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Harris, Joanne - Fünf Viertel einer Orange




Harris, Joanne - Fünf Viertel einer Orange

Beitragvon nanu?! » 02.11.2008, 22:24

Klappentext:
Als Framboise mit Anfang fünfzig in ihren Heimatort zurückkehrt, wird ihr erneut bewusst, dass sie dort bereits als Kind eine Außenseiterin gewesen war. Doch sie will es jetzt noch einmal wissen: Mit den Rezepten aus dem Buch ihrer Mutter gewappnet, eröffnet sie in dem kleinen Ort ein Crêperie. Ihr Neffe Yannick gönnt ihr jedoch den Erfolg nicht und versucht, sie um die geheimen Rezepte zu erpressen. Da beschließt Framboise, die geschichte ihrer Kindheit zu erzählen - auch, um jenen dunklen Geschichten etwas entgegenzusetzen, die sich seit damals um das Leben ihrer Mutter ranken. Denn warum wurde sie des Mordes an den Deutschen Tomas verdächtigt, mit dem sich die ganze Familie angefreundet hatte, damals im Krieg? Und warum weigern sich die Dorfbewohner bis heute, die Wahrheit zu erkennen?
Framboise wird nur zu bald klar, dass in dem kleinen französischen Dorf an der Loire Kleingeist und Missgunst ihr Unwesen treiben -



Framboise Dartigen möchte es nicht zugeben, aber ihr Herz hängt an dem alten Bauernhof ihrer Mutter. Also zieht sie zurück nach "Les Laveuses", ein idyllisches ruhiges Fleckchen Erde, an der Loire gelegen, einem Dorf in dem doch damals so viel passiert ist. Sie renoviert das alte Gemäuer in dem ein Brandt fast alles zerstörte und eröffnet dort ihre kleine Crêperie. Aber sie kehrt nicht als Framboise Dartigen zurück, sie nimmt den Nachnamen ihres verstorbenen Mannes an und stellt sich fortan als Francoise Simon vor. Damit niemand sie in Verbindung bringt mit der furchtbaren Sache und der Familie Dartigen.
Dann beginnt sie zu erzählen. Wie sie und ihre älteren Geschwister unter der gefühlskalte Mutter Mirabelle gelitten haben. Wie sie als neunjährige versuchte, ihrem Bruder ebenbürtig zu sein. Es war Krieg aber davon war in "Les Laveuses" nicht viel zu spüren. Die Dorfbewohner kamen gerade so zurecht. Alles schien mehr oder weniger in Ordnung. Bis der deutsche Soldat Tomas auftaucht.

Joanne Harris versteht es den Leser von der ersten Zeile an in ihrem Bann zu schlagen. Framboises Geschichte wird abwechselnd in der Vergangenheit, wo Boise neun Jahre alt ist, und in der Gegenwart, wo sie als ältere Frau mit ihren Verwandten zu kämpfen hat, erzählt. Und zwar erzählt Framboise selbst, die sogar ab und zu den Leser anspricht. Manchmal entschuldigt sie sich für ihre Taten die sie als junges Mädchen getan hat, oder fragt ob der Leser auch verstehe was sie meint. Aber sie versucht nicht ihr Leben und ihre Taten in ein besseres Licht zu rücken. Nein, schonungslos und ohne um den heißen Brei zu reden offenbart sie uns ihr Leben und erst am Ende versteht man warum sie das tut. Dabei war mir die ältere Framboise viel sympatischer als die jüngere, unberechenbarere.
Die Geschichte scheint so echt, lebendig, ohne Schnörkeleien oder großen Gefühlsduseleien. Wenn ich es nicht besser wüsste hätte ich denken können Framboise Dartigen hätte es wirklich gegeben.
Joanne Harris hat hier ein kleines Meisterwerk geschaffen. Wobei vor den Kulissen des zweiten Weltkrieges Orangen, eine alte Kladde und ein riesiger Hecht eine gewichtige Rolle spielen.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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von Anzeige » 02.11.2008, 22:24

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