Titel kommt noch

Haus Siebenstein
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    Re: Titel kommt noch

    sorcha - 11.12.2008, 15:46

    Titel kommt noch
    Er schritt durch den Raum. Groß, Schlank, Muskulös, mit langen dunklen Haaren und einer Haut die so Hell war das sie fast weiß wirkte. Er war sich der Blicke die ihm folgten durchaus bewusst. Alle starten ihm nach. Sein langer Ledermantel flatterte ihm nach wie Flügel. Suchend lies er seine schwarzen Augen umher gleiten. Nach der Frau die ihm diese Nacht Gesellschaft leisten sollte. Ein scharfer Geruch stieg ihm in die Nase. Unauffällig schnüffelte er. Die Menschen glaubten er wäre einer von ihnen. Diese Narren. Er war bereits über 800 Jahre alt. Hatte sie kommen und gehen sehen und den einen oder anderen ein schnelleres Ende beschert als von der Natur vorgesehen waren. Seine Sinne waren viel schärfer. ER konnte im Dunkeln perfekt sehen. Seine Nase nahm noch die feinsten Nuancen war und sein Gehör funktionierte wenn es sein musste über mehrere hundert m. Er war ein Vampir. Insgeheim lachte er über die dummen Menschen die glaubten Sonnenlicht würde Vampire töten. Er empfand es als unangenehm und er bekam Kopfschmerzen aber töten konnte ihn das Licht nicht auch wenn er die Dunkelheit vorzog. Und Knoblauch? Er liebte Knoblauch. Ein Holzpflock durchs Hertz. Nun das würde auch einen Menschen töten, er allerdings wäre nur einige Zeit außer Gefecht gesetzt. Aber nicht auf Dauer. Er war ein Untoter und das schloss den eigenen Tod praktisch aus. Der Geruch wurde stärker je näher er der Hinreißenden, schlanken Frau kam, mit braunen Augen und dichtem blonden Harr. Konnte das sein? Er hatte hier schon lange keine mehr gesehen. Dem Geruch zum Trotz stellte er sich neben sie an die Baar und bestellte sich einen Campari pur. Wenn schon kein Menschblut dann wenigstens das der Läuse die als Farbstoff genutzt wurden. Er zündete sich eine Zigarette an. Er wusste dass sie den Geruch nicht ausstehen konnte. Sie knurrte leise.
    „Ich weiß was du bist“ flüsterte sie ihm ins Ohr.
    „Gleichfalls.“
    Sie ging an ihm vorbei nach draußen. Nach einer für ihn angemessen Zeit folgte er ihr.
    Ein Blick in den Himmel sagte ihm dass es Vollmond war. Er sah sich um. Auf dem ersten Blick konnte man glauben sie wäre ein Mischling zwischen Golden Retriver und einem Huski. Doch er wusste es besser. Der Hund der ruhig auf der anderen Straßenseite saß und ihn ansah war in Wahrheit ein Werwolf. Sie wartete. Gemächlich als ob er es eh vorgehabt hatte schlenderte er zu ihr rüber. Ein paar Jugendliche kamen vorbei. Er streckte seine Hand aus um sie zu streicheln. Doch sie fletschte die Zähne und knurrte. Die Jugendlichen kamen näher.
    „An ihrer Stelle würde ich den nicht anfassen. Ich kenn den
    Köter der ist bissig.“ Warnte ich n einer.
    „Ich zeig dir gleich wie bissig ich bin.“ Knurrte sie leise. Bevor sie aufstand und in richtig Park lief.
    Er fragte sich ob er ihr folgte. Vampire und Wehrwölfe hasten sich seit Menschen… er korrigierte sich seit Vampir gedenken. Trotz allem langweilte er sich unter den Menschen und er hatte schon lange keinen anderen Untoten gerochen. Daraus hatte er geschlossen dass er hier der einzige war. Doch nun war sie aufgetaucht. Alles war besser als das Gefühl allein unter vielen zu sein.



    Re: Titel kommt noch

    Tjorven - 14.12.2008, 12:04


    Sie hatte ihn bemerkt sobald er das Lokal betreten hatte: Unverschämt gutaussehend, gelangweilt und arrogant. Alle Vampire waren gelangweilt und arrogant, das brachte ihr ewiges Leben wohl so mit sich, aber dieser hier stank geradezu vor Hochmut. Vermutlich war er hergekommen um sich eine Gespielin für die Nacht zu suchen und sich so – zumindest für einige Stunden – die Langeweile zu vertreiben. Es würde sie nicht wundern wenn er seine jeweilige Auserwählte, nachdem er ihrer überdrüssig geworden war, mit einem Biss tötete. Sie hatte so einiges über Vampire gehört – aber was kümmerte es sie im Grunde? Wer blind und dumm genug war sich unwissentlich mit einem Vampir einzulassen, der hatte wahrlich nichts Besseres verdient. Sie hatte andere Sorgen. Demonstrativ wandte sie ihm den Rücken zu. Ein wenig bedauerte sie es dass es niemanden gab, der heute Abend mit ihr auf ihr neues Leben anstossen konnte: Delia Green, Profikillerin.
    Gerade hatte sie die letzten, entscheidenden Prüfungen absolviert und konnte nun also Aufträge entgegennehmen. Das Geld konnte sie weiss Gott gebrauchen.
    Delia Green – dieser Name war geradezu lächerlich für eine Werwölfin. Er klang wie eine verflixte Blumensorte! Sie zog es vor Lee genannt zu werden.
    Ihrer Mutter konnte sie wegen der Namenswahl wohl keine Vorwürfe machen. Annabell Green hatte schliesslich nicht gewusst dass die kleine Prinzessin, die sie sich immer als Tochter gewünscht hatte, sich als Werwölfin entpuppen würde. Wer ihr Vater war, hatte Lee nie erfahren. Annabell war nie besonders wählerisch gewesen bei der Auswahl ihrer Geliebten – Hauptsache sie waren wohlhabend und sahen gut aus. Viele Werwölfe waren reich, entstammten machtvollen Clans, und einigen gelang es meisterhaft ihr wahres Wesen zu verbergen. Es war also nicht weiter verwunderlich dass der Mann, wer auch immer er gewesen war, Annabell hatte täuschen können.
    Bis zu ihrem siebten Lebensjahr war Lee ein ganz normales Mädchen gewesen – zugegeben, sie war keine solche Schönheit wie ihre Mutter, deren fein geschnittenes Porzellanpuppengesicht mit dem kleinen Rosenknospenmund, den blauen Augen und den goldblonden Locken eine Zierde für jede Festgesellschaft war. Auch Lees Haar war schon immer prachtvoll gewesen, doch ansonsten war sie eher zu dünn für ein Mädchen und gleichzeitig zu kraftvoll. Ihr Körper war sehnig und muskulös wie der eines Jungen, ihre Bewegungen wieselflink, ihr durchdringender Blick und ihre unbeugsame Willenskraft konnten einem beinahe Angst einjagen. Ihre unbeherrschten Wutanfälle machten es Annabell sehr schwer ein Kindermädchen zu finden, das bereit war sich um ihre Tochter zu kümmern. Nein, musste sich Annabell schweren Herzens eingestehen, eine Dame würde aus diesem Kind wohl nie werden. Dennoch war es ein Schock für alle als Lee sich zum ersten Mal verwandelte: Sie hatte sich – wie so oft – mit ihrem älteren Halbbruder Geoffrey gestritten. Geoffrey mit seinem hübschen Gesicht und den schwarzen Locken war der Liebling seiner Mutter. Der Liebling aller, um genau zu sein, und er wusste es auszunutzen. Seine überhebliche Art konnte Lee zur Raserei treiben, und an diesem Tag war es besonders schlimm. So schlimm dass sie schliesslich auf ihn losgegangen war. Das nächste woran sie sich erinnern konnte war, dass die plötzlich auf Geoffreys Brust hockte während ihm ein Paar scharfer Krallen, die auf seltsame Weise zu ihr zu gehören schienen, das Gesicht zerkratzten. Er hatte geschrieen, ihre Mutter, der Butler und das Kindermädchen waren ihm zu Hilfe geeilt und hatten versucht den vermeintlichen Strassenköter von ihm wegzuzerren.
    „Delia!“ rief Annabell Green zornig und schaute sich suchend nach ihrer Tochter um.
    „Das war das allerletzte Mal dass du einen von diesen hergelaufenen Kötern mit ins Haus geschleppt hast, hörst du? Dieses Haus ist keine Menagerie! Wenn du nicht vor die Tür gehen kannst ohne dass sich sämtliche herrenlosen Hunde dieser Stadt an deine Fersen heften, dann musst du eben auf deinem Zimmer bleiben! Delia!!“ Dann fiel Annabell in Ohnmacht, als sich der vermeintliche Hund vor ihren Augen in ihre Tochter zurück verwandelte.

    Inzwischen hatte Lee ihre Gestalt allerdings beinahe perfekt unter Kontrolle. Es war Jahre her seit sie zum letzten Mal einen Menschen angefallen hatte, es sei denn zur Übung während der Ausbildung. Springen, niederwerfen aber nicht zubeissen – das war das Schwerste gewesen, aber sie hatte gelernt sich zu beherrschen.
    Doch als Sechzehnjährige hatte sie zwei Männer getötet. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter waren Lee und Geoffrey sich selbst überlassen geblieben. Während das grosse Herrenhaus mehr und mehr verfiel, brachte Geoffrey den grössten Teil seiner Zeit damit zu mit Trinkgelangen und Glücksspiel sein Erbe durchzubringen. Um seine kleine Schwester kümmerte er sich kaum, schämte sich ihrer wohl insgeheim, fürchtete ständig einer seiner einflussreichen Freunde könnte herausbekommen dass sie ein Werwolf war.
    Doch eines Abends waren zwei Männer in das Herrenhaus eingedrungen. Auftragskiller, die irgendjemand auf ihn angesetzt haben musste, wahrscheinlich weil er seine Spielschulden nicht begleichen konnte. Lee hatte die Männer lange vor ihm bemerkt, hörte sie heranschleichen, sah das Metall in ihren Händen aufblitzen – und sprang. Als sie wieder zu sich kam, lagen die beiden Killer mit gebrochenem Genick am Boden, und Geoffrey starrte Lee an als habe er sie nie zuvor gesehen. Dann floh er Hals über Kopf hinaus in die Nacht, liess Lee mit ihrem Grauen allein. Was hatte sie nur getan?
    Am frühen Morgen war er wiedergekommen, näherte sich ihr zögernd und ängstlich als befürchtete er sie könnte ihn jeden Moment anspringen. Gemeinsam verscharrten sie die beiden Leichen im Garten, erwähnten den Vorfall danach jedoch mit keinem Wort mehr.
    Ein paar Tage später war er dann erschienen: Der Grossmeister der Assassinen wollte herausfinden was aus den beiden Mitgliedern seines Ordens geworden war. Lee erzählte es ihm schliesslich, hin und hergerissen zwischen Angst und Trotz.
    „Du kannst wohl kaum zur Polizei gehen, oder?“ fragte sie, sah dem Mann dabei fest ins Gesicht. „Immerhin wollten die Männer meinen Bruder töten. Ich habe ihn nur verteidigt.“
    Zu ihrem grossen Erstaunen lächelte der Mann. „Nein ich gehe nicht zur Polizei,“ sagte er ruhig. „Ich erkenne ein Talent wenn ich eins sehe.“ Er war ihr Lehrmeister geworden, hatte sie zur Assassinen ausgebildet.
    Und nun, endlich, konnte sie mit der Arbeit beginnen.

