Dem Südwind entgegen...

Die Zuflucht in Ashenvale
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    Re: Dem Südwind entgegen...

    Finlay - 20.03.2006, 17:23

    Dem Südwind entgegen...
    Finlay war zügig gewandert und schliesslich in Ratchet angekommen.

    Die Reise durch's Brachland war aufregend und beschwerlich gewesen, er hatte es genossen als die Bäume sich lichteten und die weite, freie Steppe in feurigen Farben vor ihm schimmerte, fast wie ein seidenes Tuch, ausgebreitet auf einer Ruhestatt.
    Er ging verschmolzen mit der Umgebung verschlungene Pfade, mied die Hauptwege - als Mensch alleine dort herumzuwandern und nicht unter dem Schutz der Amaranté war ein gefährliches Unterfangen. Die meisten Orks, Tauren und Trolle waren vernünftige Wesen, wenn auch ein wenig streitsüchtig aber den Untoten hatte auch Bluefin nie ganz getraut und Fin wollte seine Reise nicht unnötig verzögern.

    Über die Hügel schlich er sich Nachts in Ratchet ein, und der Anblick der Wellen, die im Vollmondlicht glitzerten überwätligte ihn fast.
    Wie konnte er so lange fern von seiner wunderschönen Geliebten, der Wellenkönigin geblieben sein?
    Die halbe Nacht sass er dort und sein Blicks schwiff über den silbrigen Spiegel, in dem Elune vermutlich ihr Antlitz betrachtete, sein Geist geglättet vom warmen Wüstenwind, der sich an der Küste mit der kühlen, salzigen Brise zu einem angenehmen Kribbeln traf.
    Erinnerungen an Neph's Berührung stiegen in ihm hoch, doch er zwang sich zur Ruhe, ermahnte sich zur völligen Leere seiner Gedanken und Emotionen, er wollte den Augenblick einfach geniessen.

    Als der Morgen graute und Elunes Sommersprossen, die tausenden Sterne über dem Meer zu erlöschen begannen, schlief er endlich ein, ruhig und gelassen geborgen in der Umarmung der nahen Wellen.



    Re: Dem Südwind entgegen...

    Finlay - 21.03.2006, 21:11


    Die Sonne schob sich über den gräulichen Streifen des Horizontes und Fin wurde von ihren Strahlen rechtzeitig geweckt, um noch in den letztn Schatten der Nacht nach Ratchet hineinzuschlüpfen.

    Niemand kümmerte sich um ihn, denn er hatte wohlweislich seinen Umhang mit der Kapuze um und so geräuschlos und unaffällig wie er sich bewegt, fiel er im allmorgentlichen Treiben nicht auf.Der Tau perlte am rauhen Stoff der Kapuze, als er auf den Steg trat und beim dritten Pfosten links den Fuss aufstützte, wie um einen Stiefelriemen festzuschnallen.

    Unauffällig betrachtete er das Flachsseil, das darum geschlungen war und dessen Knoten er mit den Fingern betastete. 2 Knoten, die Amaranté war gerade erst hiergewesen, mit einem baldigen Auftauchen war nicht zu rechnen.

    Er seufzte schwer und verschwand in der Masse der ein- und ausladenden Menschen dem Linienschiff entgegen, das gerade anlegte. Wie schön wäre es jetzt, heimische Planken unter seinen Füssen zu haben - nun, diese taten es auch. Die Händler begannen, ihre Waren zu prüfen und hin und herzuschachern und Fin betrachtete abwesend die Masse an Kram, Füchten, Fischen und anderem Zeug, das sich langsam auf Tischen am Steg auftürmte.
    Ein sanftes Glitzern fing sein Auge und er trat auf einen Tisch zu, auf dem hunderte winzige Gebilde, geschnitzt aus den glitzernden Korallen der Südmeerküste feilgeboten wurden. Ein kleiner Dreimaster aus roten Korallen, winzig wie sein Daumennagel und feinziseliert, befestigt auf einem dünnen Lederband erregte seine Aufmerksamkeit und vorsichtig hob er ihn hoch.
    "Eh, zaahln' oda Pfot'n wech, maan!" knarzte die Stimme einer uralten Trollin und er schenkte ihr ein Lächeln, das einzige was sie von seinem Gesicht das von der Kapuze verborgen war zu sehen bekam.
    Sei einigten sich auf einen Preis und er liess sie das Stück in Stoffe einwickeln. Er nahm es an sich und ging noch einmal vom Steg, der Taverne entgegen.

