DAS BLAUE SCHAF

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    Re: DAS BLAUE SCHAF

    Redon - 21:20, 21.04.2006

    DAS BLAUE SCHAF
    Unter den vielen weißen Lämmchen einer großen Schafherde war eines, das hatte,
    schon als es auf die Welt kam, kleine blaue Spritzer in seiner Wolle, so, als hätte
    jemand seinen Federhalter an ihm abgewischt. Zuerst lachten die anderen
    Schafe darüber und auch der junge Schäfer und sein Hund, aber als es größer
    wurde, wurden auch die Flecken immer größer und schließlich war das ganze
    Schaf blau. Da sagten die anderen Schafe:
    "Geh weg, du häßliches Blauschaf", und der Hund biß es, sobald er es nur sah.


    Da wurde das blaue Schaf sehr traurig. Es konnte doch nichts dafür, daß es blau war.
    Schließlich suchte es Schutz beim Schäfer, und dieser zankte den Hund und die Schafe
    aus: "Schämt euch, was kann denn das Schaf für seine Farbe?" - "Es ist anders als wir,
    und das gefällt uns nicht", erwiderten die Schafe. Weil sie aber den Hirten gern hatten,
    ließen sie nun das blaue Schaf in Frieden, wenigstens solange er in der Nähe war. Ging er
    aber einmal weg, so fing das Gespött schon wieder an. Das blaue Schaf hörte vor Kummer
    auf zu fressen und wurde immer dünner. Da nahme es der Schäfer mit in seinen Karren
    und brachte ihm das schönste Gras. Aber das blaue Schaf hatte Heimweh nach den
    anderen Schafen und wurde krank.

    Der Schäfer überlegte lange, wie er ihm wohl helfen könne - und eines Morgens hatte er
    einen Einfall. Er nahm seine größte Schere und schnitt dem Schaf all die großen blauen
    Locken ab, dann sah er sich die kleinen kurzen Härchen an, die übriggeblieben waren, und
    sagte: "Das werden wir bald haben." Er erinnerte sich, daß seine Mutter, welche die
    Wolle der Schafe spann und verwebte, eine Flasche mit Bleichwasser besaß, mit dem sie
    die Wolle tränkte, wenn sie zu grau war. Von diesem Bleichwasser wollte er sich etwas
    holen, um die kleinen Härchen des blauen Schafes hell zu machen.

    Er nahm also ein bißchen blaue Wolle, ermahnte den Hund, recht gut auf die Herde
    achtzugeben, legte dem geschorenen blauen Schaf schönen saftigen Klee hin und ging in
    die Stadt. "Ei", staunte da die Mutter, "was ist das für schöne blaue Wolle? Die ist ja
    blauer als der Himmel! Davon müßte ich recht viel haben, dann könnte ich die
    wunderbarsten Sachen daraus weben. Wo hast Du die schöne Wolle her?" Da erschrak
    der Schäfer, denn er fürchtete, die Mutter würde darauf dringen, daß er das Schaf blau
    ließe, und dann würde das Schaf ewig traurig bleiben. Er überlegte, was er sagen sollte
    und wurde ganz rot, weil er doch seine Mutter nicht anlügen wollte. Die Mutter fuhr ihn
    an: "Hast du die Wolle etwa gestohlen, du Bösewicht?" - "Nein", sagte der Schäfer und
    schwindelte schnell drauflos: "Es kam ein fremder Mann aus dem fernen Indien
    hergewandert. Er handelte mit Wolle und bat mich um Bleichwasser, denn seine alte
    Flasche sei leer. Da habe ich versprochen, ihm etwas zu besorgen, und als Bezahlung hat
    er mir blaue Wolle gegeben" - "Dacht ich's mir doch", erwiderte die Mutter, "daß dies
    eine besondere Wolle sei. Hier hast du die Flasche und lasse dir von dem Inder nur noch
    etwas von der blauen Wolle geben." Der Schäfer dankte und war froh, daß er so gut
    davongekommen war.

    Bei der Herde angekommen, nahm er flugs das Fläschchen und einen kleinen Pinsel und
    begann jedes einzelne Haar des Schafes damit zu bestreichen. Das war eine mühsame
    Arbeit, aber das blaue Schaf war schließlich so hell wie die anderen, und keines der
    Schafe erkannte es wieder, so daß es fortan mit den anderen springen und sich tummeln
    konnte. Darüber war es sehr glücklich. Von nun an nahm der Schäfer das blaue Schaf
    immer heimlich mit in seinen Karren und pinselte es ein, sobald die blaue Farbe wieder
    durchschimmerte.

    Eines Tages aber sah er mit Schrecken, daß die Flasche fast aufgebraucht war. Als er
    noch darüber nachdachte, was er seiner Mutter erzählen sollte, sah er sie plötzlich über
    die Wiese daherkommen. Außer sich vor Freude, berichtete sie ihm, daß sie die blaue
    Wolle versponnen habe. Nun sei aber neulich ein vornehmer Herr vorbeigekommen, und
    der habe durchs Fenster den blauen Schal und die blauen Handschuhe liegen sehen, die sie
    daraus gestrickt habe, und da habe er wahrhaftig einen großen Geldschein auf den Tisch
    gelegt und beides gekauft. Wenn sie nur noch mehr von der blauen Wolle bekäme, dann
    könnten sie beide reich werden.

    Da hielt es der Schäfer nicht mehr länger aus und erzählte der Mutter, wie es in
    Wahrheit mit der blauen Wolle gewesen war, und sogleich wollte er ihr das blaue Schaf
    zeigen. So sehr er aber suchte, er fand es nicht mehr, denn ein Schaf sah aus wie das
    andere. Er zählte seine Schafe. Die Anzahl stimmte, und so mußte das blaue Schaf mit
    bei der Herde sein. "Gott sei Danke", dachte der Schäfer trotz allem, "jetzt hat das
    blaue Schaf endlich weiß geworden und hat seine Ruhe." Einen kleinen Rest der blauen
    Wolle hatte er noch aufbewahrt, den gab er seiner Mutter, und die machte ihm ein paar
    wunderbare Handschuhe daraus. Diese Handschuhe hat der Schäfer, der inzwischen ein
    alter Mann geworden ist, heute noch. Sie gehen nie entzwei, und ihre Farbe ist noch heute
    so blau wie der Sommerhimmel.



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