    Der Vampir trat neben sie und riss sie aus ihren Gedanken. Besass er tatsächlich die Frechheit sich ihr zu nähern? Jeder andere wäre vor ihrem Blick zurückgewichen, doch nicht er. Er zündete sich eine Zigarette an. Also gut, er hatte es nicht anders gewollt. Sie würde ihm die Abreibung verpassen die er verdiente. Sie verliess das Lokal, wusste dass er ihr folgen würde.
    Draussen war die Nacht mondhell. Der Drang sich zu verwandeln wurde beinahe übermächtig, und sie beschloss ihm nachzugeben. Dann wartete sie. Er näherte sich ihr lässig ohne zu zögern, ignorierte den Anführer der Jugendlichen, der Lee einmal spasseshalber zu streicheln versucht und dabei um ein Haar seine Hand eingebüsst hatte.
    Sie knurrte herausfordernd und verschwand mit einem eleganten Satz im Park.
    „Dann wollen wir mal sehen wie gut du bist.“ Sie lief absichtlich kreuz und quer, bewegte sich lautlos durch die Dunkelheit, doch er schien ihrer Fährte ohne Schwierigkeiten folgen zu können.
    Während sie lief überlegte sie. Sie kannte seinen Namen nicht, doch sie wusste wer er war: Der einzige Vampir in dieser Gegend, uralt und sehr mächtig. Angeblich waren mehrere Millionen Dollar auf seinen Kopf ausgesetzt. Ein gerechtfertigter Preis, wenn man bedachte dass es beinahe unmöglich war einen Vampir zu töten. Doch einigen Leuten war es anscheinend sehr daran gelegen dass es trotzdem jemand versuchte. Vampiren fiel es nie schwer sich Feinde zu machen, sie besassen einfach zu viel Macht, hatten ihre Finger in jeder Intrige und jedem Kompott das irgendwo ausgeheckt wurde. Wahrscheinlich war das für sie nur eine Art sich die Jahrhunderte zu vertreiben.
    Wenn Lee sich die Prämie verdienen könnte … sie wäre mit einem Schlag alle ihre und Geoffreys Geldsorgen los. Zugegeben, es gab weitaus einfachere Aufträge mit denen sich ebenfalls recht ansehnliche Summen verdienen liessen, doch Grunde widerstrebte es ihr gewöhnliche Menschen zu töten Es war einfach zu leicht, beinahe empfand sie es als unter ihrer Würde sich dafür bezahlen zu lassen. Gegen einen anderen Untoten anzutreten schien dagegen eine faire Sache zu sein, eine Herausforderung.
    Lee wechselte erneut die Gestalt. Mit Genugtuung nahm sie den überraschten Ausdruck in seinen Augen wahr als sie plötzlich direkt vor ihm aus dem Gebüsch trat. Die Überraschung währte jedoch nur einen winzigen Moment, dann verzogen sich seine Lippen erneut zu einem selbstsicheren Lächeln.
    „Was denn, du gibst schon auf?“ fragte er.



    Re: Titel kommt noch

    sorcha - 18.12.2008, 16:26


    "Aufgeben?"
    Sie kam ihm ganz nah und strich mit ihrem Finger über seine kalten, dunkelblauen,violetten, fast schwarzen Lippen.
    "Das Spiel fängt erst an."
    "Spielen? Du willst allso spielen?"
    Seine Lippen berührten ihren Hals. Er spürten das warme pulsierende Blut. Er hörte ihren erstaunlich ruhigen Herzschlöag, für die Strecke die sie gelaufen war. Er berührte ihre warme haut. Der geruch des Werwolfes machte ihm kaum noch was aus.
    "An was hast du denn gedacht?" hauchte er.
    Doch in dem Moment berührte er dichtes Fell. Scharfe Zähne schnappten nach seiner Hand und weiche Kräftige Pfoten stießen den Überraschten Vampier ein kleines Stück zurück bevor Lee geschmeidig fort sprang.
    Er folgte ihr auch diesmal.



    Re: Titel kommt noch

    Tjorven - 18.12.2008, 22:39


    Lee war verwirrt. Sie hatte immer geglaubt es müsste unangenehm sein einen Vampir zu berühren, kalt und klamm, aber das war es nicht. Zwar hatte sich seine Haut unter ihrer Fingerspitze kühl angefühlt, gleichzeitig jedoch weich und auf seltsame Weise angenehm.
    Gleich darauf schalt sie sich selbst. Was war nur in sie gefahren? Vor wenigen Minuten noch hatte sie mit dem Gedanken gespielt den Kerl zu töten um die Belohnung zu kassieren, und jetzt? Der alte Assassinenmeister hatte recht: Sie war zu impulsiv, zu gefühlsbetont. Sie musste lernen sich zu beherrschen.
    Er folgte ihr noch immer querfeldein durch den nächtlichen Park und fragte sich was sie wohl vorhatte. Bald würde der erste Streifen der Morgendämmerung am Horizont zu sehen sein, aber noch immer war er ihr, abgesehen von jener einen, flüchtigen Berührung, nicht näher gekommen. Er wusste noch nicht einmal wie sie hiess. Hielt sie ihn etwa zum Narren? Er war es gewohnt zu bekommen was er wollte, noch nie hatte ihn eine Frau lange warten lassen. Sie jedoch liess ihn zappeln – und merkwürdigerweise genoss er es. Er hatte sich lange nicht mehr so lebendig gefühlt wie gerade jetzt wo er ihrer Fährte durch die Dunkelheit folgte, die Nerven gespannt, die Sinne geschärft. Dann sah er sie am schmiedeeisernen Parkgitter stehen, ein Schatten inmitten anderer Schatten. Sie liess ihn herankommen bis er sie beinahe berühren konnte.
    „Wir sehen uns heute Abend“, raunte sie, ihre Hand streifte wie zufällig seine Wange – und dann war sie wieder ein Wolf, sprang leichtfüssig über das Kopfsteinpflaster der Strasse und verschwand. Einen Augenblick dachte er daran ihr weiterhin zu folgen, doch er tat es nicht. Heute Abend, hatte sie gesagt. Mit Erstaunen stellte er fest dass er sich auf den Abend freute. Wie lange war es her dass er zum letzten Mal dieses Gefühl verspürt hatte? Die Jahrhunderte waren verstrichen, im Grunde war ein Tag wie der andere gewesen – bis jetzt.

