Gottesdienstmitgestaltung

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    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    chero - 20.04.2006, 16:38

    Gottesdienstmitgestaltung
    Hallo,

    ich würde gerne mal von Euch wissen, wie ihr einen Gottesdienst empfindet den ihr gesanglich mitgestaltet.

    Ich meine nun nicht die von euch gesungenen Lieder, was ihr dabei fühlt sondern alles drumherum. Ist das für euch eine ganz besondere Messe und ihr könnt die Messe noch intensiver empfinden. Oder ist es so, daß es für euch eine normale Messe ist und ihr sie mitgestaltet oder gar, daß ihr von der eigentlichen Messfeier gar nicht sooooviel mitgekommt.

    Liebe Grüße
    Chero



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    dola - 20.04.2006, 18:15


    Hallo, chero,
    es kommt ein wenig darauf an, in welchem Gottesdienstkontext und wo.
    In meiner eigenen Gemeinde kommt sehr viel "Spirituelles" mit. Dort singe ich meist vor dem Gottesdienst und es ist zu spüren, dass soch dadurch oft die Atmosphäre irgendwie reinigt. Die se Rückmeldung habe ich auch schon von den Zuhörern bekommen. Es ist schon ein anderer Kontext als auf einer Konzertbühne.
    Der Gründonnerstagsgottesdienst in der evangelischen Kirche, wo ich vorher und nachher je eine Arie aus dem Pergolesi-Stabatmater gesungen habe, hatte eine gute Predigt, die irgendwie an den Leuten "dran" war. Da bin ich teilweise gedanklich von der grundsituation, eigentlich nur zum Singen dazusein, auch abgekommen und das fand ich durchaus befriedigend.
    Problematisch fand ich einige - damals noch- Chorengagements in aktholischen Kirchen. Da ging mir die Predigt dermaßen quer ( es ging um m. E sehr fadenscheinige Ausreden zu Thema Kindesmißbrauch durch Priester bzw. um die Verteidigung des Zölibats mit Zähnen und Klauen), dass es schwer fiel, die gesangliche Unterstützung hier liefern zu müssen und den Mund überhaupt zu halten.
    ich bitte, das jetzt nicht als Affront gegen katholische Gläubige zu betrachten, denn ich gehe davon aus, dass die meisten Prdigten nicht so verlufen dürften, aber ich habe es halt unglücklicherweise genau so erwischt.
    Würde mich interessieren, wie andere Erfahrungen zu diesem Thema aussehen.
    Liebe grüße,
    dola



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    Orphenica - 20.04.2006, 21:22


    Hallo Chero,
    ich bin - egal, ob ich mit dem Chor im Gottesdienst auftrete oder im Duett (letzteres bisher aber erst zweimal) - eigentlich eher mit mir und der gesungenen und noch zu singenden Musik beschäftigt als mit dem Gottesdienst. Bei den Predigten schweife ich sowieso gerne mal ab mit den Gedanken, aber das hängt natürlich stark vom Prediger ab, ob er mich berührt mit seiner Rede oder nicht. Die letzten Male war das eher nicht der Fall ;-)
    Mit anderen Worten, dass ich die Messe intensiver erlebe, wenn ich sie selber mitgestalte, kann ich nicht sagen, eher im Gegenteil.

    Liebe Grüße,
    Orphenica



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    Rolando - 20.04.2006, 23:55


    Hallo,

    für mich spielt es keine große Rolle ob ich einen Gottesdienst mitgestalte oder nicht. Allein die Teilnahme an einem Gottesdienst hat für mich immer ein spirituelles Empfinden. Ob der Gottesdienst mir allerdings d a s gibt, was ich von ihm erwarte, hängt viel mehr von den Ausführenden (Pastoren/Priestern) ab.

    LG

    Rolando



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    Anonymous - 21.04.2006, 07:09


    Mir gibt die Kirche schon lange nichts mehr, obwohl ich ein gläubiger Mensch bin. Es gibt mal Ausnahmen, in denen ein Priester wirklich noch nah an der Gemeinde ist, habe ich auch schon erlebt, meist kommt es mir aber verstaubt vor, ist nicht mehr zeitgemäß oder aber einfach unsäglich von den Inhalten. Habe da schon Ähnliches erlebt wie dola (und ich BIN katholisch).

