Nach 716 von 1.239 Seiten ist wieder Zeit für eine Zwischenbilanz. Man mag es nicht glauben, aber ich "klebe" regelrecht an dem Buch fest. Selten halte ich ein Buch in den Händen, das mir ein so großes Spektrum von Eindrücken und Geschichten bietet.
Auch meine doch leichten Bedenken, dass ich wegen meines nicht gerade rühmlichen Namensgedächtnisses nicht mehr weiß, wen ich da gerade vor mir habe, hatte sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil. Und zur Not hätte ich immer noch das Personenverzeichnis am Ende des Buches zur Hilfe.
Wie soll ich meine Leseeindrücke schildern, die so vielfältig sind? Zum einen bleibe ich selbst an der Geschichte dran, weil ich einfach wissen will, wie das ganze endet. Dann faszinieren mich die philosophischen Stellen, die mich zum reflektieren, innehalten und nachdenken bringen.
Absolut klar ist, dass es bei dieser einen Lektüre nicht bleiben kann, weil ich mich bei meiner Erstlektüre vorerst nur auf die Geschichte selbst konzentriere und alle philosophischen Gedanken erst mal gar nicht erfassen und nur erahnen kann. Ich möchte sagen, wenn ich mir ein Buch auf die berühmte Insel mitnehmen möchte, dann wäre es "Die Brüder Karamasow". Ich glaube mit dem Buch wäre ich eine ganze Weile wunderbar beschäftigt.
Die Personen sind mit ihren Charakteren einfach greifbar für mich. Allen voran natürlich die Brüder selbst, Aljoscha der Sanftmütige und ruhige, Iwan der intellektuelle und Dmitrij der Hitzköpfige.
Einziger Kritikpunkt ist die Fischer Taschenbuchausgabe selbst. Ein so mehrseitiges Werk sollte man besser als Hardcoverausgabe kaufen. Ich glaube nicht daran, dass die Taschenbuchausgabe für öfters Lesen zu nutzen ist. Leider ist aber die Hardcoverausgabe in der Übersetzung von Geier ziemlich teuer. Und da man ja vorher nie weiß, ob einem ein Buch gefällt oder nicht wäre es unter Umständen ein recht teurer "Fehlkauf".
Von der Übersetzung von Frau Geier bin ich ziemlich begeistert. Das Buch lässt sich wirklich "fluffig" lesen. Natürlich fehlt mir jetzt der direkte Vergleich zu anderen Übersetzern. Vielleicht kann da irgendwann mal Tom was dazu schreiben, wenn er diese Übersetzung hier gelesen hat?
Ich brauche wohl nicht mehr extra dazu zu schreiben, dass man für ein derartig umfangreiches Buch etwas Geduld mitbringen sollte, damit man seine Freude daran hat. Wer es lieber kürzer und prägnanter haben möchte, der würde hier keine Lesefreude daran haben. Denn Dostojewskij lässt sich bei seinem Erzählen viel, viel Zeit. Da sollte man schon etwas Faible dafür haben.