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Zafón, Carlos Ruiz - Das Spiel des Engels




Zafón, Carlos Ruiz - Das Spiel des Engels

Beitragvon Krümel » 13.12.2008, 15:40

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Für mich eine Portion zu viel Phantasie!

Das alte Barcelona vor hundert Jahren: dunkle Gassen, unheimliche Viertel und verwunschene Villen, das ist der Schauplatz des Romans “Das Spiel des Engels”, und liefert zugleich die finstere Atmosphäre.
David Martín schreibt unter einem Pseudonym Schundheftchen für einem ausbeutenden Verlag. Seine Tantiemen sind spärlich und die Zeit zwischen den einzelnen Ausgaben sehr gering. So verbringt er seine Stunden eingesperrt im “Haus mit dem Turm” an der Schreibmaschine und “presst sein Gehirn aus”. Alle anderen Alltäglichkeiten müssen sich dem unterordnen: die Liebe, Nahrungsaufnahme, Schlaf und frische Luft. Doch seine Eitelkeit ist so groß, dass er darauf keine Rücksicht nimmt, er ist nur von dem Wunsch erfüllt, einmal seinen eigenen Namen unter einem bedeutenden Werk zu sehen.
Und so verwundert es dem Leser nicht, dass der Protagonist bei dieser Lebensweise erkrankt. David bekommt einen Gehirntumor, und ihm verbleibt nicht mehr viel Zeit bis das die Rasseln des Todes ihn erwarten.

Da tritt ein dubioser Verleger in sein Leben und verspricht ihm: Leben, Reichtum und Anerkennung. Ein verlockendes Angebot, doch David müsste dafür seine Seele verkaufen.

Das Buch hat einen enormen Spannungsbogen, es fesselt und die Seiten lesen sich wie im Wahn. Die Sprache ist angenehm und lässt sich leicht fast melodiös lesen. Es ist eine Mischung aus Thriller und Fantasy.
Doch genau das, das Phantastische, hat mich bei diesem Roman abgeschreckt. Inhaltlich wird das Faust-Motiv ausgearbeitet wie der Autor selber bekennt. Mephisto gegen Gretchen, gar die “Gretchenfrage” ist vorhanden. Aber in meinen Augen ist dies ziemlich klobig gemacht, denn neue Aspekte oder eine überraschende Wende fehlen dem Werk.

Als 2003 “Der Schatten des Windes” erschien, war ich von Zafón überwältigt, doch entweder hat sich mein Lesegeschmack zwischenzeitlich arg verändert, oder aber ich komme mit diesem Gothic-Stil nicht zurecht.
Keine unbedingte Leseempfehlung, da es höchstwahrscheinlich an Leser gerichtet ist, die dieses Genre auch mögen und lieben.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: / :stern:
Schwierigkeitsgrad: leicht
Zuletzt geändert von Krümel am 14.12.2008, 14:55, insgesamt 1-mal geändert.
BildLiebe Grüße,
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Beitragvon Karthause » 13.12.2008, 15:57

Mit dieser Bewertung hatte ich eigentlich gerechnet, du hast ja während des Lesens schon ein bisschen durchblicken lassen, dass du nicht so glücklich mit ihm bist. Nur noch mal am Rande eine Frage war esfür dich ein zuviel an Phantasie oder waren dir die Fantasy-Elemente zu viel?
Viele Grüße
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Beitragvon wolves » 13.12.2008, 19:59

“Der Schatten des Windes” mochte ich ja auch recht gern. Für mich war es damals ein echter Pageturner (oder Schmöcker, schreib ich jetzt aber nur ganz leise :wink: ), aber "Das Spiel des Engels" klingt nicht wirklich nach meinen Geschmack. :grübel2:
Liebe Grüße
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Beitragvon Krümel » 13.12.2008, 21:57

Karthause hat geschrieben: Nur noch mal am Rande eine Frage war es für dich ein zuviel an Phantasie oder waren dir die Fantasy-Elemente zu viel?


Fantasy-Elemente wohl.

Ich möchte ja nicht zu viel verraten, und deshalb weiß ich es nicht so genau, ich lese doch kein Fantasy. Aber wenn man seine Seele verkauft, was assoziiert man damit :wink:
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Beitragvon Siebenstein » 13.12.2008, 22:55

Ich habe es mir gestern in der Bibliothek abholen können. Ich freue mich, dass es mit der Vorbestellung tatsächlich noch geklappt hat vor Weihnachten. :D

Ich werde es mitnehmen, wenn ich Ende der Woche in die Weihnachtsferien starte und hoffe auf einen richtig schönen Schmöker (wäre ja nicht schlecht jetzt so über Weihnachten). Ein wenig Skepsis ist allerdings angebracht, schließlich war "Der Schatten des Windes" nicht so mein Fall. Ich werde mir auf alle Fälle Ersatzlektüre mitnehmen...