    Die dunkle, rauchige und schon zu dieser frühen Stunde stickige Tavernenluft umfing ihn und er ging zur Theke, wo er mit dem Goblin dahinter ein paar Worte wechselte. Dieser deutete nach oben und Fin nickte und stieg die Treppe hinauf.
    Ein verhutzeltes Männchen sass in einem Stuhl und horchte auf, als Fin die Türe öffnete.

    "Was kann ich für euch tun, mein Junge?" sagte der alte Mann und starrte blicklos in Fin's Richtung.

    "Nun, als erstes kannst du den offiziellen Tonfall ablegen, Tom..." sagte Fin lächelnd und auf dem Gesicht des Mannes erschein ein Lächeln. Seine Blindheit spiegelte sich in seinen weissen, starren Augen und Fin wunderte sich wie jedesmal, wie Tom wissen konnte, ob ein alter Mann, ein Taure oder ein grüner Junge das Zimmer betrat.

    "Finlay...wie lange ist das denn her das ich dich gesehen habe?? Wie auch immer - damals hatte ich sicher noch mein Augenlicht!" grinste er schelmisch udn winkte Fin heran. Dieser kniete sich neben den Stuhl des Mannes auf den Boden und hielt ihm das Gesicht entgegen.
    Die braunen, faltigen und pergamentartigen Finger des Mannes huschten über Fin's Gesicht und er lächelte, runzelte aber die Stirn.
    "Gut siehst du aus, mein Junge, aber...irgendetwas stimmt nicht...ganz.." murmelte er und Fin entzog sich der Berührung, die ihn forschender durchblickte als es klare Augen tun hätten können.

    "Du musst dich täuschen, Tom - es ist...", er räusperte sich, "nichts ist, du wirst alt und beginnst schon, Gespenster zu sehen, eh?" sagte er im lockeren Plauderton und der alte Mann nickte abwesend.
    "Nun, wie du meinst - du bist ja auch sicher nicht zum Plaudern hier...Bluefin ist leider gestern Abend schon hiergewesen, wolltet ihr euch treffen?"

    Fin schüttelte den Kopf und fügte lächelnd hinzu:"Nein, ich habe noch immer...Landurlaub. Aber es stimmt, du kannst wirklich etwas für mich tun. Hast du einen Mann übrig, um etwas zu...liefern? Nach Ashenvale?" fragte er vorsichtig und Tom legte überlegend die Stirn in Falten.

    "Hmm...kommt drauf an, wie gross die Ladung und...wie feindlich der Empfänger!" sagte er grinsend und Fin fiel in sein Lachen ein.

    "Nun, nichts grosses - nur ein Brief, aber wichtig nichtsdestotrotz....hast du ein Blatt und Kuvert für mich?"

    Tom nickte und griff mit sicherer Hand an eine Lade, aus der er beides zutageförderte. Fin schnappte sich Federkiel und Papier und schrieb knapp und bündig:

    Sani,

    bitte nimm dies als Pfand für meine Rückkehr. Ich kämpfe mit mir selbst, so wie ein kleines Schiff auf hohen Wellen - aber ich möchte zu dir zurückkommen.

    Bitte vergiss mich nicht.

    Fin.

    Bedächtig blies er die Tinte trocken und faltete das Papeir liebevoll zusammen, legte es in das Kuvert und steckte das kleine Stoffpäckchen dazu. Dann klärte er mit Tom alles weitere und verabschiedete sich eilig, denn die erste Schiffsglocke läutete bereits zur Abfahrt.

