"Wohl an denn, so lasst uns feiern und zusammen freudig im Feuer der Kerzen trinken...". Der Taure sieht in die Runde und seine noch vor Freude leuchtenden Augen verfinsterten sich schlagartig. "Wo wir schon bei Feuer sind, habe ich Euch schon von "Unheilschwinge" erzählt?" Das Gelächter verstummte und mit einem Herzschlag hatte der Taure die Aufmerksamkeit der gesammten Runde. Dragonforce lachte kurz und fuhr dann fort: "Ich wusste, diese Geschichte würde Euch interessieren. Wohl an denn, so reitete ich vor einigen Monden auf den von Steinen und Geröll geebneten Weiten des Schergrats, als ich auf ein Kleines von Orks bewohntes Dorf stoß. An den genauen Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Von misstrauischen Blicken durchbohrt stapfte mein Kodo entschlossen auf den "Häuptling" des Dorfes zu. Ihr werdet nicht erraten, wen ich dort antraf."
Im Gasthaus herrschte todesstille. Alle horchten der Geschichte des Tauren, sogar Urgarak hatte seine Gläser weg gestellt und versuchte, so unauffällig wie nur möglich den Worten des Tauren zu lauschen. "Also", der Taure wollte gerade mit der Erzählung fortfahren, als ein donnernder Rülpser die Stille durchbrach. Die Blicke der Gemeinschaft wanderten zu Harkhash. "Tschuldigung, das Bier sein echt a Wucht."... "Wen, wen hast du gesehen", fragte Nergul ungeduldig. "Nun gut, also ich reitete wie schon gesagt auf meinem Kodo in das Dorf, als ich jenen Halbork traf, welcher für so viele Legenden verantwortlich war." Dragonforce starrte in die Runde. "So ist es, ich traf wahrhaftig auf Rexxar, den Champion der Horde. "Ach, der können nix... Hark is doch auch Legende" Die ernsthaftigkeit des Augenblickes wurde durch kurzes Lachen aufgehoben, setzte jedoch einen kurzen Moment später wieder ein.
"Ich sprach einige Zeit mit Rexxar und einigte ein, seinen Vater auf zu suchen um ihn zu bitten, seinen Sohn wieder bei den Mok'Nathal aufzunehmen. So reitete ich weiter auf der Suche nach einem zweiten Dorf in diesem öden und steinigen Land. Ihr könnt Euch vorstellen, dass es einige Zeit dauerte, bis ich wieder auf Orks traf. Nach etwa 8 Tagen fand ich das Dorf der Mok'Nathal und somit auch Rexxars Vater. Zu Rexxars Bedauern wollte sein Vater nichts von ihm wissen. Natürlich stellt sich hier Frage, wieso erählt ein betrunkener, dicker Taure nicht das, was er eigentlich erzählen wollte? Aber, Leoroxx, so hieß der Ork, erzählte mir zum ersten Mal etwas über Unheilschwinge. Als ich seiner Geschichte lauschte sah ich endlich wieder eine Herausforderung und stimmte sofort zu, das Land von dieser Bestie zu erlösen.
Ich machte mich sofort auf den Weg und wieder ritt ich Tage in einer von Stein und Ödniss beherrschten Landschafft umher, bis ich auf eine Kolonie von merkwürdigen Drachenwesen traf. Diese Wesen waren anscheinend damit beschäftigt, die Kristalle, welche in dieser Gegend, wie Unkraut aus dem Boden zu wachsen schienen, abzubauen. Und dann, in diesem Augenblick bekamm ich erstmals einen Drachen der Netherschwingen zu Gesicht. Mit den riesigen Schwingen und dem unglaublichen Leuchten, waren diese Geschöpfe sowhol das erstaunlichste und zugleich erschreckendste, was ich je zu Gesicht bekam. Ich wusste natürlich, dass dieser Drache nur ein Welpe war... die Brutmutter selbst, musste nochmals um einiges gigantischer sein und doch war ihr Tod mein Auftrag.
