Oiler statt Kettenspray

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    Re: Oiler statt Kettenspray

    lancelot - 18.07.2008, 13:14

    Oiler statt Kettenspray
    Kettenöler als Alternative zum Kettenspray

    Für ein langes Leben
    Wo Metall kraftvoll gegen Metall reibt, bleibt bei fehlender Schmierung Verschleiß nicht aus. Beim Motorrad wird dies am deutlichsten erkennbar, wenn die Zähne des hinteren Kettenrades zügig die Form einer Haifischflosse annehmen.

    Angesichts saftiger Preise für Kettensätze - und nur als Satz macht der Austausch einen Sinn - wird mancher Motorradfahrer über eine Verbesserung der Kettenschmierung nachdenken. Früher gingen zuerst die Rollen zu Bruch, weil im Inneren der Kette statt Schmiermittel nur rostiges Wasser am Metall nagte. Mit modernen O- oder X-Ring-Ketten ist dieses Problem weitgehend beseitigt. Was jetzt verschleißt, sind die Kettenräder und außenliegenden Teile der Kette. Kettenspray, auch wenn es noch so wirksam ist, verflüchtigt sich irgendwann durch die Fliehkräfte, wird abgeschleudert oder bei Regenfahrten einfach abgewaschen. Eine permanente Schmierung mittels Kettenöl ist die Alternative.

    Zwei Systeme im Praxistest
    Zwei Systeme wurden von uns in der Praxis getestet. Einmal der seit Jahren bekannte Scottoiler, zum zweiten ein vom Coburger Diplom-Ingenieur Frank Wachsmann entwickeltes System, das im Gegensatz zum Scottoiler nicht mit Unterdruck, sondern elektronisch arbeitet. Und hier liegt der gravierende Unterschied der beiden Systeme: Beim Scottoiler muß eine Verbindung zum Ansaugtrakt des Motors hergestellt werden, denn der im Fahrbetrieb entstehende Unterdruck hebt ein Ventil an und lässt so den Schmierstoff aus dem Vorratsbehälter auf das Kettenblatt tropfen. Wachsmanns CLS 200 besteht dagegen aus einem kleinen Kasten als Steuerelement und einem separaten Öltank. Nach dem Anschluß an die Batterie des Motorrades liest die Elektronik den Wechselstromanteil im Stromkreislauf aus, der durch die arbeitende Lichtmlaschine entsteht. Wenn der Motor läuft, gestattet ein Magnetventil in kurzen Abständen den Durchfluss des Schmierstoffes. Die Länge der Öffnung wird durch einen Drehschalter bestimmt, der je nach Motorrad so angebracht wird, dass er auch während der Fahrt bedient werden kann. Außerdem greift ein Thermoelement in die Berechnung der Öffnungszeiten für das Magnetventil ein: Je wärmer es ist, desto kürzer werden die Öffnungszeiten, weil warmes Öl bekanntlich dünnflüssiger ist und entsprechend schneller fließt. Ein vor dem Steuerkasten eingesetztes Mengeneinstellstück dient zur groben Festlegung der Durchlaufmenge. Beim Scottoiler ist dies alles in einem einzigen Bauteil verpackt. Im Vorratsbehälter sitzt das Unterdruckventil, die Durchlaufmenge wird mittels eines Stellrades reguliert. Das CLS 200 kann mit drei verschieden großen Tanks geliefert werden, die aus dem Flugmodellbau stammen. Deren Größe wird durch den zur Verfügung stehenden Platz beim Einbau bestimmt. Vorrat wurde vergrößert.

    Beim Scottoiler reagierte man auf die Kritik des zu kleinen Vorratsbehälters, vergrößerte in der aktuellen Version das Volumen erheblich, und bietet einen zusätzlichen Behälter an, der den Schmiermittelvorrat nochmals anhebt. Als Einbauort wird der Platz hinter dem Kennzeichen vorgeschlagen, das CLS muß unter der Sitzbank oder im Heckbürzel untergebracht werden. Die Vorratsbehälter beider Systeme fassen nahezu einen halben Liter Schmierstoff. Nach der Dosierung funktionieren beide Öler gleich: Die Schmiere gelangt durch einen Kunststoffschlauch über die Schwinge in die Nähe des Kettenrades, hier wird das Öl aufgetropft und verteilt sich durch die Fliehkraft auf die Kette. In der Praxis glänzen beide Systeme durch ihre vielfältige Ausstattung. Ob Kabelbinder, Sekundenkleber oder Klebeband, in den Universalkits sind ausreichend Teile für jeden erdenklichen Anbau beigelegt. Der wiederum kann von einem halbwegs geschickten Bastler selbst vorgenommen werden, gut erklärte und bebilderte Anleitungen erklären die Montage Schritt für Schritt. Je nach Motorradtyp muß eventuell gebohrt oder gesägt werden, bei der Montage ist vor allem beim Scottoiler der richtige Platz wichtig, da das Ventil nicht lageunabhängig funktioniert. Dem Magnetventil des CLS 200 ist die Lage dagegen egal. Die einzelnen Bauteile sind hochwertig ausgeführt und die Schläuche ausreichend lang. Beim Scottoiler gibt es jede Menge Adapter für den Anschluss an den Ansaugtrakt, wer sich hier trotzdem nicht recht traut, sollte den Anschluss gerade bei Einspritzmotoren, die keinen Unterdruckanschluss für die Messuhren bei Wartungsarbeiten besitzen, von einer Fachwerkstatt (z.B. im Rahmen der Inspektion) ausführen lassen. Natürlich montieren Werkstätten den Scottoiler auch komplett.


