Lupins Licht

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    Re: Lupins Licht

    Liliana - 18.03.2006, 02:53

    Lupins Licht
    Hallo! Es wäre schön, wenn euch diese Geschichte gefällt. Denn nur dafür ist sie entstanden und nicht um damit Geld zu verdienen wie JKR...

    Liebe Grüße
    Liliana



    Kapitel 1
    Alanis saß im Hogwarts-Express, mit den Haaren vorm Gesicht und einem Buch auf den Knien. Sie war unterwegs zu ihrem fünften Jahr in Hogwarts, wie immer froh, ihrem Elternhaus zumindest zeitweise entkommen zu sein.
    Die Ferien schienen auch dieses mal kein Ende zu haben, die Quälereien ihrer Mutter erreichten ein nie gekanntes Ausmaß, und ihr Vater schlich mit bitterlich enttäuschter Miene im Haus herum.
    Dieses Jahr hatten sie sich etwas besonders Fieses ausgedacht. Sie hatten die Snapes eingeladen, mitsamt ihrem schweigsamen, blassem Sohn, der mit ihr zur Schule ging. Sie stellten ihn Alanis gegenüber und verlangten, dass sie sich duellierten. Alanis weigerte sich.
    "Imperio!" brüllte Alan de Lucia, erbost, weil seine Tochter es schon wieder wagte, sich ihm zu widersetzen.
    Er lachte, während sie Severus Snape durchs ganze Haus mit ihrem "Crucio!" jagte. Allerdings ahnte er nicht, dass sie schon im Alter von 12 Jahren imstande gewesen war, seinen Imperio abzuschütteln, den ihrer Mutter schaffte sie schon länger.
    Alanis hütete sich natürlich, ihre Eltern das wissen zu lassen, dennoch waren ihre auf Severus Snape abgefeuerte Flüche etwas abgeschwächt. Snape allerdings wehrte sich ohne Rücksicht zu nehmen.
    Ihre Mutter heilte ihr kichernd ihren blutenden Bauch, während man ihre Muskeln durch das Blut hindurch schimmern sah und sie sich vor Schmerz und Verzweiflung auf dem Boden wand.
    Sie war Snape im vergangenen Sommer versprochen worden. Ihr Schicksal schien irgendwie seltsam miteinander verflochten zu sein. Alanis lächelte grimmig. Bis sie alt genug wäre ihn zu ehelichen, wäre sie längst über alle Berge, und Severus wurde sich eine neue Braut suchen müssen.
    Alanis ließ ihren Blick aus dem Fenster schweifen, über die grünen Hügel, die malerisch in der Sonne lagen. Die Sonne hatte sie zu Hause viel zu selten gesehen. Verträumt dachte sie an die letzten Schuljahre.
    Sie war nicht so einsam, wie alle annahmen, die sich über ihre verschrobene schroffe Art wunderten, denn Sirius war in ihrem Haus. Sirius, der einzige Freund den sie während ihrer einsamen Kindheit hatte. Er hatte sich nicht von ihrer abweisenden Maske täuschen lassen, obwohl sie damals noch klein gewesen waren, hatte sie immer unterstützt und nie ganz alleine gelassen. In den vergangenen Jahren war sie häufig Spott zum Opfer geworden, weil sie so seltsam auf jeden wirkte, doch Sirius hatte sie stets mit seinem Charme und seinem Witz (und manchmal auch mit seinen Fäusten oder seinem Zauberstab) verteidigt. Anfangs hatte sie ihm befohlen, so zu tun, als würde er sie nicht kennen, damit er seine neu gewonnenen Freunde nicht verlor. Sirius tat ihre Bedenken jedoch in seiner typisch unbeschwerten Art ab und inzwischen halfen ihr auch seine Freunde, wenn sie in Schwierigkeiten geriet, was recht häufig geschah, denn sie war in Gryffindor als Tochter einer Schwarzmagierfamilie nicht gerade willkommen; ein unverbesserlicher Tunichtgut namens James Potter, ein Ass in Quidditch und mit ewig verstrubbeltem schwarzem Haar; Peter Pettigrew, ein kleiner rundlicher Junge mit mausgrauem Haar, der Alanis irgendwie unbehaglich stimmte; und Remus Lupin...
    Ihre Gedanken blieben an ihm hängen. Remus...es war nicht so, als hätte sie ihm irgendwann mal gezeigt, dass sie ihn mochte, aber er war immer freundlich und nett zu ihr. Obwohl sie so unfreundlich und abweisend, sah sie die Güte in seinen Augen, wenn er sie anlächelte... Seine Augen, die die Farbe von klarem hellem Bernstein hatten...
    `Nun hör aber auf, so albern zu sein!´ schalt sie sich in Gedanken und atmete tief aus.
    Noch jemand versuchte in Hogwarts ihre Freundschaft zu gewinnen, und das schon seit vier Jahren: Lily Evans und ihr bescheuertes Anhängsel Samantha Stewart.
    Alles wurde dadurch verschlimmert, dass sie sich nicht nur einen Schlafsaal teilten, sondern auch gemeinsam am Unterricht teilnehmen mussten. `Wegen der würde es sich fast lohnen, sitzenzubleiben!´dachte Alanis. Dann wurde die Tür zu ihrem Abteil aufgerissen.
    "Hallo!" rief Samantha und stürmte ins Abteil. Lily folgte ihr und setzte sich Alanis gegenüber, während Sam neben ihr Platz nahm. Natürlich unaufgefordert. Alanis machte ein Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
    "Hey, Alanis, wir haben dich gesucht! Wie waren deine Ferien?" erkundigte sich Lily gut gelaunt und biss in einem Apfel.
    Alanis zog eine noch bitterere Miene, dann schnaubte sie. Lily wollte anscheinend ihre andauernden Bemühungen fortsetzen, ihr den letzten Nerv zu rauben. `Schön, dann lassen wir eben alle alten Traditionen wieder aufleben!´
    "Ich wüsste nicht, warum dich das interessieren würde, Evans!" ließ sie von oben herab hören und beugte sich wieder über ihr Buch.
    Lily zuckte mit den Achseln, ignorierte die Tatsache, dass Alanis sie am liebsten weit weg geflucht hätte, oder ihr zumindest gerne die Hände um den Hals gelegt und zugedrückt hätte, und fing an, sich mit Samantha zu unterhalten.
    Das stille blasse Mädchen ertappte sich immer wieder beim Zuhören. Samantha wusste den neuesten Klatsch, und auch wenn Alanis sich nie im Leben beteiligen würde und lieber Gift schlucken würde, als ihre Neugierde zu zeigen, hörte sie gerne die Neuigkeiten über die anderen. Es gab ihr ein bisschen das Gefühl, teil zu nehmen an der Gesellschaft. Des weiteren hatte Samantha eine unglaublich ironische und bissige Art an sich, die Alanis erheiterte, ja, jetzt hatte sie sogar fast laut aufgelacht, als Samantha über Lucius Malfoy und Narzissa Black herzog! `Nun reicht es aber, nimm dich zusammen, schließlich hast du einen Ruf zu verlieren!´mahnte sie sich und runzelte die Stirn.
    "Aach, und wisst ihr, wer Vertrauensschüler in Gryffindor geworden ist?" fragte Sam jetzt in vertraulichem Plauderton. "Ich meine, abgesehen von der göttlichen Lily hier."
