er fand.

    Mit einer Hand löste er den Münzbeutel wieder von seinem Gurt und warf ihn in seiner Hand hoch. Eine hexe also, dachte er. Lediglich eine Hexe und vielleicht der ein oder andere Verbündete. Und dafür diese Summe. Wenn er weiterhin für den Grafen arbeiten konnte, so würde er sich seine Wünsche schon sehr bald erfüllen können. Thyrus grinste, während er mit gemächlichen Schritten der Wache folgte.



    Re: "Der Hexenjäger" (Achtung, Warhammer!)

    Lynoros - 08.01.2009, 19:15


    ooc: Irgendwelche Einwände... Meinungen... oder sonst irgendwas?
    Die Stille gefällt mir nicht ^^



    Re: "Der Hexenjäger" (Achtung, Warhammer!)

    Moginal - 08.01.2009, 20:16


    Tolle Geschichte, aber im deutschen heißt der Imperator Kaiser, nich Imperator. Imperator is 40k.


    Mehr davon!

    lg Mogi.



    Re: "Der Hexenjäger" (Achtung, Warhammer!)

    Lynoros - 09.01.2009, 01:07


    Er heißt auch bei Fantasy "Imperator", glaub mir ;)
    Im Spiel heißt er selbst "Imperator Karl Franz" (vgl. http://www.warwiki.de/wiki/Karl_Franz). Danke aber für das Feedback!

    Dann gehts auch weiter ^^


    Kapitel I

    Königstag, 3. Sommerzeit
    Drakenwald, Middenland

    Heiß brannte die Sonne auf die kleine Lichtung inmitten des Drakenwaldes. Bald würde sie im Zenit stehen und dann könnte man es nur noch unter den schattigen Bäumen aushalten. Birken, Buchen und Eichen standen im Wald so dicht beieinander, dass sie es dem Sonnenlicht beinahe unmöglich machen, bis auf den Boden vorzudringen. Nur ab und an erreichte ein kleiner Strahl die Erde und verhinderte, dass die Schwärze gänzlich Kontrolle über den Wald erhielt.

    Eine Melodie hing über der Lichtung. Der Ursprung war ein Junge, kaum älter als acht Jahre, der mit geschlossenen Augen im Gras der Lichtung lag und die Sonne genoss. Die Hände hatte er über den Bauch gefaltet und summte leise. Die Sommerzeit war erst seit wenigen Tagen angebrochen und sie würde noch lange so weitergehen, dachte der Junge grinsend, so ließ es sich leben. Er verstummte und lauschte den Geräuschen des Waldes. Den vielen Vögeln, die ihre Lieder zum Besten gaben, das Rascheln der Blätter im leichten Wind und die kleinen Tiere, die über den Boden huschten. All das faszinierte ihn und er könnte den ganzen Tag so weiter daliegen und dem Wald zuhören.

    „Ben! Komm her, Junge!“ Der Ruf hallte laut durch den Wald und sofort öffnete der Junge die Augen und setzte sich auf. Kurz rieb er sich die Augen, geblendet von der starken Sonne und erhob sich dann. Während er sich umsah und die Richtung des Rufes suchte, klopfte er sich die Kleidung ab. „Wo bleibst du?“

    „Komme!“, rief der Junge und rannte los. Seine kurzen Beine trugen ihn flink und wendig über die knorrigen Wurzeln der Bäume, die jede Unachtsamkeit sofort mit einem harten Aufschlag auf dem Boden bestrafen würden. Der Wald wurde immer dunkler, je weiter er lief, doch das kannte der Knabe schon fast sein ganzes Leben lang und wo andere in seinem Alter vielleicht ängstlich bei jedem Geräusch den Blick hätten wandern lassen, so pfiff er lediglich ein fröhliches Lied und lief weiter.

    Bald sah er schon das Ende des Waldes, die kleinen Holzhäuser seines Dorfes. Mit einem letzten, großen Satz sprang er wieder ins Sonnenlicht und kniff, geblendet, abrupt die Augen zu. Nicht sehend, wohin in seine Füße nun trugen, endete sein Lauf schließlich auf dem Boden. Er war gegen etwas gelaufen, etwas, was sich laut fluchend bemerkbar machte.

