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Spark, Muriel - Memento Mori




Spark, Muriel - Memento Mori

Beitragvon Katia » 09.10.2008, 15:18

"Denken Sie daran, dass Sie sterben müssen" - ein (?) anonymer Anrufer hält eine Gruppe alter Menschen in Atem, beunruhigt sie je nach Gemüt mehr oder weniger. Dame Lettie, die in ihrem Leben schon 44 Testamente aufgesetzt hat, ihren Bruder Godfrey, der sich im Alter von seinen Geliebten nur noch einen Blick auf das Strumpfband wünscht und seine Frau am liebsten ins Altersheim verfrachten, seine Frau Charmian, die bekannte Schriftstellerin, nach einem Schlaganfall geistig verwirrt, den selbst schon alten Gerontologen, die erpresserische Haushälterin, die Horoskope lesende und Testamente schreibende Abteilung von "Omas" im Maud Long Krankenhaus .... (Mindestens) "vier Todesfälle und eine Hochzeit" werden sich bis zum Ende des Romans ereignen ...
Muriel Spark schafft in ihrem amüsanten und englisch-bösen Roman eine Vielzahl an skurrilen Charakteren und Situationen; überspitzt zeigt sie an den Alten Allzumenschliches. Geldgier, Erpressung, Eifersucht, Häme, falsche Verdächtigungen, das Gute passiert leise, nebenbei, ganz selbstverständlich.

Eigentlich mag ich den englischen Humor sehr gerne, und dies Buch ist nicht nur hämisch-bösartig, sondern durchaus hintergründig und nachdenklich machend. Warum mochte ich das Buch also nicht besonders? Einmal lag das sicher Übersetzung, die viele Anglizismen enthält und etwas holpert (z.B. immer "grünes/rotes Licht" statt "grüne/rote Ampel"). Vielleicht auch daran, dass es im Buch immer unterschwellig um den Tod geht, dieser aber selten oder nur in Nebensätzen auftritt, den Tod erfährt man hier aus Todesanzeigen (die Godfrey so liebt), maximal passiert er im Maud Long hinter einem schützenden Bettvorhang. Ich will aber nicht zu sehr schimpfen, denn all das ändert nichts daran, dass ich mich die meiste Zeit köstlich amüsiert habe, über die Alten, die gar nicht so verschieden von uns Jungen sind (warum auch?). Irgendwie könnte ich mir den Roman gut von Monty Python verfilmt vorstellen mit John Cleese als Godfrey :D

:stern: :stern: :stern:

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von Anzeige » 09.10.2008, 15:18

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Beitragvon marilu » 10.10.2008, 18:48

Danke für deine Rezension, Katia. Muriel Spark ist eine Autorin, die ich schon lange kennen lernen möchte. Letztes Jahr habe ich mir "Der letzte Schliff" ausgeliehen - und abgebrochen. Die Idee klang sehr interessant, aber auch wenn der Roman entlarvend und boshaft-gewitzt war, konnte ich mich überhaupt nicht einlesen. "Memento Mori" wäre meine 2. Wahl gewesen, aber ich glaube, ich lasse es doch lieber sein. Sollte der Roman jedoch mal verfilmt werden, steht es wieder auf der Liste! :-)
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Beitragvon Katia » 10.10.2008, 19:22

Ich fand ja ihr Bronte-Buch sehr schön, und hab' sie seitdem auf meiner "inneren Liste". Noch liegt ein Band mit Erzählungen rum, aber wenn der mir nicht mehr zusagt, wird's das wohl erstmal gewesen sein, mit Spark und mir.
Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass sich der Roman auf englisch deutlich besser liest.

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