Schock für Bundestrainer Joachim Löw und den Bundesligisten Hannover 96: Nach Medienberichten hat Nationaltorwart Robert Enke zwei Tage vor dem wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen Russland beim gestrigen Geheimtraining eine schwere Handverletzung erlitten.
Nach ersten Informationen zog sich Enke einen Kahnbeinbruch an der linken Hand zu. Der DFB bestätigte dies am Donnerstagmittag, Enkes Arbeitgeber 96 fügte hinzu, dass Enke operiert werden müsse. Noch am Mittwoch hatten die Verantwortlichen Hoffnung gehegt, dass die Blessur nicht so schwerwiegend sei. Enke hatte sich bei einer unglücklichen Faustabwehr nach einem Schuss von Philipp Lahm das Handgelenk umgebogen und danach Schmerzen verspürt. Die Verletzung war jedoch beileibe nicht nur eine Verrenkung, wie anfangs vermutet. Laut Teammanager Oliver Bierhoff, der am Donnerstag zur PK erschienen war, gab eine Kernspintomographie am Vormittag Klarheit darüber, dass das Kahnbein gebrochen ist. Allerdings wollte Bierhoff darüber hinaus nicht weiter spekulieren. Der Besuch bei einem Handspezialisten am Nachmittag soll über die Behandlungsmethode entscheiden: konservativ mit Gips oder doch operativer Eingriff?
96: Fromlowitz im Fokus
Hannover 96 muss somit wochenlang auf ihre unangefochtene Nummer eins verzichten. Für Enke rückt dessen Vertreter Florian Fromlowitz (Ex-Kaiserslautern) bei 96 zwischen die Pfosten.
Der 31-jährige Enke hatte beste Karten, im Spiel gegen den EM-Halbfinalisten in der Startelf zu stehen und seinen fünften Länderspieleinsatz zu feiern.
Für Enke wird nun aller Voraussicht nach der Leverkusener René Adler im Kasten stehen, desweiteren steht der Bremer Tim Wiese in Löws Kader. Bierhoff geht davon aus, "dass es keine Nachnominierung geben wird". Das Torhüter-Duo hat noch kein Länderspiel absolviert. Adler galt nach der EM und dem Rücktritt von Jens Lehmann (VfB Stuttgart) ohnehin schon als zukünftige Nummer eins, wurde jedoch durch eine Schulterverletzung zunächst zurückgeworfen. Daraufhin stand Enke in den drei Spielen der Nationalelf nach der EM im Kasten und lieferte überzeugende Leistungen ab. In der Bundesliga etablierte sich Enke in den ersten sieben Saisonspielen als einer besten Schlussmänner im deutschen Oberhaus (kicker-Notenschnitt 2,79).
Auch Adler (2,88) fand nach seiner Genesung schnell zu alter Form zurück. Löw bescheinigte ihm dies am Mittwoch. Nun rückt also der "Junge" wohl schneller wieder zwischen die Pfosten, als dies erwartet werden konnte. "Enke hat einen kleinen Vorteil", hatte Löw noch kurz vor der Verletzung erklärt. Der Spieler selbst wollte "so halten, dass der Trainer keinen Grund hat, mich rauszunehmen". Dies gelang ihm bisher.
Auch Adler hatte sich am Mittwoch optmistisch, aber vor allem realistisch gezeigt. "Robert hat aktuell die Nase vorn", so der Leverkusener. Des einen Pech, des anderen Glück. Adler kennt das. "So ist das im Sport. Ich will auch gar nicht mehr darüber spekulieren, was gewesen wäre, wenn ich mich nicht verletzt und vielleicht auch schon eine Chance bekommen hätte", sagte der 23-jährige Blondschopf, bevor er von Enke Verletzung wissen konnte. Diese Chance bekommt er nun voraussichtlich schon am Samstag in Dortmund (20.45 Uhr). Bierhoff bescheinigte ihm jedenfalls "gute Präsenz" und eine entschlossene Ausstrahlung auf dem Platz. Eine Torwartproblem habe Deutschland noch nie gehabt.
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