    Alanis blickte rasch auf Lily´s Umhang, und wahrhaftig, da steckte ihr Abzeichen, natürlich war die perfekte Lily Evans auch Vertrauensschülerin geworden, wer denn sonst! Sie verdrehte die Augen.
    Sam machte eine Pause um die Spannung zu steigern, dann fuhr sie mit einem Blick auf Alanis fort. "Niemand anderer als unser lieber Remus Lupin!"
    Alanis verschluckte sich geräuschvoll und hustete sich die Seele aus dem Leib. Ihre beiden Mitreisenden wechselten bedeutungsvolle Blicke. Um sie abzulenken sagte Alanis, sobald sie wieder Luft bekam: "Und? Er ist doch sowieso dauernd krank. Da kann er doch so viel gar nicht erledigen! Mein Beileid, Evans! Noch mehr Arbeit."
    Es stimmte, Remus war häufig krank, und wenn er nicht fehlte, sah er auch ansonsten sehr blass und ungesund aus. Alanis wollte sich aber nicht so recht zugeben, dass sie ihn beobachtet und sich darum Gedanken gemacht hatte. Schon gar nicht vor diesen neugierigen Weibern.Und doch hatte sie gerade das getan. Heute war einfach nicht ihr Tag. Sie atmete tief ein und aus und bekam ihr Gemüt endlich wieder unter Kontrolle.
    Alanis hob eine Augenbraue und schaute Lily spöttisch an. Dann wand sie sich wieder ihrem Buch zu.
    Samantha und Lily lächelten einander an und führten danach ihren belanglosen Tratsch fort. In den Ferien hatten sie einen Kampfplan ersonnen, der Alanis aus der Reserve locken sollte. Lily mochte das Mädchen vom ersten Augenblick an, als sie sah, wie die blasse schwarzhaarige Alanis von einer Haushälterin grob in den Hogwartsexpress gestupst wurde. Und seit diesem ersten Tag machte sich Lily Gedanken über sie, bemerkte es, wenn eines ihrer seltenen Lächeln über ihr Gesicht huschte und das vor der Zeit gealterte und hart gewordene Antlitz für einen Moment verschwand. Lily fragte sich, was alles passiert war, um aus einem kleinen Mädchen so einen verbissenen Menschen zu machen, der vor allem vor menschlicher Nähe Angst hatte, denn ihr war aufgefallen, dass Alanis nicht nur seelisch niemanden an sich ranließ, sondern auch körperlich vor jeder Berührung zurück zuckte.
    Und was konnte man da tun? Es war ihr klar, dass das sture Mädchen jede Form von Annäherung von seitens Lily zurück wies, aber dann hatten die Freundinnen überlegt, ob es nicht einen Jungen gab, der Alanis´s Herz auftauen konnte. Wie es schien, hatten sie mit ihrer Vermutung recht gehabt!
    Als der Hogwartsexpress in den Bahnhof einfuhr, sprang Lily auf, um den Erstklässlern zu helfen, ihren Weg zu Hagrid zu finden. Samantha folgte ihr, weil Alanis im Moment noch düsterer als sonst aus der Wäsche guckte und sie gerade musterte, als überlegte sie, welches ihrer Augen sie zuerst auskratzen sollte.
    Alanis wartete, bis sich der Zug fast geleert hatte, dann stand sie seufzend auf und schnappte sich ihr Gepäck. Dabei behinderte sie wie immer ihr hochgeschlossenes schwarzes Spitzenkleid, welches sie bei ihren Eltern für gewöhnlich anlegte. Ihr Vater hatte nun mal sehr viel übrig für Stil... Nun, momentan störte sie ihr Kleid eher, obwohl sie nichts dagegen gehabt hätte, auch sonst mal so herumzulaufen, vielleicht würde Remus ja dann... `Hör auf!´
    Sie zerrte ihren Koffer grob von Gepäcknetz und schleifte ihn Richtung Ausgang. Verzweifelt versuchte sie, ihn vorsichtig nach unten zu heben und merkte, dass sie daran kläglich scheiterte. Das Gewicht zog und schmerzte an ihren Armen, sie musste einfach loslassen. Mit einem lauten Krachen landeten ihre Habseligkeiten auf den Bahnsteig. Wieder seufzte Alanis. Das neue Schuljahr schien ja Klasse zu werden. Erst belästigten sie Evans und Stewart, und jetzt das hier! Sie trat auf die Treppe und in dem Moment stolperte sie über ihren langen Rock. Einen Augenblick lang dachte sie, sie könnte sich fangen, aber dann fiel sie schon, sie schloss die Augen und machte sich auf einen harten Aufprall gefasst.
    Aber es kam keiner. Statt dessen fing sie jemand sanft auf und stellte sie auf ihre Füße. Sie sah auf, geradewegs in bernsteinfarbene Augen und hörte sein Lächeln mehr, als sie es sah. "Hey, Vorsicht!" murmelte Remus sanft. Seine Arme hielten sie immer noch fest und Alanis konnte sich einfach nicht von seinem Blick lösen...
    "Na, Remus, jetzt wo du Vertrauensschüler bist, fallen dir die Mädels geradewegs vor die Füße!" James Potter kam grinsend näher, und durch seine Anwesenheit bekam Alanis sich wieder in den Griff. Sie starrte auf den Boden und trat einen Schritt zurück, so dass Remus sie los lassen musste. "Danke", sagte sie eilig, sich an ihre Manieren erinnernd und hob ihren Koffer auf. Sie entfernte sich ein paar Meter, aber dann drehte sie sich um und meinte: "Herzlichen Glückwunsch, dass du Vertrauensschüler geworden bist, Lupin!"
    Remus nickte dankend mit dem Kopf.
    "Hast du sicher auch verdient", sprudelte es aus ihr heraus, dann stapfte sie entschlossen weiter Richtung Kutschen, hoffend, dass niemand ihre Röte für etwas anderes halten könnte als Wut. Und wie sie wütend war, oh ja! Wie hatte sie sich nur so zum Idioten machen können?! Dass sie gestolpert war, war Schicksalsfügung gewesen, und sie fand es auch nicht weiter schlimm. Aber öffentlich das Wort an jemanden zu richten, und dann auch noch zu einem mehr als sinnlosem Lob... Niemals hätte sie gedacht, dass es so weit kommen könnte!
    Auch während des Festessens verrauchte ihre Wut nicht. Dass Black, Potter und Co in ihrer Nähe saßen, machte ihre Laune auch nicht gerade besser. Aber Potter und Lupin schienen gar nicht über sie und ihr untypisches Verhalten zu reden. Also wandte sie sich Lily und Samantha zu, die sich wie immer zu ihr gesetzt hatten. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Doch sie bemerkte es und schnell bemühte sie sich zu ihrer Mich-kann-nichts-aus-der-Fassung-bringen-Miene.
    Später im Schlafsaal dachte sie noch lange über Lily und Sam nach. Die beiden erwehrten sich seit vier Jahren standhaft allen bösen Blicken und harten Worten ihrerseits nur mit freundlichen Gesten und ignorierten ihr abweisendes Verhalten. Was erhofften sie sich bloß von ihrer Freundschaft, dass sie sie so unbedingt haben wollten? Irgendwann schlief sie sehr erschöpft ein.



