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Dostojewskij, Flodor "Der Idiot"




Dostojewskij, Flodor "Der Idiot"

Beitragvon Krümel » 20.04.2006, 15:48

Der Idiot – Fjodor Dostojewskij

Klappentext:
„Die Hauptidee des Romans ist, einen wahrhaft vollkommenen und schönen Menschen darzustellen“, schrieb Dostojewskij über den an Epilepsie leidenden Fürsten Myschkin, den letzten Sproß eines alten Geschlechts. Von einer Krankheit gezeichnet, die aus der Sicht russischer Frömmigkeit als Zeichen göttlicher Gnade gilt, kehrt er aus einer Schweizer Heilanstalt nach Russland zurück. Dort verstrickt er sich in ein Netz von Intrigen um die schöne Nastasja Baraschkowa und gerät in eine verhängnisvolle Haß-Liebe-Beziehung zu seinem Rivalen Rogoschin.

Das Buch haben wir ja gemeinsam bei einer Leserunde gelesen, und heute wie als damals fällt mir eigentlich nicht viel zu diesem Buch ein. Den ersten Teil habe ich noch mit Freude gelesen, und war durchaus entzückt, was für eine positive Leserunden-Lektüre; doch ab dem zweiten Teil wurde es sehr anstrengend, es zog sich in die Länge.
Der vollkommene und schöne Mensch, die Jesusfigur, der Fürst Myschkin, war in allem so unglaubwürdig, so unlebendig und zäh, dass man diese Figur überhaupt nicht packen konnte, ja nicht begriff. Kann ein Mensch vollkommen sein, der sich überall nur beliebt und unantastbar macht. Diese Unentschlossenheit, womit er zum Schluss zwei Frauen ruiniert hat, hat mich zur Verzweiflung gebracht. Nach wie vor bin ich der Meinung, dieses Projekt ist Dostojewskij in keinster Weise gelungen.


:stern: :stern:

Der Idiot

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Beitragvon Karthause » 23.04.2006, 13:09

Ach ja, unsere Dostojewski-Leserunde. Wenn ich mir jetzt im Nachhinein überlege, wie ich nach dem 1. Teil des Idiot noch von Myschkin geschwärmt habe. Als ich das Buch beendet hatte, war davon fast nichts mehr übrig. Jetzt, einige Wochen nach der Leserunde, kann ich nur feststellen, ich habe es gelesen und über viele Seiten fand ich es anstrengend. Das Handeln der Hauptpersonen konnte häufig nicht nachvollziehen und die ewigen Streitereien und endlosen Diskussionen nervten mich. Schade, ich hatte mir von "Der Idiot" mehr versprochen. :(
Viele Grüße
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Beitragvon Pippilotta » 23.04.2006, 14:52

Mir ging es ganz ähnlich. Ich ging mit sehr großen Erwartungen an den "Idiot" heran,und wurde eigentlich sehr enttäuscht.

Und was blieb jetzt - fast 2 Monate später - übrig? Eigentlich gar nichts. Nicht einmal das Gefühl "froh zu sein, es nun auch gelesen zu haben" (dieses Gefühl hatte ich z.B. beim "Zauberberg").
Herzliche Grüße
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Beitragvon chip » 06.08.2009, 07:22

Der Begriff „Idiot“ entstammt der griechischen Sprache und bezeichnet wertneutral eine „Privatperson“, einen Menschen aus dem Volk, der ungebildet ist – vergleichbar mit dem heutigen „Laien“. Nach seiner Einbürgerung ins Deutsche seit dem 16. Jh. gewann das Wort über die Bedeutung „Stümper“ zunehmend den Inhalt „Schwachsinniger“. (aus „Seidel: Woher kommt das schwarze Schaf?“)

