Stefan Beinlich

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    Re: Stefan Beinlich

    blauercellersven - 16.03.2006, 10:03

    Stefan Beinlich
    Gewandelt

    »Ich bin nicht besser oder schlechter als früher«, stellt Stefan Beinlich klar und erklärt: »Lediglich meine Spielweise hat sich im Laufe der Jahre gewandelt - ebenso wie mein Äußeres.« Darüber hinaus erlaubt der Berliner im Interview allen Lesern einen kleinen Einblick in die »heile Welt« seiner Familie; erklärt, wieso er überhaupt von allen Paule gerufen wird und offenbart seine Lebensphilosophie. Stefan Beinlich hautnah. Paule hautnah.




    Herr Beinlich, die Titelzeile dieser Ausgabe lautet: »Stefan Beinlich: So gut wie in alten Zeiten.« Irgendwelche Einwände?

    Beinlich: Nein, eigentlich nicht. Ich finde das passt. Ich bin weder besser, noch schlechter, als ich es vor zehn Jahren war. Meine Spielweise hat sich einfach verändert?

    Inwiefern?

    Beinlich: Früher habe ich offensiver gespielt und habe den Torabschluss gesucht. Heute agiere ich mehr als Anspielstation, ich bin viel mehr am Spielaufbau beteiligt. Das hängt damit zusammen, dass ich mit meiner im Laufe der Jahre gewonnenen Erfahrung auf dieser Position für die Mannschaft wertvoller bin.

    Wenn Sie sich die alten Fotos aus der Berlin- und England-Zeit anschauen - was denken Sie dann?

    Beinlich: Dass ich den Inbegriff einer Vokuhila-Frisur auf dem Kopf hatte. Meine Güte - aber damals fand man das halt schick. Und ich wollte das auch unbedingt so tragen, denn als Jugendspieler beim BFC Dynamo Berlin waren lange Haare verboten. Als ich dann zu Bergmann-Borsig Berlin gewechselt bin, durfte ich mir endlich die Haare lang wachsen lassen. Und so bescheuert kann ich zu der Zeit ja auch nicht ausgesehen haben, schließlich hat meine Frau mich so kennen gelernt - und ist bis heute bei mir geblieben.

    Weil die Haare irgendwann wieder kurz waren?

    Beinlich: "Mag sein. Obwohl das hat noch eine ganze Weile gedauert. Erst, als ich 1995 mit Hansa Rostock in die 1. Bundesliga aufgestiegen bin, wurden sie richtig kurz. Da haben sich fast alle Spieler aus der Mannschaft den Kopf rasieren lassen. Und seitdem sehe ich so aus. Jetzt schneidet mir meine Frau alle vier Wochen die Haare, immer sieben Millimeter lang. Das ist wunderbar bequem. Einen Föhn und Gel haben meine Haare schon lange nicht mehr gesehen.




    Auch in England haben Sie die Haare lang getragen. Waren die Jahre auf der Insel die wichtigsten Ihrer Karriere?

    Beinlich: Absolut. Es war eine sehr lehrreiche Zeit. Ich war 20 Jahre alt, das erste Mal von zu Hause weg, zusammen mit meiner damaligen Freundin und heutigen Frau Katrin. Fremdes Land, fremde Sprache - das war schon hart. Ich würde sagen, es waren meine Lehrjahre auf dem Weg zum Berufsfußballer.

    In der Bundesliga sind Sie anschließend eine feste Größe geworden, gerade absolvierten Sie Ihr 250. Bundesligaspiel. Sind Sie stolz darauf?

    Beinlich: Ich sehe mich nicht als Institution der Bundesliga oder etwas ähnliches. Ich bin Paule Beinlich, freue mich, dass ich jetzt schon so lange dabei sein darf und versuche nun, etwas an die Jüngeren im Team weiterzugeben. Zum Beispiel dem René Klingbeil, mit dem ich ja auf einer Seite spiele. Das macht unheimlich Spaß mit dem Jungen.

    Aber früher war wohl auch Paule Beinlich anders, oder?

    Beinlich: Klar, die Ansprüche haben sich mit der Zeit verändert. Bei Aston Villa fand ich es toll, dabei zu sein. In Rostock wollte ich unbedingt Stammspieler sein, in Leverkusen sollte es schon ein internationaler Wettbewerb sein und bei Hertha BSC war mein Anspruch, Führungsspieler zu werden. In Hamburg möchte ich neben dem mannschaftlichen Erfolg den jungen Spielern helfen, ihnen etwas mitgeben. Ich hatte früher auch ältere Spieler, die mir geholfen haben. Genau so möchte ich es nun auch machen.

    Bleibt bei all den selbstlosen Zielen die Sehnsucht nach einem Titel bestehen? Sie haben nie einen gewonnen.