    Re: Lupins Licht

    annybunny - 18.03.2006, 03:14


    hi Lilianna!

    Ich hab mir das erste kapitel gerade mal durchgelesen und ich kann sagen die story gefällt mir bis jetzt ganz gut. ^^

    Aber die eltern von Alanis sind ja ein bisschen krass drauf, das die ihrer tochter befehlen sich mit dem kerl den sie mal heiraten soll zu duellieren!
    Irgendwie finde ich das man Alanis leben bei ihr zuhause ziemlich gut damit vergleichen kann wie es sirius bei ihm zuhause ergeht, oder?

    Ich finde aber irgendwie das es ziemlich voraussichtlich war das Alanis von Remus aufgefangen wird als sie hinfällt ^^

    lg, anny



    Re: Lupins Licht

    Liliana - 18.03.2006, 23:35


    @ Anny Bunny: Freut mich, dass es dir bis hierher gefällt... Nun ja, vorraussehbar ist ja nicht unbedingt schlecht...

    Kapitel 2
    Am nächsten Morgen begleiteten Sam und Lily sie zum Frühstück in die Große Halle. So blieb ihr auch diesmal die Hoffnung verwehrt, wenigstens einmal in Ruhe essen zu können. Genervt streifte ihr Blick über die Tische, als sie eintraten. Alanis erblickte die Rumtreiber, wie die Gruppe um Sirius sich jetzt nannte und sie erinnerte sich daran, dass sie Sirius aufgrund der frühen Stunde, zu der sie zu Bett gegangen war, noch gar nicht begrüsst hatte. Schnell stiefelte sie mit ihren Anhängseln im Schlepptau zu ihnen. Black schaute auf und sah Alanis auf sich zu kommen. Sie strahlte ihn an, was sein Herz zum Hüpfen brachte.
    Er erhob sich schnell, ging ihr ein paar Schritte entgegen und zog sie schließlich an sich. Sie drückte ihn fest und gestattete es sich für einen Moment, ihren Kopf an seine Schulter zu legen. Er war im letzten Jahr so groß geworden. Sirius hielt sie fest und roch an ihrem Haar, was ihn immer so wunderbar an alles schöne in seiner Kindheit denken ließ.
    Dann ließ sie ihn los und baute augenblicklich wieder ihre Mauer um sich auf.
    "Wie geht´s dir?" flüsterte er. "Du siehst gut aus", antwortete sie ausweichend.
    "Möchtet ihr bei uns sitzen?" fragte Sirius die Mädchen. Alanis nickte einfach, und die anderen beiden folgten ihr.
    Sie setzten sich und Sirius fiel auf, welch großen Abstand Alanis von Remus hielt, und wie peinlich genau sie darauf achtete, ihm nicht in die Augen zu sehen. Dabei ließ sie gekonnt wie immer ihre Haare vor ihr Gesicht fallen. Er runzelte die Stirn. Klar, Alanis war jedem gegenüber verschlossen außer ihm, aber bisher hatte sie Remus noch am höflichsten behandelt. Dann fielen ihm die Blicke auf, die Alanis´ Freundinnen ihr und Remus zuwarfen. Okay, jetzt hatte er´s geschnallt. Und was war mit seinem Freund?
    Er beobachtete den kränklichen, blassen Jungen. Ihm fiel auf, dass Remus vermutlich auch ein Mädchenschwarm sein könnte, wenn er nicht immer so müde und krank aussehen würde.
    Aber darum ging es ja eigentlich nicht. Remus verhielt sich so wie sonst auch, oder? Da war was! Sein Freund hatte blitzschnell zu Alanis gesehen, und dann hastig seine Nase im Becher versenkt. Sirius Grinsen breitete sich langsam über sein Gesicht aus.
    Er wusste, was er nun zu tun hatte.
    Alanis hatte sein breites Grinsen gesehen und hoffte, dass es einfach nur mit seinem neuesten Streich zu tun hatte. Ihr Blick wanderte hinüber zum Slytherintisch. Da saß Sirius´ Bruder Regulus, im Kreise seiner Drittklässlerfreunde. Schien, als wollte wenigstens ein Black die Erwartungen seiner Eltern erfüllen. Sie lächelte grimmig. Dieses Glück hatten ihre Eltern nicht, sie war Einzelkind...
    Ihre Augen streiften weiter durch die Halle und als sie zur Tür sah, trat Snape ein. Alleine. Wie üblich fielen seine fettigen Haare vor sein Gesicht , doch seine Hakennase war zu groß, als ob er sie darunter verstecken konnte. Der Junge ging irgendwie gebückt, und hielt seinen Kopf gesenkt, als wollte er ein möglichst kleines Ziel bieten.