    Lee erreichte das alte Herrenhaus in der Morgendämmerung. Wie so oft herrschte im Wohnzimmer ein Durcheinander aus leeren Flaschen und schmutzigem Geschirr. Schnapsgeruch und schaler Zigarrenrauch hing in der Luft. Lee schimpfte halblaut vor sich hin während sie sich ans Aufräumen machte und das grosse Flügelfenster öffnete um frische Luft herein zu lassen. Wann würde Geoffrey sich endlich daran gewöhnen dass sie keinen Butler mehr hatten der ihm den Dreck wegräumte? Wahrscheinlich lag er jetzt in einem der Schlafzimmer und schlief seinen Rausch aus, dachte sie. Doch sie konnte ihn nirgends finden. Nun, auch das war nicht ungewöhnlich, vermutlich war er zu einem seiner so genannten Freunde gegangen um dort weiter zu trinken.
    Lee war müde. Sie würde ein paar Stunden schlafen, und danach würde sie in aller Ruhe überlegen was sie im Bezug auf den Vampir unternehmen sollte. Vermutlich war es am Besten die Verabredung nicht einzuhalten und die ganze Sache im Sande verlaufen zu lassen.
    Ein lautstarkes Klopfen an der Haustür weckte Lee am frühen Nachmittag. Wer konnte das sein? Vermutlich jemand der sein Geld wollte. In letzter Zeit waren das die einzigen Leute die an ihre Tür klopften. Doch der Besucher erwies sich als uniformierter Palastwächter, der ihr mitteilte Lord Nexuss erwarte sie in seinem Palast.
    Was um alles in der Welt konnte der Tribun von ihr wollen? Sicher nichts Gutes. In den Palast des Tribuns geladen zu werden bedeutete selten etwas Gutes. Mit einem flauen Gefühl im Magen folgte Lee dem Wächter durch die Stadt. Der Name Palast wurde dem Regierungsgebäude kaum gerecht, auch wenn alle ihn so nannten. Eigentlich war es nur ein grosser, grauer Klotz, ein Verwaltungsgebäude, das bis vor wenigen Jahren den Senat beherbergt hatte – jene Versammlung mächtiger Männer, die über das Wohl der Stadt entschieden. Doch dann war es Nexuss und seinen Mitverschwörern gelungen, mit einem Staatsstreich den Senat aufzulösen, und Nexuss hatte sich selbst als Volkstribun ausgerufen.
    Lee war dem Mann als Kind einige Male auf den kleinen, exklusiven und entsetzlich langweiligen Partys begegnet, die ihre Mutter veranstaltet hatte. Annabell Green hatte Nexuss für einen Gentleman gehalten, doch Lee war er von Anfang an unsympathisch gewesen. Es lag an seinen Augen: Sein Mund mochte lächeln, doch die Augen waren wie giftige Pfeile. Und dann sein Geruch: Der scharfe, raubtierhafte Geruch der Begierde haftete ihm an, darüber hatte auch sein teures Duftwasser nicht hinwegtäuschen können.
    Der Tribun sass in seinem Arbeitszimmer hinter dem gewaltigsten Schreibtisch den Lee je gesehen hatte: Mahagoni mit Löwenfüssen und jeder Menge anderen Verzierungen, matt glänzend wie gerade eben poliert. Dahinter hockte Nexuss wie eine Raubkatze auf dem Sprung, und Lee verspürte den Drang sich zu verwandeln um als Erste springen zu können. Sie war auf der Hut.
    „Ah, Fräulein Green. Guten Tag.“ Seine Stimme war samtweich, dennoch musste Lee sich beherrschen um nicht zu knurren.
    „Guten Morgen, Sir. Sie haben mich rufen lassen?“
    „Ja, da habe ich. Ich denke dass du uns bei einem kleinen … Problem behilflich sein kannst. Meine Leute haben dich beobachtet. Du scheinst Kontakt zu einem gewissen … Vampir zu haben. Ein sehr nützlicher Kontakt, in der Tat. Dir dürfte bekannt sein, dass … gewisse Kreise bereit sind eine hohe Summe an denjenigen zu zahlen, der den Vampir … unschädlich machen kann.“
    Lee starrte den Mann an, sie konnte nicht anders. Aus dem Mund jedes anderen wären diese Worte eine vage Andeutung gewesen – aus seinem Mund waren sie ein Befehl.
    „A … aber man kann einen Vampir nicht töten, Sir. Das ist allgemein bekannt“, versuchte sie sich herauszureden, doch sie wusste dass es im Grunde keinen Zweck hatte.
    „Zugegeben, es ist schwierig“, erwiderte der Tribun gedehnt, fixierte sie immer noch lächelnd. „Aber nicht unmöglich. Du hast die Assassinenprüfung mit Auszeichnung bestanden, als Beste deines Jahrgangs – wenn nicht sogar als Beste überhaupt. Wenn es jemand schaffen kann, dann du. Du wirst reich belohnt.“
    „Und wenn ich mich weigere?“ fragte Lee offen. Die Augen des Tribuns wurden schlagartig schmal, mehr denn je sah er wie eine Raubkatze aus.
    „Dann ist es sehr … wahrscheinlich, dass deinem lieben Bruder in naher Zukunft ein kleines … Missgeschick widerfährt.“
    Geoffrey. Sie hatten Geoffrey. Lee spürte Panik in sich aufsteigen.
    „Ich möchte ihn sehen“, verlangte sie, hörte selbst dass ihre Stimme hölzern klang.
    „Aber selbstverständlich.“ Der Tribun lächelte ein kleines, siegessicheres Lächeln. „Es geht ihm gut. Er ist ein … angenehmer Gast. Solange er nicht anfängt Fragen zu stellen und solange du dich als … zusammenarbeitswillig erweist, wird es ihm weiterhin gut gehen. Falls nicht … es liegt in deiner Hand. Und vergiss nicht dass meine Leute dich beobachten.“ Nexuss nickte kurz dem Wächter zu, der an der Tür stand. „Bring Fräulein Green zu ihrem Bruder, danach geleite sie hinaus. Und nun lass den Grafen von der Steppenweide eintreten.“
    Wie benommen taumelte Lee hinter dem Wächter her. Doch ihr Kopf wurde schlagartig klar als sie den Mann bemerkte, der in dem kleinen Vorzimmer wartete. Er wirkte kraftvoll, obwohl er nicht besonders gross zu sein schien. Sein langes, blondes, von grauen Strähnen durchsetztes Haar war so dicht dass es wie eine Mähne wirkte. Für einen offiziellen Besucher war er geradezu auffallend einfach gekleidet, doch seltsamerweise verliehen seine grobe Hose und das zerknitterte Hemd ihm keineswegs ein ungepflegtes Aussehen. Er wirkte eher wie ein Mann der keinen Wert auf seine Kleidung legte, dem es im Grunde missfiel sie zu tragen. Aber es war sein Blick der Lee traf wie ein elektrischer Schlag, als er an ihr vorüberging. Und dann sein Geruch – es konnte kein Zweifel bestehen. Offenbar war Lee nicht der einzige Werwolf zu dem Lord Nexuss Kontakt hatte.
    Geoffrey Green sah seine Schwester aus glasigen Augen an, schien kaum wahrzunehmen was um ihn herum geschah. Was auch immer sie ihm verabreicht hatten – es machte ihn träge und umnebelte seinen Verstand noch mehr als der Alkohol, den er gern in reichlichen Mengen genoss
    „Oh hallo Lee“, Geoffrey lächelte vage. „N … netter Mann, der Tribun, nicht wahr? S..sehr gastfreundlich.“ Lee widerstand dem Impuls ihrem Bruder eine kräftige Ohrfeige zu verpassen um wenigstens ein klein wenig Verstand in sein drogenvernebeltes Hirn zu dreschen. Wahrscheinlich war es besser für ihn wenn er von allem so wenig wie möglich mitbekam. Was hatte der Tribun gesagt? Es würde ihm gut gehen, solange er keine Fragen stellte.
    Wenig später stand Lee auf der Strasse vor dem Palast, setzte mechanisch einen Fuss vor der anderen ohne darauf zu achten wohin sie ging, während die Gedanken sich in ihrem Kopf überschlugen.
    Zur Hölle mit dem verfluchten Tribun und seinem Raubkatzenlächen! Und zur Hölle mit diesem versoffenen Schwächling von Geoffrey! Er war älter als sie, um Himmels willen! Er war ein MANN! Warum also war sie ständig diejenige die ihm aus der Patsche helfen musste? Sie hatte nicht übel Lust ihn im Palast verrotten zu lassen, aber sie wusste im Grunde genau dass sie dazu niemals im Stande sein würde. Er mochte schwach sein, doch er war ihr Bruder. Sie hatte niemanden ausser ihm. In wenigen Stunden würde die Sonne untergehen, und dann würde ER am Park auf sie warten. Der Vampir, den sie töten sollte, obwohl niemand genau wusste ob er überhaupt sterben konnte. Der Vampir, den sie berührt hatte. Was sollte sie nur tun?



    Re: Titel kommt noch

    sorcha - 06.01.2009, 16:12


    Lee schlich verdanken verloren durch den Park in dem sie gestern Abend den Vampire kennen gelernt hatte. Noch immer fühlte sie das Prickeln wenn sie an die kalten Lippen an ihrem Hals dachte. Doch schnell wanderten ihre Gedanken zurück zum Tribun. Warum sollte sie ihren Bruder beschützen. Er war alt genug. Und hatte er sich um sie gekümmert als ihre Mutter gestorben war? Hatte er sich jemals um sie gekümmert. Und trotz allem. er war der letzte lebende Verwandte den sie hatte. Der Geruch. Der Geruch von dem Werwolf. Sie hatte ihn schon einmal gerochen. Nur schwach. Aber sie kannte ihn und sie hatte ihn ständig in der Nase gehabt, zusammen mit Parfüme und Seife. Der Geruch einer Frau. Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ihre Mutter. es war der Geruch ihrer Mutter gewesen an dem dieser Geruch haftete. War der Mann etwa ihr Vater gewesen? Es lief ihr kalt den Rücken runter. Sie hielt inne. Irgendetwas hatte sie gehört. Irgendetwas hatte sie gespürt. Ein Lufthauch mehr nicht. Sie schnupperte. Dann entspannte sie sich. Aber nur kurz. Denn trotz allem hatte sie es mit einem Vampir zu tun. Da trat er nun vor ihr aus dem Gebüsch. Er sah sie herausfordernd an. Dann ließ er sich in die Hocke gleiten und schlug mit den Händen auf den Boden. Er sah sie an.
    "Spiel mit mir!"
    Dann wiederholte er die Aufforderung.
    "Spiel mit mir!"
    Es durchzuckte Lees ganzen Körper. Doch sie versuchte sich zu beherrschen. Sie war Froh in ihrer Menschlichen gestallt zu sein. Als Wolf hätte sie dieser Einladung nie wiederstehen können. Doch so blieb sie stehen und musterte ihn Kühl.
    "Hast du niemand anderen zum spielen? Andere Vampire?"
    Er lachte.
    "Ich bin der einzige Vampir hier in der Gegend."
    "Wo sind die anderen Tod?"
    "Nein. Sie sind weg gezogen."
    "Wohin. Nach Transsilvanien?"
    Er lachte noch mehr.
    "Natürlich nicht."
    "Aber warum glauben das dann alle Menschen."
    "Weil wir es sie glauben lassen. Es gibt keine Vampire in Transsilvanien."
    Lee tat schockiert.
    "Dann hat es einen Graf Dracula nie gegeben?"
    "Oh doch. Du solltest dich mehr mit Geschichte befassen. Die der Werwölfe ist im Übrigen auch sehr interessant. Zugegeben die der Mensch ist langweilig. Aber die der Untoten... Zurück. Es gab einen Graf Vlad Dracul der Pfähler. Und er stellte auch die Köpfe seiner Feinde auf gepfählt zu schau. Das erklärt vielleicht seinen Namen. Nur er war kein Vampir. Noch nicht jedenfalls." Er wischte sich geistesabwesend über die Lippen.
    "Hast du etwa?"
    "Ich Vlad den Pfähler?2
    "Oh Nein. Ich war nie in Rumänien. Ich hab ihn in Paris kennengelernt. Die eigentliche Stadt der Vampire. Paris und London."
    Sie waren stehen geblieben. Sie sah ihn Neugieriger als sie zu geben wollte an. Er umfasste ihre Hüften und wollte in ihren Augen versinken. ihr Herz klopfte. Ihre Gedanken rasten. ER stutzte. Dann lies er die Arme sinken und schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    "Sie geben einfach nicht auf."
    "Was?"
    "Weißt du warum es praktisch unmöglich ist einen Vampir zu töten? Selbst wenn man wüsste wie?"
    "Es gibt also eine Möglichkeit"
    "Mehrere. Aber selbst wenn du sie wüsstest könntest du mich nicht töten."
    "Wer sagt dass ich dich töten will?"
    "Du selbst. Und das du dazu gezwungen bist."
    Er lächelte nicht mehr sondern sah sie ernst an. Seine Hände berührten wieder ihre Hüften und er sah ihr in die Augen. Sie fühlte sich wie Hypnotisiertes Kaninchen.
    "Du hast es gestern schon in Betracht gezogen. Bis du mich kennen gelernt hast. Du hälst mich für Attraktiv? Ich bin geschmeichelt."
    Er lächelte kurz. Doch dann wurde er wieder ernst.
    "Heute allerdings bist du als Assassinen beauftragt. Und nicht nur das. Du wirst dazu gezwungen. Entweder du stirbst oder dein Bruder. Oder beide. Ah Alexus. Wann lernt die Familie endlich aufzugeben bevor es Peinlich wird. Sie versuchen es schon seid 300 Jahren."
    Er las noch etwas länger in ihren Gedanken bis der Widerstand zu groß wurde und es Lee endlich gelang den Blick von ihm zu lösen. Doch kurz vorher hatte er noch was gesehen.
    "Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Vincent. Du kannst "Geheimnisvoller Unbekannter, bzw. der Vampir streichen. Jetzt kennst du meinen Namen."
    Er zog sie zu sich ran. Seine Lippen berührten fast ihr Ohr während auf er auf der anderen Seite seine Hand hob und ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinter das Ohr zu streichen.
    "Lee komm mit mir. Bei mir bist du in Sicherheit."
    "Sicher bei einem Vampir?" sie hatte sich gelöst und sah ihn spöttisch an. "Für mich ist Sicherheit bei einem Vampir ein Paradoxon."
    Er sah ihr in die Augen.
    "Aber wie ich sehe kommst du trotzdem mit." lachte er.
    Wir Untoten müssen schließlich zusammenhalten nach dem wir die einzigen hier sind."
    Lee wurde ernst.
    "Nicht die einzigen" flüsterte sie.
    Vincent nickte verstehend.
    "Du glaubst er ist dein Vater?"
    Sie nickte.