    „Aufpassen, verdammt! Und nun komm mit, hast Arbeit zu tun. Ist ja schließlich noch nicht Festtag“, meinte ein breitschultriger Mann, während er den Jungen mühelos über seine Schulter warf.

    „Hey! Ich… Lass das!“, protestierte der junge Ben und schlug wild gegen den Rücken des Mannes, doch ohne Erfolg.

    Der Mann warf den Jungen förmlich von seiner Schulter und Ben landete unsanft auf dem harten Boden.

    „Sei nicht immer so grob zu dem Jungen, Dominic.“ Die Frau, die gerade dabei war, einige Kleidungsstücke, auf einer Leine aufzuhängen, stemmte die Hände in die Hüfte und musterte ihren Mann kritisch. „Er kann auch nichts für deine schlechte Laune, also lass sie gefälligst nicht an Benedict aus.“

    „Der soll erstmal lernen, einzustecken. Das wird er eh noch gut gebrauchen können später. Ist ja auch egal, komm schnell hinterher, Ben, ich warte nicht lange auf dich.“ Benedicts Vater band sich einen Gurt mit allerlei Feilen und Messen um und schulterte eine große Axt, ehe er losging.

    Seine Mutter umarmend, nahm sich Ben aus einer ihrer Gürteltaschen einen Apfel und hielt ihn danach grinsend hoch. Mehr als ein lächelndes Kopfschütteln hatte sie für ihren Sohn nicht übrig und kümmerte sich wieder um ihre Wäsche. Ben dagegen ging in das Holzhaus und nahm sich seine eigene Axt, die gleich neben der Tür lehnte und lief seinem Vater hinterher.

    Ihr Weg führte sie aus dem Dorf hinaus, immer entlang des Waldes. Das Dorf war direkt in den Wald gebaut worden und nur mit Mühe und Not konnte man verhindern, dass der einzige Weg hinaus von der Natur zurückerobert wurde und das Dorf somit gänzlich von der Außenwelt abschnitt.

    „Wie lang’ muss ich das eigentlich noch machen?“, fragte Ben, während er vergnügt neben seinem Vater herlief.

    „Solange es sein muss. Mein Vater war auch schon vor mir hier Holzfäller. Wir arbeiteten schon damals für die Messners aus Mittelweg, genau wie viele andere aus dem Dorf und du wirst es eines Tages auch mit deinem Sohn tun, Ben“, meinte Dominic und grüßte einen, ihnen entgegen kommenden Dorfbewohner. „Das ist das, was unsere Familie schon lange beherrscht und du solltest dich glücklich schätzen, dass ich es dir jetzt schon beibringe. Ich hatte dein Glück nicht und kam früher nach jedem Tag fast tot zu Hause an. Für dich aber wird das eine gute Übung, macht dich stärker.“

    Ben nickte lediglich und lief ein wenig voraus. Seine Axt lag schwer auf der Schulter des Jungen und er ließ sie schmerzend kreisen. Noch nicht lange hatte er seinen Vater begleitet und ihm, so gut er konnte, bei der Arbeit geholfen. Wobei Bens Arbeit mehr darin bestand, mit seinem besten Freund Michael durch den Wald zu laufen, sich zu jagen oder verstecken zu spielen. Viele andere Kinder kamen mit ihren Vätern zum Sägewerk, das an einem der vielen Ausläufer des Flusses Talabec errichtet worden war.

    „Du bündelst die Äste und hilfst den anderen“, meinte Benedicts Vater. Er lehnte die Axt gegen einen Baumstumpf und zog sich seine Handschuhe aus schwerem Leder an.

    „Wieso kann ich nicht mit dir kommen?“

    „Ich gehe heute tiefer in den Wald, nahe dem Spiegelmoor. Es ist zu gefährlich für die dort. Überall dort fanden schon andere vor dir ihren Tod und das möchte ich dir ersparen. Aber wenn du unbedingt mit möchtest, dann…“

    „Ach… Naja, weißt du, ich werde wohl dann die Äste da bündeln. Und Michael ist dahinten ja auch, schon in Ordnung“, Benedict winkte seinem Freund zu. Dominic schmunzelte und schlug seinem Sohn hart auf die Schulter, ehe er im Wald verschwand.