Dostojewski erschafft in diesem Buch seinen Traum vom perfekten Menschen mit reinem Geist. Die Schönheit des Menschen bezieht sich seiner Theorie zufolge nicht auf das äußere Erscheinungsbild, sondern zeigt sich an der Reinheit im Charakter. Schönheit vergeht, und wie hier beobachtet werden kann, ist auch die Gutmütigkeit in Gefahr. Die Umgangsmethoden, die Spielregeln der Gesellschaft sind leicht erlernbar, und je länger man sich in ihrer Umgebung aufhält, umso leichter fällt einem die Sünde, die beharrliche Vertretung der eigenen Interessen ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse seines Nächsten. Der ursprüngliche, unbehandelte Mensch wird von der Gesellschaft verdorben, seine positiven Eigenschaften werden vergiftet. Die Charakterisierung seines Helden erinnert unwillkürlich an ein Kind, dass die Entdeckung der Welt noch vor sich hat. Und selbst Kinder entwickeln heutzutage eine rapide Aneignung, wie sie durch Manipulation an ihre Wünsche gelangen, wie sie sich unbedacht einer Partei anschließen, um nicht als Außenseiter zu gelten. Der Held Myschkin kommt dem Leser deshalb befremdlich vor, weil er so alt werden konnte, ohne diesen kennzeichnenden Erfahrungen zu begegnen. Er hat einige Jahre isoliert in einem schweizerischen Sanatorium verbracht, bevor er nach Russland kam. Und hier wird er umzingelt von Menschen der gehobenen Klasse, Kunstprodukte in den Augen des Autors, mit gutgelaunten Gesichtern kaschieren sie ihre Unzufriedenheit, mit scheinbar belanglosen Fragen versuchen sie Heimlichkeiten aufzudecken, Geheimnisse werden mittels kleiner Zettelchen von einem zum nächsten gereicht, scheinheilige Thesen werden aufgestellt, … Die Konfrontation überfordert unseren Helden. Die ausgeprägte Naivität zeigt sich beim Unverständnis der ironisch formulierten Kommentare seiner Mitmenschen, den intriganten Handlungen, die er nicht durchschauen kann, weil ihm der Zugang zu den kodierten Mitteilungen verwehrt bleibt. Die einfachsten Dinge bleiben unverstanden, seine Reaktion lässt ihn schlussfolgernd lächerlich erscheinen.

Es kam ihm gar nicht der Gedanke, dass all diese Treuherzigkeit und Vornehmheit, diese geistreiche Redensweise und dieses würdevolle Wesen vielleicht nur ein prächtiges Kunstprodukt seien. Die Mehrzahl der Gäste bestand sogar trotz ihres blendenden Äußern aus ziemlich hohlen Menschen, die übrigens in ihrer Selbstzufriedenheit selbst nicht einmal wussten, dass manches, was gutes an sich hatten, nur ein Kunstprodukt war.

Und doch, die Gesellschaft mag seine Präsenz in ihrem Kreis, sei es als Attraktion, als Ausstellungsstück; um ihn für eigene Zwecke auszunutzen oder als beliebten, unparteiischen Zuhörer, der die Sorgen und Nöte anderer ernst nimmt. Leider fehlt es ihm an Verschwiegenheit, weil er durch seine Leichtgläubigkeit keinen Gedanken an mögliche Konsequenzen verliert. Die Fettnäppchen, die „faux-pas“ mögen entschuldbar sein, weil ihm die Spielregeln unbekannt sind, aber dennoch bleiben sie nicht ohne Auswirkungen. Selbst als er seinem Freund Rogoschin die Verlobte ausspannt, zählt er weiterhin auf seine Ergebenheit, während jener mit Mordgedanken spielt. Ja, die Einfalt Myschkins nimmt absonderliche Formen an.

Die Liebe spielt keine unbedeutende Rolle in diesem Schauspiel. Entscheidet Myschkin sich für die gesellschaftlich akzeptierte Agláya, die ihm den entscheidenden Schlüssel zu den Toren einer dieser geschändeten Welt aushändigen kann oder die aus Mitleid geliebte Natasja, die skandalträchtige Außenseiterin, die durch die Fußtritte ihrer Mitmenschen sich nicht als erachtenswert hält, ihn zurückzulieben?