    "Schniefelus!" ertönte ein begeisterter Ruf von Potter, er sprang vom Tisch auf und winkte wie ein Irrer. Snape sah kurz auf und ging dann scheinbar gelangweilt weiter zu seinem Tisch. James schlenderte langsam auf ihn zu und setzte sich dann neben ihn, während er gekonnt mit einem Wedeln seines Zauberstabs Snapes Bücher auf den Boden warf. Sofort rückten die anderen Slytherins näher heran. Inzwischen waren alle Blicke auf James und Severus gerichtet, das laute Krachen hatte für genug Aufmerksamkeit gesorgt.
    "Oh, Tschuldigung!" flötete James und schlug sich gespielt erschrocken die Hand vor den Mund.
    Knurrend bückte sich Snape um seine Sachen wieder aufzuheben, als James blitzschnell mit der Hand über sein Getränk fuhr.
    "Mann, hab ich dich vermisst!"Dann stand Potter auf und ging grinsend zum Gryffindortisch zurück. Snape drehte sich zu seinem Becher um und nippte daran, was einen Kicheranfall von Sirius und Peter zur Folge hatte.
    Alanis runzelte die Stirn. Waren hier denn alle blind? Das Ablenkungsmanöver war nun wirklich mehr als schlecht gewesen! Sie schaute rasch zu Lupin, der in seinen Toast gebissen hatte und jetzt von einem Hustenanfall geschüttelt wurde, weil er sich offensichtlich verschluckt hatte. Lily drehte James den Rücken zu, während er sich an den Tisch setzte.
    Plötzlich fingen auch am Ravenclawtisch alle an zu kichern. Alanis blickte zurück zu Snape, der fassungslos eine Strähne seines neuerdings dunkelgrünen Haare starrte. Er schaute sich um wie ein in die Enge getriebenes Tier, dann sprang er auf und rannte aus dem Saal. Das Hohngelächter verfolgte ihn. Sie seufzte, sah wie Remus verstohlen zwischen seinen Anfällen grinste und stand auf, um den Saal zu verlassen. Kurz nach Severus kam sie an der Eingangstür an, und sie blickte sich nochmal zu Lily um. Diese schimpfte gerade auf die sich kugelnden Rumtreiber ein, während Samantha schadenfroh grinste und James sich unter Gejohle und Geklatsche auf dem Tisch stehend verbeugte.
    Alanis lief allein durch die hohen Gänge, während sie über Severus nachdachte. Genau wie sie schien der blasse, schwarzhaarige Junge am liebsten alleine zu sein und seine Nase in ein Buch zu versenken. In den Ferien hatte er allerdings gezeigt, dass er die dunklen Künste nicht nur kannte, sondern die schlimmsten Flüche noch mit Genuss einsetzte. Darin bestand wohl der einzige Unterschied zwischen ihnen. Ab und zu hatte sie jedoch einen Blick auf den echten Severus Snape erhaschen können, dank ihrer jahrelang geschulten Beobachtungsgabe. Und dieser Snape folgte anderen befreundeten Schülern mit Blicken, als wünschte er sich nichts sehnlicher als mit ihnen tauschen zu können.
    Nun, es bestand noch ein Unterschied zwischen ihnen. Während Snape so gut wie niemanden an dieser Schule hatte, gab es für sie immer noch Sirius. Und Lily und Sam... Und so verschlossen und verbittert sie auch zu sein schien, änderte sich ein wenig ihre Meinung über ihre beiden Anhängsel. Eigentlich war Sam doch ganz in Ordnung, wenn man von ihrem etwas ätzenden Witz absah, und Lily war einfach nett zu ihr gewesen. Vielleicht sollte sie ihre Haltung doch noch mal überdenken...
    In den nächsten Wochen war Alanis nicht mehr so abweisend zu ihren Klassenkameradinnen, und ab und zu lächelte sie sogar über deren Scherze. Lily und Sam entging ihre veränderte Art nicht und sie freuten sich darüber sehr. Aber immer noch wich Alanis Fragen über sich selbst aus und zuckte vor Berührungen zurück. Lily gab die Hoffnung nicht auf. Alanis war zwar ein Sturkopf, doch letzendlich hatte sie ja doch den kürzeren gezogen. Snape war seine dunkelgrünen Haare erst am zweiten Tag los geworden, was James und die Rumtreiber nur noch mehr erheiterte. Offensichtlich hatte Snape zunächst sämtliche Gegenflüche ausprobiert, anstelle sich die Haare einfach mal zu waschen...

