Meine Geschichte

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    Re: Meine Geschichte

    silberregen - 01.08.2008, 12:59

    Meine Geschichte
    Dragonheart hat mich angefragt, ob ich meine Mobbinggeschichte nicht hier rein stellen will. Das mache ich natürlich, allerdings in derselben Fassung, wie sie auch schon im Vorstellungsthread steht. Für Details habe ich momentan zu wenig Geduld.



    Ich kann beim besten Willen keinen "Hauptauslöser" nennen.
    Als ich in die Schule kam, konnte ich bereits lesen und schreiben und auch besser Hochdeutsch als die übrigen Kinder, dafür konnte ich nicht alle Schweizerdeutschen Wörter aussprechen (die Schweizer hängen ja sehr an ihren Dialekten, ich als Tochter einer Migrantenfamilie habe zuerst Hochdeutsch und dann erst nach und nach Schweizerdeutsch gelernt). Die Lehrerin versuchte mich andauernd schlecht dastehen zu lassen, lachte mich wegen meiner hochdeutschen Aussprache aus, behauptete ich könne nicht lesen und lerne alles nur auswendig (als ihr meine Mutter mal vorschlug, sie solle mir einen Zeitungsausschnitt zu lesen geben, den ich noch nie zuvor gesehen haben konnte, lehnte die Lehrerin mit der Begründung ab, das sei nicht kindergerecht). In der Pause rief sie mich regelmässig zu sich und verbat mir den Unterrichtsstoff voraus zu lernen, obwohl ich das eigentlich nie getan habe. In der Pause machte es den Schülern aus den höheren Klassen Spass, mich zu schlagen und in den Brunnen zu werfen. Meine eigene Klasse verhielt sich eigentlich ziemlich neutral, sie gingen mir aus dem Weg, wollten nicht selber drankommen, haben sich aber auch nie daran beteiligt. Nach einem Jahr wechselte ich die Schule.
    In der neuen Schule wurde ich mit den Leuten irgendwie nicht richtig warm. Anfangs gaben sich alle Mühe mit mir auszukommen. Irgendwann begann ein Junge mich zu schlagen, wenn ich ihn (zufällig) anschaute. Die übrigen beteiligten sich, ausserdem gab es Gerede wegen meines Schulwechsels (die beiden Schulen lagen ziemlich nahe beieinander und die Kinder kannten sich eigentlich alle) und meiner Herkunft. Während meiner Primarschulzeit haben immer wieder Mitschüler versucht sich mit mir anzufreunden, aber eigentlich ziemlich schnell bemerkt, dass es viel cooler war zu den Mobbern zu gehören. Ich habe irgendwann angefangen die ganze Zeit zu lesen, was dann auch als abnormal eingestuft wurde.
    Nach Abschluss der Grundschule versprach ich meinen Eltern von nun an ein starkes Mädchen zu sein und nicht mehr alles mit mir machen zu lassen.
    Auf dem Gymnasium waren ein paar meiner ehemaligen Mitschüler mit mir in derselben Klasse und machten natürlich dort weiter, wo sie in der Primarschule aufgehört hatten. Zudem besuchten viele Kinder von aktiven SVP-Mitgliedern (Schweizer Volkspartei, ich kenne mich mit deutscher Politik zu wenig aus, um einen Vergleich ziehen zu können, jedenfalls ist das die Partei, die am meisten Angst vor Ausländern hat), für die ich ein Dorn im Auge war. Die ersten beiden Jahre hatte ich noch zwei Freundinnen, die sich Mühe mit mir gaben, wohl mehr aus Mitleid, viel zu sagen hatten wir uns eigentlich nicht. Nach der 2. Klasse werden die Klassen wegen der Profilwahl neu zusammengewürfelt, die beiden kamen in eine Klasse, ich in eine andere und der Kontakt brach ab. Ich habe immer mehr gelesen und wurde als Streber abgetan, konnte im Unterricht nichts sagen, ohne ausgelacht zu werden. Die meisten Lehrer waren der Ansicht, es mache mir ja nichts aus. Ansonsten würde ich mich wehren. In 10. Klasse versuchte ein Lehrer einzugreifen, die Klasse gelobte Besserung, hielt sich aber nicht an das Versprechen und begann auch ihn fertig zu machen. Er versuchte dann wenigstens noch den letzten Rest meines Selbstbewusstseins zu retten, versuchte oft mit mir zu sprechen, in der Pause in der Nähe des Klassenzimmers zu sein. Ich war ein starkes Mädchen und meinte, es sei alles in Ordnung, schliesslich sei ich selber schuld. Nach einem Jahr gab er unsere Klasse ab. Ich hörte auf mit dem freiwilligen lesen, verschlang allerdings alle Bücher, die im Deutschunterricht besprochen wurden, ging manchmal auch an die Klassenpartys, versuchte mit den Leuten auszukommen. Irgendwie klappte es nie. Auf der Maturreise hatte ich auf der Abschlussparty, die in meinem Zimmer stattfand, einen völligen Zusammenbruch und lag nur noch heulend auf dem Bett. Die meisten waren ziemlich verwirrt - da ich nie etwas gesagt und mich auch nie gewehrt hatte, dachten sie, ich sei völlig gefühlslos. Daraufhin ignorierten sie mich nur noch, tuschelten zwar hinter meinem Rücken und bemühten sich wenigstens, das Ganze nicht mehr so offensichtlich zu gestalten. Mit ein Grund für diese Wende war wohl auch, dass die Matur näher rückte und meine Nachhilfedienste bitter benötigt wurden.



