Ragun

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    Re: Ragun

    methu - 07.07.2008, 10:43

    Ragun
    Ragun
    Ragun kam nur noch langsam voran. Das halb verrottete Laub vom letzten Herbst war durch den tagelangen Regen glitschig geworden und die Pfoten des Wolfjungen fanden keinen festen Halt. Einen Augenblick hatte er nachgedacht, ob er nicht besser nach Hause gehen sollte. Doch sein Dickkopf trieb ihn weiter, bis er sich kaum noch aufrecht halten konnte. Der junge Wolf nahm all seine Sinne zusammen und erwitterte fließendes Wasser. Nun wurde ihm auch bewusst, wie durstig er doch war. So schnell ihn seine Pfoten trugen, eilte er zu dem Bach. Genüsslich trank er von dem klaren Nass, blickte sich dann um. In dieser Gegend des Waldes war er noch nie gewesen. Alles wirkte fremd und bedrohlich und für einen Moment kam der übermächtige Wunsch in ihm auf sich unter seiner Mutter in Sicherheit zu bringen, an deren weiches Fell geschmiegt. Ein kalter Schauer durchlief seinen Körper. Da war keine Mutter, keine Geschwister, sondern nur dieser Dauerregen, welcher zuzunehmen schien und in Strömen von seinem Fell abtropfte. Beunruhigt lief der Kleine am Bach entlang, unschlüssig was er tun sollte. Das sich in die Regentropfen, die ihm fast die Sicht nahmen, nun auch heiße Tränen mischten, war ihm egal. Auf einmal war der Boden unter seinen Pfoten verschwunden, er rutschte und kullerte und landete schließlich auf seinem Hinterteil. Dunkel war es und es roch noch nach Fuchs. Aber hier war er wenigstens im Trockenen. Ragun schüttelte sich das viele Wasser aus seinem Pelz, legte sich hin und schloss die Augen.

    Vaters sonore Stimme schallte durch den ganzen Bau. Stundenlang sang er die alten Lieder von Ruhm, Ehre und Jagd. Ragun hätte seinen Kopf am liebsten tief in der Erde vergraben. Immer der gleiche Singsang. Und als ob das nicht schon hart genug wäre fing Vater auch noch an zu heulen und zu bellen. Durch den Regen zum drin bleiben gezwungen und von der Beschallung genervt hatte der Kleine angefangen seinen Vater nachzuahmen. Mutwillig sang er falsch, dichtete kleine Spottverse zu den Melodien. Hatte er anfangs nur leise gesummt, wurde er nun immer lauter und spitzzüngiger. Er war so in sein Tun versunken dass er die Ruhe im Bau nicht bemerkte. Mit festem Griff hatte der Vater sein Ohr gepackt.
    “Du weißt das ich für das Fest des silbernen Mondes übe?
    Der Junge konnte nur nicken.
    “Und Du weißt, dieses Fest ist das wichtigste alljährliche Rudeltreffen. Wir begutachten euch jungen Wölfe, beraten Fehlverhalten einzelner Mitglieder, besprechen alles, was unser Leben in diesem Wald betrifft und wir feiern.”
    Raguns Ohr brannte wie Feuer, doch des Vaters Griff blieb fest.
    “Vater, aber diese alten Lieder sind doch so was von daneben. Bla,lala!”
    Frech blickte der Jungwolf seinem Vater in die Augen. Der war erregt, das hörte das Junge an der Stimme.
    “Da Du unsere Traditionen nicht achten wills,t wirst Du auch nicht in unserer Gesellschaft erscheinen. Wenn wir alle uns heute abends am Ratsfelsen treffen wirst Du im Bau bleiben.”
    So war es auch geschehen. Einsam und verlassen war sich der Jungwolf vorgekommen. Der Bau erschien ihm eiskalt und er war einfach davon gelaufen.

    Eiskalt war auch das Wasser des Baches, der durch den immer heftiger werdenden Regen aus seinem Bett getreten war und alles in der Nähe überflutete, auch den alten Fuchsbau.
    Ende

    (c)Rita Springer 2005



    Re: Ragun

    ElKroet - 13.07.2008, 13:33


    Ich mag Fabeln ja eigentlich nicht so. Immer dieser moralisch erhobene Zeigefinger.
    Der kleine Wolf tut mir Leid. Was hat er denn davon gehabt? Andererseits hat seine Familie ja auch verloren.
    Du hast sehr schön beschrieben, malst mit Worten Deine Geschichte. Ich kann mir alles richtig vorstellen.



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