    Im November waren Lily, Samantha und Alanis unterwegs von Wahrsagen zu Pflege magischer Geschöpfe, als sie um eine Ecke bogen und sich auf einmal einer Gruppe fieser Slytherins gegenübersahen, unter ihnen der eingebildete Lucius Malfoy, der sie mit einem kühlen Lächeln musterte
    "Na, wen haben wir denn da?" sagte der hochgeschossene Blonde gekünstelt freundlich. Alanis kannte ihn gut genug, um die unterschwellige Drohung herauszuhören. Sie fuhr herum und sah eine weitere Gruppe grinsender Slytherins auf sich zu kommen. Ihre Haare vor dem Gesicht, drehte sie sich um und sah Lily, die mutig auf Lucius zuging. "Lass uns durch, Malfoy", verlangte sie. Die Slytherins lachten höhnisch auf. Sie schlugen ihre Knöchel knackend gegeneinander und rückten aggressiv näher.
    "Nun, ich will aber nicht, Evans! Und weil ich ein überaus höflicher Mensch bin, werde ich dir auch mitteilen, wieso! Diese Schule hat nicht mehr genug Platz für Schlammblüter wie dich!"
    Die Slytherins kicherten erneut, als hätten sie den besten Witz des Jahrhunderts gehört. "Und deine Halbblutfreundin, die krieg ich auch noch dran, na, was sagst du jetzt, Evans?"
    Malfoy schielte Lily von oben herab an als wäre sie ein besonders ekliges Insekt. Sam warf Alanis einen schnellen Blick zu. Die Augen der Schwarzhaarigen schienen zu brennen, als sie sich schützend vor Lily stellte.
    "Lucius, Lucius!" sagte Alanis tadelnd mit zusammen gepressten Lippen. "Bist du immer noch so mutig wie früher und vergreifst dich zu siebt an zwei jüngeren Mädchen?" Ihre Stimme bebte vor Zorn, aber sie wahrte wie der Blonde die Etikette.
    Lucius betrachtete sie ein Weilchen, dann zog er eine erstaunte Miene, als hätte er sie eben erst erkannt. "DeLucia! Was für eine Freude, dich zu sehen! Du darfst natürlich gehen. Entschuldige bitte!" Damit trat er zur Seite.
    "Nun, ich denke nicht, dass ich gehe!" antwortete Alanis leichthin.
    "Und wieso nicht wenn ich fragen darf?" fragte Lucius spöttisch und neigte fragend den Kopf zur Seite.
    "Du hast meine Freunde beleidigt, und du willst ihnen was antun!"
    "Na sowas! Ich dachte schon, du hast gar kein Herz und auch keine Freunde!"
    "Ich werde nicht gehen, Malfoy! Wenn du dich mit ihnen anlegst, dann musst du dich auch mit mir anlegen! Und du weißt genau, aus welchem Hause ich stamme. Ich bin dir in der dunklen Magie ebenbürtig!" wisperte Alanis drohend.
    Lucius sah seine Kumpane an und lachte laut. "Und die restlichen sechs erledigst du auch noch so ganz nebenbei?"
    "Das muss sie gar nicht!" schrie auf einmal eine wütende Stimme hinter ihnen. "Ich bin ja auch noch da!"
    Sirius sprang mit einem Satz in die Mitte, dicht gefolgt von Potter. Die beiden hielten ihre Zauberstäbe in den Händen. Alanis starrte sie an. Wenigstens zu etwas war es gut, dass die Rumtreiber fast überall hin zu spät kamen. "Und ich auch", drang eine gelassene Stimme an ihr Ohr, und Lupin trat in den Kreis. "Ich auch", Peter hörte sich etwas zittrig an, aber auch er stellte sich zu ihnen.
    "Ihr seht also, die Damen sind nicht allein! Wenn ihr uns jetzt freundlicherweise durchlassen würdet", meinte Remus sanft, aber unterschwellig war die Drohung raus zu hören.
    Malfoy stierte sie einen Moment lang an, doch dann schien er zu dem Schluss zu kommen, dass ein paar Fünftklässlerinnen den ganzen Trubel nicht wert waren und grinste hochnäsig. Er trat zur Seite und ließ die Gryffindors passieren.
    Als sie außer Hörweite waren, zischte Lily erbost. "Solche Hirnies!"
    "Beruhige dich", murmelte Alanis.
    Die ganze Sache war ihr mehr als peinlich, sie brauchte keine Hilfe! Trotzdem hauchte sie ein hastiges Dankeschön in Richtung Rumtreiber. Sirius hatte bemerkt, dass Alanis zitterte und drückte sie an sich. Das Mädchen ließ es einen Augenblick geschehen, dann löste sie sich von ihm.
    "Mann, Alanis, das hätte ich ja nicht von dir gedacht", sagte Peter. "Was?" fuhr Alanis ihn an.
    "Du dachtest, ich lasse meine Freunde einfach so hängen? Na, danke schön!" Lily und Samantha sahen sie grinsend an.
    "So", sagte Lily langsam, "jetzt hast du uns schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit deine Freunde genannt. Was soll das nun heißen?" Belustigt funkelten ihre grünen Augen Alanis an, die mürrisch zurückblickte. "Na, was wohl!" antwortete Alanis und hakte sich vorsichtig bei ihren Freundinnen unter, während die Rumtreiber sich lauthals über den Vorfall ausließen.