    „Hey, Ben.“ Michael war fast ein Kopf kleiner als Benedict, obwohl er nur weinige Tage jünger war. Die hellen, blonden Haare waren ihm fast gänzlich vom Kopf geschoren worden und das Hemd, das er trug, musste seinem älteren Bruder gehört haben. Ausgebeult steckte es in Michaels Hose. „Wie geht’s dir? Mir ist langweilig, bin schon seit zwei Stunden hier. All die anderen sind heute in Mittelweg bei Maximilian Messner. Irgendwas hatte er vor… Keine Ahnung, hab’s vergessen.“ Lächelnd kratzte Michael sich am Hinterkopf und musterte Ben.

    „Komm… Ich habe eine Idee, wo wir heute mal hingehen könnten.“

    „Wohin?“

    „Das sage ich dir dann, wenn wir da sind.“ Ben grinste und lief los. Michael folgte ihm mit schnellen Schritten. Lachend liefen die beiden Jungen durch den Wald, immer tiefer in die Dunkelheit der Bäume.

    So vergingen die Minuten. Sie spielten fangen, legten sich ins Gras einer der vielen, kleinen Lichtungen im Wald oder versuchten den einen oder anderen Hasen zu fangen, der ihnen über den Weg lief. Das alles ließ sie gar nicht merken, wie tief sie mittlerweile schon in den Wald hineingelaufen waren. Michael war es, der schließlich fragte: „Wo… wo sind wir eigentlich gerade?“

    Ben hörte auf zu lachen und sah sich um. Kein einziger Sonnenstrahl durchbrach das Blätterdach und im Wald herrschte tiefste Nacht. Überall knackte es im Gehölz oder Flügelschläge ließen die Blätter rascheln. „Ich… Ehm… Also so weit können wir nicht gekommen sein.“ Er konnte nicht leugnen, dass er selbst nicht genau wusste, wo sie nun waren. Immer wieder hatte sein Vater ihn gewand, nicht zu weit in den Wald hinein zu laufen und nun hörte er Dominics Stimme tadelnd in seinem Kopf. „Komm, lass uns dort lang gehen. Ich glaube, dahinten ist Licht“, meinte Ben schließlich und deutete zwischen die Bäume.

    Tatsächlich glimmte dort ein bläuliches Licht. In ihrer Neugier schlugen die Jungen sämtliche Warnungen, die sie von ihren Eltern jemals erhalten hatten, aus dem Kopf und gingen auf das Licht zu. Bald schon erreichten sie einen Platz, den die Bäume zu mieden schienen. Schief wuchsen die Bäume um den Platz von vielleicht zweihundert Fuß herum und verdeckte dennoch den Boden vor der Sonne. In mitten der Lichtung stand ein steinerner Altar und darauf lag etwas. Benedict und Michael hatten sich hinter zwei Bäumen versteckt und spähten auf die Lichtung. Rings um den Altar brannten vier Fackeln in blauem Feuer, ansonsten war nichts zu sehen.

    „Was ist das da auf dem Stein?“, fragte Michael flüsternd.

    „Keine Ahnung…“, gab Benedict zurück und kniff die Augen etwas zusammen, um den Altar besser erkennen zu können.

    „Was soll das hier alles… Davon hab ich noch nie gehört… Blaues Feuer… Das gibt es doch gar nicht. Wo sind wir…?“ In Michaels Stimme schwang Angst und auch Benedict konnte seine eigene kaum verbergen. All dies war unheimlich. Wieder versuchte Ben das Etwas auf dem Steinaltar zu erkennen und riss danach entsetzt die Augen auf. Zitternd drückte er sich fester gegen den Baum und sank auf den Boden.

    „Ein… Mensch, ein Junge… da … da ist ein Junge drauf…“, stammelte er.

    „Was…?“

    Tatsächlich lag ein Junge auf dem Altar. Offensichtlich bewusstlos, denn er ruhte sich nicht. Seine Arme und Beine waren mit eisernen Ketten an den Altar gefesselt, die nackte Brust war entblößt.