    Sie betraten sein riesiges Anwesend.
    Stürmisch wurde Vincent von seinem Gordon Setter Rudel begrüßt. Argwöhnisch wurde sie betrachtet. Das Rudel war sich nicht ganz einig. Einige beschnüffelten hier Hinterteil - ausnahmslos Rüden - die Hündin stellten die Haare auf und knurrten leise. Aber sie vertrauten ihrem Herrchen und so beruhigten sie sich wieder. Ein zweijähriger Rüde begann sie zu umwerben. Er war zwar etwas erstaunt über die Körperhaltung - das konnte man ihm ansehen - aber sie war unverkennbar ein Weibchen.
    Vincent lachte.
    "Verlieb dich nicht in ihn. Er ist ein Draufgänger. Er wird dir das Herz brechen."
    "Wie der Herr das Geschirr?"
    Er überlegte kurz. Dann grinste er.
    "So ungefähr."
    Lee sah sich um. Sie konnte sechs Rüden, Fünf Hündinnen und 7 Welpen riechen. Sie sah Vincent erstaunt an. Vier der Welpen rochen nach Dackel. Er zuckte schief Lächelnd mit den Schultern.
    "Das war ein Unfall." wieder berührten seine Lippen ihren Hals. Und ein wohliger schauer überlief sie. "Wo die Liebe hinfällt.“ hauchte er.
    " Aber sie sind sehr hübsch. Sie werden dir Gefallen." dann lachte er.
    Tatsächlich waren sie allerliebst. Lee hockte sich vor den Wurfkorb und streckte die Hand nach der Nase der Hündin aus. Während Vincent sich in seinen Sessel fläzte der dem Korb gegenüber stand und sie beobachtete. Instinktiv wollte sie ihr den Hinter anbieten. Aber sie scheute sich dies vor Vincent zu tun. Der aber so grinste als hätte sie es bereits getan. sie versuchte ihn zu ignorieren und Konzentrierte sich auf das Muttertier das die Haare aufgestellt hatte und Knurrte je näher die Hand ihr und den Welpen kam. Langsam zog Lee sie zurück. Dann fing sie an mit Fiepen. So klang es für Vincents Ohren. Doch beim Lesen der Gedanken stellte er fest das sie beruhigend auf Stella einredete und ihr sagte das das Alphatier - Vincent -niemals zulassen würde das ihr oder den Welpen was passierte und das sie nur mit ihnen Kuscheln wollte, weil sie ja so hübsch sein. Auch das Herz einer Hundemutter schlägt höher wenn die eigenen Kinder bewundert werden. Und so lies sie zu das Lee die Kinder streicheln durfte, die neugierig auf sie zu krochen, und sie ließ sich sogar den Kopf tätscheln. Lee lächelte. Dann stand sie wieder auf.
    "Was willst du jetzt tun?"
    "Nach dem mein Leben nicht in Gefahr ist dachte ich, ich kümmere mich darum das deines ebenfalls nicht mehr in Gefahr ist als sonst wenn ich in deiner Nähe bin." Hatte er eben noch am anderen Ende des Zimmers gestanden so stand er in Bruchteilen von Sekunden hinter ihr, hatte sie sanft an ihren Schultern gepackt und ihr in das Ohr geflüstert.
    "Du hast mir absolute Sicherheit versprochen."
    "Oh du bist hier sicher. Du bist viel zu interessant als das ich dich jetzt schon töten würde. Menschen sind so langweilig."
    Lee atmete tief durch.
    "Wir könnten zusammen arbeiten. Und unsere eigene Gilde Bilden. Die Gilde der Untoten, zum Bsp."
    "Mein Lehrer..."
    "Dein Lehrer wird dafür Verständnis haben wenn ich erst mal ein bisschen mit ihm allein war. Er wird es danach sogar für seine Idee halten.
    "Aber mein Bruder..."
    "Tja was ist der lieber, wenn er ein Werwolf wird wie du? Oder ein Vampir wie ich. Ich gestehe als Werwolf wäre er mir lieber. Als Vampir wäre er mir zu arrogant?"
    Lee lachte auf.
    "Zu arrogant? Dir ist er dann zu arrogant?"
    Mädchen du kennst ihn als Mensch. Ob du es glaubst oder nicht. als ich noch ein Mensch war, war ich schüchtern, und zu vor kommend. Die Mädchen haben mich ausgelacht. Und jetzt? Jetzt lache ich. Im Übrigen waren sie meine ersten Opfer. Und ihre Töchter. Aber jetzt stell dir vor was aus deinem Arroganten Bruder werden würde."
    "Also Werwolf. ich wusste gar nicht das das möglich ist. Und außerdem. Warum sollte ich ihn zu einem Monster machen?"
    "Du hälst dich für ein Monster?"
    "Uns."
    "Ich bezeichne mich lieber als Raubtier. Monster sind hässliche, lebensunwürdige Kreaturen. Du bist wunderschön. Selbst für einen Werwolf. Du bist kein Monster. Und was deinen Bruder betrifft. Gut er wird zum Monster aber da er jetzt auch schon eins ist innerlich gesehen, was macht das für einen Unterschied."
    "was das für einen Unterschied macht ... argh mein Bruder ist kein Monster."
    "Nach meiner Definition schon, aber überleg mal. Zum ersten er könnte Fliehen ohne das ihm was passiert. Und auch in Zukunft. Du wärst frei du müsstest nicht mehr auf ihn aufpassen, du müsstest nicht Selbstmord begehen."
    "Ich habe nicht vor Selbstmord zu begehen."
    "Liebling wenn du versuchst mich zu töten ist das Selbstmord"
    "Sie ignorierte den Kommentar.
    "Aber er ist nicht das einzige Problem."
    "Du meinst deinen Vater. Ja er ist gefährlich. Aber in erster Linie für dich. Bleib bei mir dann wird dir nichts geschehen



    Re: Titel kommt noch

    Tjorven - 12.01.2009, 22:12


    Bleib bei mir. Es klang so einfach. Sie wäre in Sicherheit. Könnte endlich frei atmen, sie selbst sein, müsste sich nicht mehr verstellen, könnte nachts ruhig schlafen ohne ständig auf dem Sprung zu liegen. Wie schön wäre das.
    Sie lächelte zögernd. Langsam hob er die Hand, seine Finger fuhren sanft ihren Hals entlang, strichen über ihr Kinn, ihre Lippen. Sie erschauderte wohlig, gab sich ganz der Berührung hin.
    „Lass uns etwas trinken.“
    Sie nahm das Glas aus seiner Hand entgegen. Wein, tiefrot wie Blut und so stark dass allein sein Duft eine Woge der Wärme in ihr aufsteigen ließ.
    „Auf uns.“
    „Auf uns.“ Mit silberhellem Klirren stießen die kostbaren Kristallgläser aneinander. Vorsichtig nippte Lee an dem Wein, Wärme prickelte bis in ihre Zehenspitzen als die rote Flüssigkeit durch ihre Kehle rann.
    Dann spürte sie seine Lippen auf ihren, und alles um sie herum verschwamm wie im Nebel. Es gab nur noch sie und ihn.
    Doch plötzlich durchfuhr sie jähe Panik, scharf wie ein Messerstich. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie konnte nicht mehr atmen, nur noch einen einzigen Gedanken fassen: Flucht! Sie sprang, wechselte noch im Flug die Gestalt, kaum berührten ihre Pfoten den Boden als sie den Raum durchquerte. Er rief ihr etwas nach, doch da war sie auch schon zur Tür hinaus, jagte die breite Freitreppe hinunter, ließ in wenigen Sätzen den Garten hinter sich und flog über die efeubewachsene Mauer. Wie von Sinnen lief sie weiter, spürte bald Kopfsteinpflaster unter den Pfoten, sah schemenhafte Gebäude an sich vorüberziehen. Irgendwann schließlich blieb sie stehen, das Herz raste in ihrer Brust, das Blut dröhnte in den Ohren, jeder Atemzug schien ihr die Lunge zu zerreißen. Sie zitterte am ganzen Leib, noch immer fiel es ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Warum war sie weggelaufen? Ein Teil von ihr vermisste seine Berührung, den melodischen Klang seiner Stimme so sehr dass es wehtat. Gleichzeitig jedoch fühlte sie sich als wäre sie soeben einer tödlichen Falle entronnen. Kein Wunder, dass Vampire so gefürchtet waren. Die meisten Menschen glaubten ihr Biss wäre das gefährlichste an ihnen – aber es war ihr Blick, ihr Blick der einen bis ins Innerste der Seele durchdrang.
    Unwillkürlich lief Lee ein Schauer über den Rücken. Sie verwandelte sich, ließ sich in den Schatten eines Hauseingangs sinken und presste die Stirn gegen die kühle Steinmauer. Sie musste nachdenken. Wahrscheinlich hatte sie soeben den einzigen Verbündeten verloren, den sie je besessen hatte, den einzigen der sie wirklich verstehen konnte. Doch nein, es gab noch jemanden – jemanden der ihr zumindest zuhören würde, wenn er ihr auch wahrscheinlich nicht helfen konnte. Sie machte sich auf den Weg zu dem einzigen Menschen der sich nie daran gestört hatte dass sie ein Werwolf war.