    Re: Meine Geschichte

    saphira - 01.08.2008, 20:09


    Hallo silberregen,

    du hast ja ne ganz schlimme Zeit hinter dir. Hoffentlich geht es dir jetzt beim Studium besser.
    Einen wirklichen Grund wirst du bestimmt nicht finden. Beziehungsweise, du weißt ihn wahrscheinlich, kannst ihn aber nicht akzeptieren. Dieser Grund (den ich vermute), dass du anders und schulisch bestimmt besser warst als deine Mitschüler, ist auch nicht als Grund für Mobbing zu akzeptieren. Aber gibt es überhaupt einen vernünftigen Grund für Mobbing? Ich denke nicht.
    Dass die meisten Lehrer nichts machen, ist fast schon normal. Aber was mich in deiner Geschichte richtig erschreckt hat, war, dass der Lehrer, der dir in der 10. Klasse helfen wollte, selbst fertig gemacht wurde und letztendlich die Klasse abgegeben hat. Schon unglaublich welche Macht eine mobbende Klasse besitzt… Und mir kam da ein merkwürdiger Gedanke. Ich frage mich nämlich immer, warum die Lehrer nichts gegen Mobbing unternehmen. Den meisten scheint es doch egal zu sein, was in ihren Klassen passiert. Aber kann es nicht auch sein, dass viele Lehrer Angst haben, selbst zum Opfer zu werden?

    LG, Saphira



    Re: Meine Geschichte

    silberregen - 01.08.2008, 21:46


    Der Grund, den du genannt hast, war sicher auch massgeblich. Irgendwie weigere ich mich dennoch meine Andersartigkeit als Hauptauslöser zu bezeichnen, sonst hätte ich auch im Kindergarten gemobbt werden müssen, was aber nicht der Fall war, obwohl dort dieselben Leute waren, wie in der 1. Klasse.

    Zum Lehrer in der 10. Klasse: wir waren halt seine allererste Klasse und er war wohl ziemlich überfordert. Ausserdem hat er immer ziemlich langsam und leise gesprochen, zudem mit einem unmöglich langgezogenen Dialekt. Wenn jemand einer Klasse mit einer Stimme, die klingt, als würde er gleich einschlafen, eine Standpauke hält, wirkt das nunmal lächerlich. Er meinte es gut, hatte aber einfach zu wenig Durchsetzungskraft.

    Dass die Lehrer nichts getan haben, war sicher teilweise auch meine Schuld. Ich war einfach irgendwie zu stolz, um zuzugeben, dass es mir schlecht geht. Mündlich habe ich nie mitgemacht, also kannten sie es nicht anders und konnten keine Veränderung bemerken. Gruppenarbeiten gab es kaum und wenn, dann machten wir die ausserhalb des Klassenzimmers und der Lehrer bekam nur das Endresultat zu sehen.



