Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

klaraputzich
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    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Trockenfisch - 13.11.2008, 00:36

    Mein Gedankenmüll, meine Anfänge
    Also - ich sag mal, ich bin Tochter sehr akkurater Leute.
    Das klingt so absolut, dass man fast meinen könnte, diese Leute sind so akkurat, dass ihre Nachkommen Probleme fast zwangsläufig bekommen müssten.
    Ja und nein.
    Klingt vielleicht seltsam, wenn ich zurück in die Familiengeschichte gehe.
    Aber die hat immer eine große Rolle gespielt, ich komme aus einer Familie, die sich ihrer Wurzeln sehr bewusst ist, auch wenn das eigenartig klingt.

    Nur EIN Beispiel dazu - es war ein Anlass tiefster Kränkung, dass Anfang des 20. Jahrhunderts Leute aus Ostpreußen vor dem Hunger und dem Elend flohen, um nach Amerika auszuwandern - und dass sie in Hamburg
    kaserniert wurden...es sollte sichergestellt werden, dass das arm weiß Pack wirklich auf die Schiffe nach Amerika geht...Uropa ist aus den Kasernen abgehauen - hat Arbeit im Hafen gefunden...seine Nachkommen wurden ehrenwerte Bürger...aber das war ihnen nicht in die Wiege gelegt.

    Was ich sagen will - ich bin eines der "Endglieder"...ich komme aus einer Familie, die sich hochgearbeitet hat, die viel Wert legt, auf das, was in die Familiengeschichte ausgemacht hat.

    Das ist gut - und gleichzeitig bedrückend.
    Soviele tolle Leute, und ein Nachkömmling (icke) der den Vorgaben nicht gerecht wird.

    Ich sehe auch, dass ich den Familienvorgaben nie gerecht werden kann - habe einen Bruder, der es schafft, ich weiss nicht - 3000 (?) Bücher von Keller bis Obergeschoss megageordnet aufzubewahren.

    Da komm ich nicht gegenan. Muss ich ja auch nicht...

    Mein Papa hat mich mal sehr niedergedrückt...Situation: Klasse - ich werd gefragt, ob ich eine Hausaufgabe gemacht habe - meine Antwort:
    "nein" (Dummerle, das ich war....)
    Reaktion Lehrer: " Du Schlampe"

    Ich Dumpfbacke erzähl das zuhause - was passiert? Papa sagt, stimmt, dass du eine Schlampe ist.

    Selffulfilling prophecy....

    Dagegen kämpfe ich heute nun immer noch.

    Über dies posting hab ich nun eine Nacht geschlafen - und es scheint tatsächlich so zu sein - dass dieser "Schlampe"-Kommentar mein Bild von mir selber tatsächlich lange geprägt hat. Vielleicht heute auch noch.

    Eines habe ich aber vergessen - bei den Akkuraten gab es durchaus ein schwarzes Schaf - meine Oma. Die war nun aber so...unhygienisch...
    dass mir, glaube ich, meine Unzulänglichkeiten doppelt auf der Seele lagen - auf der einen Seite die 100%-igen, auf der anderen Seite das schlechte Beispiel...so wollte ich dann auch nicht werden..

    Eine Vorstellung liegt mir im Magen - dass ich eines Tages alt und dement bin - und dass in diesem Zustand mein "wahres ich" hervortritt - das vielleicht kein "Abstrampler" ist...sondern ein Abklatsch meiner Oma.. :cry:

    Es hat was, mal in sich zu gehen - gestern schrieb ich noch - dass Leute so akkurat sein können, dass ihre Kinder fast zwangsläufig Probleme bekommen könnten dadurch. Und wollte mich mit "ja und nein" nicht festlegen...heute würde ich sagen...eindeutig "ja". Was Eigenverantwortung nicht wegnimmt!



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Trockenfisch - 13.11.2008, 01:17


    zensiert



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Rumpelnöff - 13.11.2008, 16:11


    Ach jeee, Trockenfisch,
    lass Dich mal

    das kommt mir irgendwie teilweise sehr bekannt vor!