    Noch lange, als er aus dem Zimmer war, drehte Tom das Kuvert gedankenverloren in seinen Händen, betastete es, als könne er mit seinen Fingern den Inhalt lesen und strich liebevoll über die Kanten. Dann seufzte er schwer, schien dem Sonnenaufgang, der sich im Weiss seiner Augen brach einen letzten Blick zuzuwerfen und läutete lautstark eine Glocke.



    Re: Dem Südwind entgegen...

    Finlay - 24.03.2006, 13:59


    Heftiges Rauschen dröhnte um Fin herum. Die Wellen trieben das Schiff über's Wasser wie eine Feder, die zu Boden fiel. Dunkelgrau und unheilsschwanger spannte sich die Himmelsdecke über den Ozean und Fin konnte in der Luft schon die ersten Blitze riechen. Ein kühler Wind peitschte die Segel hin und her und Fin musste sich mit ganzem Gewicht in die Planken stemmen, stolz und mit zufriedenem Gesichtsausdruck der Macht der Gezeiten entgegentretend.
    Behende kletterte er in den Masten herum, half dort ein Segel zu vertäuen, befestigte dort die Flagge besser und klopfte dem Schiffsjungen auf die Schulter, als dieser erbärmlich armselig über der Reling hing und um sein Leben fürchtete.

    Seit drei Tagen war er nun auf dem Linienschiff und die Mannschaft hatte ihn bereits ins Herz geschlossen.
    Als sie erstmals in BootyBay ankamen, überkam ihn plötzlich eine Abneigung gegen das Betreten des festen Bodens die fast an Furcht grenzte. Er konnte es nicht, er hatte das Gefühl die Luft würde ihm abgeschnitte, wenn er daran dachte das Schiff zu verlassen. Wenn doch nur die Amaranté in der Nähe wäre, oh wie wohl hätte das seinen Gedanken und Gefühlen getan...
    Kurzerhand kaufte er sich einfach noch eine Überfahrt, zurück nach Ratchet...und wieder zurück... Der erste Offizier sah ihn zwar etwas verwundert an aber nach zwei Tagen hatte sich die gesamte Mannschaft an den freundlichen Kerl gewöhnt und spannte ihn für Arbeiten ein, die er eindeutig besser beherrschte, trank des Abends mit ihm und liess Fin in Ruhe, wenn er die ganze Nacht am Oberdeck lag und mit zweideutigem Gesichtsausdruck in die Sterne starrte.

    Er vermisste sie.
    Das hatte er sich bereits eingestanden.
    Es ging ihm ab, wie sie ihn mit blitzenden Augen zurechtwies, bis die Luft zwischen ihnen vor lauter Spannung bläulich zu schimmern schien.
    Es ging ihm ab, wie ihre Ohren zuckten - sei es vor Missbilligung, wenn er wieder etwas unpassendes gesagt hatte oder vor Amusement, wenn sie sich doch einmal ein Kompliment gefallen liess oder vor Lust, wenn...
    Oh, DAS ging ihm besonders ab...wie sie sich angefühlt hatte, unter ihm, an ihm, um ihn - wie die passende Gussform, aus der er entstanden war hatte ihr Körper zu dem seinen gepasst und eine Seite in ihm zum Klingen gebracht, die nun sein ganzes Wesen mit einem silbrig hellen Klang erfüllte.

    Er wusste nicht, wohin ihn seine Gedanken führen würden. Wer war sie überhaupt? Wohin wollte sie gehen? Konnte sie es mit einem aushalten, der nirgends bleiben konnte? Würde sie der Ort sein, an dem er bleiben konnte? Konnte sie sich auf ein Leben auf See einlassen? Oder würde sie ihm reichen, um zur festen Landratte zuwerden?