    Re: Meine Geschichte

    Ice Cold Killa - 01.08.2008, 21:49


    Für mich hört sich das anfangs nach Ausländerfeindlichkeit an. Du hast ja gesagt, du bist Immigrantin und dort waren Kinder von SVP-Mitgliedern. Die NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) gibts in Deutschland. Naja, aber anscheinend hast du es überstanden. Es ist echt schade, dass es so etwas gibt. Also bei uns heißt es immer, dass viele Schweizer nationalsozialistisch sind. Ich kann das nicht beurteilen, aber dein Beispiel zeigt, dass es in manchen Bereichen stimmt. Ich hoffe, dass es dir jetzt besser ergeht und du sowas nicht mehr mitbekommen musst.

    @ Saphi: Ja damit könntest du Recht haben, aber ich denke viele Lehrer unterschätzen die Situation einfach...



    Re: Meine Geschichte

    silberregen - 01.08.2008, 22:28


    Zitat: Also bei uns heißt es immer, dass viele Schweizer nationalsozialistisch sind. Also Nationalsoszialismus ist etwas, das ich den Schweizern auf gar keinen Fall unterstellen würde. Rassistisch sind sie, soweit ich die Erfahrung gemacht habe, eigentlich auch nur gegenüber Menschen aus schlechtervedienden Familien. Das Kind eines russischen Oligarchen hätte wohl in meiner Klasse bedeutend weniger Probleme gehabt, als ich als Tochter eines slowakischen Taxifahrers (Auch wenn ich eigentlich von klein auf eingebürgert bin).



    Re: Meine Geschichte

    saphira - 01.08.2008, 22:58


    silberregen hat folgendes geschrieben: Der Grund, den du genannt hast, war sicher auch massgeblich. Irgendwie weigere ich mich dennoch meine Andersartigkeit als Hauptauslöser zu bezeichnen, sonst hätte ich auch im Kindergarten gemobbt werden müssen, was aber nicht der Fall war, obwohl dort dieselben Leute waren, wie in der 1. Klasse.

    Hm, vllt war es im Kindergarten noch nicht so offensichtlich. Lesen und Schreiben sind dort ja noch kein Thema. Und in der Schule entsteht dann erst diese Konkurrenzsituation...

    Ja ok, wenn sich der Lehrer überhaupt nicht durchsetzen konnte, dann hätte er es besser bleiben lassen sollen. Aber es war lieb gemeint.

    Und die meisten Lehrer sehen schon, was passiert. Davon bin ich überzeugt. Sie bekommen das Gelächter doch auch mit und nicht nur die mangelnde Mitarbeit. Trotzdem unternehmen sie nichts, fragen nicht nach. Und da stellt sich für mich immer noch die Frage, warum? Je mehr ich drüber nachdenke... ich glaub, es könnt schon sein, dass viele der Lehrer echt Angst haben. Dein Lehrer war etwas langsam aber eigentlich hat doch jeder i-was, das man angreifen kann und das dann lächerlich wirkt.



    Re: Meine Geschichte

    silberregen - 06.09.2008, 16:48


    Zitat: Hm, vllt war es im Kindergarten noch nicht so offensichtlich. Lesen und Schreiben sind dort ja noch kein Thema. Und in der Schule entsteht dann erst diese Konkurrenzsituation...
    Mir ist nur grad aufgefallen, dass hier überhaupt keine Konkurrenzsituation herrschen konnte: Zitat: In der Pause machte es den Schülern aus den höheren Klassen Spass, mich zu schlagen und in den Brunnen zu werfen. Oder zumindest keine schulische. Ich denke kaum, dass 10 jährige eine 6 jährige als fachliche Konkurrenz wahrnehmen können. Aber ist ja auch nicht so wichtig, irgendwie.



    Re: Meine Geschichte

    saphira - 07.09.2008, 11:04


    Ne.. also da hast du Recht. Eine schulische Konkurrenzsituation kann da nicht gewesen sein.



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