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Re: MEXIKO: Protestmarsch gegen die Behandlung von Wrestlern
JM Hardy - 02.05.2008, 11:13,UTC05bUTC02MEXIKO: Protestmarsch gegen die Behandlung von Wrestlern
Protestmarsch gegen die Behandlung von Wrestlern
Merkwürdige Dinge haben sich in den letzten beiden Wochen in Mexiko zugetragen. Die einzelnen Fragmente der Geschehnisse boten nicht genug für einzelne Newspostings, stattdessen soll nun zusammenfassend vom Gesamtkontext berichtet werden.
Zur Vorgeschichte gilt es zunächst zu wissen, dass es in Mexiko drei große Gruppen von Wrestlern gibt, die überregional antreten. Bei der ersten Gruppe handelt es sich um Wrestler des CMLL, die sowohl bei Shows des Consejo selbst eingesetzt werden als auch bei zahlreichen weiteren Shows regionaler Promoter, sofern keine Wrestler der AAA daran teilnehmen. Die zweite Gruppe sind Wrestler der AAA, für die umgekehrt das gleiche gilt. Darüber hinaus gibt es noch Freelancer. Sie treten bei regionalen Shows an, egal, welche Wrestler daran teilnehmen, zudem werden einige von ihnen auch vom CMLL in den regelmäßigen Wochenshows eingesetzt. Die AAA hingegen verzichtet im Regelfall auf Freelancer und füllt seine Opener allenfalls mit regionalen Wrestlern.
Dr. Wagner Jr. war bis Mitte des vergangenen Jahres ein festangestellter Wrestler des CMLL, überwarf sich jedoch mit der Liga - offiziell, da er nicht damit zufrieden war, wie er eingesetzt wurde. Wagner trat fortan als Freelancer an. Da die Liga jedoch im vergangenen Herbst darunter litt, dass es in der Riege ihrer Main Eventer große Verletzungssorgen gab, wurde der prominente Freelancer nach einer kurzen Pause trotzdem weiterhin in den Main Events platziert.
Dies hielt bis zum März diesen Jahres praktisch kontinuierlich an. Dann stand die alljährliche Frühjahres-Großveranstaltung "Dos Leyendas" auf dem Plan. Wagner stand zunächst auf der Card, wurde jedoch ohne offizielle Begründung wenige Tage vor der Show wieder davon gestrichen. Seitdem setzte nur der regionale Puebla-Promoter des CMLL zweimal auf Wagner, bei allen anderen größeren Veranstaltungen der Promotion wurde auf Wagner verzichtet. Obwohl er als vielleicht charismatischster und komplettester Wrestler des Landes gilt, musste Wagner fortan bei kleineren Ligen wie der AULL oder der IWRG antreten.
Letztere hat seit etwa einem halben Jahr ein besonders gespanntes Verhältnis zum CMLL. Seit einem Jahr existiert ein Erlass des Consejo, gemäß dem jeder Wrestler suspendiert werden würde, der bei einer regionalen Show antreten würde, bei dem Freelancer El Hijo del Santo einen Auftritt absolviert. Die IWRG hatte über Jahre ihre Main Events mit Gastwrestlern des CMLL gefüllt, doch zu ihrer letztjährigen Jubiliäumsshow wollte man den Zuschauern etwas Besonderes bieten und verpflichtete El Hijo del Santo für einen einmaligen Auftritt. Die Reaktion des CMLL fiel daraufhin so aus, dass man fortan allen festangestellten Wrestlern verbot, bei den Shows der IWRG anzutreten. Damit vernichtete man von einem Tag auf den anderen die komplette Main-Eventer-Riege der IWRG, die die entstehenden Lücken fortan weitestgehend mit älteren Freelancern und Eigengewächsen zu stopfen versuchte.
Erbost darüber, dass man ihn von der Card der Dos-Leyendas-Show gestrichen hatte, kritisierte Wagner in den letzten Wochen immer häufiger diese Politik des CMLL, woraufhin man ihm androhte, ihn fortan nicht mehr einzusetzen, falls er nicht damit aufhören würde. Dass man zuletzt darauf verzichtete, ihn bei den größeren CMLL-Shows einzusetzen, gilt als Signal dafür, wie ernst es die Liga mit dieser Drohung meinte.
Vor etwas mehr als einer Woche gab Wagner daraufhin ein Interview für das mexikanische Sportmagazin ESTO, in dem er sich darüber beschwerte, wie das CMLL mit Wrestlern umspringen würde, die für die Liga antreten, egal ob als festangestellter Wrestler oder als Freelancer. Insbesondere sei es eine Schande, dass jeder, der für die Liga arbeiten wolle, immer den Mund zu halten habe und seine eigenen Vorstellungen nicht äußern dürfe. Deshalb seien die Wrestler der Liga nur "Marionetten". Gleichzeitig kündigte an, er werde einen Protestmarsch inszenieren, um für freie Meinungsäußerungen zu demonstrieren, und er bot jedem Wrestler, der den Willen dazu hatte, die Möglichkeit zur Teilnahme an.
Wagners Demonstration fand dann am vergangenen Wochenende auf einem großen Platz und in den Straßen von México, D.F., statt, um möglichst viel Aufmerksamkeit bei den Menschen zu erhalten. Mehr als 200 Wrestler schlossen sich dem merkwürdigen Aufmarsch an, darunter auch zahlreiche Aktive der IWRG, so etwa die dritte Multifacético-Inkarnation, der dem Bruch seiner Liga mit dem CMLL überhaupt erst einen Push in den Main Event verdankt. Ebenso mit dabei war Juventud Guerreras Vater Fuerza Guerrera, der derzeit in diversen Indyshows eine Freelancer-Fehde gegen Dr. Wagner Jr. führt und nur wenige Tage vor der Kundgebung in einem Interview sagte, das CMLL müsse bei ihm nur anrufen, und schon würde er für die Liga antreten.
Die Demonstration brachte reichlich Aufmerksamkeit in den mexikanischen Medien, und Wagner war in den Folgetagen ein gern gesehener Interviewgast. In den Interviews sagte er, dass er Matches für alle Veranstalter bestreiten wolle, die ihn kontaktieren, ganz egal, ob es sich um das CMLL, die IWRG, die vielen Independent-Ligen oder gar die AAA handeln würde. Gleichzeitig beanspruchte er "Menschenrechte" für sich, da die Wrestler des CMLL seiner Meinung nach so behandelt werden würden, als seien sie "Tiere in Käfigen". Skurrilerweise richtete er im gleichen Atemzug jedoch auch Worte der Entschuldigung an seine alte Liga für die Art und Weise, in der er vorgeht.
Seitens des Consejo gab es bis dato keine Kommentierung durch Offizielle, stattdessen schickte man inzwischen Último Guerrero vor. Dieser kritisierte Dr. Wagner Jr. dafür, dass er in die Hand beißen würde, die ihn jahrelang gefüttert hätte. Zudem sei Wagner selbst schuld, dass man ihn nicht richtig hatte einsetzen können, denn immer dann, wenn es darum gegangen war, ihn in Mask vs. Mask Matches einzusetzen, habe er sich wie ein "ängstliches Kätzchen" verhalten. Er habe mehrfach den zugehörigen Fehden zugestimmt, so dass man in den Shows alles dafür in die Wege leitete, doch als es darum ging, tatsächlich ein Maskenmatch festzulegen, habe sich Wagner regelmäßig herausgewunden. Daher dürfe er sich nicht wundern, dass man ihn nicht langfristig in konstanten Storylines einsetzt.
Quelle: genickbruch.com
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