    Re: Lupins Licht

    Liliana - 09.04.2006, 21:33


    Kapitel 3
    Bis Weihnachten hatten sich die vorsichtigen Triebe ihrer Freundschaft verfestigt, ihre Freundinnen sahen Alanis immer öfter ohne ihren misstrauischen Deckmantel und was sie sahen, gefiel ihnen. Sie hatte einen bissigen Sinn für Humor und im Zuhören und Analysieren war sie unschlagbar. Auch ihre gute Beobachtungsgabe kam ihnen zupass. In den Ferien, die Alanis glücklicherweise in Hogwarts verbrachte, ertappte sie sich häufig dabei, die anderen zu vermissen. Als sie zurückkehrten, fanden sie Alanis noch etwas offener als zuvor.
    Das nächste halbe Jahr verbrachten sie mit viel Lernen, da die ZAG´s anstanden, und damit, James Potter von Lily fern zu halten, denn seltsamerweise schienen auf einmal sämtliche Jungs in Hogwarts vom Teufel besessen. Sie verhielten sich wie Idioten und gruben alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen war.
    Zu Alanis´ großer Freude standen fast alle Mädchen auf Sirius oder James. Natürlich fand sie es schön, dass ihr Freund Sirius so beliebt war, doch verständlicherweise war sie noch entzückter darüber, dass anscheinend kaum jemand Interesse an Remus zeigte. (Was sie sich inzwischen zähneknirschend auch eingestand.)
    Und wenn, dann wimmelte er sie höflich, aber bestimmt ab. Alanis hatte es sich in letzter Zeit noch mehr zum Hobby gemacht, den ruhigen Jungen zu beobachten, wenn er es nicht bemerkte.
    Leider musste sie das auch vor ihren Freundinnen verheimlichen, denn sie wollte es vermeiden, von der ewig kuppelnden Sam ins Kreuzverhör genommen zu werden. Sie bemerkte allerdings nicht, dass ihre Freundinnen schon lange ihre Blicke gesehen hatten.
    Nach den Prüfungen in Verteidigung gegen die Dunklen Künste schlenderten die drei Freundinnen über den Rasen in Richtung See. Dort angekommen zogen sie ihre Schuhe und Strümpfe aus und ließen die Füße ins Wasser baumeln.
    "Also, ich hab ein ganz gutes Gefühl, und ihr?" fragte Lily nach einer Weile. Alanis hatte sich neben ihr hingelegt und blinzelte sie nun an. "Ging so", murmelte sie, dann schloss sie wieder die Augen. "Was habt ihr bei Frage 16?" erkundigte sich Sam, als Lily verdrossen schnaubte. "Was ist denn?" Sam folgte ihrem Blick, dann grinste sie. In einiger Entfernung unter einem Baum saßen die Rumtreiber.
    "Ist doch unglaublich, für wie göttlich hält der sich eigentlich?" regte sich Lily auf. Alanis, die an den Worten der Rothaarigen erkannt hatte, von wem die Rede war, setzte sich schnell auf, in der Hoffnung, dass auch Remus bei ihm wäre.
    "Ja, er sitzt auch dabei", flüsterte Lily in ihr Ohr. Alanis sah sich missmutig an. "Von wem sprichst du?" erkundigte sie sich gereizt und legte sich unter Sam´s Gekicher wieder hin.
    "Jetzt schau dir das an! Dieser Idiot spielt mit so einem bescheuerten Sportgerät! Wow, toll! Kann der überhaupt seinen Namen schreiben?" schimpfte Lily vor sich hin.
    Jetzt war es an Alanis zu grinsen. Es stimmte, im letzten Jahr waren James und auch Sirius zu zwei richtig überheblichen Angebern geworden, aber Alanis störte das nicht weiter. Sie glaubte, dass sich die Jungs erstmal richtig austoben mussten, bevor sie sich wieder weiterentwickeln würden.
    Lily allerdings schien es sehr zu stören, deshalb öffnete Alanis wieder die Augen und versuchte ihre Freundin zu beruhigen. "Mann, Lily, reg dich ab! Lass dir doch von den Rumtreibern nicht den Tag verderben!"
    "Was heißt hier verderben, schließlich haben wir heute noch Verwandlung!" beschwerte sich Sam. "Der Tag kann gar nicht viel schlimmer sein!"
    Lily wandte sich wieder ihren Freundinnen zu und redete über die bevorstehenden Ferien. Alanis war zwar froh, Lily abgelenkt zu haben, doch an die Ferien erinnert zu werden, war ihr doch nicht recht. Auf einmal stoppte Lily jedoch ihren Redefluss und starrte wieder Richtung Rumtreiber. "Das ist doch wohl die Höhe!" schnaubte sie dann und sprang auf. Wutentbrannt stapfte sie zu James und schrie ihn an.
    "Was hat er verbrochen?" fragte Alanis Sam gelassen, die ihr wie gebannt nachsah und leicht dreckig grinste. "Sieht so aus, als ob sie Snape mal wieder in die Zange nehmen."
    Blitzschnell richtete Alanis sich auf und sah, gerade noch wie Snape vom Boden aus einen Fluch auf James abfeuerte, der seine Wange in ein blutiges Schlachtfeld verwandelte. Lily schrie auf James und Sirius ein.
    Potter wirbelte wütend herum und ließ Snape kopfüber in der Luft hängen, wobei eine graue Unterhose zu sehen war. Gelächter der Umstehenden. Sie stand auf und rannte zu Lily hinüber.
    In einiger Entfernung blieb sie stehen. Snape war gerade von Potter runtergelassen worden, aber Sirius hetzte erneut einen Fluch auf ihn, als Severus sofort den Zauberstab gegen ihn erhob.
    "Lasst ihn in Ruhe!" brüllte Lily und zückte ihren Stab ebenfalls.
    "Ah, Evans, zwing mich nicht dich zu verhexen", ließ Potter hören und beobachtete argwöhnisch Lily´s Zauberstab. "Dann nimm den Fluch von ihm weg", erwiderte Lily leise.
    Seufzend nahm Potter den Fluch von Snape. "Na bitte. Du hast Glück, dass Evans hier ist, Schniefelus!"
    Snape rappelte sich auf, dabei knurrte er: "Ich brauche keine Hilfe von dreckigen kleinen Schlammblüterinnen wie der!"
    Alanis spürte, wie Wut in ihr aufstieg, deshalb bekam sie zu ihrem großem Bedauern kaum mit, wie Lily James die Meinung geigte.
    Sie hörte nur noch den letzten Satz: "Du machst mich krank!"
    Wütend stürmte ihre rothaarige Freundin an ihr vorbei. Alanis sah ihr nachdenklich nach, doch dann hörte sie Potter schreien: "Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Hose ausziehe?"
    Alanis wirbelte herum und stapfte auf James und Sirius zu, die Snape jetzt wieder in der Luft hängen ließen.
    Sosehr sie den Ausdruck Schlammblut auch hasste und egal wütend es sie machte, wenn ihre Freundin so bezeichnet wurde, sie hatte in Snape eine verwandte Seele erkannt, (zumindest war er vor langer Zeit einmal eine gewesen,) und es schauderte sie, was vielleicht aus ihr geworden wäre, wenn Lily nicht so aufdringlich geblieben wäre.
    Also zog sie ihren Zauberstab und richtete ihn auf James und Sirius.
    "Lass das!" befahl sie mit kühler Stimme. James starrte sie an wie eine Verrückte.
    "Warum sollte ich?" fragte er aufreizend und ließ Snape ein wenig auf und ab schweben, so dass der mit dem Kopf immer wieder unsanft auf den Boden stieß.
    "Ich warne dich, Potter! Lass ihn gehen!" wiederholte Alanis.
    Sirius sah unbehaglich drein, dann legte er Potter die Hand auf die Schulter. "Komm", murmelte er, "Das ist er nicht wert!"
    James stierte noch einen Moment in Alanis´ braune Augen und er zuckte mit den Achseln, als er Snape auf den Boden fallen ließ.
    Sein Freund zog ihn zurück zu dem Baum, wo sie sich hinsetzten.
    Langsam sammelte der Slytherin seine Sachen ein und stand auf. Er schenkte Alanis noch einen wütenden Blick und ging langsam zum Schloss zurück.
    Alanis wandte sich um und kehrte zu ihren Freundinnen zurück.
    Nach diesem Vorfall mied James sie nach Möglichkeit bis zu den Ferien. Lily war ihr allerdings nicht böse. Sie hatte ihr stockend erklärt, was ihr an ihm und ihr selbst aufgefallen war. Es war das erste Mal, dass sie etwas von sich erzählte und Lily war hocherfreut über ihr Vertrauen.
    Leider sah sie durch Potter´s Ignoranz Remus seltener, was Alanis missgelaunt und verdrossen machte. Vor den Ferien hatte sie auch keine Gelegenheit mehr, mit Sirius zu sprechen.
    Alanis ging wie üblich ganz alleine nach Hause. Doch etwas hatte sich geändert: Sie hatte jetzt Freunde.