    Er scheuchte die Gedanken weg, sie führten zu weit und machten ihm Angst. Er wusste noch nicht einmal, ob sie etwas für ihn empfand, machte sich aber schon Gedanken um die Zukunft - was für eine Macht hatte diese Frau über ihn?? War er am Ende vielleicht sogar in sie...

    Ein lautes Krachen erinnerte ihn daran, das jetzt ein schlechter Zeitpunkt für müssiges Gefühlsduseln war. Der erste Blitz entlud sich irgendwo südlich von ihnen, der naheligende Maelstrom machte die Gewitter hier noch rauher und nach Ratchet war es noch ein Stückchen.

    Erst musste er mit dieses Schiff davon abhalten unterzugehen, danach konnte er sich um die Rettung seiner Seele kümmern.



    Re: Dem Südwind entgegen...

    Finlay - 02.04.2006, 22:31


    "Eh, und halt die Ohren steif, eh Junge??" dröhnte der tiefe Bass des Kapitäns, seine Hände umschlossen Fin's mit warmen, festen Griff. Fin grinste schief und nickte leicht, schüttelte die Hände des Kapitäns und ging von Bord.

    Abendnebel hing über dem Kai Booty Bay's und ein kühler Wind wehte die salzige Modrigkeit und den Gestank, der sich an einem heissen Tag in der Goblinstadt ausbreitete, auf's Meer hinaus und dem Vergessen entgegen.

    Aus den verschmierten Fenstern der Hütten drang gedämpftes Licht, Gegröle, Gepolter und allgemeiner Kneipenlärm schien die Luft der ganzen Stadt zu erfüllen, hier vibrierte das Leben, hier feierte es seinen täglichen Sieg gegen das Raubtier Dschungel und die verbrecherische Korruption, die Booty Bay beherrschte. Nirgendwo sonst - ausser vielleicht noch in Gadgetzan - waren die Einwohner so abgebrüht, hartherzig und kriminell wie in dieser Stadt am Kap von Strangelthorne.

    Fin verschmolz mit den Schatten, er wollte niemandem auffallen - nicht weil er sich fürchtete aber weil er mit niemandem reden wollte. Er ging locker, aber behutsam durch die engen Gassen, genoss die Abwechslung des Trubels als aus jedem Fenster eine andere Stimme ertönte und sich in den Chorus der Stadt einreihte. Dort schrie ein Kind, da ertönte ein dumpfes Klatschen und das anschliessende verhaltene Schluchzen einer Frau, wieder ein Haus weiter schien das Klatschen von Fleisch auf Fleisch einen gänzlich anderen Grund zu haben wie ein tiefes Grunzen gemischt mit hohem Wimmern verriet.

    Ich hoffe, er ist zuhause... dachte Fin, als er die höchste Eben Booty Bay's erklomm - eine Nacht in den Strassen dieser Stadt käme ihm mehr als ungelegen. Ah, Jonze verlässt seine Hüttchen ungern - wer würde es ihm verargen? Ohne ihn läuft in dieser sauberen Stadt ja nichts...
    Er kletterte eine enge Stiege hoch, völlig in Gedanken versunken als sich plötzlich ein scharfer Schmerz in seinem Rippenbogen bemerkbar machte und sein Arm ihm auf den Rücken gedreht wurde.

    "Yoooohooo, was für ein hübsches Bürschchen haben wir den daaaa..." zischte eine rauchige Stimme an seinem Ohr und der Schwall von verfaultem Mundgeruch zog daran vorbei und ungehindert in Fin's Nase. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren - seine Augen erfassten die Umgebung, die Situation, die Möglichkeiten. Er hielt sich gespielt stocksteif und zitterte ein wenig, zwang seinen Atem in ängstliche kleine Stösse und flüsterte mit elendiger Stimme: "Bitte...nein...ich habe nichts...kein Gold, keine Wertsachen, nichteinmal eine Waffe!!" Flehentlich legte er den Kopf in den Nacken und erhaschte dabei im gegenüberliegenden, verschmierten Fenster einen Blick auf sein Gesicht und das des Strauchdiebes dahinter, nahe wie in einer intimen Umarmung zweier Liebenden. Ein blauhäutiger Troll, relativ kleine Hauer, einer abgebrochen, der andere stumpf und gelblich, wirres rotes Haar stand von seinem Kopf in alle Richtungen ab.
    Wäre die Situation nicht so absurd gewesen, Fin hätte beinahe gelacht.