    Dementsprechend war das für mich zu Zeiten, als ich noch Gottesdienste mitgestaltet habe - tut mir Leid, das sagen zu müssen - auch nicht mehr als ein Job. Es gab allenfalls mal Momente, wo ich wirklich richtig in der Musik war, das ist dann schon ein spirituelles Erlebnis. Das gehört aber mir und ist in dem Moment was sehr Persönliches, hat also mit der Messe selbst nicht mehr viel zu tun. Da war ich immer ziemlich von abgekoppelt ...



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    musencusmuc - 21.04.2006, 22:10


    Eponine hat folgendes geschrieben: Dementsprechend war das für mich zu Zeiten, als ich noch Gottesdienste mitgestaltet habe - tut mir Leid, das sagen zu müssen - auch nicht mehr als ein Job.

    Freunde, Römer, Landsleute!
    Auch ich kann mich da nur anschließen - meistens ist es eben ein Job, sehr slten einmal, dass mich eine Predigt wirklich bewegen könnte - obwohl ich mich durchaus als gläubigen Menschen verstehe.
    Ein Erlebnis möchte ich Euch erzählen:
    Ich habe vor ein paar Jahren für den Karfreitag ein Werk geschrieben, in dem ich die "Chorteile" der JohannesPassion (die ansonsten mit verteilten Rollen gelesen wurde) für 13 sprechende SängerInnen vertont habe. Bei der Aufführung konnte ich nicht anwesend sein, ich habe nur den Mitschnitt der Messe gehört und die Kommentare der Menschen durch den Kantor berichtet bekommen. Und selbst der schnöde Mitschnitt war so bewegend (man konnte tatsächlich Weinen von Gottesdienstbesuchern hören), dass ich ganz klein geworden bin. Das klingt jetzt nach Eigenlob, so ist es aber wirklich nicht gemeint. Was ich sagen will: Sowohl Pfarrer, ALS AUCH DIE Musiker entscheiden darüber, ob eine Messe bewegend wird, oder eben nicht!
    gruß und Kuss, der musencus



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    Zuckerle - 13.06.2006, 21:57


    Nun ja,
    wenn ich einen Gottesdienst gesanglich mitgestalte bin ich meist so nervös,dass ich mich kaum auf die Predigt oder den Ablauf der Messe konzentrieren kann.Ich warte auf mein Zeichen,singe,setze mich und warte mit zitternden Händen auf den Segen. :oops:
    Beim Singen selbst empfinde ich dann aber schon einen gewaltigen Unterschied,wenn ich in der Kirche singe oder in einem trockenen Saal.Die Atmosphäre ergreift mich in dem Moment,bevor ich anfange zu singen,beim Einatmen. Und verlässt mich genauso schnell wieder,wenn der letzte Ton verhallt ist.
    Im Grunde ist das schade,weil ich doch ein gläubiger Mensch bin und zudem Kirchenmusik studiere.Hm,vielleicht liegt es aber auch genau daran.Der Ablauf ist schon so in mir verwurzelt,dass er nichts besonderes mehr darstellt.



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    dola - 13.06.2006, 23:25


    Hallo,
    gerade letzten Sonntag habe ich selbst die Gottesdienst - Mit - Gestaltung ganz stark als solche erlebt.
    In unserer Kirchengemeinde bauen entsprechend ausgebildete und befähigte Gemeindemitglieder manchmal eine vom Chor, der fest in den Ablauf eingebaut ist, unabhängige musikalische Darbietung ein. Es gibt glücklicherweise einige, die auf recht hohem Niveau spielen und singen. Die Stücke wählen wir aus dem Chorrepertoire oder auch textlich geeigneten Oratorienteilen (viel Elias) aus.