Ich zweifelte einen Moment an meiner Entscheidung, doch wusste ich, dass diese Drachen schon oft Angriffe auf die Außenposten der Horde durchgeführt hatten. Es war meine Pflicht, das Bestehen der Gemeinschaft unter Tauren und Orks zu unterstützen indem ich die Posten des Schergrats sichere. Also gab ich meinem Kodo mit einem kurzen Tritt an den Rand seiner Rüstung zu erkennen, den Weg fort zu setzen. Langsam und behütend einen Schritt nach den anderen setzend stapften ich, meine treue Begleiterin und mein Kriegskodo los, in dem Gewissen, wahrscheinlich die letzte Reise angetreten zu haben. Ich ritt einige Zeit zwischen Kristallen umher. Die "Drachenwesen" schienen mich gar nicht wahr zunehmen, anscheinend waren sie so sehr damit beschäftigt ihre Arbeit durchzuführen. Das stapfen meines Kodos machte dumpfe Geräusche, welche wahrscheinlich dafür verantwortlich waren, dass ein kleiner Trupp auf mich aufmerksam wurde. ich zückte meinen Bogen und mit 3 gezielten Schüssen nahm der Trupp am Boden platz... mit einem Pfeil, zwischen den Augen. Ich ritt weiter und dann sah ich sie. Ein Geschöpf von solcher größe und majestetischer Pracht, dass selbst die Brutmutter des schwarzen Drachenschwarms, Onyxia, nicht prächtiger aussehen konnte. Der Drache schien zu schlafen und hatte mich noch nicht bemerkt. Leise stieg ich von meinem Kodo. Mit meiner Kriegsaxt und meinem Bogen bepackt warf ich einen Blick auf Gylsaenning. Sie schien zu wissen, was sie erwartete. Als Hüter der Natur, wie es die meisten Tauren waren, hatte ich mir vorgenommen, nie ein Geschöpf der Wildniss hinterhältig zu ermorden. Schon gar nicht, wenn es so prächtig ist, wie Unheilschwinge es war. Da ich den Fortbestand der Horde in diesem Gebiet jedoch sichern musste, blieb mir kein anderer Ausweg. Jedoch würde ich sie nicht einfach im Schlaf ermorden. Dies wäre einem Streiter der Tauren unwürdig. Also stand ich entschlossen neben meiner Katze und brüllte: "Unheilschwinge, ich bin Dragonforce, Streiter der Horde. Ich bin gekommen um weitere Angriffe auf unsere Außenposten zu verhindern." In diesem Augenblick faste ich folgenden Gedanken. Ein Taure versucht mit einem Drachen auf taurisch zu kommunizieren. Nun gut, es ist wohl zu erraten, dass der Drache über meinen Besuch nicht sehr erfreut war. Mit einem majestäteischen Flügelschlag richtete er sich auf und Begann nach mir zu schnappen. Ich sprang zurück. Sofort rannte Gylsaenning zur Rückseite des Drachens um die Froten zu sichern. Ich spannte einen Pfeil, welcher im selben Augenblick am Haupt des Drachens einschlug... Nun ja, der Pfeil raste durch den Drachen hindurch... Wie also sollte man einen Drachen bezwingen, welcher keinerlei körperliche Manifestation hatte? Wie bei den Kolossen, welche eine von Pfeilen undurchdringliche steinerne Haut hatten, musste ebenso bei Unheilschwinge das Auge der Schwachpunkt sein. Ich zog also erneut einen Pfeil und schoss ihn direkt auf den Kopf des Drachens. Unheilschwinge hob schützend ihren linken Flügel vor ihren Körper. Der Pfeil schien sich förmlich aufgelöst zu haben, jedenfalls kam nichts auf der anderen Seite des Flügels raus. Mit einem Arkanatem stoß sie mich mit solcher Wucht zurück, dass ich meinen Bogen verlor. Sofort erhob ich mich und zog meine schwere Kriegsaxt. Unheilschwinge wollte gerade mit ihren hufförmigen Klauen nach mir schlagen, als Gylsaenning auf den Kopf des Drachens sprang und mit einem Klauenangriff die Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich rannte auf den Drachen zu, vollzog einen Schlaghagel nach dem anderen und stoß dem Drachen die Axt direkt in das breite Maul. Unheilschwinge jauchzte und riss ihren Körper gen Himmel. Gylsaenning landete sanft auf ihren Pfoten, im Gegensatz zu mir... Durch die schlagartige Bewegung des Drachens wurde ich unsanft zu Boden geworfen. Unheilschwinge schwebte am Himmel und hatte sich anscheinend schon, von dem eben durchgeführten Angriff erholt. Meine einzige Chance, den Kampf noch für mich zu entscheiden, war meinen Bogen zurück zu erobern." Dragonforce hielt einen Moment inne. Gebannt lauschten alle seiner Geschichte. Lediglich die vom Kerzenlicht angezogenen Insekten machten jetzt noch Geräusche. Urgarak hatte es sich mittlerweile auch schon auf einem Stuhl eines leeren Tisches bequem gemacht. "Ich rannte also, so schnell mich meine Beine tragen konnten, was, ihr werdet es kaum glauben, in einer schweren Rüstung gar nicht so einfach ist, zu jenem Ort, an dem mein Bogen lag... Wobei... Ich versuchte zu jenem Ort zu laufen. Unheilschwinge erkannte meine Absichten und flog ebenfalls Richtung Bogen. Ich wusste, dass sie vor mir dort eintreffen würden. Meine einzige Chance war... Ich holte tief Luft und ließ ein schrilles Pfeifen ertönen.
