Zweifel des Herzens

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    Re: Zweifel des Herzens

    methu - 07.07.2008, 09:40

    Zweifel des Herzens
    Zweifel des Herzens

    Arnulf hing, wie das Dutzend anderer junger Edelmänner auch, regelrecht mit seinem Blick an den Lippen von Prinzessin Melusine. Lauschte aufmerksam den Worten dieser wunderschönen Frau.
    “Meine Herren! Ich fühle mich geehrt, dass so viele von euch um meine Hand angehalten haben. Ich bat euch heute her, weil ich entschlossen habe, dem Werben eines von euch zuzustimmen. Da ich Geld und Ländereien genug besitze, lege ich keinen Wert auf euer Vermögen. Ich möchte alt werden mit einem Gemahl, welchem ich bedingungslos vertrauen kann. Und deswegen, meine edlen Herren, will ich euch einer Prüfung unterziehen. Jeder von euch erhält einen Sack in dem sich ein mir lieber Gegenstand befindet. Ihr begebt euch damit zur Waldkapelle. Was auch immer euch auf diesem Weg begegnen oder widerfahren sollte, ist bedeutungslos, solange ihr meinem Versprechen, dass euch nichts Arges widerfahren wird, vertraut. Und eines noch: öffnet den Sack nicht, sonst kann ich euch nicht helfen.
    Demjenigen, welchen ich morgen an der Kapelle treffe, bin ich versprochen.
    Ich wünsche euch Glück.”
    Mit einem letzten freundlichen Kopfnicken verließ Melusine den Saal.
    Allgemeines Gemurmel erfüllte den Raum als Bedienstete besagte Säcke an die Männer verteilten. Arnulf, verwundert über diesen seltsamen Auftrag blickte sich um und sah in den Gesichter der anderen Siegesgewissheit. Nun war er ein rechter Draufgänger und sehr überzeugt von seinen Fähigkeiten. Um bei seiner Trauung mit der schönen Melusine gut auszusehen, begab er sich erst in sein Quartier, legte sein bestes Gewand an und verließ erst spät abends, den Sack geschultert, die Stadt.
    Wenig später erreichte er den dichten Wald, doch im fahlen Licht des Mondes war der Weg gut zu erkennen. Vor sich hin pfeifend und von seiner baldigen Vermählung träumend schritt er tapfer voran. Wie von Geisterhand schoben sich dunkle Wolken vor die fahle Lichtquelle und ein unangenehmer Wind frischte auf. >So weit kann es nicht mehr sein und in der Kapelle bin ich geschützt vor diesem Wetter<, dachte Arnulf, welcher nun schon alle Kraft benötigte um dem zum Sturm gewachsenen Unbill des Wetters zu trotzen. Immer wieder musste er anhalten um Luft zu schöpfen und der Sack schien mit jeder Minute an Gewicht zuzulegen. >Melusine ist jede Ungemach wert<, sagte er sich jedes Mal, wenn der Sturm ihn von den Füssen hob.
    So kämpfte er sich voran, obwohl sein ermüdeter Körper schmerzte und sein Kopf ihm skurrile Bilder vorgaukelte. Es schien als wären die Bäume um ihn herum zum Leben erwacht und wollten ihn mit ihren peitschenartigen Ästen am Weitergehen hindern.
    Endlich tat sich vor ihm der Wald auf und die Kapelle war zu sehen.
    Erleichtert setzte er sich wenig später auf eine der Holzbänke. Er war der Erste. Stolz breitete sich in ihm aus und übermütig kam er auf den Gedanken, nachzuschauen, was er durch den Wald geschleppt hatte. Schnell war die Schnürung entfernt. Fassungslos blickte der junge Mann auf den Inhalt. Ein großer, knorriger Holzscheit. Nur ein Holzscheit? >Hatte sich Melusine einen Scherz mit ihm erlaubt?< Enttäuschung und verletzter Stolz breiteten sich in ihm aus und waren das Letzte was er fühlte.
    Am nächsten Morgen schien die Sonne auf einen knorrigen Baum mehr im Kapellenwald und wenn der Wind durch die Äste bläst kann man manchmal unheimliches Stöhnen und Ächzen hören.
    Ende

    (c) Rita Springer 2005



    Re: Zweifel des Herzens

    Inno - 05.03.2009, 12:31


    In Deinem Märchen finde ich alles, was dazu gehört. Liebe, Gier, Zweifel und ein trauriges Ende. Also ein Märchen für Große. Alles ist übertragbar auf die Menschen von heute.
    Deine Art zu schreiben liest sich angenehm.
    Ich bin total überrascht, denn ich habe von Dir sonst meistens Pointengeschichten gelesen, die ziemlich lustig sind, oder gemein. Hier zeigst Du eine ganz andere Seite und die gefällt mir ausnehmend gut.



    Re: Zweifel des Herzens

    methu - 11.03.2009, 13:25


    Danke für Deine lieben Worte. Ich mag halt traurigere Märchen (ursprünglich erzählten sich ja auch Erwachsene welche).
    Und ich schreibe durchaus nicht nur pointierte Sachen, wobei mir die mehr liegen. Nur, alles ist nicht für die Öffentlichkeit, weil entweder zu persönlich oder zu schlecht.



    Re: Zweifel des Herzens

    Inno - 16.03.2009, 11:03


    methu hat folgendes geschrieben: Nur, alles ist nicht für die Öffentlichkeit, weil entweder zu persönlich oder zu schlecht.

    so geht das mir auch mit den wenigen jämmerlichen Texten, die ich verzapft habe. Ich traue mir nicht zu, die ins Netz und den Massen zum Verreißen, zu zu werfen.



    Re: Zweifel des Herzens

    methu - 16.03.2009, 14:11


    dann wirf sie doch in den Arbeitsfaden oder ins private, falls Du eine andere Meinung hören möchtest



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