    „Guten Abend, Fräulein Green.“ Falls der alte Assassinenmeister überrascht war sie zu sehen, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken, er klang gerade so als habe er sie erwartet.
    „Äh, entschuldigen Sie dass ich störe, ich möchte wirklich nicht …“
    „Aber du störst keineswegs, komm doch herein.“ Das kleine Zimmer, das der Alte bewohnte, war spartanisch eingerichtet, es gab nur einen kleinen Tisch und zwei Stühle, ein eisernes Bettgestell und einen Kleiderschrank, dabei wusste Lee dass der Mann einem wohlhabenden Adelsgeschlecht entstammte. Bücher schienen der einzige Luxus zu sein, den er sich gönnte, sein Bücherregal nahm eine komplette Wand des Zimmers ein.
    „Setz dich doch. Was verdanke ich die Ehre deines Besuchs?“ Er sah sie aufmerksam an. Jahrelange Übung im Kampf hatten auch ihm die Fähigkeit verliehen mit einem einzigen Blick Stimmung und Gefühle seines Gegenübers auszuloten, obgleich die Gabe bei ihm weitaus weniger hoch entwickelt war als bei dem Vampir. Er würde in Lees Augen nichts weiter lesen als das was sie ihm zu lesen erlaubte, jetzt nicht mehr. Außerdem war er höflich, er klopfte gewissermaßen vorher an. Lee erwiderte seinen fragenden Blick, ließ zu dass er forschend ihr Gesicht betrachtete.
    „Du bist in Schwierigkeiten“, sagte er schließlich. „In großen Schwierigkeiten. Dermaßen verwirrt und ängstlich habe ich dich bisher nur ein einziges Mal erlebt – an dem Abend als wir uns das erste Mal begegneten. Außerdem bist du gerannt. Auf der Flucht?“
    Sie nickte stumm.
    „Was ist los? Den ersten Auftrag vermasselt?“
    „Könnte man so sagen“, murmelte sie düster. „Er will dass ich einen Vampir töte! Einen verdammten Vampir!“ Kraftlos ließ sie sich auf den angebotenen Stuhl sinken.
    „Mhmm. Und ich brauche nicht lange zu raten wer ‚er’ ist – es gibt in dieser Stadt nur einen der so reich ist dass er sich DAS leisten kann.“ Das schmale, wettergegerbte Gesicht des alten Mannes war plötzlich hart geworden wie eine Messerklinge. Er mochte den Tribun nicht. Lee erinnerte sich wie er einmal gesagt hatte: ‚Es mag Leute geben die auf uns Assassinen herabsehen wegen dem was wir tun, aber im Grunde ist es ein ehrliches Handwerk wie viele andere auch. Wir haben unsere Regeln und halten uns daran. Es gibt andere, die mit parfümierten Händen und weißer Weste weitaus schmutzigere Geschäft machen.’
    „Haben Sie … jemals einen Auftrag abgelehnt?“ fragte Lee zögernd.
    „Oh ja, mehrmals“, antwortete ihr Lehrmeister ruhig. „Wir haben das Recht dazu. Man bietet uns Geld an, aber niemand kann uns zwingen für ihn zu arbeiten … obwohl ich zugeben muss dass sich eine Ablehnung in deinem Fall schwierig gestalten dürfte.“
    „Allerdings.“ Lee seufzte schwer. „Er hat meinen Bruder als Geisel genommen.“
    „Den jungen Master Geoffrey?“ Der Assassinenmeister murmelte noch etwas das Lee nicht verstand – doch es klang eindeutig abfällig.
    „In der Tat eine schwierige Situation“, sagte er dann. „Zwar gibt es theoretisch einige Möglichkeiten einen Vampir zu töten – mir ist allerdings nicht bekannt dass es jemals jemandem tatsächlich gelungen wäre. …. Außerdem würdest du es gar nicht wollen, selbst wenn du wüsstest wie, nicht war?“ Wieder sah der alte Mann Lee forschend an. Sie schüttelte stumm den Kopf. „Liebst du ihn?“
    „Ich … ich weiß nicht“, flüsterte sie. „Ich meine: Können … Untote überhaupt lieben? Kann ich jemanden lieben der mit einem einzigen Blick ALLES über mich erfahren hat, der jeden meiner Gedanken kennt bevor ich ihn überhaupt zu Ende gedacht habe? Ich weiß es nicht.“
    „Ah, ich verstehe. Das ist es also, was dir Angst macht?“
    „Er hat Hunde“, fuhr Lee fort. „Ein ganzes Rudel, ich habe noch nie ein Rudel erlebt das seinem Herrn derart hörig ist. DAS macht mir Angst. Ich habe ziemlich viel von einem Hund, fürchte ich. Wenn ich bei ihm bliebe, wäre ich ein Teil des Rudels, und er wäre mein Herr. Wahrscheinlich wäre ich sogar glücklich. Ich wüsste endlich wohin ich gehöre. Ich würde alles für ihn tun. Alles. Ich würde durchs Feuer gehen wenn er es wollte, auch wenn das mein sicherer Tod wäre. Verstehen Sie?“
    Der alte Mann nickte langsam, ernst. „Ich glaube schon. Hingabe - das ist das Wesen der Liebe, bei Menschen wie bei Untoten. Habe ich dir jemals erzählt warum ich nie geheiratet habe? Weißt du, es gab da ein Mädchen, als ich jünger war. Unsere beiden Familien hatten die Heirat schon arrangiert. Ich hätte glücklich sein können, ich liebte sie. Aber sie hatte Angst vor mir wegen dem was ich bin, und deshalb habe ich die Verlobung schließlich gelöst. Ich konnte sie nicht heiraten. Von anderen Menschen gefürchtet zu werden ist das Los von uns Assassinen, aber von denen gefürchtet zu werden die man liebt ist bitter.“ Einen Augenblick lang saß der alte Meister wie in Gedanken verloren da, dann ging ein Ruck durch seine schmale Gestalt und er sagte: „Nun, dann werden wir uns überlegen müssen wie wir deinen Bruder befreien.“
    „Heißt das Sie wollen mir helfen.“
    „Natürlich.“ Das Gesicht des Alten nahm plötzlich einen beinahe eifrigen Ausdruck an, er schien um Jahre jünger, glich einem Schuljungen der einen besonders hinterhältigen Streich plant.
    „Das wäre doch gelacht, wenn wir dem aufgeblasenen Emporkömmling nicht ein Schnäppchen schlagen könnten.“
    „Vincent … der Vampir meinte ich sollte Geoffrey zu einem Werwolf machen“, sagte Lee zögernd. „Dann könnte er sich selbst befreien.“ Doch je länger sie darüber nachdachte, umso weniger gefiel ihr die Idee.
    „Ihn beißen, meinst du. Nun, das wäre eine Möglichkeit.“ Auch der Alte klang nicht so als wäre er von dieser Möglichkeit besonders angetan. „Aber ich muss zugeben dass mir der Gedanke nicht wirklich schmeckt. Als Mensch ist dein Bruder eine schwache Natur und wird es kaum je zu etwas bringen, aber als Werwolf? Die Entdeckung, dass er in der Lage ist anderen Angst einzujagen wäre berauschender für ihn als jede Droge. Er wäre ein Tyrann.“
    „Und statt mir um ihn Sorgen zu machen würde ich den Rest meines Lebens damit zubringen mir Gedanken um die Leute zu machen die das Pech haben seinen Weg zu kreuzen“, beendete Lee den Satz. „Aber das versteht Vincent nicht. ‚Es sind doch nur Menschen’, würde er sagen. Sie bedeuten ihm nichts.“
    „Nun, jemandem der unsterblich ist kann man diese Einstellung wohl kaum verübeln. Du dagegen …“
    Den letzten halben Satz hatte Lee kaum noch mitbekommen. Sie horchte auf. Auch der Assassine, dessen Jägerinstinkt für einen Menschen ungewöhnlich scharf ausgeprägt war, hielt nun inne. Da war jemand. Vorsichtig pirschten sich die beiden zur Tür, und der Alte stieß sie mit einem Ruck auf.
    „Guten Abend Akbara“ Die Augen des Werwolfes glommen gelb in dem dämmerigen Korridor. Seine Stimme war rau wie grobes Sandpapier, und Lee spürte wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Was wollte er?
    „Kennst du diesen Herren?“ fragte der Assassine.
    „Ich … ich glaube es. Er ist mein Vater.“
    „Ja das bin ich. Mein Name ist Sir Wulfric.“
    „Ah.“ Der alte Mann schien mit dem Namen in der Tat etwas anfangen zu können.
    „Ich bin Ihnen zu dank verpflichtet“, wandte sich der Werwolf an ihn. „Sie haben Akbara gut ausgebildet, ich selbst hätte es kaum besser gekonnt. Ich werde mich erkenntlich zeigen und Sie am Leben lassen … vielleicht.“
    „Oh, ich werde die Ehre zu schätzen wissen“, erwiderte der Assassine ruhig.
    „Warum nennst du mich Akbara? Mein Name ist Lee.“ Es fiel ihr schwer ihren Unwillen zu verbergen.
    „Dein richtiger Name ist Akbara von der Steppenweide“, erklärte der Werwolf. „Und ich bin stolz auf dich. Du hast dich nicht von dem Vampir locken lassen – sehr gut, wirklich sehr gut. Wir werden ihn gemeinsam beseitigen. Und dann kümmern wir uns um den Tribun – nachdem wir das Geld von ihm bekommen haben, selbstverständlich.“
    „Das ist es also was du willst: Die Macht über die Stadt.“
    „Natürlich. Und für dich ist es an der Zeit deinen rechtmäßigen Platz im Clan einzunehmen. Das wird die Neider in unseren eigenen Reihen endgültig zum Schweigen bringen. Ich muss sagen ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Ausgang des Experiments. Verstehst du, es ist nicht üblich für uns Werwölfe uns mit Menschen einzulassen, aber in diesem Fall war es notwendig. Unser Clan war bedroht, wir waren einfach zu wenige. Jahrhunderte lang waren wir gezwungen mit Blutsverwandten Nachwuchs zu zeugen, und das hinterließ seine Spuren: schwache Nachkommen, die wir gleich nach der Geburt ausmerzen mussten um die Rasse zu erhalten. Um das Überleben des Clans zu gewährleisten, war frisches Blut nötig, also wählte ich deine Mutter. Eine Frau aus guter Familie, das war wichtig. Annabell war … naiv, leicht zu täuschen. Ich schenkte ihr Kleider und kostbares Geschmeide, und sie hörte auf Fragen zu stellen. Als ich sicher war einen Nachkommen gezeugt zu haben, zog ich mich zurück. Später habe ich dich beobachtet, war mir anfangs nicht sicher – doch die Zeit hat gezeigt, dass ich recht hatte: Du hast dich als stärker und ausdauernder erwiesen als so mancher reinrassige Werwolf.“
    Lee starrte den Mann an. Sie zitterte am ganzen Körper, Übelkeit schnürte ihr die Kehle zu. Wie oft hatte sie sich ausgemalt wie es wäre ihren Vater zu finden, doch nun wünschte sie nichts sehnlicher als ihn nie getroffen zu haben, dieses Ungeheuer der ihre Mutter benutzt hatte wie ein Zuchttier, und der sie, Lee, sicher ohne zu zögern getötet hätte, hätte er sie nicht für würdig befunden in den Clan aufgenommen zu werden.
    „Und auch dein Halbbruder wird … brauchbar sein, wenn wir erst einmal einen Werwolf aus ihm gemacht haben.“
    „Du …“ Beinahe glaubte Lee an ihrer Wut ersticken zu müssen. Ein tiefes, kehliges Knurren entrang sich ihrer Kehle. „Ich hasse dich!“
    Mit einem einzigen Schlag warf er sie zu Boden, fünf blutige Striemen zogen sich über ihre Wange, dort wo seine behaarte Hand mit den spitzen Fingernägeln sie gestreift hatte.
    „Dieses eine Mal verzeihe ich dir deinen Ungehorsam“, sagte der Werwolf kalt. „In Zukunft wirst du lernen zu gehorchen.“
    „Oh nein, Sir, das wird sie nicht!“ Erstaunlich behände für einen Mann seines Alter hatte der alte Assassine ein langes Messer aus seinem Gürtel gezogen und es mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung nach dem Werwolf geworfen. Es traf ihn am Hals, heftig blutend ging er mit einem heiseren Heulen zu Boden.
    „Alles in Ordnung mit dir?“ Der alte Mann beugte sich über Lee und streckte seine sehnige Hand aus um ihr aufzuhelfen.
    „Ja, mir geht es ….Nein!!“ Für den Bruchteil eines Augenblicks sah der Mann den Wolf auf sich zurasen und erkannte, dass er einen Fehler begangen hatte. Er wusste doch, wie schnell Verletzungen bei Werwölfen heilten, hatte es so oft bei Lee beobachtet wenn sie sich während des Trainings Wunden zuzog, und dennoch hatte er dem verletzten Werwolf den Rücken zugekehrt.
    Er war tot bevor sein Körper den Boden berührte.

