Einfach war es nicht

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    Re: Einfach war es nicht

    methu - 07.07.2008, 10:32

    Einfach war es nicht
    Einfach war es nicht

    Gut gelaunt und ausgeschlafen kommt Pia in die Küche. Ein Blick aus dem Fenster hebt ihre Stimmung noch. Die Vögel zwitschern, durch das geöffnete Fenster weht eine leichte warme Brise den besonderen Duft eines wundervollen Sommertages herein.
    ‚Wenn das kein perfekter Tagesbeginn ist,’ denkt sie, doch gerade, als sie sich ihrem Frühstück widmen will, ist es mit der Ruhe vorbei. In der Wohnung über der ihren wird die Tür geknallt, jemand tobt trampelnd und springend die Stufen hinunter.
    ‚Wie konnte ich den nur vergessen?’ Pia seufzt. Seit vor ein paar Tagen die Neuen, Robert und Leonie, eingezogen sind, war es doch vorbei mit der Ruhe im Haus. Oh, wie ihr dieser Möchtegern-Macho Robert auf die Nerven ging mit seinem allmorgentlichen Gehabe! Und richtig, auch jetzt drang wieder sein Ächzen und Stöhnen bis an ihr Ohr. Pia linste, hinter der Gardine versteckt, hinaus.
    Da tänzelte Robert, streckte sich, hüpfte auf der Stelle und gab dabei diese undefinierbaren Laute von sich. Seit protzig wirkender Halsschmuck glitzerte in der Sonne.
    ‚Wie peinlich, so ein Angeber.’ Angewidert und doch fasziniert starrte Pia auf den muskulösen Körper. Irgendetwas reizte sie heute noch mehr. Am Liebsten würde sie ihn anspringen, mit einem platzierten Hieb sein selbstgefällig grinsendes Gesicht „verschönern“. ‚Genau, seine Haare waren jetzt kurz geschoren und die durchschimmernde rosige Haut ging rein gar nicht.’ Pia kicherte ungeniert. Hätte sie nicht tun sollen, denn Robert hatte das natürlich gehört. Sofort blickte er in ihre Richtung, seine braunen Augen blitzten und sein Lächeln wurde so breit, dass auch seine Backenzähne sichtbar wurden.
    „Guten Morgen Pia. Wunderbarer Morgen, willst Du nicht raus kommen?“
    Na fein, nun machte er sie auch noch an. Meinte wohl, mit seinem albernen Protzen bekäme er jede rum.
    „Da müsste erst die Hölle zufrieren, „ fauchte sie nur.
    „Hui, schlecht geschlafen, Süße?“ Seinen neckenden Unterton konnte sie nicht überhören.
    „Ach, geh auf die Autobahn spielen!“ Was bildete der Arsch sich ein? ‚Süße’ – ich krieg gleich zuviel.’
    Glücklicherweise kam nun auch Leonie und ging zusammen mit Robert aus Pias Blickfeld. Die wendete sich endlich ihrem Frühstück zu und ihre Laune verbesserte sich wieder.

    Am Nachmittag war es so erdrückend schwül in der Wohnung, dass Pia dankbar das Angebot ihres Mitbewohners Rolf, den Rest des Tages lieber im zum Haus gehörenden Garten zu verbringen, annahm. Nach wenigen Minuten jedoch war sie sich nicht mehr so sicher. Kindern mit Wasserpistolen, herumfliegenden Funken von anzufachenden Grills und rücksichtslos einem Federball nachhechtenden Spielern sah sie doch skeptisch entgegen. Sie kletterte lieber auf einen der alten Apfelbäume und machte es sich auf einem ausladenden Ast bequem. Aus sicherer Entfernung betrachtete sie das muntere Treiben noch ein paar Minuten.
    „Nicht doch Robert, lass das!“ Das laute Lachen Leonies drang an Pias Ohren. Sie war doch tatsächlich eingedöst. Interessiert blickte sie nach unten. Aha, ihr Rolf und diese Leonie spielten auch Softball und ein sich mehr als albern gebärender Robert flitzte dazwischen rum und versuchte, vergebens natürlich, den kleinen gelben Ball in seinen Besitz zu bringen. Seine Zunge hing weit raus, als er nach Luft ringend eine Pause machte.
    „Na, Kraftprotz, machst Du dich zum Deppen!“ Pia konnte es sich einfach nicht verkneifen. „Da nützen Dir die Muskeln nichts, jagen und fangen sich was für Leute mit taktischen Fähigkeiten.“ Und beinahe spielerisch schnappte sie nach einem gerade vorbei flatternden Schmetterling, präsentierte ihre Beute.
    Robert winkte mit einer müden Handbewegung ab.
    „Ich hätte nicht übel Lust, Dir das Hinterteil mal richtig zu versohlen, Süße. Aber ich vergreif mich erstens nicht an Weibern und zweitens bist Du mir den Ärger nicht wert.“ Sprach es und drehte ihr demonstrativ seine Kehrseite zu.
    Das war zu viel für Pia. Mit einem gekonnten Satz sprang sie direkt auf Roberts Rücken, packte seine Ohren, riss energisch daran. Er schüttelte seine Peinigerin, laut aufheulend, ab. Diese flog ein ordentliches Stück, landete aber auf ihren Füssen und rannte los, denn Robert kam mit wutverzerrtem Gesicht bedrohlich schnell näher.
    Endlos schien die Jagd. Weder die Rufe von Leonie und Rolf, noch das Schimpfen der anderen Menschen konnte die beiden Streithähne aufhalten. In ihrer erbarmungslosen Jagd waren sie taub und blind für alles um sie herum. Unter Einsatz seiner letzten Kraftreserve sprang Robert, erwischte Pia an einem Bein und beide kugelten übereinander. Sprangen auf ihre Füße und musterten sich, schwer atmend.
    „He, Du bist ja doch ganz gut.“ Schnaufte Pia, spannte ihren Rücken, um sich für ihren finalen Schlag vorzubereiten.
    „Du aber auch. Und dabei so elegant,“ japste Robert.
    „Elegant, findest Du?“
    „Ja, und Deine gelben Augen faszinieren mich vom ersten Augenblick an, Dein rötliches Haar schimmert wunderschön, Deine Schlagfertigkeit ist enorm…“
    Pias Anspannung lässt nach, als sie in Roberts Augen blickt und statt der erwarteten Häme nur Wärme sieht.
    „Naja, eigentlich finde ich Dich auch ganz nett und unsere kleine Jagd hat mir Spaß gemacht.“ Sie stupst ihn leicht an. „Nur Dein Gehabe nervt schon manchmal.“
    Er lacht. „Das wird doch erwartet von mir. Ich mag Dich auch. Fraunde?“

    Der Sommerabend ist lau. Auf einer Gartenbank sitzen Leonie und Rolf.
    „Einfach war das nicht.“, lacht Leonie und Rolf nickt nur.
    Zu ihren Füßen, eng aneinander gekuschelt, schlafen Hund und Katze friedlich.

    Ende

    © Rita Springer 2007



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