    Beinlich: Das stimmt, und dabei war ich so nah dran. In der Saison 1999/2000 hatten wir vor dem letzten Spieltag drei Punkte Vorsprung vor den Bayern, haben dann aber in Unterhaching verloren und wurden nur Vize-Meister. Dabei stand die Schale bereits im Stadion, wir konnten sie schon sehen. Bitter. Deshalb bleibt die Meisterschaft weiter mein großes Ziel, und das kann mir auch keiner nehmen. Das ist einfach der tollste Titel, weil man ihn sich über 34 Spieltage erarbeiten muss. Kein Losglück, keine gute Tagesform kann entscheiden, einzig und allein die Konstanz.



    Sowohl in Leverkusen, als auch anschließend bei Hertha BSC Berlin waren Sie sportlich erfolgreich und darüber hinaus der absolute Publikumsliebling. Wie haben Sie es empfunden, als Sie nach Hamburg kamen, dann erst der Erfolg ausblieb und Sie anschließend auch noch auf der Bank landeten?

    Beinlich: Das war für mich natürlich eine ungewohnte und vor allem auch völlig unbefriedigende Situation. Ich habe nicht die Leistung gebracht, die man von mir erwartete und plötzlich war ich draußen. Das war sehr schade, denn in Deutschlands schönstem Stadion und vor diesen Fans wollte ich unbedingt spielen. Dass wir die ganze Zeit - auch ohne mich - wenig erfolgreich gespielt haben, machte alles noch schlimmer. Es gab bei uns zu viel Auf und Ab. Keine Konstanz. Aber das hat sich seit dem Amtsantritt von Thomas Doll glücklicherweise ja alles geändert. Ich darf wieder spielen, wir haben jede Menge Spaß und sind auch noch erfolgreich. Mehr kann man nicht erwarten.

    Und Sie haben Spiel für Spiel die meisten Ballkontakte. Zufall?

    Beinlich: Nein, das denke ich nicht. Das hängt mit meiner neuen Aufgabe zusammen. Je defensiver man spielt, desto mehr Bälle bekommt man. Jetzt bin ich in nahezu jeden Angriff eingebunden. Außerdem schieße ich bei uns fast alle Standards, das macht pro Spiel auch schon einiges aus.

    Womit wir bei Ihrem Lieblingsthema wären. Nach Standards haben Sie in dieser Saison bereits fünf Tore vorbereitet und eines selbst geschossen.

    Beinlich: Da kann man mal sehen, wie viel beim Fußball im Kopf passiert. Als es bei uns nicht lief, habe ich jeden Ball auf den ersten gegnerischen Spieler geschlagen, der den dann immer nur rausköpfen brauchte. Da habe ich schon selbst an mir gezweifelt und gedacht: Was ist da bloß los? Freistöße und Eckbälle gehören doch eigentlich zu deinen Stärken. Jetzt gehe ich mit Selbstvertrauen und Risikobereitschaft an die Standardsituationen heran. Ich trainiere viele Freistöße und habe deshalb ein gutes und sicheres Gefühl - was nicht bedeutet, dass jeder Ball genau da hinkommt, wo er hin soll. Es klappt schon sehr viel besser und wir haben Erfolg mit unseren Standardsituationen, aber eine gewisse Streuung haben die Bälle noch immer. Da sind dann die Mitspieler gefordert, auch mal einen rein zu machen, der ihnen nicht direkt auf den Kopf fällt. Das klappt prima.

    Wie momentan ja eigentlich fast alles. Hätten Sie mit einem solch positiven Saisonverlauf gerechnet?

    Beinlich: Nach unserem miesen Saisonstart war damit nicht zwingend zu rechnen. Aber wir sind gewachsen und stabiler geworden. Mal schauen, was für uns noch drin ist. Unser Trainer predigt ja, dass wir nur von Spiel zu Spiel denken sollen - und damit sind wir bislang sehr gut gefahren. Es gibt also keinen Grund, an dieser Philosophie etwas zu ändern, auch nicht nach dem 1:4 gegen Hertha. Wir wissen, was wir können.

    Apropos Trainer - hat sich Ihr Verhältnis zu Thomas Doll verändert, nachdem er nicht mehr nur Ihr Freund und Nachbar, sondern jetzt auch Ihr Trainer ist?

    Beinlich: Zum Glück nicht. Er ist mein Chef, aber wenn wir abends gemeinsam im Garten stehen, sind wir zwei Familienväter, die nebeneinander wohnen und sich über ihre Kinder unterhalten und gemeinsam mit ihnen spielen?

    Es wird nicht über Fußball gesprochen?

