Keine Geschichte

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    Re: Keine Geschichte

    Konstantin - 12.12.2008, 22:16

    Keine Geschichte
    Es ist eigentlich keine Geschichte, aber noch weniger ist es ein Gedicht. Und es hat keinen Titel.

    Immer dem Wind entgegen und mit offener Jacke laufe ich über den Platz, dränge mich durch schiebende Menschenmassen. Es wäre einfacher, sich treiben zu lassen, aber noch habe ich eine ungefähre Ahnung, welcher der Weg nach Hause ist.
    Es ist Nachmittag und vor mir verdunkeln sich am Himmel bereits die Wolken. Ob der Mond wohl schon scheint? Das könnte der Grund dafür sein, dass die Wolken, obwohl sie immer dunkler werden, grau zu leuchten scheinen. Alles ist grau, aber außer den Wolken und den schwach flimmernden Leuchtreklamen leuchtet nichts. Ein Glück, dass ich größer bin, als die meisten anderen Gestalten, die sich dicht aneinander geschmiegt durch die engen Einkaufsstraßen drücken, ich glaube, zwei Köpfe tiefer würde mir die Welt noch sehr viel dunkler erscheinen.
    Ich stolpere zweimal, weil meine Schnürsenkel sich gelockert haben, aber das macht nichts, weil ich von den Personen neben und hinter mir weitergetragen werde. Ich mag die Person vor mir. Sie kommt mir von hinten fast vertraut vor. Deswegen will ich ihr Gesicht nicht sehen.
    Und da läuft die Person auch schon weg. Die Häuser auf beiden Seiten sind verschwunden. Die Menschen neben und hinter mir haben mich losgelassen und rennen an mir vorbei. Es hat angefangen zu regnen. Mein Fuß wird nass. Ich bin in eine Pfütze zwischen den schlecht gepflasterten grauen Steinen des Platzes getreten. Jetzt, da ich schon einmal angehalten habe, gehe ich in die Hocke und binde meine durchnässten Schnürsenkel zu Schleifen. Dabei fällt mir auf, dass sich auch meine Hose an ihren Enden mit Wasser vollgesogen und einen dunkleren Farbton angenommen hat.
    Jemand übersieht, dass ich immer noch auf dem Boden hocke und haut mir die Aktentasche gegen das linke Ohr.
    Ich stehe auf und schaue hinterher. Die hektische Figur im grauen Regenmantel schaut nicht zurück. Auch ihre Hosenbeine sind nass. Als jemand anders an mir vorbei läuft verliere ich sie aus den Augen.
    Mit Wind und Regen im Rücken gehe ich den grauen Regenschirmen entgegen auf die breite Treppe zu, die zum Bahnhof führt. Sie führt bergab.
    Ein Mann in Jeans mit Bart und schmutzigen Zähnen fragt mich höflich, ob ich ihm Geld für eine Fahrkarte geben könnte. Ich überlege kurz, obwohl ich weiß, dass er lügt, doch als ich entschieden habe, ihm das Kleingeld in meiner Hosentasche zu geben, bin ich schon vier Schritte weiter. Schade.
    Es weht mir ziemlich kalt um den Hals. Hoffentlich erkälte ich mich nicht.
    In dem Moment, in dem ich die Bahn betrete und mir das Gewicht der Regentropfen von den Schultern genommen wird und mir die Wärme entgegenströmt, frage ich mich, ob ich mich wieder auf das Gleis stellen und auf die nächste Bahn warten sollte.
    Zurückbleiben bitte, Türen schließen selbsttätig.


    Bitte keine Bewertung, sondern irgendetwas, was ihr denkt, fühlt, bemerkt, versteht, oder was auch immer. Das interessiert mich nämlich. :D
    Danke



    Re: Keine Geschichte

    Lee - 12.12.2008, 23:13


    naja also ich weis ja nich wie groß du bist aber so auf meiner höhe isses echt ziemlich dunkel zwischen vielen Menschen *sfz*
    also in manche teile kann ich mich echt reinversetzten, das mit dem stolpern und in ne Pfütze treten... is typisch für mich



    Re: Keine Geschichte

    Murtaghs Elfe - 13.12.2008, 19:48


    ALso ich stell mir das fast so vor wie in einem schwar weiß Film und in der Szene als er/sie in die Bahn steigt wird es erst farbig.
    Irgendwie hab ich bei m lesen nen kaltes Schaudern im Rücken gehabt, denn mir kommt es i-wie so vor, als wäre er/sie sonn armes WÜrstchen oder so...^^



    Re: Keine Geschichte

    Lee - 14.12.2008, 17:40


    stimmt das passt voll als schwarz-weiß-Film
    ne ich hat keinen klaten Schauder^^ aber ich dacht mir, sama Konstantin kennst du mich!? :o: also manche sachen passen wirklich total ;)



    Re: Keine Geschichte

    Sad Statue - 15.08.2009, 23:17


    Der Kommentar kommt zwar recht spät, aber macht ja nix ;D

    Ich find es faszinierend wie der Protagonist mit seiner Umwelt umgeht. Er geht mit geöffneten Augen durch die Welt, bemerkt einiges, aber irgendwie trotzdem nichts. Er sucht sich immer neue Anhaltspunkte in der grauen Masse der vielen Menschen, kann aber trotzdem nie das ganze erfassen, sondern nur kleine Ausschnitte, auf die er sich fixiert.
    Ich glaube, so bin ich noch nie durch die Welt gelaufen. Ich werd´s mal ausprobieren ;D vielen Dank!



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