    „Hey… Da ist noch jemand“, Michael schien es nicht zu stören, dass dort ein Mensch auf einen Altar gekettet worden war. Ben lugte hinter dem Baum hervor und sah eine Gestalt, gekleidet in eine schwarze Robe, die gerade aus der anderen Seite, aus den Bäumen getreten war. Sie trug eine Kapuze und man konnte ihr Gesicht nicht erkennen.

    „Komm… Lass uns gehen, ich will hier weg“, bat Benedict, doch Michael schüttelte den Kopf.

    „Guck mal… Was macht der da…?“, flüsterte er.

    Die Gestalt kam auf den Altar zu und legte eine behandschuhte Hand auf die nackte Brust des Jungen. Wie ein Singsang drangen Worte an Benedicts Ohren, die er nicht verstand. Über der Robe trug die Gestalt einen Schmuck aus dunklen Federn und Symbole in Form eines gezackten Auges waren in die Robe eingenäht worden. Noch nie hatte einer der beiden Jungen diese Symbole gesehen, doch so unheimlich diese Gestalt zu sein schien, so faszinierte sie Michael. Selbst Benedict hatte seine Angst mit Neugierde ersetzt und sah gespannt auf die Lichtung.

    „Ist das ein Dolch?“ Die Worte von Michael ließen einen kalten Schauer über Bens Rücken laufen.

    Die Gestalt hatte einen geschwungenen, glimmenden Dolch hervorgeholt und strich mit der einen Hand über die Klinge.

    „Was hat er damit vor…?“, flüsterte Michael und kratzte sich erneut am Hinterkopf.

    Was dann geschah, würden beide Jungen wohl ihr ganzes Leben lang nicht mehr vergessen können. Die Gestalt nahm den Dolch in beide Hände und hob ihn hoch über den Kopf. Ben schlug die Hand vor dem Mund, um nicht aufzuschreien, als der Dolch niedersauste und sein Ziel in der Brust des Jungen auf dem Altar fand.

    Ben und Michael schrien dann doch und sprangen auf. Sie liefen, sie liefen so schnell sie nur konnten, Sich umzusehen wagten die beiden nicht. Michael schluchzte. Tränen liefen über seine Wangen. Benedicts Augen waren noch immer aufgerissen und sein Mund zu einem Schrei geöffnet. Er konnte nicht fassen, er konnte nicht begreifen, was er soeben gesehen hatte. Das einzige, was er wollte, war fort von dort.

    So schnell sie ihre Beine trugen, sprangen sie über Wurzeln, schlugen Haken um die Bäume. Immer wieder hörten sie es hinter sich im Geäst knacken und befürchteten, gleich den geschwungenen Dolch erneut zu Gesicht bekommen zu müssen. Schneller, schneller, schneller, dachte Ben nur und hoffte inständig, endlich Licht sehen zu können.

    Und als würden seine Gebete erhört werden, kamen sie tatsächlich dem Waldrand immer näher. Sonnenlicht drang nun wieder durch die Blätter und die wärmenden Strahlen vertrieben etwas von der kalten Angst, die sich Benedicts bemächtigt hatte. Endlich sahen sie das Sägewerk. Instinktiv waren sie wohl in die Richtung gelaufen, aus der sie gekommen waren. Immer wieder sah Ben diesen schrecklichen Dolch vor seinen Augen und immer wieder hörte er den schrillen Schrei des Jungen auf dem Altar. Seinen Angstschrei. Seinen Todesschrei.



    Re: "Der Hexenjäger" (Achtung, Warhammer!)

    Lynoros - 18.01.2009, 01:39


    Falls immer noch Interesse am Lesen besteht, mache ich hier erstmal weiter. Wie gesagt nur solange, bis dieses INteresse verloschen ist oder sich jemand beschwert ^^

    Viel Spaß!

    Kapitel II

    Wochenend, 4. Sommerzeit
    Bröckel, Middenland

    Der kleine Ort Bröckel lag mitten auf der Middenheim-Altdorf-Straße und war durch die vielen Durchreisenden geprägt worden. Nach und nach hatte man mehr Häuser gebaut, bald auch die ersten Steinhäuser. Mittlerweile bestand Bröckel nur noch aus Häusern, gebaut aus massivem Stein. Kreisrund zog sich eine Mauer um den Ort, der sie vor den vielen Chaoskulten in dieser Gegend schützen sollte. Doch schon nach wenigen Wochen hatten sich schon wieder neue Bewohner dort angesiedelt, dass neue Häuser auch außerhalb der schützenden Mauer gebaut wurden.