    Ihr Vater empfing sie schon an der Tür und zog sie hinein. "Du verfluchtes kleines Biest!" zischte er. Er packte sie an den langen Haaren und zerrte sie quer durch Haus in den Keller. `Soviel dazu, dass Malfoy die Klappe hielt!´ dachte Alanis und biss sich auf die Lippen, um nicht vor Schmerz zu schreien. Diese Genugtuung wollte sie ihm nicht gönnen. Sie hatte ohnehin die leise Vermutung, dass sie noch vorm Abend laut und lange genug schreien würde.
    Im Keller stieß ihr Vater sie in einen kleinen kahlen Raum mit einem Gitter vor dem Fenster. Langsam richtete sie sich auf und zwang sich ihren Vater anzusehen.
    Ihre Mutter betrat den Raum, schritt mit gemessenen Schritten auf sie zu und stellte sich neben ihn. Sie lächelte Alanis zuckersüß an und sagte gelassen: "Crucio". Alanis schrie auf und fiel zu Boden. Der Schmerz war allgegenwärtig, ihr Rückgrat fühlte sich an, als würde jemand einen Pfahl in sie treiben, ihr Schädel schien gleich zu explodieren; sie glaubte den Verstand zu verlieren.
    Irgendwann wurde sie fast ohnmächtig, doch dann hörte es plötzlich auf. Alanis öffnete die Augen und schaute ihre Eltern an. Das Mädchen lächelte spöttisch. "Ihr kriegt mich nicht klein!" flüsterte sie tonlos. Aber ihre Mutter verstand.
    "Crucio!" brüllte sie wie von Sinnen, dann verlor Alanis das Bewusstsein.
    Sie wusste nicht, wie sie die nächsten Tage überstand. Fast stündlich erschien ihre Mutter oder ihr Vater, um ihr Respekt einzuflößen, wie sie es inzwischen nannten. Einmal bekam sie von ihrem Hausmädchen etwas zu essen und zu trinken, aber ansonsten ignorierten ihre Eltern ihre Nöte.
    Eines Tages, Alanis schätzte inzwischen, eine Woche hier zu sein, erschien das Hausmädchen Sarah und bedeutete ihr, mitzukommen. Sarah geleitete sie zum Bad, wartete, bis sie sich geduscht hatte, und zeigte ihr dann, was sie anziehen sollte.
    Alanis weigerte sich nicht. Sie tat so, als ob sie viel zu erschöpft wäre, sich zu wehren und gehorchte scheinbar gebrochen. Erst wollte sie herausfinden, was ihre Eltern mit ihr vorhatten, und bei sich bietender Gelegenheit würde sie fliehen.
    Um diese Pläne vor ihrem Vater zu verstecken, begrub sie sie gedanklich unter dem Lernstoff von Geschichte der Zauberei, welchen sie sich sehr mühsam eingeprägt hatte. Sie hoffte, dass sich Gedankenleser nicht unbedingt die Mühe machten, Lehrstoff zu untersuchen. Alan deLucia war zwar kein großartiger Legilimentiker, aber ihre Eltern hatten sie schon zu oft überrascht und somit auf kalten Fuß erwischt.
    Sarah brachte sie jetzt zum Salon und Alanis hörte drinnen Stimmen. Sie schlich sich etwas näher und versuchte gerade zu verstehen, als sie unvorbereitet der Imperio ihres Vaters traf. Steif, wie eine Puppe bewegte sie sich ins Zimmer hinein. Dort saßen die Snapes. Severus hockte wie immer unnahbar auf einem Stuhl, während sich seine Mutter umdrehte.
    "Ah, da ist sie ja!" stellte sie vergnügt fest, den Umstand, das Alanis schrecklich abgezehrt und verletzt aussah, ignorierend. "Und sie sieht bezaubernd aus! Schau doch nur, Severus!" Blanker Hohn sprach aus ihren Worten.
    Snape warf ihr einen kurzen Blick unter den Haaren hervor zu. Was er sah, schien ihn nicht zu berühren. Schnell schaute er wieder auf den gedeckten Tisch vor sich. "Setz dich!" ertönte die Stimme ihres Vaters in ihrem Kopf. Alanis gehorchte. Während des Essens blickte sie nur stumm vor sich hin, denn ihr Vater hatte ihr nicht befohlen, zu essen. Sie wollte ihm nicht zeigen, dass sie gegen seinen Fluch ankämpfen konnte, noch nicht.
    Snape sah während des Abends mehrmals verstohlen zu Alanis rüber und konnte nicht fassen, was er da vor sich hatte. Sie war abgemagert und noch blasser als ohnehin schon. Als sie nach einem Glas gegriffen hatte, zitterte ihre Hand. Er hatte sie schon oft beobachtet, doch so elend hatte sie noch nie ausgesehen.
    Als das Essen vorüber war und die Reste abgeräumt wurden, setzten sie sich auf die Couch vor dem Kamin.
    Ihr Vater streifte Alanis kurz und Snape sah, wie sie unter der Berührung zusammenfuhr. Dann schien sie unruhig zu werden, und ihr Vater erteilte ihr den Befehl, zur Toilette zu gehen, wenn sie musste.
    Snape konnte den Befehl klar und deutlich in ihren Augen sehen, die Legilimentik zu üben machte sich doch bezahlt. Aber er konnte dort auch noch etwas anderes erkennen. Alanis´ aufblitzenden Willen. Er hörte, wie sie den Flur hinunterging und entschuldigte sich, um ihr nachzueilen.
    Sie hatte schon das Bad erreicht, als er ihr die Hand auf den Mund presste. Er schob sich hinter ihr in den Raum und schloss leise die Tür. Wütende Augen blitzten ihn an, doch dann schien sie sich daran zu erinnern, dass sie momentan keinen eigenen Willen hatte und bemühte sich, möglichst leer dreinzuschauen.
    Snape zog spöttisch die Mundwinkel hoch, dann drang er ohne Vorwarnung in ihren Geist ein. Alanis keuchte auf und wich zurück. Ihre wochenlange Folter zog vor ihren Augen vorbei, dann Lily und Samantha, die enttäuschten Mienen ihrer Eltern, grüne Blitze, Sirius, wie er sie verschmitzt angrinste, und schließlich, ganz tief unten, bernsteinfarbene Augen...`Stopp!´ schrie sie in Gedanken.
    Severus löste seinen durchdringenden Blick von ihr und sie fiel zu Boden. Hastig versuchte sie wieder hochzukommen. Hatte er ihre Fluchtpläne erkannt? Snape musterte sie von oben bis unten. "Und, wann willst du fliehen?"
    Alanis schluckte. Alles aus. Snape wusste alles über sie, auch dass sie verschwinden wollte und dass der Imperio ihres Vaters für sie kein Hindernis darstellte.
    Doch es gab andere Möglichkeiten, sie zu zwingen, hier zu bleiben. Sie schauderte, rappelte sich mühsam auf. Sie blickte ihrem sprichwörtlichen Henker in die Augen.
    "Jetzt guck mich nicht so an!" zischte er. "Ich werde dich nicht verraten. Aber wenn du gehen willst, dann geh jetzt. Ich bezweifle, dass dein Vater dich noch mal raus lässt diesen Sommer!" Das schwarzhaarige Mädchen starrte weiterhin Snape an und konnte nicht glauben, was sie da hörte. Warum tat er das? Sie wusste, dass es nicht aus Mitleid war, und sie spürte auch, dass der Junge sie eigentlich nicht mochte. Dann begriff sie. Eine offene Rechnung...
    Alanis drehte sich zum Fenster um und gelangte mit schnellen Schritten dorthin. Ihre bevorstehende Flucht beflügelte sie und erfüllte sie mit ungeahnten Reserven. Als sie es öffnete, legte sich eine Hand auf ihre Schulter.
    Sie hatte es gewusst! Er würde sie nicht gehen lassen. Verzweiflung machte sich in ihr breit, aber als sie sich bangen Herzens umdrehte, hielt ihr der Slytherin eine Geldbörse hin.
    "Hier!" sagte er unwirsch. "Du wirst nicht weit kommen ohne Geld. Es sind genau 50 Galleonen dort drinnen, die will ich wieder haben. Dann sind wir quitt!"
    Schwarze Augen, die sie prüfend ansahen. Sie streckte vorsichtig ihre Hand aus, nahm den Beutel.
    "Quitt!" antwortete sie und drückte seine Hand. Sie lächelte ihn an, (obwohl sie wusste, dass ihr der Junge nicht aus Mitleid geholfen hatte, fühlte sie jähe Sympathie für ihn,) dann schwang sie ein Bein über das Fensterbrett und verschwand. Snape beobachtete, wie sie geschickt an der Hauswand hinunterkletterte und blickte ihr nach, während sie davonrannte und in die Dunkelheit einzutauchen schien.