Der edle Sinn dieser Figur kann in dieser Welt nicht bestehen, bleibt er doch von ihr selbst unverstanden. Die Denkstrukturen, die Kommunikation, die Ausgangswerte sind einfach zu verschieden. Ein solcher Mensch wird ausgelacht, ausgenutzt, nicht ernst genommen. Die Taten des Helden sind selten nachvollziehbar, sind wir doch selbst Bestandteil der Gesellschaft, die sich längst auf das Spiel eingelassen haben. Man kann deshalb nicht immer die nötige Geduld aufbringen, ihm zu folgen. Der Grad an Naivität ist gewaltig, steht außerhalb der festgelegten Norm. Daneben trifft das Personal des ellenlangen Registers ständig aufeinander, sie hocken zu zehnt in engen Stuben, reden durcheinander, was den Roman hektisch erscheinen lässt. Die Unruhe ist ständig präsent, nur selten finden sich geistreiche Mono- und Dialoge (die es aber in sich haben, sollten sie doch mal auftreten) Das theatralische Gebaren der Figuren; ihre traurige, wütende, fröhliche, enttäuschte Miene wird stets von armwedelnden Gesten begleitet. Und zuletzt hat der Roman in meinen Augen zu viele gehaltlose Seiten, sinnlos aufgebläht zieht sich der Roman in die Länge. Deshalb keine Empfehlung von mir.
:stern: :stern: :stern:

Gruß,
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Beitragvon mombour » 30.12.2009, 16:58

Hallo,

Der Roman beginnt mit einer Zugfahrt. Die Bahn, das modernste Fortbewegungsmittel. Die erste Kurzstrecke in Russland wurde 1837 eingeweiht, die 23 km lange Strecke von Petersburg zur Zarenresidenz Zarskoje Selo. Im Roman wird diese Zugverbindung noch genutzt. Die erste Verbindung zum Ausland war die Strecke Warschau-Leningrad, erbaut in den Jahren 1851-1862. Da „Der Idiot“ im Jahre 1867 verfasst worden ist, muss die Strecke bis hin zur Schweiz noch sehr neu gewesen sei. Der schnelle wirtschaftliche Fortschritt wird kritisiert. Zu große Betriebsamkeit auf Kosten geistiger Ruhe. Dieses Problem haben wir heute noch.

" 'Es ist zu laut und zu betriebsam um den Menschen geworden, er findet keine geistige Ruhe', klagt ein Denker, der sich von der Welt zurückgezogen hat. 'Mag sein, aber das Rattern der Wagenräder, die der hungernden Menschheit Brot bringen, ist vielleicht besser als geistige Ruhe' "
.
Fast fünf Jahre verbringt Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin aufgrund von Epilepsie in einem Schweizer Sanatorium und kehrt nun heim nach Russland, welches ihm bisher ziemlich unbekannt geblieben ist. Er knüpft Kontakt zu Lisaweta Prokofjjewna Jepantschina, er glaubt mit ihr verwandt zu sein. Die Generalin hat drei Töchter, in eine, Aglaja Iwanowna, wird sich Myschkin verlieben.

Es gibt aber eine andere Frau, um die sich erst einmal alles zentriert: Natassja Filippowna Baraschkowa, die von einem gewissen Afanassij Iwanowitsch Tozkij im Alter von sechzehn Jahren sexuell missbraucht und jahrelang als Mätresse gehalten wird, der nun aber genug von ihr hat, sie verheiraten will. Infolge darauf steht Natassja zwischen zwei Männern: Parfion Semjonowitsch Rogoschin und dem Fürsten Myschkin.