    Erst vor wenigen Jahren war Bröckel offiziell als Stadt anerkannt und genoss sämtliche Privilegien, die daraus folgten. Erst hatte man eine Kirche Sigmars erbaut, indem man die alte Kapelle schlichtweg abgerissen hatte, dann ein neues Rathaus und schließlich ein Gasthaus. Stets waren alle Zimmer belegt, teils von Pilgern, die auf dem Weg nach Middenheim durch Bröckel gehen mussten, oder teils von einfachen Reisenden, die ein Lager für die Nacht dankend annahmen.

    Genau dort fühlte er sich wohl. Das rege Treiben innerhalb des Schankraumes ließ ihn nahezu unsichtbar werden. Seinen Hut hatte er draußen bei seinem Pferd gelassen und das halbe Regiment rund um die Stadt postiert. Sie waren ihm lästig. Matthias Thyrus brauchte keine Unterstützung bei einem Auftrag. Er hatte bei seiner Aufnahme und Ausbildung in den Orden der Hexenjäger glänzen können, und seine Meister mit seinem Wissen und vor allem mit seinem Können verblüfft. Diese Piken tragenden Männer, in ihren schweren Rüstungen, waren eher hinderlich für ihn, denn hilfreich. Sie erregten Aufmerksamkeit, konnten sich im Ernstfall kaum schnell genug zum Kampf bereit machen und vor allem waren sie in Matthias’ Augen vollkommen unqualifiziert.

    Er verließ sich nur auf sich selbst. Auf sich, sein Langschwert und die beiden Pistolen an seinem Gurt, die einst nur für ihn angefertigt worden waren. Er erhob den Humpen Bier und nahm einen kräftigen Schluck, ließ den Hopfensaft genüsslich seine Kehle hinunter laufen und sah sich erneut im Schankraum des Gasthauses um.

    Laut lachend, grölend und torkelnd war der Raum brechend voll. Überall wurden Bierhumpen gegeneinander geschlagen, Trinksprüche gerufen oder neue Fässer geöffnet. Matthias’ Blick wanderte genauer von Person zu Person.

    Die aller meisten waren Bauern und Einwohner von Bröckel. Einfache Kleidung, verdreckt und ungepflegt. Ab und an sah er die weißbraune Robe eines Sigmariten, stumm an einem der Tische saß und trank. Sogar der ein oder andere Zwerg hatte sich in diese Taverne verirrt und feierte fröhlich und amüsiert mit und beeindruckte die Menschen vor allem durch seine Trinkfestigkeit.

    „Kann ich noch ’was für Euch tun, Herr?“ Die Stimme einer der drei Schankdamen klang zuckersüß und sie benutzte all ihre Mittel, um ihn zu einem weiteren Bier zu ermutigen, in dem sie sich weit über den Tisch zu ihm herüber beugte. Das tiefe Dekolleté tat seinen Teil dazu bei, doch Matthias’ war nicht in der Stimmung und schüttelte lediglich den Kopf.

    „Wie Ihr wollt…“ Sie nahm seinen leeren Humpen und verließ ihn. Obwohl er hier war, um Nachforschungen anzustellen, wanderte sein Blick über die üppigen Hüften der Schankdame und auch wenn er es sich selbst nie eingestehen würde, wie sie ihre Hüften beim gehen bewegte, zog ihn in ihren Bann.

    „Heda! Ist der Platz noch frei? Die ganze Taverne is’ voll, wie immer ja eigentlich. Aber trotzdem. Hm?“ Die fremde Stimme riss den Hexenjäger aus seinen Gedanken und sah auf. Vor ihm stand ein feister Mann mittleren Alters. Das rundliche Gesicht zeigte ein blaues Auge und einige Schrammen. Das Hemd war von Bier bedeckt und er stank fürchterlich. Genau nach so jemandem hatte Matthias’ gesucht.