    Natürlich hatte er gelogen - Yazeem's Dolch steckte immer in seinem Stiefel - aber daran war jetzt nicht zu denken, er würde nicht darankommen ohne die angesetzte Messerspitze tiefer in sein Fleisch zu bohren. Fin blieb ruhig und in Abwarteposition.

    "Shhhh, shhh, shhhh...." flüsterte der Troll und hielt ihm die klauenartige Hand über den Mund. "Oh...kein Gold, hübscher Junge??Schaaade, dann muss ich dir wohl die Öhrchen abschneiden, eh?? Meine Leute zahlen viel für solche Delikatessen heutzutage, Elfenohren scheinen ihnen nicht mehr so zu munden...." krächzte er und leckte Fin mit seiner kleinen, trockenen Zunge einmal über den Hals. Fin's Magen zog sich zusammen und er musste ein Würgen unterdrücken. Der Troll schien das bemerkt zu haben und grinste dreckig. "Waaas denn Maan, find'ste keinen Gefallen an flinken Züngelchen, eh??" fragte er mit irrem Grinsen in den Augen und begann, Fin's Taschen abzuklopfen. Die Hand, die gerade eben noch auf seinem Mund lag tastete nun über seine Kleidung und in seine Hosentaschen und enttäuscht grunzte der Troll, als er tatsächlich nichts fand.

    "So mein Süsser, ich lass dich jetz' los und schnapp mir deinen Seesack, ja? Bleib schön brav, dann wird dir und deinen entzückenden Öhrchen nichts passieren..." Das Messer giltt an Fin's Kehle und der Troll tastete, den Blick auf ihn gerichtet nach dem Seesack, der zu Boden gefallen war. Dazu musste er ein wenig in die Knie gehen um den Boden zu erreichen und für den Bruchteil einer Sekunde flackerten seine Augen zum Seesack, weg von Finlay's Blick. Mehr Zeit brauchte der nicht.

    Mit einem gezielten Tritt in die Kehle des Troll's, der mit einem glutturalen Röcheln quittiert wurde ging der in die Knie und liess das Messer fallen. Fin schnappte sich das rostige Stück und setzte es an der Kehle des Strolches an.

    "Soda, meine Ohren wolltest du also, mein Hübscher?" flüsterte Fin gefährlich leise in das Ohr des Trolls. "Nun, dort wo ich herkomme serviert man Schweine wie dich auf Tabletten, mit einem Apfel im Mund..."
    Mit einem geschmeidigm Ruck versenkte er die Klinge in der blauen Haut und zog sie parallel zu den Lippen durch. Ein roter Strich, wie ein zweiter, grotesker Mund erschien auf der Kehle des Trolls und die Blutstropfen quollen matt glänzend hervor. Das gelbliche Leben in seinen Augen erlosch und Fin liess den erschlaffenden Körper achtlos fallen, öffnete die Finger, die starr um seinen Seesack verklemmt waren und nahm ihn an sich.

    Minutenlang stand er da und sah auf die Leiche. Kein Blutstropfen war auf seinen schmalen, feingliedrigen Fingern gelandet und diese unwichtige Tatsache erstaunte ihn. Töten konnte ein solch elegantes Handwerk sein, wenn man es verstand, es war fast so virtuos wie Musik, oder der umgang mit Frauen. Mit sich selbst philosophierend verschmolz er wieder mit den Schatten und bewegte sich zurück auf die unterste Eben Booty Bay's, um im Strom der Nachtschwämer, Taugenichtse, Mörder, Diebe und Tagelöhner nahtlos zu verschwinden...



