eine kleine Welt

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    Re: eine kleine Welt

    Lonny - 07.03.2006, 03:57

    eine kleine Welt
    Sein ganz normales Leben


    Was für ein Tag! Die Sonnenstrahlen lächelten ins Zimmer und weckten seine Sinne. Ein neuer Morgen, ein neuer Tag der Tat. Noch saß er auf dem Bett und überlegte, welchen seiner Interessen er heute nachgehen würde. Es war ein hartes Bett, aber sollte man nicht auf seine Gesundheit achten? Ein neues Buch zu lesen beginnen? An der frischen Luft Energie tanken? Ein Brief an seine geliebte Schwester?

    Sein Wohnraum war klein und die Wände weiß. Er liebte dieses Weiß. Nichts sollte seine Gedanken stören, nichts diese meditative Stille brechen.
    Genaugenommen war es nur ein Zimmer. Ein Zimmer, das ihm zu gefallen begann, je länger er hier lebte. Und es waren schon fast 40 Jahre. 40 Jahre Ruhe, 40 Jahre Entfalten seiner Fähigkeiten, 40 Jahre Geregeltes Leben. Was gab es Besseres in diesem Dasein?

    Nach seinen täglichen Dehnübungen und einem nonchalanten Verzicht auf sein Frühstück, entschloss er sich für einen Spaziergang im Hof. Essen schätzte er nicht sehr und obwohl es ihm jeden Tag serviert wurde, und das schätzte er sehr wohl, träumte er von exotischen Genüssen in fernen Ländern. Das wäre, dessen war er sicher, die Erfüllung seines Gaumens.

    Abgesehen davon war er sehr zufrieden. Zum Beispiel dieser Hof. Wie oft zog er hier seine Runden, hinterließ Spuren im Schnee, Spuren im Sand. Immer wieder traf er auch alte Bekannte. Manche davon waren zu guten Freunden geworden im Austausch von Gedanken und anderen Kleinigkeiten. Sie hatten Verständnis, manchmal zeigten sie eine gewisse Härte. Doch das war Bestandteil jeder Freundschaft, dessen war er sich sicher.

    Wollte er heute noch in die Bibliothek oder nicht doch lieber an seinen Geschichten weiterschreiben? Plötzlich war er in Eile, er bekam heute Besuch! Wie konnte er das vergessen? Wie konnte er seine Schwester vergessen?

    Sie saßen sich gegenüber. Wie freute er sich, sie zu sehen! Er hatte wie immer sehr viel zu berichten und wunderte sich, daß sie das nicht ebenfalls tat. Wenn sie erzählte, dann schien es ihm, es gäbe viel Kummer, Stress und Wirrwarr in ihrem Leben. Diese Dinge waren ihm fremd. Keine Sorgen, keine komplizierten Geschichten, keine großartigen Veränderungen. Ein einfaches, geregeltes Leben. Das schätzte er.

    '...du kannst bei uns wohnen, wir haben alles vorbereitet. Die Kinder freuen sich auch schon sehr auf dich. Und bezüglich der Finanzen mach dir mal keine Sorgen. Vielleicht...`

    Alles begann sich zu drehen, sein Atem ging schneller und schneller... Wovon sprach sie?! Er wollte das nicht hören!

    ,...wir holen dich natürlich ab. Ach, wie bin ich glücklich, daß diese schrecklichen Jahre vorbei sind...`

    Schreckliche Jahre?! Er erinnerte sich widerwillig, es stieg unweigerlich hoch in ihm. Ja, die ersten Jahre waren widerwärtig, bis er sich an die Zelle gewöhnt hatte, an sein Schuldbewusstsein, an die grausamen Wärter, an die quälende Einsamkeit, an sein anfängliches Unvermögen, Wärme und Zufriedenheit zu empfinden usw...

    `....du wirst endlich ein normales Leben führen ...`

    Er ertrug es nicht mehr, ihr zuzuhören! Er stand auf und ging. In seine Zelle. In sein Leben. Wie konnte sie nur verlangen, das hier aufzugeben?!
    Dies war ein normales Leben! Sein ganz persönliches eigenes normales Leben!

    Er würde von hier nicht fortgehen. Dies war Gewissheit. Sie würden ihn zwingen, ihn mit Gewalt seines Lebens berauben wollen, seiner vergangenen 40 Jahre - auch das war Gewissheit.

    Aber er war nicht dumm. Er hatte alles vorbereitet.

    Der nächste Tag war trüb. Keine lächelnden Sonnenstrahlen fielen in seine Zelle. Der Gefängnisarzt konnte nur mehr seinen Tod feststellen, schüttelte den Kopf und verstand die Welt nicht mehr.



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