    Der Hexenjäger nickte mit einem gespielten Lächeln. „Nein, setzt Euch, setzt Euch.“ Einladend deutete er auf den Stuhl ihm gegenüber und winkte nun doch die Schankdame wieder herbei.

    „Zwei. Danke.“ Mit einem Grinsen schob er ihr einen Silbertaler zu, den sie mit einem überschwänglichen Knicks annahm.

    „Hab dich noch nie geseh’n hier…“, lallte der Mann gegenüber von Matthias und hatte Mühe, sie auf dem Stuhl zu halten. „Neu hier…? Is’ nich’ so wirklich die Zeit, in der man hier neue erwarten würde… Ich mein…“ Der Mann kam etwas näher und beugte sich über den Tisch. „Bei den Umständen… Du weißt schon…“

    „Umstände? Was für Umstände?“

    „Gerüchte… Hier in der Umgebung soll’s spuken. Auch hier in Bröck… Bröckel… Ah… danke.“ Er nahm das Bier entgegen und Matthias tat es ihm gleich. Das Lächeln, das die Schankdame dem Hexenjäger dabei zuwarf war vielsagend und doch war ihm klar, was sie damit ausdrücken wollte.

    „Spuk? Das ist doch Unsinn“, gab Matthias zurück, nachdem er einen weiteren Silbertaler der Wirtin gereicht hatte, was sie mit einem gehauchten Kuss entlohnte.

    „So denken sie ja alle… Aber ich… Ich hab’s ja selbst gesehen. Der gute Bruno hat’s selbst gesehen und ich spinn’ ja auch nich’, klar?“ Der Feiste schlug sich mit der Faust gegen die Brust und das Bier in seiner anderen Hand schwappte über und befleckte den Tisch.

    „Erzählt mir doch etwas mehr darüber. Wo genau habt Ihr diesen… Spuk zu Gesicht bekommen. War es hier in der Stadt?“ Mit gespielter Neugierde beugte sich Matthias etwas nach vorn und lehnte seinen Kopf auf seine Hand.

    Wie oft hatte ihm diese Methode schon weitergeholfen. Es sagte sich stets, in jeder Taverne ist mindestens die Hälfte bespickt mit Gerüchten und Tratsch über die Gegend. Wie fast jeder hier, außerhalb der großen Städte, war auch dieser Bruno abergläubisch und fürchtete fast alles, was er sich nicht erklären konnte. Matthias musste nun nur noch die richtigen Fragen stellen und schon würde er wissen, wo er als nächstes nach weiteren Hinweisen suchen musste. Er hatte bereits in Altdorf selbst erfahren können, dass sich von Graf Düstermann genannte Hexe nahe dem Darkenwald aufhalten musste. Doch der Wald war einer der größten im Imperium und für sein unwegsames Gelände und die vielen Höhlen, die einst von Nomaden, die durch diese Lande gezogen waren, einfach in die Hügel gegraben wurden, bekannt. Ohne weitere Anhaltspunkte war die Suche nach einer Hexe in diesem Wald wie die symbolische Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

    „Naja… Ich arbeite auf einem der Felder… Nahe dem Wald und ab und zu höre ich Schreie daraus… Ich bin nicht verrückt…!“ Bruno sah den Hexenjäger ernst an und nickte wild.

    „Nein, ich glaube Euch, sprecht weiter.“

    „Also ich geh’ dann in Richtung der Schreie… in den Wald also… und schon bald… Naja, dann seh’ ich da so Kreise auf dem Boden… Steine, die zu Kreisen dahin gelegt wurden…“ Während er sprach, fuhr sich Bruno durchs lange, fettige Haar und schmatzte laut, als er den letzten Schluck Bier getrunken hatte. „Und dann seh’ ich da doch wirklich ne Frau… Mit so einer Nase und solchen Warzen in der Luft schweben… einfach so!“ Er deute grob die Größe von Nase und Warzen mit den Händen an und lehnte sich daraufhin wieder trunken gegen die Stuhllehne.

    „Wo genau arbeitet Ihr?“ Matthias war sich sicher, dass er auf dem richtigen Weg war. Zwar war das allermeiste aus der Geschichte einfach nur erfunden, doch es bestätigte seine Vermutung, die Hexe im Wald selbst finden zu können.