    Vincent sah den Wolf wie einen dunklen Schemen vorüber fliegen als er in den Korridor einbog, sah den Mann fallen, sah in Lees weit aufgerissene Augen, und ihre Gefühle brachen über ihn herein wie eine Meereswoge: Entsetzen, Trauer, Schuld, Hass. Der alte Mann musste ihr viel bedeutet haben, war mehr ein Vater für sie gewesen als es der Werwolf jemals sein konnte.
    So mächtig waren ihre Empfindungen, dass Vincent einen Moment schwindelte. Ihre Gefühle waren stark, das hatte er schon vorher gespürt, hatte den Funken nackter Panik in ihren Augen gesehen in dem Augenblick bevor sie floh. Ihre Angst und Verwirrung hatten es ihm leicht gemacht ihrer Spur zu folgen, waren noch spürbar gewesen selbst nachdem sie fort war. Beinahe war es wieder wie ganz am Anfang, in der Zeit nach dem Biss, die er schon vergessen zu haben glaubte. Die Zeit bevor er sich an das Vampirdasein gewöhnt und gelernt hatte seine Fähigkeiten zu kontrollieren, die Zeit als Gedanken und Gefühle anderer mit solcher Wucht auf ihn einstürmten dass er manchmal glaubte den Verstand zu verlieren.
    Er spürte wie ihr Hass so übermächtig wurde dass er die anderen Gefühle verdrängte, sah sie die Gestalt wechseln und den Kampf aufnehmen mit dem Vater, der ihren Freund und Vertrauten getötet hatte und der auch sie töten konnte.



    Re: Titel kommt noch

    sorcha - 18.01.2009, 15:15


    Vincent blieb nicht viel Zeit zum reagieren. Die beiden Werwölfe standen sich Kampfbereit gegenüber. Vincent wusste das Lee keine Chance hatte. Nicht hier, nicht Jetzt, nicht mit all der Wut und dem Hass. Lee setzte zum Sprung an. Sir Wulfric hatte nur darauf gewartet. Er würde sie töten. Hier und jetzt. Noch während des Sprungs stürmte Vincent ins Zimmer, schnappte sie die überraschte Lee und war schon vor dem Eingang bevor Lee registriert hatte was passiert ist. Dort schwebte er in die Luft und trug sie zurück zu seinem Anwesend. Beim Flug zog er die Gestallt einer Krähe vor, doch so hätte er Lee niemals mit nehmen können. Er konnte nur hoffen das entweder keine Menschen unterwegs waren, oder das sie wie immer nur das sahen was sie wollten. Lee wagte nicht sich zu bewegen. Nicht mal die Gestallt zu wechseln. Sie schloss nur die Augen und hoffte dass sie bald landen würden. Er setzte sie ab und sah sie wütend an.
    „Wie konntest du nur so unglaublich dumm sein. Ich habe dir doch gesagt du sollst hier bleiben. Verdammt Lee...“
    Kaum auf dem Boden dachte Lee wieder nur daran wie sie fliehen könnte. Vincent hielt sie fest. „Bleib hier. Begreifst du nicht! Er wird dich töten. Du hast dich ihm wiedersetzt. Niemand widersetzt sich einem Sir Vladimir Wulfric. Außer uns Vampiren. Und sein Clan schon gleicht gar nicht. Du hast ihn angegriffen und jetzt bist du unwürdig. Er wird dich Töten. Wer ich nicht gewesen wärst du schon Tod. Er hasst dich ich habe es in seinen Augen gesehen. Dazu musste ich noch nicht mal seine Gedanken lesen. … wird dadurch auch nicht wieder lebendig das du dich umbringst.“
    Wie benommen lies sich Lee auf ihr Hinterteil sinken. Den Schwanz eingeklemmt, die Ohren hängend. Langsam hob sie den Kopf zum fast noch immer vollen Mond und begann herzzerreißend zu heulen. Einer nach dem andere, kamen seine Setter angeschlichen, und setzten sich neben sie. Auch sie stimmten ins Jaulen ein. Sie spürten ihren tiefen Schmerz. Stella schob Vincent sanft mit ihrer schnauze zur Seite und begann ihr Gesicht zu lecken. Sie schreckte auch nicht zu rück als Lee ihre Gestalt wechselte und d ihr ganzer Körper durch heftiges schluchzten durchgeschüttelt wurde. Vincent nahm sie auf seine Arme und trug sie in eins der vielen ungenutzt wirkenden Schlafzimmer. Auf einem riesigen weichen Himmelbett in den oberen Stockwerken. Er legte sich neben sie und hielt sie fest, erstaunt über ihre heftigen Gefühle. Er hatte schon Empfindungen wie Wut, Einsamkeit, hass, trauer, Neugierde und erstaunen. Er konnte auch bedauern. Aber das was Lee empfand und was er in ihrem Gefühlschaos zu lesen versuchte war neu für ihn. Oder er hatte es schon vor langer zeit vergessen. Er hielt sie einfach nur fest und hoffte sie würde sich beruhigen. Stella sprang zu ihr aufs Bett. Noch immer legte sie abwechselnd ihr Gesicht und ihre Hand. Jedes bisschen Haut das sie finden konnte. Zwischenzeitlich kam ihr im Eifer auch Vincents Haut unter die Zunge. Ihre Welpen wollten ebenfalls nach oben zu klettern. Doch nach einem kurzen knurren von Stella beschlossen sie lieber auf Artemis rum zu klettern der sich wachsam vor die Tür gelegt hatte.
    „Du hast ihn geliebt“ flüsterte Vincent „Du hast ihn wirklich geliebt.“
    „Er war für mich ein Vater. Er war ein guter Mensch auch wenn er ein Assassine war. Er hat gut für mich gesorgt. Er war der einzige dem ich nicht lästig war. Derr mich wirklich gern in seiner Nähe hatte. Der für mich gesorgt hat. Ich hätte alles für ihn getan. Und ich hab ihn getötet.“
    „Nein Lee das hast du nicht. Wulfric hat ich getötet.“
    „Aber wenn ich auf dich gehört hätte…“
    „Hätte er ihn trotzdem ge5tötet.
    „Warum“
    „Weil du ihn geliebt hast, und weil er dich geliebt hat. Doch kaum gelandet wollte sie schon wieder fliehen. Liebe macht dich in Wulfrics Augen schwach. Für ihn macht dich nur Wut und Hass stark. Er hat die Kraft der Liebe nie verstanden. Und ich muss gestehen ich verstehe es auch nicht. Ich habe nur beobachtet welche Kraft liebe ansonsten schwache Menschen verleiht. Was ist liebe?“
    Lee hatte aufgehört zu weinen. Vincent konnte nicht sagen ob sie zu erschöpft war oder ob sie keine Tränen mehr übrig hatte. Sie drehte sich erstaunt zu ihm um.
    „Du weißt nicht was liebe ist?“
    „Früher als Mensch muss ich es wohl gewusst haben. Aber das ist über 800 Jahre her. Ich kann mich nicht erinnern.“
    Dann rappelte er sich ruckartig auf.
    „Schlaf jetzt.“
    „Was ist mit dir?“
    „Oh ich werde hier bei dir bleiben. Ich setzt mich dort in den Sessel und werde etwas lesen.“
    „Willst du den nicht schlafen. Die Sonne geht bald auf.“
    !“Du meinst so richtig klassisch in einem Sarg?“ Vincent grinste schief.“Nein ich schlafe nicht. Nie. Schon seit über 800 Jahren nicht mehr, als eine Vampirin unbedingt einen Sohn wollte um den sie sich kümmern kann.“ Ich sehne mich manchmal so sehr danach.“ Seine Stimme war nur noch ein flüstern.
    Lee setzte sich auf.
    „Erzähle mir davon.“
    „Für wie alt hälst du mich?“
    „Ich schätze mal um die 800 Jahre.“
    Lee schien ihren Humor wieder zu finden, jetzt wo sie abgelenkt war. Vincent grinste.
    „Wenn du die mal weg lässt. Vampire altern nicht. Werwölfe wenn sie erst mal erwachsen sind nur sehr sehr langsam und irgendwann gar nicht mehr, aber Vampire altern nie. Wenn du einen Säugling zum Vampir werden lässt wird er in alle Ewigkeit ein Säugling bleiben. Nur der Geist entwickelt sich weiter und irgendwann hättest du einen Säugling der seinen Dr. in Kernphysik, Astronomie, Medizin und diewersen anderen Dingen abgelegt hat, aber noch immer wäre er ein Säugling. Es werden auch keine Vampire geboren. Im Gegensatz zu den Werwölfen können sie nur durch einen biss eines anderen Vampirs zu einen Vampir werden. Also wie alt glaubst du war ich als ich gebissen wurde?“
    „Ich weiß nicht. So alt wie ich? 21?“
    „Vincent lächelte erneut.
    „16“
    „Was?“
    „Meine Familie war sehr Arm und ich musste früh anfangen hart zu arbeiten. In brütend heißer Sonne. Dadurch sah ich sehr bald um Jahre älter aus als ich war. Aber der Reihe nach. Es war bis vor wenigen Jahrhunderten völlig normal das schon 12 Jährige Mädchen verheiratet wurde. Es gab da ein Mädchen das war wunderschön, aber ihre Familie noch Ärmer wie meine. Sie hatten viele Schulden und kaum hatte sie ihr 12 Lebensjahr vollendet drohte der über 50 Jährige Lord für den ihr Vater arbeitete an den Vater zu töten wenn er nicht seine Tochter bekam. Noch bevor die Eltern eine Entscheidung getroffen hatten, war das Mädchen zum Lord gegangen und ließ sich von ihm Heiraten. Sie gebar ihm drei Kinder. Einen Jungen und zwei Mädchen und diese liebte sie über alles. Sie war bereits 25, ihr Sohn 13 und ihre Töchter 4 und 9. Da kam ein zog ein Duke dort in die Nähe. Er begehrte das Mädchen das als Frau ihre damalige Schönheit noch übertraf. Er umwarb sie. Das ging drei Jahre lang so. In der zwischen Zeit starben zu erst ihre kleine Tochter und später ihre größere. Also hängte sie ihr ganzes Herz an ihren Sohn. Ihr Mann war sehr eifersüchtig und gewalttätig. Obwohl sie dem werben nie nach gab, viel es dem Lord doch auf und als er den Duke ein Vampir an ihrer Seite erwischte knallte bei ihm eine Sicherung durch. Er schlug sie, natürlich in Abwesenheit des Duke, feige wie er war. Sein Sohn ging dazwischen. Der Lord schleuderte ihn zur Seite und er schlug mit dem Kopf gegen die Wand. Sein Genick brach. Er war sofort Tot. Das brach i9hr das Herz. Sie ging in den Wald und schlitzte ihre Pulsadern auf. Dann legte sie sich hin um ebenfalls zu sterben. Der Duke fand sie und kurz bevor ihr Herz zu schlagen aufhörte trank er von ihrem Blut und lies sie im Gegenzug von seinem trinken. Also von einem Vampir gebissen zu werden reicht nicht aus um selbst zum Vampir zu werden. Du musst auch von seinem trinken. Sonst stirbst du einfach nur. Er dachte jetzt würde sie seinem werben nachgeben und ihm gehören. Doch sie schloss sich ein. Also begann er nach Kindern zu suchen die ihre ersetzen könnten. Zu der Zeit gingen die schwarzen Pocken um. Meine Eltern waren ihr schon zu Opfer gefallen. Meine kleine Schwester und ich lagen ebenfalls im sterben. Der Duke fand uns biss und lies und von seinem Blut trinken und brachte uns noch geschwächt von der Krankheit und der Verwandlung zu ihr damit sie sich um uns kümmern konnte. Dann suchte er noch nach einem vier jährigen Mädchen. Und auch das fand er. Wir waren alle in dem Alter, in dem ihre Kinder waren als sie starben. Sie war glücklich so weit man das bei einem Vampir sagen kann und er hatte seinen Willen. Aber ich muss ihnen zu gute halten. Sie haben sich gut um uns gekümmert und viel ermöglicht. Mit der harten Arbeit war es nun vorbei. Sie ermöglichten uns zu studieren. Natürlich konnten wir nie lange an einem Ort bleiben da mit der Zeit auffiel das wir nicht älter wurden. Die erste Zeit zogen wir immer gemeinsam von einem Ort zum anderen. Irgendwann löste ich mich von ihnen. Meine Schwestern leben aber immer noch dort.“
    „Wo leben sie?“
    „Zur Zeit in London. Ab und zu besuchen wir uns gegenseitig. Doch die meiste Zeit ziehe ich es vor hier allein zu leben. So jetzt ist aber genug. Schlaf jetzt. Du bist völlig erschöpft. Soll ich Stella raus scheuchen?“
    „Nein. Ich bin froh das sie da ist.“
    „An etwas erinnere ich mich noch. An ein Schlaflied das meine richtige Mutter immer für uns gesungen hat.“
    „Er begann zu summen. Doch die ersten paar Tackte waren noch nicht vorbei da war Lee schon eingeschlafen.