    Wir haben dieses Mal den Anlauf so gestaltet, dass erst der Chor so ca. 15 min. vor Beginn gesungen hat und danch noch kurz vor Beginn ich ein dreistrophiges, textlich auch sehr aussagekräftiges Lied.
    Die Kirche war schon sehr voll und es hat sich durch die gesamte musikalische Einstimmung eine so tolle Atmosphäre gebildet, dass ich das Singen regelrecht geniessen konnte, zumal ich vor den Leuten stand, nicht auf der Empore.
    Als in der Predigt auch Gedanken des Liedes aufgegriffen wurden, freute ich mich sehr und hatte das gefühl, eben mitgestaltet zu haben, ohne mir dazu vorher allzu bewuste Gedanken gemacht zu haben.
    LG,
    dola



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    chero - 14.06.2006, 09:28


    Hallo Dola,

    ja es stimmt, es ist ein Unterschied ob in einem Gottesdienst einfach die von dir gesungenen Lieder irgendwo eingeschoben werden oder ob sie wieder aufgegriffen werden. Na ja es kommt aber auch immer drauf an wie man als Sänger/in zu den Lieder steht und klar vor der Gemeinde zu stehen ist was total anderes wie auf der Empore zu sein. Da steht man so weit weg von allem und ich muß sagen, daß ich mich auch schon erwischt habe, daß ich persönlich dann gar nicht bei dem Gottesdienst dabei war sondern, so schlimm es nun auch klingt, einfach meinen Job gemacht habe. Hätte es mir noch vor kurzem niemals so vorstellen können, aber ich mußte es mir nach einer Ikonenweihe einfach eingestehen. :oops:

    Liebe Grüße
    Chero



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    Uralt - 14.06.2006, 10:35


    In unserer Gemeinde wird einmal monatlich der Gottesdienst von einer Gemeindegruppe vorbereitet und gestaltet. Wenn ich an der Vorbereitung beteiligt war, bin ich im Gottesdienst selbst dann auch gedanklich dabei. Denn meine Lied-Beiträge sind ja auch in der Vorbereitung zum Thema ausgesucht worden.

    Es kann aber vorkommen, wenn ich "nur" singe, dass ich gedanklich mit vielen anderen Dingen beschäftigt bin.

    Liebe Grüße
    Uralt



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    chero - 14.06.2006, 10:52


    Hallo Uralt,

    genau dieses "nur" singen meinte ich und wie Zuckerle schon schrieb kommt dann noch die Nervosität dazu und schon wird aus dem Gottesdienst ein Job, so sehr man das auch nicht möchte, weil man doch ein gläubiger Mensch ist.

    Diese Erkenntnis hat mich lange beschäftigt, nun kann ich sie aber annehmen, da ich weiß damit umzugehen. Kann sich auch mit der Zeit verändern bzw. kommt es halt auf den Gottesdienst drauf an etc.

    Liebe Grüße
    Chero



    Re: Gottesdienstmitgestaltung

    Uralt - 14.06.2006, 11:56


    chero hat folgendes geschrieben: Hallo Uralt,

    genau dieses "nur" singen meinte ich und wie Zuckerle schon schrieb kommt dann noch die Nervosität dazu und schon wird aus dem Gottesdienst ein Job, so sehr man das auch nicht möchte, weil man doch ein gläubiger Mensch ist.
    Diese Erkenntnis hat mich lange beschäftigt, nun kann ich sie aber annehmen, da ich weiß damit umzugehen. Kann sich auch mit der Zeit verändern bzw. kommt es halt auf den Gottesdienst drauf an etc.
    Liebe Grüße
    Chero

    Das sehe ich auch so. und - mancher Gottesdienst IST ein Job.
    Auch eine Trauung ist ein Gottesdienst. Da sitzen manchmal Menschen, die sonst nie eine Kirche betreten und obwohl das für mich, wenn ich die Leute nicht kenne, wirklich nur ein Job ist, habe ich das Gefühl, ich bin mehr dabei als die Beteiligten.
    Ich habe vorletzte Woche 3 Lieder bei einer Konfirmation gesungen, von der Empore. Es war ziemlich kalt, ich war mit mir und meinen Lieder beschäftigt. Nach dem letzten Lied habe ich runtergesehen und - Menschen liefen in der Kirche rum, unterhielten sich in kleinen Gruppen, gingen raus ... und das während des Abendmahls.
    Da war mein schlechtes Gewissen wegen meiner innerlichen Abwesenheit gleich wieder weg.

    Liebe Grüße
    Uralt



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