    „Weiter im Norden… Ich muss jeden Tag mit dem Pferd dahin… Is’ in der Nähe von Mittelweg. Eines der Felder von Maximilian Messner… Der reichste Mann hier in der Gegend…“

    Nun hatte er sowohl den Namen der nächsten Stadt als auch schon den Namen eines bekannten und noch dazu reichen Bürgers. Matthias nickte und schob Bruno sein eigenes Bier zu. „Hier, lasst es Euch gut gehen.“

    „Danke!“, rief er mit glasigem Blick und ergriff sofort den Humpen, während Matthias sich langsam erhob und seinen Mantel von der Stuhllehne nahm.

    „Auf bald. Angenehme Nacht.“

    Mittelheim würde also nun sein nächstes Ziel sein. Von einem Mann namens Maximilian Messner hatte er bereits gehört. Der Kurfürst von Middenland hatte dem findigen Geschäftsmann ein großes Stück Land zur Verfügung gestellt, um es bewirtschaften zu lassen. Wie es aussah, gelang es ihm recht gut.

    Matthias ging geschickt und wendig durch die Menschenmenge, bis er den Tresen erreichte und ließ sich auf einem der Hocker davor nieder.

    „Ist das jeden Tag so schlimm?“ Der Hexenjäger streckte sich etwas und sah zum Wirt hinter dem Tresen. Gerade war dieser dabei mit einem Lappen etwas Ordnung zu schaffen, doch erfreut über ein Gespräch, warf er diesen zur Seite und kam auf Matthias zu.

    „Nicht jeden Tag. Es ist Wochenend. Die Leute haben ihre Steuern bezahlt und vertrinken nun das, was ihnen noch bleibt. Gut fürs Geschäft ist es allemal. Auch wenn der Aufwand unglaublich ist, besonders, wenn alle wieder fort sind.“ Der Wirt wischte sich die nassen Hände an der Schürze ab, ehe er ein kleines Glas hervorholte und es mit einer trüben Flüssigkeit füllte. Mit einem Nicken schob er es Matthias entgegen.

    Nachdenklich roch er daran und verzog das Gesicht. „Was ist das?“

    „Heller Rankdiestelrum. Besonders die Rankdiestel tut ihren Teil. Probiert es ruhig. Es bringt Euch nicht um… nicht ganz.“ Der Wirt grinste und wandte sich wieder ab, sich um die anderen Gäste kümmernd.

    „Für mich?“ Noch bevor Matthias hatte antworten können, kam die Schankdame von gerade eben von hinten auf ihn zu und nahm das Glas, um es in einem Zuge zu leeren.

    „Meinen Respekt, Teuerste.“ Er hob die Augenbrauen und nickte ihr zu.

    Sie lächelte verschmitzt. „Das ist noch lange nicht alles.“

    „Dessen bin ich mir sicher“, meinte Matthias und grinste seinerseits, wenn auch nicht ganz ehrlich. Ihm war nicht nach derartiger Beschäftigung, doch vielleicht konnte sie ihm doch noch irgendwie nützlich sein.

    „Sagt mir…“

    „Klara“, schmunzelte sie.

    „Sagt mir, Klara… Ich habe vor, hierher zu ziehen und bin mir noch etwas unsicher…“ Matthias’ Fähigkeit, die Lüge als Mittel für das Beschaffen von Informationen zu gebrauchen, hatte er in den letzten Jahren perfektioniert und so sah man es ihm nicht an, wie er ihr schamlos ins Gesicht log.

    „Ach, Ihr wollt hier her kommen? Das wäre ja umso besser!“ Mit einer flinken Hand löste sie die Schnur, die ihr rotes Haar bisher zu einem Pferdschwanz zusammengehalten hatte und schüttelte ihren Kopf. Wild flog ihr Haar umher, ihre Absichten waren eindeutig.

