Sternenkinder (Kurzgeschichte)

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    Re: Sternenkinder (Kurzgeschichte)

    Zenobia - 07.08.2008, 15:51

    Sternenkinder (Kurzgeschichte)
    Sternenkinder


    „Bleibst du noch, bis ich springe?“
    Der Wind trug meine Stimme fort und ich war nicht sicher, ob er die Worte gehört hatte. Eigentlich konnte es mir auch egal sein.
    Ich beugte mich über das Geländer des alten Leuchtturms und genoss das Gefühl, wie der Wind mit meinen Haaren spielte.
    Maik stellte sich neben mich und betrachtete das Meer, was tief unter uns gegen die Felsen schlug.
    Maik war älter als ich. Wie alt er war, wusste ich nicht genau. Er war schon immer da gewesen, seid ich mich erinnern konnte.
    Als ich klein war, hatte er immer bei den coolen Leuten gestanden. Er war auch da, als die anderen gingen. Entweder sie zogen weg oder lernten einen Beruf. Manche verschwanden auch einfach, aber er blieb.
    Jetzt kümmerte er sich um uns. Meine Generation.
    Maik war so etwas wie der große Bruder, der einen verstand. Auch ohne viele Worte. Trotzdem war er eigentlich der kalte abweisende Typ. Er zeigte nie Gefühle und unterhielt sich auch oft nicht lange mit einem. Er war einfach nur da und das machte ihn aus.

    Ich lehnte mich etwas weiter hinaus und starrte auf die spitzen Felsen. Das machte mir keine Angst.
    „Willst du jetzt springen?“ Seine Stimme klang tonlos, war aber dennoch interessiert.
    Ich lächelte leicht und wippte zurück auf den festen Beton.
    „Nein, noch nicht.“
    Mein Blick wanderte zum Himmel.
    Ein dunkles Lila, welches ins Blau ging überzog den Horizont.
    Ein herrlicher Sonnenuntergang.
    „Warum noch nicht? Ist ja gleich dunkel.“
    Ich nickte und strich mir eine Haarsträhne zurück, die mir der Wind ins Gesicht geweht hatte.
    „Deshalb ja.“
    Maik zog eine Augenbraue seines zeitlos schönen Gesichtes hoch, stellte aber keine Frage mehr.
    Dann wandte der junge Mann sein Gesicht wieder dem Meer zu.

    Auf einmal hatte ich Angst, dass er jetzt gehen würde, weil ich ihn langweilte.
    Nein, ich wollte nicht allein sein. Nicht in den letzten Minuten. Weil ich immer allein war wollte ich doch überhaupt gehen.
    Also redete ich weiter. Es war belangloses Zeug, aber ab und zu lachten wir, auch wenn es tonlos klang. Zumindest was mich anging.
    Maik hatte seine Unterarme auf das Geländer gelegt und die Hände gefaltet. Ein Heiliger, schoss es mir durch den Kopf.
    Ich hatte nie viel mit der Religion zu tun gehabt, aber in diesem Moment erinnerte mich die Silhouette von Maik an einen betenden Engel.
    Seine blonden gelockten Haare und die helle Haut, von der die tiefgrünen Augen deutlich abstachen. Das letzte Licht malte Muster auf seine Kleidung.

    Wenn ich das sah, wankte mein Entschluss zu springen deutlich. Als ob Maik das gespürt hatte, warf er in die laxe Unterhaltung die ernste Frage nach dem Warum ein.
    Ich antwortete nicht gleich. Es gab viele, doch vor ihm schien Nichts wirklich von Bedeutung oder der wahre Grund zu sein.
    Je länger ich zögerte, desto unsicherer wurde ich. Meine Hände hatte ich in die Jeanstaschen geschoben, wo meine Finger mit einer Ein-Cent-Münze spielten.
    „Warum? Warum denn nicht? Es ist mein Leben. Ich darf darüber verfügen, wie ich will. Und ich habe das hier alles satt.“

    Maik drehte seinen Kopf zu mir und wollte scheinbar etwas sagen, ließ es dann aber.
    Am Himmel leuchteten die ersten Sterne auf und langsam wurde mir kühl in meinem Triangeltop.
    Wir beide schwiegen und ich ging meinen Gedanken noch einmal die Gründe durch.
    Warum? Weil mein Bruder immer bevorzugt wurde? Weil ich einfach keinen Freund abbekam. Meine Noten in der Schule waren auch nicht die Besten.
    Mit meinen Eltern stand ich seit jeher auf Kriegsfuß und meine beiden besten Freunde waren vor vier Wochen gemeinsam weggezogen, um auf eine Eliteschule zu gehen. Also, was hielt mich schon hier?
    Meine Gedanken wurden durch einen Schrei einer Möwe unterbrochen. Der Vogel flog nahe an uns vorbei und segelte dann über die Wellen.
    Sehnsüchtig sah ich ihm nach.
    „Nur noch ein wenig warten.“
    Wieder spürte ich den fragenden Blick auf mir und rang mich dann zu meiner, vielleicht kindischen, Erklärung durch.
    „Weißt du. Wenn man unter einem Sternenhimmel stirbt, dann wird man selbst zum Stern. Dann kann ich von da oben alles beobachten. Und man ist frei.“
    Ich hörte kein Lachen von Maik und sah auf. Meine Vorstellungen über Sternenkinder mussten ihn doch belustigen.
    Als sich unsere Blicke trafen fühlte ich keine Verachtung, kein Mitleid, sondern nur tiefes Verständnis. Aus diesem Grund war er es, den ich gefragt hatte. Seine Art beruhigte mich.