Dostojewskij wäre nicht Dostojewskij wenn er es bei einem Melodrama belassen würde. Der philosophische Unterbau des Romans ist ebenso beeindruckend. Das große Thema ist die Liebe und auch die Religion. Fürst Myschkin verkörpert die christliche Liebe. Er ist gutmütig, naiv, zaghaft, ja, sogar schüchtern und verlegen. Der Fürst ist ein guter Mensch, ein sehr guter, man möge sich wünschen, solch einen Menschen zu begegnen. Der Fürst ist aber nicht vollkommen, er ist zu zaghaft, um etwas in der Welt verändern zu können, um die Welt besser zu machen, um eine Tragödie zu verhindern. Aus dieser zugegebenen engen Sichtweise versagt er natürlich. Darum ist er nicht Christus. Er ist ein guter Christ, der aus Mitleid liebt und von der Gesellschaft aufgrund seiner Naivität schief angesehen, als „Idiot“ gebrandmarkt wird. Menschen wie Myschkin muss es natürlich geben, damit die Welt weiß, was es heißt, ein guter Mensch zu sein, von einigen empfängt er durchaus Wertschätzung. Die Tragik liegt darin, dass ein vereinzelt guter Mensch die Welt nicht ändern kann. Myschkin ist die Liebe (Agape), das ist es. Mir kommen die Tränen, wenn ich Lisawetas letzte Worte über den Fürsten lese. Der Fürst nimmt die Schuld anderer auf sich. Das wird erstmals klar, wenn sich Myschkin in einem Geschwisterstreit dazwischenstellt, und anstelle der Schwester er den Schlag ins Gesicht bekommt.

Die unterschiedlichen Wirkungen, die Myschkin auf seine Umgebung auslöst, zeigt folgendes Zitat:

„Sie verstehen es vorzüglich, sich ihre...gelinde gesagt Krankheit zunutze zu machen und ihre Freundschaft und ihr Geld auf eine so geschickte Art und Weise anzubieten, daß ein anständiger Mensch sie auf keinen Fall annehmen kann. Das ist entweder zu naiv oder zu gerissen.“

Rogoschin verkörpert die leidenschaftliche Liebe, die Myschkin fehlt. Rogoschins Liebe kann leicht in Hass umschlagen. Ein sehr unruhiger Geist, dem die Gemütsruhe des Fürsten fremd bleibt. Durch Tausch ihrer Christuskreuze befinden sich beide in Bruderschaft. Für Dostojewskij kann die Religion in jedem Russenmenschen gegenwärtig sein, sei er ein Mörder, der während einem Mord ein Gebet spricht, oder sei es in einer Frau, die gerade ihr Baby anlächelt. Darum wird die Bruderschaft zwischen Myschkin und Rogoschin verständlich, obwohl sie Gegenspieler sind.

In Natassja hat Dostojewsjkij eine beeindruckende psychisch kranke Frau geschaffen, deren Charakter psychologisch eingehend durchleuchtet wird. Sie leidet an Gemütsschwankungen und ist sehr ambivalent. Sie fühlt sich schmutzig, wertlos, darin gibt sie sich selber die Schuld, obwohl sie für ihr tragisches Geschick unter den Fittichen Tozkijs nicht verantwortlich gemacht werden kann. Warscheinlich ist es sogar so, das Natassja zu körperlicher Liebe unfähig ist, wie auch auf Myschkin dieses Handicap zutrifft.

Dostojwskij kann unheimlich spannend schreiben. Seine Auseinandersetzungen mit der Todesstrafe sind sehr intensiv, hat doch Dostojewskij selbst einmal vor einem Erschießungskommando gestanden und hat überlebt. Das Thema der Mensch im Angesicht des Todes wird im Schicksal des schwindsüchtigen Atheisten Ippolit noch einmal ausgebreitet. Sehr gelungen finde ich auch, wie Dostojewskij Myschkins epileptischen Anfall literarisch vorbereitet, bevor es dazu kommt. Das Romanende hat mich betroffen zurückgelassen, eine kleine seelische Erschütterung. Welcher Roman bewirkt das schon.

Nun gibt es ja Leute, die sagen Dostojewskij sei schwer zu lesen. Dem kann ich nicht zustimmen. Allerdings empfehle ich, etwas zur Lesevorbereitung zu tun. Man kaufe sich ein Leseexemplar mit einer Namensliste der Romanfiguren am Ende des Buches. Dann hat man schon ein Problem gelöst.
Die andere Sache ist die, Dostojewskij kommt auf Themen zu sprechen, die schon hundert Seiten oder mehr vorher schon mal angesprochen wurden. Damit muss man allerdings rechnen. Der Roman ist etwas sprunghaft. Während des Lesens habe ich mir Notizen gemacht. Diese Methode hat sich bewährt. Irgendwie bekommt man doch das Gefühl, was wichtig sein könnte, nicht wahr? Das erste Buch des Romans (über 200 Seiten) behandelt einen Tag. Es wird viel diskutiert und einige Themen werden lang gedehnt. Meiner Ansicht nach birgt der Roman viele interessante Denkanstöße. Und am Ende des Romans, man klappt das Buch zu, und wird nicht fertig mit dem, worüber man drei Wochen lang gelesen hat. In ein paar Jahren once more. So wird es wieder sein und jedesmal eröffnet sich ein anderes Tor.