    „Auf jeden Fall.“ Matthias spielte mit und beugte sich etwas weiter nach vorn. „Aber ich bin mir noch nicht sicher, ob das hier wirklich die richtige Gegend ist. Gibt es hier irgendwas zu berichten? Irgendwelche Gerüchte, die ich vielleicht doch noch vorher wissen sollte? Ich möchte ja nicht einfach blind mich meinem Glück anvertrauen.“

    „Ein wundervoller Ort. Alles ist Perfekt, würde ich sagen“, meinte Klara und biss sich kurz auf die Unterlippe, während sie dem Hexenjäger tief in die Augen sah.

    „Aber ich habe da von… Geschichten gehört. Spuken soll es hier…?“

    „Ach, das sind nur Geschichten. Humbug, alter Aberglaube. Da ist nichts im Wald, außer ein paar wilden Tieren.“

    „Trotzdem, was genau besagen denn diese Geschichten? Das würde ich dennoch gerne erfahren. Sicher könntet ihr sie mir erzählen, hm?“ Er lächelte sie an und sofort nickte sie.

    „Ich habe die Geschichte schon damals gehört, als ich noch ein kleines Mädchen war…“ Für ihre Begriffe wohl unauffällig, löste sie einen weiteren Knopf ihres Kleides und vergrößerte ihr Dekolleté damit nur noch mehr. Matthias achtete gar nicht mehr darauf. Es war sich sicher, dass er von einer halbwegs nüchternden Frau noch mehr erfahren konnte, als von einem Mann, der kaum noch selbst auf beiden Beinen stehen konnte.

    „Man erzählte sie hier eigentlich kleinen Kindern, um ihnen Angst zu machen. Man sagt, es gäbe im Drakenwald eine böse Hexe, die Kinder fressen würde, damit sie weiterhin ewig leben könne. Nach und nach gingen Kinder in den Wald, kamen aber nicht wieder zurück. Die Eltern waren zwar krank vor Sorge, doch man sagte sich sie seien in eines der vielen Moorgebiete gekommen und haben dort den Tod gefunden. Andere aber sind sich sicher, dass an der Geschichte doch etwas Wahres dran sein könnte. Ich meine… Kinder verschwinden, dann kann man schon mal an so etwas glauben.“

    Matthias tat so fasziniert und neugierig, wie es ihm möglich war und nickte immer wieder während ihrer Erzählung. Seine Gesamte Aufmerksamkeit ließ er ihr zukommen und Klara genoss anscheinend, von ihm umgeben zu sein, denn immer wieder gab sie, subtile, aber dennoch gut sichtbare, Zeichen, die stets das selbe auszudrücken schienen.

    „Wo sind denn die ganzen Kinder verschwunden? Wo kamen sie her?“, fragte der Hexenjäger und kam noch ein Stück näher. Klara hingegen setzte sich nun neben ihn und legte den Kopf nachdenklich auf ihre Hände, vielleicht auch nur, um sich so deutlich vorbeugen zu können.

    „Die meisten… Ja, die meisten kamen von den Feldern und dem Sägewerk von Messner. Rund um Mittelweg, sagt man sich. Außerdem noch ein paar aus den umliegenden Dörfern… Guthügel… Delberz… Basdhal…“

    Perfekt, dachte sich Matthias, der Kreis wird enger. Bald schon würde diese Hexe auf Knien um Gnade flehen und er ihr mit eiskaltem und vernichtendem Blick raten, sie solle auf Sigmars Gnade hoffen, denn er werde ihr keine mehr geben. Im Gedanken zog er den Bügel seiner Pistole zurück und drückte ab.

    Er wurde durch die Berührung Klaras aus seinen Gedanken gerissen. Sie hatte nach seinem Unterarm gepackt und wollte ihn schon vom Hocker ziehen. Er ließ es kurzerhand zu und sah sie fragend an, obwohl ihm vollkommen klar war, was sie nun mit ihm vorhatte. In Gedanken beurteilte er seine jetzige Situation. In solch einem vollen Gasthaus war es für ihn unmöglich, ein Zimmer zu finden. Doch nun schien sich ihm die Möglichkeit zu bieten, andernorts zu übernachten.

    „Komm mit…“, hauchte sie in sein Ohr und zog ihn mit sanfter Gewalt aus der Schenke. Leise seufzend folgte er ihr. Immerhin besser, als gar nichts, sagte er sich selbst uns ließ sich on ihr zu einem Haus am Rande der Stadt führen.



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