    Meine Eltern, meine Geschwister,... sie sind alle super-clean!
    Meine Mama hat wohl so während meiner Kindheit einen regelrechten Putz- und Aufräumzwang gehabt, das hat sich nun etwas gelegt. Aber was das angeht, können sie es einfach.
    Ich kanns nicht!

    Für mich viel schwieriger oder ursächlicher scheint es, das eigene Gefühl, den Ansprüchen nicht zu genügen! Sei es den Ansprüchen von außen und später auch meinen inneren Ansprüchen.
    Ich genüge mir nicht! Ich bin nicht o.k., so wie ich bin!
    Das ist mein Problem, denn ab diesem Moment, wo ich mit dieser Grundhaltung mit mir selber umgehe, kann es nur schief gehen,
    es wird NIE GENUG SEIN!!!

    Vom Kopf her ist mir das total klar, aber mein Gefühl...?!
    Ich weiß nicht, ob das da wirklich jemals ankommt!

    Tja, soviel zu meiner Theorie!

    Lass es ruhig mal raus,
    denn was raus ist, ist auch ein Stück weiter weg,
    als wenn es sich im Hirn nur dreht und dreht...

    ...Du bist nicht allein!!!

    LG,
    Rumpel



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Trockenfisch - 13.11.2008, 19:19


    Rumpel.. :knuddel:

    Ja, das ist so eine Sache mit den Ansprüchen - und ob die inneren Ansprüche nicht vielleicht durch äußere entstanden sind.
    Letztlich nimmt man sich nicht so an, wie man ist...

    Ob es gut war, dies rauszulassen...eigentlich fühle ich mich den ganzen Tag schlecht heute. Vielleicht auch angesäuert durch die Erkenntnis, dass mich die Wertung "Du Schlampe" dermaßen begleitet hat...wie es scheint, beweise ich mir selber dauernd, dass ich eine bin...

    Das akzeptier ich aber nicht...und es ärgert mich so, dass ich nun runtergehe und irgendwas schrubbe in der Küche...



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Anonymous - 14.11.2008, 00:46


    Liebes Trockenfischi,

    lass Dich auch von mir ganz lieb :hug:

    Kinderseelen sind unheimlich verletzlich.
    Wahrscheinlich ist Deinem Vater gar nicht klar gewesen, was er da zu Dir gesagt hat.

    In heutigen Ratgebern über Kindererziehung steht, man soll sich immer auf das beziehen, was das Kind tut, anstatt zu sagen, wie das Kind ist.
    Also: "Das hast Du unordentlich gemacht", anstatt "Du bist unordentlich."

    Was man einmal falsch gemacht hat, kann man beim nächsten Mal besser machen. Aber wenn man soundso ist, dann ist man so für immer. Da wird im Kopf ein Schalter umgelegt. Und man kann entweder mitspielen, dann bestätigt man z.B. den Vater, dass man eine Schlampe ist. Oder man kämpft dagegen an, aber der Vater wird nie sagen: "Es tut mir leid, was ich da gesagt habe. Du bist keine Schlampe, Du bist fleißig und ordentlich. Ich bin stolz auf Dich und habe Dich lieb." Man kämpft sein Leben lang um Anerkennung, die man nie bekommen wird.

    Ich war zum Beispiel immer die kleine Doofe, die man nicht ernst nehmen muss, weil sie das ja auch gar nicht will. Herrje, ich habe einmal gesagt, dass ich nicht das Geschirr abwaschen kann, weil ich zu klein war für unsere Spüle. Ich habe gesagt: "Ich bin doch noch so klein." Das wird mir bis heute erzählt und bei jeder Gelegenheit auf's Brot geschmiert, wenn ich was nicht machen will. Damit kann man mich manchmal richtig erpressen.
    Nur weil ich die jüngste war, wurde ich nie für voll genommen, selbst als ich volljährig war. Ich war immer die Kleine, die von nichts Ahnung hat. Ich habe inzwischen große Veranstaltungen gemanagt, ich bin im Jeep durch die Wüste gefahren, ich habe ein Hochschul-Diplom, war Chefin von 12 Leuten, aber ich bin immer noch die kleine Doofe...
    Ich kämpfe immer dagegen an, als könnte ich beweisen, dass ich es nicht bin. So denken andere Leute immer von mir, ich sei so klug und gebildet und mutig und wer weiß was noch. Aber wo es mir wirklich etwas bedeuten würde, da bekomme ich keine Anerkennung: von meinen Eltern. Was ich leiste, wird entweder abgetan als "Das ist doch nichts besonderes" oder die Eltern machen es zu ihrer eigenen Leistung "Ist doch klar, dass meine Tochter das kann, das hat sie von mir." Oder es wird einfach ignoriert.