    Re: Dem Südwind entgegen...

    Finlay - 05.04.2006, 15:48


    Ungeduldig streckte der Goblin die Hand nach oben und wackelte mit den Fingern. Seine Nase triefte und ein scharfer Geruch nach tagelanger Bewegung ging von ihm aus. Fin wollte ihn so schnell wie möglich loswerden, also liess er ein paar Münzen in die offene Klaue fallen, ein paar mehr als er hätte geben müssen und der Goblin lächelte ein breites, schmutzigbraun-zufriedenes Lächeln, drehte sich mit einem gemurmeltem Gruss um und lief Richtung Anlegestelle.

    Fin stand da und drehte den Brief in seinen Händen, er war dünn und klein, viel zu leicht und als Absender war nur ein verschörkeltes N auf die Hinterseite gekritzelt.

    Er schlenderte über die Promenade, liess im vorbeigehen einen gesalzenen Fisch am Stäbchen in seinem Ärmel verschwinden während der Händler mit seiner Frau schimpfte und liess sich auf BootyBay's höchster Ebene am Dach einer Hütte nieder. Hier war der Gestank erträglicher und das Summen der Stadt nicht lauter als das Geräusch von Aasfliegen um einen toten Kadaver. Unberührt und grenzenlos herzensgut in seiner ruhigen Kühle lag das blaue Meer vor ihm, erstreckte sich weiter als sein Auge sehen konnte, zerfetzte die Enge der Stadt und kühlte Finlay's verschwitzte Haut allein durch seinen Anblick.

    Er riss Blick und Gedanken los und widmete sich dem Brief, fetzte ihn mit fliegenden Fingern unvorsichtig auf und hielt inne, schien zu zögern oder sich innerlich zu sperren, denn er entfaltete das Papier nicht. Was wäre der Inhalt?

    Eine Möwe flog relativ dicht über ihn hinweg und vor Schreck hätte er das Papierchen fast fallengelassen. Fahrig streifte er sich durchs Haar und entfaltete das Zettelchen, las die wenigen Worte. Einmal, zweimal, er hörte auf zu zählen wie oft er das Papier von vorne begann und seine Augen sich an den spärlichen Zeilen festsaugten wie seine Lippen einst an der Verfasserin.

    Nach einer Weile hob er den Kopf und blickte über den Ozean. Mit unendlicher Ruhe steckte er den Zettel in seine Hosentasche und holte den Stockfisch hervor. Nachdenklich begann er, die Möwen beobachtend, daran zu knabbern.

    Darnassus also...



    Re: Dem Südwind entgegen...

    Finlay - 06.04.2006, 15:42


    Fin träumte...

    Er flog über einen endlosen, glatten und dunklen Spiegel. Der Wind zerrte an seinen Kleidern und kreischende schwarze Vögel, die um ihn heumschwirrten bildeten die einzige Geräuschkulisse, sonst war alles still.
    Wenn er nach unten sah, konnte er sich in dem Spiegel sehen, die Vögel aber nicht. Sah er zur Seite, erstreckte sich der Spiegel weiter, als seine Augen zu reichen vermochten; auf der anderen Seite und vorne war es ebenso.
    Hinter ihm schien der Spiegel abzubröckeln, er zersetzte sich einfach blitzschnell an der Stelle, die Fin gerade passiert hatte.
    Ruhig, unglaublich schnell und beinahe endlos glitt er durch die schneidende Nachtluft dahin, ohne gestartet zu sein und ohne ein Ziel zu kennen.

    Plötzlich bahnte eine Stimme sich aus den Tiefen des Spiegels. Mehr ein metallisches Flüstern als eine körperliche Stimme, brannte sich das Geräusch in seine Ohren, drang voran wie ein Bohrer in einem Bergwerk, nistete sich in sein Bewusstsein.
    Schnitt, Schnitt Schnitter...bitt, bitt, bitter....Schnitt, Schnitt, Schnitter...bitt, bitt, bitter.... hisste es in seinen Ohren und auf der Oberfläche des Spiegels erschienen nun Runen, leuchtende Flammenzeichen die Fin nicht verstand, die ihn aber magisch anzogen.

