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Kinkel, Tanja - Säulen der Ewigkeit




Kinkel, Tanja - Säulen der Ewigkeit

Beitragvon Karthause » 10.09.2008, 16:38

Tanja Kinkel führt den Leser in diesem Roman in das Ägypten des 19. Jahrhunderts. Die Archäologie steckt noch in den Kinderschuhen und nur wenige Mutige wagen sich nach den Schätzen der Pharaonen zu suchen.

Sarah, die Heldin des Romans, wächst in einem Waisenhaus auf. Sie ist klug und so unterrichtet sie bereits als Jugendliche andere Kinder im Heim. Später arbeitet sie als Gesellschafterin bei einer alten Dame, bis sie den italienischen Artisten Giovanni Belzoni kennen lernt, den sie heiratet und mit den sie halb Europa bereist, bevor sie als eine der ersten Frauen im Jahr 1815 mit ihm in Ägypten ankommt. Belzoni versucht sich zuerst mit dem Bau einer Wasserpumpe, als er damit scheitert, beginnt er, angeregt durch den französischen Konsul Drovetti, nach Altertümern zu suchen. So birgt er den Kopf des Memnon. Wenig später legt er Abu Simbel frei und öffnet die zweite Pyramide als erster Mensch der damaligen Zeit. Alles geschieht im Wettlauf um Ansehen und Ehre mit Drovetti, der erst ein Freund war, dann zum Konkurrenten und später zum Feind wurde. Denn dieser kämpft nicht nur um die Altertümer Ägyptens, er kämpft auch um Sarah Belzoni, die ungewöhnliche Frau hat ihn mit ihrer pragmatischen Art stark beeindruckt.

„Säulen der Ewigkeit“
ist ein hervorragend recherchierter Roman. Die Protagonisten sind reale Personen und nur ganz wenige Details wurden im Sinne einer stimmigen Geschichte von der Autorin angepasst. Der historische Hintergrund und die sehr gut beschriebenen landestypischen Eigenheiten ließen ein farbenprächtiges Bild Ägyptens vor meinem inneren Auge entstehen. Die Autorin brachte mir die Lebensweise der Einheimischen, aber auch die Schwierigkeiten im Alltag der Ausländer in diesem Land näher. Sie beschrieb anschaulich das Leben und die Religion der Moslems und der Christen, deren Eigenheiten und Traditionen.

Sarah Belzoni nahm nachgewiesenermaßen eine ganz ungewöhnliche Entwicklung. War sie mit ihren Ansichten zu Beginn des Romans noch in England der damaligen Zeit fest verwurzelt, so entwickelte sie sich zur eigenständig denkenden und handelnden modernen Frau in Ägypten. Die Rolle der duldsamen Ehefrau füllte sie nicht aus. Ihr Leitspruch ist: „Was immer du tun willst, fang damit an.“ Sie lebt ihn. Sarah Belzoni ist in diesem Roman in eine Dreiecksbeziehung verstrickt, für die es in der Historie keine Beweise gibt, allerdings gibt es Hinweise, die darauf hindeuten, dass es so gewesen könnte. Diese Geschichte ist sehr gut in das Geschehen eingebaut. Sie ist vollkommen frei von Herz-Schmerz und Kitsch.

Tanja Kinkel bedient sich einer einfachen, aber sehr einfühlsamen Sprache. Die historischen Fakten verknüpft sie geschickt mit der Romanhandlung. Man könnte ihren Roman auch problemlos als Romanbiografie bezeichnen, so eng hält sie sich an die von der Geschichte vorgegebenen Eckdaten. Die Spannung bleibt fast durchgängig erhalten, in nur ganz wenigen Szenen schleichen sich Längen in die Handlung ein. Dem Buch sind noch hilfreiche Karten und Zeichnungen sowie eine umfangreiche Bibliografie beigefügt.

Mein Fazit: „Säulen der Ewigkeit“ ist ein äußerst interessanter, detailgetreuer, historischer Roman, den ich sehr gern gelesen habe. Die enge Bindung an belegte Fakten machte das Buch an keiner Stelle lehrbuchhaft oder gar schwer lesbar. Wer sich für ägyptische Geschichte, Archäologie und historische Romane interessiert, kommt an diesem Buch sicher nicht vorbei.

Vom Verlag wurde noch eine Homepage für das Buch eingerichtet, die noch viele interessante Informationen bereit hält.

Gebundene Ausgabe: 688 Seiten * Verlag: Droemer/Knaur * ISBN-13: 978-3426198162

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon Krümel » 22.10.2008, 18:35

Siehst habe ich schon vergessen :oops:
Diese Rezi kommt dann am 24. ins Blog, danke Karthause :D
BildLiebe Grüße,
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Beitragvon Cassa Dar » 06.11.2008, 19:14

Deine Rezi, Karthause, kling sehr interessant. Das Buch würde mir bestimmt auch gefallen. Vormerken also. Ich glaube ich hatte es im Geschäft schon mal in der Hand. Oder habe ich es bei dir gesehen?
Wer den Tag mit einem Lächeln beginnt, der hat ihn bereits gewonnen.

:studie: Die Rebellin - Trudi Canavan
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Beitragvon Karthause » 06.11.2008, 20:43

Cassa, das kann gut sein, dass dir dieses Buch gefällt. Ich habe neben dem Lesen viel Wikipedia bemüht, um mir die Entdeckungen des Belzoni anzuschauen. War wirklich sehr interessant.
Viele Grüße
Karthause

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