Der Drache wollte gerade zur Landung ansetzen. In diesem Augenblick sprang Gylsaenning von der Seite her heran und nahm den Bogen in ihr Maul... Mit einem gezielten Haken wich sie dem Angriff des Drachens aus und rannte mir entgegen. Ich sah ganz deutlich, wie Unheilschwinge ihre Kraft sammelte um ihren Arkanatem zu vollziehen. In diesem Moment schleuderte ich meine Axt und in jenem Augenblick, als sie haarscharf über Gylsaenning Kopf flog erreichte auch Unheilschwinges Arkanschlag den Haupt meiner Katze. Die Axt flog wie ein riesiges Schild über Gylsaenning und wandte den Angriff ab. Gylsaenning blieb vor mir stehen und ich nahm den Bogen aus ihrem Maul, wissend, dass meine Axt momentan unerreichbar für mich war... Nun tauschte ich meinen Bogen gegen meine Axt, heute war echt nicht mein Tag. Ich nahm einen Pfeil aus meinem Köcher, spannte ihn in meinen Bogen ein und hielt inne. Die Geräusche der Umgebung verblassten. Es herrschte völlige Stille. Meine Atmung verlangsamte sich, um die Vibrationen meines Körpers möglichst gering zu halten. Gylsaenning stellte sich einige Meter vor mich um mir, wenn nötig, etwas Zeit zu verschaffen. Ich nahm nichts mehr war, sah nur noch den Drachen auf mich zu fliegen und die Spitze meines Pfeiles langsam die Richtung wechseln. Unheilschwinge bließ erneut ihren arkanen Atem. Es war zu riskant, einfach zu schießen. Es war meine einzige Chance. Dieser Pfeil musste den Kampf beenden. Der arkane Atem erreichte mich, mit mehr Wucht als zuvor, ich wurde zurück gerissen, sah nichts mehr, nur noch blaue, arkane Magie um mich herrum. Plötzlich tauchte der Drachenkopf im blauen Nebel auf. Er war zu tief, der Kopf war zu tief. In diesem Moment sah ich auch Gylsaenning Kopf im Nebel auftauchen. Sie biss den Drachen in den Hals, worauf hin er den Kopf nach oben riss. In diesem Moment lösten sich meine Finger, der Pfeil durchschnitt den blauen Neben wie ein Messer Tomaten und traf sein Ziel. Ich landete hart auf dem steinernen Boden und musste kurz verschnaufen. Gylsaenning tauchte neben mir auf. Sie atmete schwer und setzte sich neben mich. Ich richtete meinen Körper auf. Der Nebel verschwand langsam und ich erblickte einen Drachenlaib... einen toten Drachenlaib. Aus seinem Kopf ragte ein Pfeil."... Dragonforce schwieg... Vom plötzlichen Ende der Geschichte überrascht schwiegen auch die Gefährten. Niemand schien die Geschichte so recht zu glauben. Tisria hob das Tischtuch und warf einen Blick zu Gylsaenning. Endarguul blickte Dragonforce misstrauisch an, dann änderte sich sein Misstrauen in einen heiteren, spöttischen Gesichtsausdruck: "Na klar... die dicke, betrunkene Kuh hat alleine einen Drachen erlegt. So sieht sie a..." Endarguul konnte seinen Satz nicht vollenden, da er plötzlich herzhaft zu lachen begann. Auch die anderen am Tisch fingen zu lachen an. Dragonforce grinste... er schien gewusst zu haben, dass seine Freunde so auf seine Geschichte reagieren würden. Er hob die Hand: "Nun gut. Wenn ich diese Geschichte erfunden habe, woher habe ich dann wohl diese", er schwieg kurz und zog ein blaues, leuchtendes Ding aus seiner Tasche. In einem leiseren und langsameren Tonlaut fuhr er fort "Klaue?". Die Runde schwieg und starrten alle wie gebannt auf die, unabstreitbar mit arkaner Macht erfüllte Klaue. Endarguul hustete: "Ähm... nun ja... Es war ja nichtmal ein richtiger Drache... Ich meine, welcher Drache speit schon arkanen Nebeln, anstelle von Feuer". Die Gemeinschaft begann wieder zu lachen, diesmal lachte auch Dragonforce mit... "Ich hätte Euch ja mehr mitgebracht, aber leider musste ich den Kopf Leoroxx als Beweis mitbringen"... Und wieder stimmten alle in das Lachen mit ein.
_________________ My soul has been healed
By the power of steel
And the sound of glory
~Wer zuletzt lacht, denkt zu langsam~
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