Ohne weiteres :stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

weil er zu den Romanen gehört, die ich mehrmals lese.

Liebe Grüße
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Beitragvon Krümel » 30.12.2009, 17:18

mombour hat geschrieben: Der Fürst ist ein guter Mensch, ein sehr guter, man möge sich wünschen, solch einen Menschen zu begegnen. Der Fürst ist aber nicht vollkommen, er ist zu zaghaft, um etwas in der Welt verändern zu können, um die Welt besser zu machen, um eine Tragödie zu verhindern. Aus dieser zugegebenen engen Sichtweise versagt er natürlich. Darum ist er nicht Christus. Er ist ein guter Christ, der aus Mitleid liebt und von der Gesellschaft aufgrund seiner Naivität schief angesehen, als „Idiot“ gebrandmarkt wird. Menschen wie Myschkin muss es natürlich geben, damit die Welt weiß, was es heißt, ein guter Mensch zu sein, von einigen empfängt er durchaus Wertschätzung. Die Tragik liegt darin, dass ein vereinzelt guter Mensch die Welt nicht ändern kann. Myschkin ist die Liebe (Agape), das ist es. Mir kommen die Tränen, wenn ich Lisawetas letzte Worte über den Fürsten lese. Der Fürst nimmt die Schuld anderer auf sich. Das wird erstmals klar, wenn sich Myschkin in einem Geschwisterstreit dazwischenstellt, und anstelle der Schwester er den Schlag ins Gesicht bekommt.


Vor allem die Untersteichung hat mir schmerzlich wehgetan, ich hätte ihm am liebsten in den Allerwertesten getreten, das hat mich auf die Palme gebracht.
Aber vielleicht klären wir das irgendwann mal bei einer erneuten Lektüre, ich bin ja immer offen für alles :wink:
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Krümel



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Re: Dostojewskij, Flodor "Der Idiot"

Beitragvon papzt » 26.06.2011, 11:49

Euer Lesekreis scheint aus "Idioten" zu bestehen, wenn ihr so antiintellektuell und blind der Vielschichtigkeit des Romans gegenübersteht. Lest doch Paolo Coelho, da gibt es verständliche Kalendersprüche für jedermann.
papzt
 

Re: Dostojewskij, Flodor "Der Idiot"

Beitragvon Monika » 26.06.2011, 13:23

Es geht doch nichts über interessante Diskussionsbeiträge. :wink:
Gruß Monika


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Re: Dostojewskij, Flodor "Der Idiot"

Beitragvon mombour » 26.06.2011, 13:40

Hallo werter papzt,

ich habe dich gar nicht in der Mitgliederliste entdeckt und dann verteilst gleich watschen? tz...Von meiner Seite, ich wäre gerne ein Idiot wie Herr Myschkin, das andere, mit Coelho kannst mich jagen und soweit ich mich erinnere, mögen ihn andere hier im Forum auch nicht besonders. Das andere: Auch ehrwürdige Klassiker dürfen kritisiert werden. Ich kenne fleißige Leser, die z.B. den Grafen Tolstoij den Vorzug geben. Übrigens soll mein Geschreiypsel nicht als Rechtfertigung dienen. Allerdings möchte ich dir noch sagen, mir gefällt es nicht, dass du die ganze Forengemeinschaft über einen Kamm der Dämlichkeit scheren willst. So was kommt bei mir überhaupt nicht an, Herr papzt, Vielleicht kommens doch lieber vom papztstuhl herunter und diskutieren mit uns in sachlicher Weise und freundlicher Gesinnung. Das wäre eine Freude und Bereicherung.

Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit :wink1:
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