Liebe Grüße
Siebenstein :wink:
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Beitragvon alixe » 13.12.2008, 22:55

Danke Krümel für die Rezi,

genau diese Elemente, die dir nicht gefallen haben, mag ich auch nicht. Ich wollte mir das Buch kaufen, doch jetzt werde ich das Geld für andere Lektüre ausgeben.

herzlichst: alixe
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Beitragvon Wirbelwind » 14.12.2008, 14:12

Leider höre ich immer öfters, dass sehr viele Fantasyelemente vorhanden wären. Das turnt mich total ab, denn ich mag nun mal keine Fantasy. Das Buch rutscht deshalb auf meiner Wunschliste weiter nach unten, schade.

Liebe Grüsse
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Beitragvon Wirbelwind » 03.02.2009, 13:53

Eigentlich stand "Das Spiel des Engels" weit hinten auf meiner Wunschliste, aber dann habe ich es zu Weihnachten geschenkt bekommen.
Ein dicker Wälzer, aber relativ leicht zu lesen.
"Im Schatten des Windes" fand ich gut, aber die Massenhysterie konnte ich nicht ganz nachvollziehen.
"Das Spiel des Engels" ist nicht so poetisch, dafür vielleicht ein wenig fesselnder, aber mit einem Großteil Fantasy versehen, was ja besonders jüngere Leser total zu faszinieren scheint. Sorry mich turnt es ab. Das ist mir alles zu wenig greifbar. Ich mag es zwar mystisch, doch zwischen Mystik und Fantasy liegen Welten. Aus dieser Sicht stimme ich Krümels Beurteilung(3/4) völlig zu. Um mir aber nicht vorwerfen zu lassen, ich hätte es vorweg deshalb schlechter bewertet und nicht Zafón Sprachkraft berücksichtigt, habe ich mich dann auf 4 Sterne raufgekurbelt. Als ein Lieblingsbuch bezeichne ich es aber nicht und ich empfehle es auch nur bedingt weiter. Inhaltlich wurde genug darüber geschrieben und so lege ich es an acta. :wink:

Liebe Grüsse
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Beitragvon wolves » 03.02.2009, 14:00

@Wirbelwind: Kannst du Gedanken lesen? Ich wollte dich schon um deinen Eindruck über das Buch bitten, als ich bei "gelesene Seiten" gesehen habe, dass du es gelesen hattest.
Ich glaube, dass ich nichts verkehrt mache, wenn ich das Buch höchstens mal aus der Bib ausleihen würde. Kaum zu glauben, was da für ein Hype drum gemacht wurde, bevor es rauskam. :roll:
Liebe Grüße
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Re: Zafón, Carlos Ruiz - Das Spiel des Engels

Beitragvon Coco » 22.10.2011, 07:33

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
"Der Schatten des Windes" ist eines der wenigen Bücher, das ich 2x gelesen habe und das eine ungemeine Faszination auf mich ausübte. Leider traf das auf "Das Spiel des Engels" überhaupt nicht zu. Ich kann noch nicht mal behaupten, dass es mich sehr in seinen Bann gezogen hat.
Mal von wenigen Ausnahmen abgesehen, bekam ich wenig Bezug zu den Akteuren und leider stand ich am Ende auch da und habe wohl einiges überhaupt nicht verstanden :cry:
Selbst die Sprachgewalt, die mich beim "Schatten des Windes" noch komplett gefesselt hat, habe ich hier vermisst.
Schade, aber so geht es halt manchmal ....

:stern: :stern: :stern:
Liebe Grüsse
Coco

-----------

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Re: Zafón, Carlos Ruiz - Das Spiel des Engels

Beitragvon mombour » 22.10.2011, 09:00

Ich habe sogar "Der Schatten des Windes" nach etwa 90 Seiten abgebrochen, weil es mich langweilte.
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Re: Zafón, Carlos Ruiz - Das Spiel des Engels

Beitragvon Krümel » 22.10.2011, 10:13

mombour hat geschrieben:Ich habe sogar "Der Schatten des Windes" nach etwa 90 Seiten abgebrochen, weil es mich langweilte.


Na so was! Sitzen - sechs! :tz: :grins:
BildLiebe Grüße,
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