    Beinlich: Eher weniger. Das war mehr der Fall, als er noch nicht mein Trainer war. Da habe ich mich oft mit ihm über meine damals unbefriedigende Situation unterhalten. Er hat mir zu der Zeit sehr geholfen, überhaupt habe ich ihm viel zu verdanken. Er hat mich wieder spielen lassen, und das sogar auf einer entscheidenden Position. Darüber hinaus für mich ohnehin ein besonderer Mensch. Als ich beim BFC Dynamo Berlin nämlich noch ein kleiner Piepel war, spielte er bereits in der Oberliga-Mannschaft. Zu der Zeit habe ich für ihn die Bälle getragen und habe ihn angehimmelt. Und schon damals hat er uns als kleine Fans super freundlich behandelt.



    Könnten Sie sich auch vorstellen, ins Trainergeschäft einzusteigen?

    Beinlich: Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen. Ich werde auf jeden Fall die B- und A-Lizenz machen und dann mal weitersehen. Vielleicht finde ich Gefallen daran und mache sogar noch meinen Fußballlehrer-Schein.

    Eigentlich sind Sie nach Ihrer Karriere ja bereits einem bestimmten Verein versprochen, oder?

    Beinlich: Ja, ich habe meinem besten Freund versprochen, dass ich noch mal bei seinem Berliner Club, in dem er Präsident ist, aktiv werde. Der Verein heißt Concordia Wilhelmsruh und spielt in der Landesliga. Glaub ich jedenfalls...

    Das heißt, es zieht Sie nach Berlin zurück?

    Beinlich: So ist es jedenfalls geplant. Wir haben in Berlin ein Haus gebaut, außerdem ist es die Heimatstadt von meiner Frau und mir. Wenn nach meiner aktiven Zeit aber ein lukratives Angebot kommt, für das es sich lohnen würde, in einer anderen Stadt zu leben, kann man mit mir über alles reden. Natürlich würde ich das alles aber mit meiner Frau besprechen, schließlich hat die Familie in all den Jahren genug zurückgesteckt.

    Ihre Familie, zumindest der engste Kreis, besteht aus vier Frauen - Ihrer Ehefrau und drei Töchtern. Haben Sie da zu Hause überhaupt was zu lachen?

    Beinlich: Sehr viel sogar. Meine vier Frauen sind meine heile Welt. Denen ist egal, ob ich gewonnen oder verloren habe, gut oder schlecht gespielt habe. Denen ist nur wichtig, dass der Papa wieder zu Hause ist - und das ist ein unglaublich schönes Gefühl. Überhaupt sind Kinder toll. Sie machen zwar viel Arbeit, aber mindestens doppelt soviel Freude.

    Freude scheint in Ihrem Leben ohnehin sehr wichtig zu sein. Ist Paule Beinlich immer der nette, lustige Kerl mit dem breiten Grinsen im Gesicht?

    Beinlich: Mir ist es halt wichtig, dass man viel zu lachen hat, auch im Beruf. Man sollte Spaß daran haben. Ich kann aber auch anders. Nach dem 0:6 in Bremen oder der 0:2-Niederlage gegen Bielefeld war mir garantiert nicht nach Späßen zumute. Es gibt also auch Situationen, in denen der Paule nicht mehr lacht.

    Wenn Sie in der AOL Arena ein Tor schießen, ertönt aus den Lautsprechern Ihr Tor-Song »Eins kann mir keiner« von der Band Geier Sturzflug. Darin geht es um die nicht zu nehmende Lust am Leben.

    Beinlich: Das ist es, genau das meine ich! Danach versuche ich mein Leben auszurichten, es ist so eine Art Lebenseinstellung. Die Lust am Leben ist doch das allerwichtigste. Das gilt für den privaten, aber auch den beruflichen Bereich. Ich probiere zumindest, es umzusetzen.

    Sie trennen oft das Private vom Sportlichen. Auch im Bezug auf Ihren Namen? Nennt Sie jemand aus Ihrer Familie Paule?

    Beinlich: Nein, da heiße ich für alle Stefan. Nur meine Kinder sagen manchmal Paule, wenn sie mich ärgern wollen. Ansonsten sagen nur die Fußballer Paule. Viele von meinen alten Fußball-Freunden wussten lange Zeit gar nicht, dass ich eigentlich Stefan heiße.

    Und wo kommt der Name Paule her?

    Beinlich: Den hat mir in der Jungend mein damaliger Trainer verpasst. Wir hatten vier oder fünf Stefans in unserer Mannschaft, deshalb sagte er, ich würde ab sofort Paule heißen. Gut fand ich das damals nicht gerade, aber was sollte ich machen? Deshalb heiße ich jetzt Paule, aber das ist völlig o.k. Es ist ja nur ein Spitzname. So hieß ich vor zehn Jahren und so heiße ich jetzt. Genauso, wie ich jetzt ja auch nicht besser oder schlechter bin, als vor zehn Jahren.



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