    Severus drückte seine Stirn an das Fenster in seinem Zimmer. Er hatte noch eine Weile gewartet, bis er zurück in den Salon ging. Dort waren alle noch vollauf mit sich selbst beschäftigt, niemand vermutete schlimmes. Es gab mehrere Toiletten im Haus und deshalb wussten sie nicht, dass Severus Alanis getroffen hatte.
    Es vergingen weitere Minuten, bis Alanis´s Vater die Stirn runzelte und zu seiner Frau sagte: "Ich spüre sie nicht mehr!" Sie erblasste, sprang auf und stürmte aus dem Raum. Kurz darauf hörte Snape einen erbosten Schrei.
    "Sie ist weg!" In Windeseile wurde das ganze Haus durchsucht, aber natürlich blieb Alanis verschwunden. Später saßen Alanis´s Eltern erschöpft am Kamin, während die Snapes um sie herum scharwenzelten und versuchten, sie zu beruhigen.
    "Sie ist für mich gestorben", meinte ihr Vater zu guter Letzt, als sie zur Tür gebracht wurden, "ich habe keine Tochter mehr."
    Auch ihre Mutter sagte: "Damit hat sie deutlich gezeigt, dass sie nicht zu uns gehört. Soll sie doch in der Gosse verotten!" Ihre Augen hatten dabei einen diabolischen Glanz. Snape kam es vor, als wäre ihr nichts lieber, als wenn das wirklich eintreten sollte. Severus freute sich nicht für Alanis, dass ihre Flucht gelungen war, aber er war froh, seine Schuld abbezahlt zu haben. Er blieb nicht gerne jemandem etwas schuldig.



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