    Schnitt, Schnitt Schnitter...bitt, bitt, bitter....
    Weiter ging der wilde Ritt über den seltsamen Spiegel und durch den Nachtschatten, immer weiter und schneller, seine Haut schürfte sich langsam an den Knochen ab, so stark zerrte der heulende Wind an ihm. Und immer wieder die Stimme...

    Schnitt, Schnitt Schnitter...bitt, bitt, bitter....

    Plötzlich erschien am Horizont, der keiner war eine riesenhafte Hand, grösser als ein Schiff, noch viel grösser als ein Berg und sie umklammerte ein Schwert, grösser als die Wolkenberge die Vater Südwind vor enem Gewitter auftürmte, grösser als alles was Finlay je zuvor erblickt hatte. Die Klinge war glatt und strahlend, glänzte in der Farbe von Moorwasser und strahlte im Schillern der Dunkelheit und der Griff war von gesäumt von denselben Runen, wie sie im Spiegel unter ihm auftauchten.
    Die Hand führte die sausende Klinge und mit dem zischenden Flüstern biss diese sich durch den Vorhang der Nachtsschatten, die sich Stück für Stück vom Himmelszelt lösten und seidig auf die Spiegelfläche glitten.

    Schnitt, Schnitt Schnitter...bitt, bitt, bitter....




    Fin erwachte schweissgebadet.
    In seinem Kopf schwirrte der Spruch umher wie ein Kinderreim, trügerisch unschuldig und Grauenhaftes verheissend.
    Er rieb sich die schmerzenden Schläfen und erinnerte sich zurück an den Tag in der Zuflucht, einen elfischen Schmied und ein Schwert, das in einem versperrten Zimmer lehnte und nach ihm rief....



    Re: Dem Südwind entgegen...

    Finlay - 08.04.2006, 19:37


    Zielstrebig wanderte er über den weichen Waldboden. Die Luft war angenehm trocken, das Zwielicht des Waldes weichte die scharfen Konturen der Umgebung auf, zwischen den Bäumen konnte er über sich immer wieder etwas Grünes durch die Gegend fliegen sehen.

    Er hatte zuviel Zeit vergehen lassen. Seit er den Traum das erste Mal hatte waren einige Tage vergangen und das Aufschieben hatte es nicht besser gemacht. Jede Nacht war er wiedergekehrt, hatte seine hitzigen Träume von Yazeem und Nepheasan gnädig unterbrochen und ins absurde geführt, das Schwert schnitt sich durch seine Träume und immer wieder die Stimme, die mittlerweile jede Nacht lauter nach ihm rief.

    Eigentlich wollte er Abstand zu sich selbst, Abstand zu seinem verworrenen Gefühlsleben bekommen, aber was hatte er erreicht? Er war genauso verwirrt wie zuvor, vielleicht noch mehr und zu allem Überfluss bildete irgendein magisches Schwert sich ein, mit ihm kommunizieren zu müssen.

    Fin fluchte derb, als er in Gedanken versunken fast über eine der uralten Wurzeln Ashenvales gestolpert wäre. Er hasste Übernatürliches, Magie war ihm zwar nicht fremd, aber immer noch unangenehm. Er glaubte an Dinge, die sich nicht erklären liessen, verliess sich aber lieber auf seinen Verstand, seine Geschicklichkeit und seine Klinge.
    Immer das gleiche...ich scheine das Unglück anzuziehen...
    Er dachte an Neph und wie sehr er sie zu seinem eigenen Erstaunen vermisst hatte. Weilte sie noch in Darnassus, oder würde sie ihm mit funkelnden Augen gegenüberstehen wenn er bald die Zuflucht betrat?

    In der Ferne war das seltsam umwachsene Gebäude schon auszumachen und über ihm keckerte Dora nörgelnd herum...



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