    Sir Wulfric schlug hart auf den Boden auf. Sein Kiefer schnappten so kräftig ins Leer das seine Kiefer schmerzten. Dafür würde sie sterben! Wie hatte er sich in diesem Welpen getäuscht. Sie war ein Mensch. Wulfric spuckte aus. Wenn dieser verdammte Vampir nicht gewesen wäre, dessen scharfer Geruch noch immer in der Luft lag. Werwölfe und Vampire waren feinde. Schon seit Urzeiten. Er hätte sich nicht einmischen dürfen. Wulfric war rase4nd vor Wut. Nun gut er konnte auch anders.

    Verschlafen torkelte Lee auf den Hof hinaus. Die Sonne ging gerade unter. Sie musste den ganzen Tag verschlafen haben. Jedesmal wenn sie am aufwachen war, hörte sie im Unterbewusstsein die wunderschöne Melodie, die sie zu Ummanteln schien. Irgendwann hatte sie noch mitbekommen wie Stellamit einer anderen Hündin den Platz tauschte um sich wieder um ihre Welpen zu kümmern. Oder wie Vincent Artemis einen Befehl erteilte. Ab und zu hörte sie auch das Rudel im Hof. Doch immer wieder hörte sie die Melodie durch die sie wieder einschlief. Doch als sie jetzt aufwachte war sie allein. Sie durchsuchte das Anwesen bis sie schließlich zum Hof ging. Dort fand sie Vincent der die Hunde fütterte. Sie wurde sofort von den Welpen umringt. Auch von den Gordon Setter Welpen. Die Blicke der übrigen Hunde lagen auf ihr, als sie sich hinhockte um die Welpen zu streicheln. Den kleinsten und schwächsten Welpen der vergeblich versuchte an sie ran zu kommen nahm sie lächelnd auf den Arm während sie zu Vincent ging.
    „Guten Morgen, oder sollte ich guten Abend wünschen?“ empfing er sie.

    Benommen blickte er auf als eine Person in seinem Zimmer erschien.
    „Geoffrey?“
    „Ja Herr?“
    Das >Herr> war noch nicht ausgesprochen als der Wolf schon auf ihn zu sprang und in seine Kehle biss.

    „Was darf ich dir zum Frühstück servieren. Magst du auch rohes Fleisch, oder ist dir Croissant mit Orangenmarmelade und Blue Mountain Kaffe lieber.
    „Croissant.“
    „Folge mir.“
    Vincent drehte sich halb um und sah das Lee erstarrt war.
    „Ich dachte du wolltest Frühstücken, du musst halb verhungert sein.“
    Sie ließ ihre Augen über das Rudel schweifen die sie bereits als Ihresgleichen sahen. Ein schauer lief über ihren Rücken. Sie sah zu Stella und Artemis dem Leitrüden. Ebenso zu Luna die, als sie schlief mit Stela den Platz getauscht hatte. Neben Artemis sah’s Amira sein Weibchen und die Leithündin. Alle sahen zu Vincent, der stehen geblieben war. In ihren Blicken lag liebe und völlige Hingabe. Sie wollte nicht zu einem Hund werden.
    „Ich muss hier weg“ flüsterte sie mit Tränen in den Augen.
    „Bitte der Weg steht dir f5rei. Und diesmal werde ich dir nicht folgen.“ Vincent sah verletzt aus, und starrte sie mit verschränkten Armen an. „Nur beantworte mir bitte eine Frage. Warum?“
    „Die Antwort weißt du doch schon.“ Fauchte Lee.
    „Nein. Ich werde nicht in de3inen Gedanken lesen. Ich möchte das du es mir sagst.“
    „Du hast mir gerade einen Befehl erteilt wie einem Hund.“
    Lee rechnete damit dass Vincent wieder hinter ihr stehen würde und ihr ins Ohr flüsterte. Sie sehnte sich sogar danach. Doch er blieb stehen und sah sie weiterhin an.
    „Ich habe dir keinen Befehl erteilt.“ Antwortete er ruhig. „Ein Befehl klingt in etwa so: >Fuß<“ Augenblicklich stand das komplette Rudel um ihn rum. Streng nach Rangordnung. Artemis und Amira links und rechts von Vincent. Stella und Luna in der Mitte. Im äußeren Kreis die Rangniedrigsten.
    „Sitz!“
    Die Hinterläufe knickten weg und fast Synchron saßen sie. Sämtliche Blicke waren auf Vincent gerichtet der noch immer Lee anstarrte.
    „Noch nie hat ein Hund, auch kein Fremder, sich meinem Befehl wiedersetzt. Und? Du stehst noch immer dahinten. Meine Befehle haben dich nicht im Geringsten beeindruckt. Weil du kein Hund bist. Und auch nie einer sein wirst. Einen Hund kann man Zähmen, ein Wolf wird immer wild bleiben. Einen Werwolf kann ich bitten zu bleiben, aber niemals zwingen. Lee“ erklang flehentlich „Ich will nicht das er dich tötet.“
    „Ich bin zu schwach. Ich würde bei dir zu einem Hund werden.“
    „Du zu schwach? Lee du bist unglaublich stark. Noch nie hat es jemand aus eigener Kraft geschafft sich meinem Blick oder meinen Händen zu entwinden. Noch nie hat ein Welpe das Alphatier angegriffen. Nicht bei den Werwölfen. Mit einer einzigen Ausnahme. Als dein Vater seinen Tötete um Clanführer zu werden. Du hast die Stärke von Wulfric, die Schönheit deiner Mutter, denn willen, den Mut, die Besonnenheit und die Kampftechniken der Assassinen, und das Herz und die liebe von Lee. Und das ist es was dich so einzigartig macht und stark. Du bist kein Hund. Du wirst dich nie wie ein Hund verhalten und ich verspreche dir dass ich dich nie wie einen Hund behandeln werde. Ein Vampir steht immer zu seinem Wort. Schau dir die Hunde an. Sie wissen dass du gefährlich bist. Und trotzdem lieben sie dich weil sie spüren dass du ein gutes Herz hast. Und wahrsch3inlich könnte ich dich auch lieben wenn ich mich erinnern würde wie das geht.“
    Langsam ging Lee auf Vincent zu.
    „Du findest mich schön?“
    „Nein finde ich nicht. Du bist es!“
    „Ich wurde immer als sehnig, sportlich, kräftig bezeichnet aber noch nie als schön.“
    „Ich seh dich nicht mit den Augen eines Menschen. Ich sehe dich mit den Augen eines Raubtieres. Du bist das perfekte Raubtier. Schau dir die Adler an, die Tiger, Löwen, Haie, Kobra, Anakonda. Alles sind vollendete gefährliche Raubtiere und bestechen durch ihre unglaubliche Schönheit und Anmut. Genau wie du. Und ich bin ein Vampir. Vampire sind automatisch schön. Auf Werwölfe trifft das normalerweise nicht zu schau dir Wulfric an, aber du bist es.“
    Lee war rot geworden. Vincent lächelte und legte den Arm um sie.
    „Gehen wir jetzt frühstücken?“

    „Geoffrey wach auf!“
    Er öffnete die Augen und spürte wie er von kräftigen Pfoten nach unten gedrückt wurde.
    Er Antwortete mit wütendem Knurren und gefletschten Zähnen.
    Wulfric lies ihn los und Geoffrey sprang auf seine vier Pfoten.
    „Jetzt bist du einer von uns“