    Selbsteinbau ist möglich
    Beim Verlegen aller Schlauchleitungen ist es wichtig, dass nichts gequetscht wird und der Schlauch vor allem im Bereich der Schwinge nicht mit der Kette oder dem heißen Auspuff in Berührung kommt. Bei der Montage des Auslassstückes haben wir die besten Erfahrungen gemacht, wenn das Endstück leicht am Kettenrad streift. Wird es falsch platziert, kann es beim Zurückschieben in die Kette geraten und verbogen werden. Wenn dadurch anschließend statt der Kette das Hinterrad geschmiert wird, nimmt die Fahrt schnell ein böses Ende. Den Scottoiler testeten wir eine ganze Saison lang, Probleme gab es dabei keine, nur das Nachfüllen in den damals noch kleinen Vorratsbehälter durfte nicht vergessen werden. Scottoiler schreibt dafür das eigene Öl vor, Frank Wachsmann benutzt das Kettensägen-Haftöl der Fa. Stihl, welches etwas dickflüssiger ist. Nach der Neumontage eines Kettenölers steht erst einmal eine größere Sauerei im Bereich des Hinterrades bevor, denn zunächst muß das an der Kette klebende Kettenfett mitsamt allen Schmutzpartikeln abgewaschen werden.


    Kettenmax hilft reinigen


    Schneller geht das mit dem von Hein Gericke vertriebenen Kettenreinigungsgerät "Kettenmax", welches einfach über das untere Kettentrum gestülpt wird. Die Kette läuft nun zwischen jeweils zwei Borstenreihen durch, ein von außen per Spritzflasche oder Spraydose zugeführter Kettenreiniger macht sie in kurzer Zeit blitzblank, ohne das Motorrad zu verschmutzen. Die schwarze Brühe, die das Gerät verläßt, sollte allerdings aufgefangen und entsorgt werden. Das knapp 100,- DM teure Gerät lohnt sich vor allem, wenn viel gereinigt werden muß. Natürlich funktioniert die Reinigung der Kette auch mit der Stahlbürste, einem Lappen und Petroleum. Die Einstellerei der beiden Kettenöler gestaltet sich beim Scottoiler problemlos; das CLS 200 dagegen neigte zunächst zum Überfluss. Erst als wir den Mengeneinsteller nur noch eine Viertel-Umdrehung öffneten, tropfte der Schmierstoff in der richtigen Dosierung auf die Kette. Freilich darf bei beiden Kettenölern nicht verschwiegen werden, dass es auch bei mäßiger Dosierung nicht ganz ohne Schmutz an der Felge und Schwinge abgeht. Das aufgebrachte Öl wird irgendwann abgeschleudert und landet dann zwangsweise irgendwo auf einem Teil des Motorrades. Frank Wachsmann packt seinem System deshalb auch gleich einen Reiniger für die Lackteile bei, mit dem sich die gerade während der Einstellerei verstärkt auftretende Schmiere problemlos entfernen lässt. Fazit: Beide Schmiersysteme empfehlen sich vor allem für leistungsstarke Motorräder, deren Kettenverschleiß gehörig ins Geld geht. Wenn das Motorrad dazu noch keinen Hauptständer besitzt und die Kettenschmiererei jedesmal in einen größeren Akt ausartet, sollte ein Einbau des automatischen Systems erwogen werden. Die Kettenöler bieten sich auch für Langstreckenfahrer an, die nach einer halben Stunde im Regen nicht jedesmal anhalten und die Kette neu per Spraydose einfetten wollen. Denn genau nach solchen Regenfahrten, wenn auch der letzte Rest Schmierstoff abgewaschen ist und blankes Metall aufeinander reibt, ist der Verschleiß maximal. Und welches System ist nun das bessere? Beide Öler erfüllen trotz ihres relativ hohen Preises die gestellte Aufgabe nahezu perfekt. Der Scottoiler ist durch die Suche nach dem Unterdruck im Ansaugtrakt etwas komplizierter zu montieren, dafür mit 229,- DM in der Grundversion preiswerter als das CLS 200. Dieses wiederum glänzt mit problemlosem Anschluß an das Bordnetz und der Möglichkeit, die Dosierung, beispielsweise bei einsetzendem Regen, vom fahrenden Motorrad aus per Drehknopf zu beeinflussen. Außerdem kann es mit preiswertem Baumsägenöl betrieben werden. Einen kleinen Nachteil entdeckten wir trotzdem: Der Anschluss an den Kunststofftank sollte geändert werden, damit bei Montage unter dem Heckbürzel nicht, wie bei uns geschehen, beim Herumhantieren mit anderen dort verstauten Gegenständen der Schlauch abrutscht. Wir haben ihn zusätzlich mit einem Kabelbinder gesichert. Die Unterbringung des Magnumtanks vom Scottoiler hinter dem Kennzeichen ist dagegen eine sinnvolle Lösung, leider aber auch für Langfinger prima zugänglich. Der Tank selbst kostet als Nachrüstteil 99,- DM, das Touringset ist mit 299,- DM preislich auf dem Niveau des CLS 200. Und wieviel Mal länger hält nun eine perfekt geschmierte Kette? Nach unserer Erfahrung mindestens dreimal so lang wie eine schlampig gewartete. Und damit haben sich die Anschaffungskosten bereits rentiert, und die ersten Scheine bleiben übrig. Vorausgesetzt, man schaut trotz der Vollautomatik hin und wieder nach dem Vorratsbehälter.

    quelle: biker-szene online



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