Eine Geschichte über die Entdeckung der Nordwestpassage mit einer Moral die als Farce endet
Sir John Franklin ist seit seiner Geburt anders: egal was er macht, er ist nicht so schnell wie die anderen. Daher muss er viele Lästereien über sich selbst ergehen lassen, denn keiner versteht ihn. Alle halten ihn für zurück geblieben. Doch das ist Franklin keineswegs. Er ist einfach nur langsamer als andere und hat einen Traum: Kapitän eines Kommandos werden und die Antarktis entdecken.
Die Entdeckung der Langsamkeit ist wohl der bekannteste Roman des deutschen Schriftstellers Sten Nadolny.
Mit einer ausgeklügelten Sprache, die fast schon poetisch anmutet, erzählt Nadolny die Geschichte eines Lebens, die Geschichte von John Franklin den es tatsächlich gegeben hat. Liest man den dazugehörigen Wikiartikel einmal quer, erkennt man, dass Nadolny eine biographische Geschichte ersann mit einer Moral, die auch dem Titel des Romans Rechnung trägt:
Sei langsam! Nimm dir Zeit und denke alles ganz genau durch, denn nur dann kann dir alles gelingen!
Eine Moral bzw. Lebenseinstellung die dieses Buch vermitteln möchte, die vielleicht gerade in unserer heutigen Gesellschaft nicht verkehrt ist: in einer Gesellschaft in der jeder unter Zeitdruck steht, scheint es von Notwendigkeit, die Menschen daran erinnern zu müssen, dass sie sich auch mal Zeit nehmen und nicht immer überstürzten dürfen.
Doch genau hier liegt der Haken der Geschichte!
Nadolny widmet sich zu sehr dieser einen Botschaft. Er zwingt sie seinem Leser regelrecht auf, so sehr, dass sie zu einer Farce wird.
Auf den ersten 100 Seiten entfaltet Nadolny die Idee des „Langsam-ist-eben-besser“-Konzepts und der Leser beginnt darüber nach zu denken und ist durchaus mit Nadolnys Konzept einverstanden.
An dieser Stelle hätte Nadolny genau 3 Möglichkeiten gehabt, um das Buch zu einem guten Buch werden zu lassen: a) er lässt das Buch an dieser Stelle enden b) er differenziert und zeigt, dass es in manchen Situationen erforderlich ist instinktiv und schnell zu handeln oder c) er verlegt sich komplett auf die weitere Schilderung des Lebens von John Franklin.
Was hat Nadolny gemacht? Er hat wieder a), noch b) noch c) gewählt!
Was macht Nadolny stattdessen? Genau: er wählt Möglichkeit d) und ruiniert so sein Buch!
Er beschränkt sich weiterhin darauf, sein „Langsam-ist-eben-besser“-Konzept auszubauen und verliert dabei aus dem Augen, dass sich sein Leser nach Seit 150 nur noch als dummer Schüler fühlen kann, der zu begriffsstutzig ist, um zu verstehen das 1 + 1 nun mal 2 ergibt.
Sten Nadolny hat sich in einer Idee verloren und fand den Weg nicht mehr aus ihr heraus.
Leser, die genauso blind durch ein Buch gehen, wie Nadolny dieses geschrieben zu haben scheint, werden es lieben, doch der Leser, der nachdenkt und reflektiert über das, was er liest, wird es eher ganz hinten in seinem Regal verschwinden lassen.