    Re: Titel kommt noch

    Tjorven - 27.01.2009, 17:48


    „Meine Tischmanieren sind schrecklich, ich weiß“, sagte Lee mit vollem Mund, während sie abwechselnd von einem Croissant und einem Stück Käse abbiss.
    „Das hat meine Mutter zur Weißglut getrieben. Aber ich habe eben Hunger … Es stört dich hoffentlich nicht?“ fragte sie ein wenig verlegen.
    Vincent lächelte sie über den Tisch hinweg an.
    „Ob du es glaubst oder nicht: Es macht sogar Spaß jemandem zuzuschauen, dem es schmeckt.“
    „Willst du nichts essen?“
    „Später vielleicht, en wenig.“ Er lächelte immer noch. „Ich kann essen und trinken, wenn ich will, aber ich muss es nicht, es ist nicht nötig.“
    „Genauso wenig wie Schlaf?“
    „Ja. Jetzt sagst du vermutlich gleich so was wie: ,Kein Wunder dass euch Vampiren mit der Zeit langweilig wird’.“ Seine Augen funkelten belustigt, Lee senkte den Blick und errötete leicht. Tatsächlich wäre ihr genau dieser Satz beinahe herausgerutscht.
    „Und du hast recht.“ Plötzlich war er ernst geworden. „Es IST langweilig, immer einfach nur … zu existieren, aus sich selbst heraus, nichts und niemanden zu brauchen. Am Anfang genießt man es: Absolute Freiheit, Macht – wer wünscht sich das nicht? Doch mit der Zeit … es füllt einen nicht aus … aber was rede ich da. Lass dir von meinen Grübeleien nicht den Appetit verderben.“ Wieder lächelte er.
    „Noch ein Croissant?“
    „Danke, gern.“
    Wer auch immer diesen Tisch gedeckt hatte schien genau gewusst zu haben was ihr schmeckte: Warme, knusprige Croissants, frische Marmelade, Obstsaft, kleine, pikante Käsehäppchen und der beste Kaffee, den sie je getrunken hatte … aber wer HATTE den Tisch gedeckt? Vincent konnte es nicht gewesen sein, er war die ganze Zeit mit ihr zusammen gewesen, aber außer ihm und den Hunden hatte sie hier noch niemanden gesehen, nicht heute und auch nicht gestern Abend. Doch obwohl der Vampir ganz allein in dem riesigen Haus zu wohnen schien, das eher einem kleinen Schloss glich, machte es einen sehr ordentlichen Eindruck. Ein wenig wehmütig dachte Lee an den traurigen Zustand in dem sich ihr eigenes Zuhause befand nachdem die letzten Dienstboten gekündigt hatten. Hier jedoch war alles blitzsauber, keine spinnenwebenverhangenen Zimmer und staubigen Korridore, und auch der große parkartige Garten sah gepflegt aus. Es musste jemanden geben der alle diese Arbeiten erledigte – es sei denn, Vincent konnte zaubern. KONNTEN Vampire zaubern? Im Grunde war es peinlich, wie wenig sie über andere Untote wusste. Sie wusste rein gar nichts. Er musste sie für völlig ungebildet halten …“
    „Na los, frag mich.“
    „Wie bitte?“ Sie schrak aus ihren Gedanken hoch.
    „Ich weiß dass du etwas wissen willst. Also frag.“
    „Ich komme mir wie eine dumme Göre vor“, murmelte sie. „Aber … woher kommt das alles? Sie deutete auf den üppig gedeckten kleinen Holztisch mit den hübschen, gedrechselten Beinen, die blank polierten Möbel, die brennenden Kerzen, die dem Raum eine heimelige Atmosphäre verliehen. „Ich meine: Wer besorgt das Essen, wer hält das Haus in Ordnung, wer kümmert sich um den Garten? Das alles macht doch wahnsinnig viel Arbeit, trotzdem sieht es aus als ob du ganz allein hier wohnst.“
    „Oh, das. Ich habe … dienstbare Geister.“
    „Geister?“ Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Machte er sich etwa über sie lustig? „Im übertragenden oder im wörtlichen Sinne?“
    „Im wörtlichen.“
    Er lächelte ob ihrer offensichtlichen Verwirrung. Es machte Spaß sich mit ihr zu unterhalten. Sie war neugierig. Sie konnte sich über Dinge wundern ohne sich vor ihnen zu fürchten, das war … erfrischend.
    „Sie sind unsichtbar?“ fragte sie vorsichtig.
    „Ja, die meiste Zeit über, aber sie können sich zeigen wenn sie wollen. Sie fühlen sich wohl in der Gesellschaft von Untoten, sind froh einen Ort gefunden zu haben an dem sie ungestört sein können. Dafür erweisen sie mir die eine oder andere Gefälligkeit. Sie sind sehr diskret, aber du würdest ihre Gegenwart spüren, selbst wenn du sie nicht siehst. Im Moment sind sie dir gegenüber noch etwas scheu, aber du wirst sie kennen lernen wenn du … länger hier bist.“ Bei den letzen Worten lag ein kaum merkliches Zögern in seiner Stimme, eine Frage. Würde sie hier bleiben? Vielleicht.
    „Für ein Spukschloss ist es sehr gemütlich hier“, sagte sie lachend.
    „Ja, das ist es. Möchtest du den Garten sehen?“
    „Warum nicht? Ein kleiner Spaziergang wäre jetzt genau das richtige.“
    Arm in Arm traten sie durch die große Flügeltür hinaus auf die Terrasse. Der Mond war aufgegangen und tauchte die Landschaft in silbernes Licht. Einen Augenblick lang spürte Lee den Wunsch sich zu verwandeln, doch er war nicht sehr stark.
    Kies knirschte leise unter ihren Füssen als sie an Vincents Seite über die verschlungenen Pfade spazierte, doch er bewegte sich völlig lautlos. Der schwere Duft von blühendem Flieder hing in der Luft, Blätter raschelten, ab und zu zirpte ein Insekt. Dann nahm Lee ein leises Plätschern wahr, es wurde lauter als sie darauf zugingen, und bald standen sie vor einem kleinen Teich voller blühender Seerosen, in dessen Mitte eine Fontäne rieselte.
    „Wie schön“, sagte Lee, flüsterte unwillkürlich um den Frieden nicht zu stören.
    Dort, hinter der von Efeu und Kletterrosen überwucherten Mauer musste die Strasse liegen, doch sie gehörte zu einer anderen Welt.
    Plötzlich jedoch nahm Lee eine Bewegung wahr. Gedämpftes Füssescharren, das Flüstern rauer Männerstimmen.
    Es schien ungewöhnlich dass um diese Zeit jemand auf der Strasse unterwegs war, und diese hier waren nicht unterwegs, sie standen still. Sie gaben sich große Mühe leise zu sein, auch wenn ihnen das nicht besonders gut gelang.
    „Wir haben Besuch.“ Auch Vincent hatte sie also gehört.
    Es waren zwei, und Lee war sich sicher dass sie ihnen schon einmal begegnet war. Jetzt erinnerte sie sich.
    „Palastwächter“, murmelte sie verdrießlich.
    Anscheinend wollte der Tribun wissen wie es um seinen Auftrag bestellt war, also hatte er seine Spione geschickt. Derzeit trugen die beiden keine Uniform, doch ihr Geruch verriet sie: Schiesspulver und Leder, Polierfett und billiger Tabak. Furcht. Offenbar waren sie alles andere als glücklich über ihre Aufgabe.’
    „Die beiden können einem fast leid tun“, spottete Vincent. „Sie machen sich beinahe in die Hosen.“
    „Meinst du der Tribun ist jetzt noch in seinem Büro?“ fragte Lee.
    „Oh, da bin ich sicher. Er schläft sehr wenig, habe ich gehört. Du willst jetzt gleich zu ihm? Gut, ich
    folge dir … unauffällig.“

    Sie gab sich Mühe unbekümmert zu wirken als sie durch die dunklen Strassen in Richtung Palast
    ging, ignorierte die beiden Wächter in Zivilkleidung, die ihr in einigem Abstand folgten , und hielt auch nicht nach Vincent Ausschau, der sich in Gestalt einer Krähe irgendwo ganz in ihrer Nähe befinden musste.
    Als sie den Palast erreicht hatte, waren ihre beiden Verfolger verschwunden. Es musste so etwas wie einen Dienstboteneingang geben, eine Abkürzung die direkt zu Lord Nexuss Büro führte. Er würde also vorgewarnt sein wenn sie kam.
    „Der Tribun wünscht mich zu sprechen!“ sagte sie im Befehlston zu den uniformierten Wächtern am Tor. Diese machten tatsächlich keinen Versuch sie am Eintreten zu hindern.
    Sie verschwendete keine Zeit damit an die Bürotür des Tribuns zu klopfen.
    „Wenn Sie versuchen, mich zu bespitzeln, sollten Sie sich etwas mehr Mühe geben“, sagte sie ohne Umschweife. „Die beiden Kerle, die Sie auf mich angesetzt haben, sind einfach nur lächerlich!“
    Wenn ihr plötzliches Eindringen den Tribun überrascht hatte, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
    „Guten Abend“, grüsste er, überlegen wie immer. „Wie ich höre, haben Sie es sich bei dem Vampir recht … häuslich eingerichtet.“
    Dieser aufgeblasene Widerling!
    „Ich stelle Nachforschungen an.“ schnappte sie.
    „Oh, natürlich.“
    Sie widerstand dem Drang, das süffisante Lächeln mit scharfen Krallen von dem Gesicht des Mannes zu wischen.
    „Ich will zu meinem Bruder“, verlangte sie.
    Lord Nexuss lächelte so freundlich wie die Katze vor dem Papageienkäfig.
    „Das ist leider nicht möglich. Verstehen Sie, ich möchte Resultate sehen. Bringen Sie mir den Beweis ihrer Loyalität, dann gehört Sir Geoffrey Ihnen.“
    Lees Nackenhaare sträubten sich. Unwillkürlich drang ein Knurren aus ihrer Kehle. Irgendetwas war hier faul, und zwar gewaltig. Der Mann bluffte nur. Hinter der dünnen, lächelnden Maske roch sie seine Unsicherheit. Die Erkenntnis traf sie wie ein Fausthieb.
    „Er ist fort, nicht wahr.“ Ihr Blick bohrte sich in die Augen des Tribuns, doch sie brauchte das Flackern darin nicht zu sehen um zu wissen dass Geoffrey verschwunden war.
    ‚Er wird brauchbar sein', hatte ihr Vater gesagt.
    „Verdammt! Du verfluchter Narr!“ Ihre Hand schloss sich um die Kehle des Mannes, ohne dass Lee wusste wie sie dorthin gekommen war. „Du hast Wulfric hier ein und aus gehen lassen. Dachtest du könntest ihn benutzen. Dabei war er es, der dich benutzt hat, die ganze Zeit!“ Widerstrebend ließ sie Nexuss los, mit weit aufgerissenen Augen taumelte der Mann nach hinten.
    Wahrscheinlich war ihr Bruder in diesem Moment bereits ein Werwolf. Sie war zu spät gekommen.
    „Wachen!“ krächzte der Tribun. „Wa …“
    „Guten Abend, Nexuss.“ Vincents Stimme klang beinahe fröhlich, als er mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung aus dem Schatten trat.
    „Hübscher Schreibtisch.“ Wie beiläufig strich der Vampir über die geschnitzten Ornamente des schweren Mahagonitischs, hinter dem sich der Tribun verschanzt hatte. „Wenn auch ein wenig … protzig. Nicht mein Geschmack. Aber das hast du nie verstanden, genauso wenig wie dein Vorgänger oder der davor. Ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, dass ich nicht auf euren Posten aus bin. Verstehst du, ich hätte diese Stadt schon vor Jahrhunderten regieren können, wenn ich es gewollt hätte. Aber Politik interessiert mich nicht. Ich hätte dich in Ruhe gelassen. Doch du hast versucht mich anzugreifen. Ein schwerer Fehler. Ein sehr schwerer Fehler.“



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