    Sorry, jetzt habe ich schon wieder so viel von mir selbst geschrieben. Ich wollte damit nur sagen, dass Du nicht allein bist. Und dass wir aufpassen müssen, was wir zu unseren Kindern sagen. Ganz schlimm sind Sätze wie "Mein Kind ist immer so faul/stur/leichtsinnig/unartig." Nein, das stimmt nicht. Aber wir machen es dazu, wenn wir immer so über es sprechen.

    Es ist total wichtig, dass wir unseren Kindern sagen: "Du bist toll, so wie Du bist. Ich habe Dich lieb!" Das wäre doch mal ein guter Vorsatz, nicht erst für 2009. Lasst uns morgen damit anfangen!



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Anonymous - 14.11.2008, 19:48

    Perfekt ist nicht gut genug
    Raubtiggiger hat folgendes geschrieben: Du bist toll, so wie Du bist. Ich habe Dich lieb!" Das hat man zu mir auch nie gesagt!

    Deshalb halten wir uns für >NICHT LIEBENSWERT< !!!
    Was für ein schlimmer Ausdruck: "Nicht liebenswert!" Auweia! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen :doof:
    Und weil wir UNS dafür halten und stehts Schelte bekommen haben: "Du kannst aber auch gar nichts! Du machst alles falsch...!" Deshalb strengen wir uns jetzt umso mehr an --> Getreu nach dem Motto:

    PERFEKT IST NICHT GUT GENUG !!!

    Deshalb können wir nichts halb :herz: ig machen! Alles muss 100%ig sein und wir doktern so lange an einer Sache rum bis WIR zufrieden sind!

    WIR HABEN DEN ERHÖHTEN ANSPRUCH AN UNS SELBER GELEGT und deshalb wird nichts fertig!
    Halbe Sachen können wir nicht akzeptieren und nicht abgeben. Geht gar nicht :?

    Was Erziehung so alles ausrichten kann!



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Trockenfisch - 14.11.2008, 23:43


    Ihr habt Recht - ein Gutes hat die Sache aber - wenn man, wie Raubtigger durch eigene schmerzliche Erfahrung dazu kommt, darauf zu achten, WIE man mit Kindern umgeht, dann gibt man das nicht weiter, sondern durchbricht einen Kreislauf...

    Lieben Gruß
    Trockenfisch



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Anonymous - 15.11.2008, 00:01

    Kinder loben
    Ich würde darauf achten, das ich meine Kinder hin & wieder lobe für Dinge, die sie gut gemacht haben!

    Das hatte ich nämlich auch nie! Da kann man ja auch nur schlecht von sich denken! Wie soll man als Kind wissen, das man trotzdem gut ist wenn es einem NIE gesagt wird!?

    Kann man ja gar nicht!



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Trockenfisch - 15.11.2008, 01:58


    Ja, und darum ist doch wichtig - sagen, was toll ist.

    Und wenn etwas nicht toll ist, sagen, es ist nicht gut...statt DU bist nicht gut...damit ist schon ungeheuer viel gewonnen.



    Re: Mein Gedankenmüll, meine Anfänge

    Anonymous - 15.11.2008, 14:49

    Auf die Wortwahl achten
    Ich z.B. würde NICHT sagen: "Es ist nicht gut!"
    Das würde bedeuten: ES IST SCHLECHT !!!

    Ich würde sagen: "Es ist nicht SO gut!" Was heißen mag: DU KANNST ES BESSER MACHEN !!!

    Kleiner aber feiner Unterschied ;)



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