    „Das ist doch Quatsch.“ Ich hörte ihm schweigend zu und fröstelte.
    „Selbstmörder werden zu Todesengeln. Sie wandeln zwischen Himmel und Erde und müssen die Seelen von Verstorbenen holen.“
    Diese Vorstellung erschreckte mich, aber eigentlich befand ich es als richtige Strafe. Ein Wesen, das nirgends hingehörte. Ein Wesen, wie ich.
    Erneut verließ ein Seufzer meine Lippen. Inzwischen war es dunkel um uns geworden und die Lichter der kleinen Stadt, aus der ich stammte spiegelten sich etwas entfernt im Wasser.
    „Sternenkinder oder Todesengel. Beides ist besser als das hier.“
    „Wenn du meinst.“
    Ich blickte stumm zum Himmel und lächelte glücklich. Unzählige Sterne blitzen am Firmament.
    Mich würde hier eh keiner vermissen, also warum sollte ich mir Gedanken machen. Erneut lehnte ich mich über die Brüstung und starrte in die Tiefe.
    Gleich würde er gehen, das wusste ich. Aber es war gut so. Der aller letzte Moment gehörte nur mir.

    Seine Schritte hallten leise von dem Beton wieder, als er auf die schmale Treppe zusteuerte.
    „Also dann.“ Er blieb nicht noch einmal stehen oder drehte sich um. Also dann war alles, was er mir mit auf den Weg gab. Also dann…
    Ich sah ihm nach und nickte.
    „Bis bald.“
    Ich schloss die Augen und lächelte.
    „Wir sehen uns wieder…irgendwann.“



    Re: Sternenkinder (Kurzgeschichte)

    Rai Ruri - 07.08.2008, 16:13


    Wow .... *erstmal sprachlos ist*

    ... Gerade am Ende hatte ich totale Gänsehaut (die ich sonst nur bei Lill´s Geschichten bekomme ^^°) ... Zum Teil ist deine Geschichte... noch etwas unrein mit der Gestaltung... aber sie erfüllt ihren Zweck. ... Man wird nachdenklich.

    Ich würde gern wissen, wer dieser Maik ist. ... ein älterer, junger Mann, der selbst Erfahrungen sammeln musste, wie es ist allein zu sein. Leute kamen und gingen. ... Erst dachte ich... diese Person steht für eine Methaper - die Zeit... oder er ist wie ein Begleiter, der immer da ist... unbewusst und ungesehen. ...

    als ich finde deine Geschichte echt klasse. ^^ Mach weiter so!!!

    (das einzige... die Gründe, warum die Person ihr leben aufgibt... sind mir ... zu einfach... das betrifft doch heutzutage fast jeden 3. Menschen, leider.)



    Re: Sternenkinder (Kurzgeschichte)

    Zenobia - 07.08.2008, 16:16


    was genau meinst du mit unrein in der Gestaltung? *mauz* Das war mein erster Verusch der Ich-Erzählung ^^" also Kritik ist gern gesehen....ansonsten zu den Gründen...gerade weil es so banale...nicht wirklich vorhandene Gründe sind, habe ich sie gewählt...

    UNd Maik...jaa wer er ist ist eine gute Frage...jemand der immer da war...immer da sein weird, der stumme Freund....jemand der alles beobachtet, aber nicht eingreift...ansonsten hätte sie ihn nicht mitgenommen.



    Re: Sternenkinder (Kurzgeschichte)

    Rai Ruri - 07.08.2008, 16:48


    ^^ ... interessant!

    ... mit unreiner Gestaltung.. meinte ich.. dass du hier und da noch besser (bildlicher) fromulieren könntest. ... es klingt (bitte nicht falsch verstehen und nicht böse gemeint) ... hier und da noch etwas kindlich.... leicht... geschrieben.

    ... das ist das Einzige negative, was mir auffiel... aber das ändert sich noch, mit der Häufigkeit, wie du etwas liest oder schreibst. ^^



    Re: Sternenkinder (Kurzgeschichte)

    Lillith - 07.08.2008, 19:53


    Ich kannte die Geschichte ja schon, aber sie gefällt mir immer noch.
    Sehr schön: Das Bild mit den Sternenkindern und den Todesengeln. Die beiden Begriffe wirken ein wenig in den Raum geworfen und unerklärt - wobei sich meiner Meinung nach das Bild des Todesengels anhand von Maik gut verstehen lässt. Ich halte ihn immer noch für einen. ^^
    Die Kritik spar ich mir jetzt, das sind stilsachen, die ich ungern bemängele. Jeder hat seinen eigenen Stil, und das ist auch gut so :)
    Wobei ich es -wie Rai- auch als etwas unschön gestaltet empfinde... In anderen Texten von dir gab es mehr schöne Feinheiten, die die Geschichte als Ganze faszinierend machten und einen verzauberten. Mir fehlte ein wenig der Spannungsaufbau.... --" *dich wieder kritisier*
    Njooo :) Schreib mal mehr!



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