Memories

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    Re: Memories

    Jericho - 09.03.2006, 22:37

    Memories
    Hallo! Dieses hier zählt wohl eher zu der Kategorie der Death/Sad-Fictions. Dementsprechend düster und traurig fällt auch der Inhalt aus. Es ist selten, dass ich meine Stories wirklich gut finde und ich muss leider gestehen, dass ich nicht so ganz zufrieden bin…Aber macht euch selbst ein Bild davon.
    Eure Meinung ist wie immer gern gesehen!
    Liebe Grüße,
    Jericho


    #~~~ ++ ~~~~ ***** +++ ***** ~~~~ ++ ~~~~#

    Walking Death´s Road

    #~~~ ++ ~~~~ ***** +++ ***** ~~~~ ++ ~~~~#


    So viele Jahre sind ins Land gegangen, seit du die Welt verlassen hast; du warst nur ein paar Schritt von mir entfernt und dann unendlich fern.
    Ich streckte die Hände nach deiner Wärme aus, doch ich konnte dich nicht erreichen. Deine Nähe zerrann zwischen meinen Fingern, als wären es Tropfen von Wasser. Es war mir unbegreiflich, dass du nicht mehr hier sein solltest; ein böser Traum, aus dem man erwacht, nur, dass es diesmal kein Erwachen gab.
    Das war der Beginn meines Endes, das Tor zum Abgrund, tief hinab, ins Reich des Vergessens und Vergebens, das ich zu erreichen suchte.
    Ohne dich war es so leer und dennoch tobte ein Sturm in meinem Herzen, der mich vor Sehnsucht und Schmerz zerfraß, bis ich zermürbt und hilflos am Rande der Schlucht stand, die man Verderben nennt.
    Mein Inneres brannte in der Hitze eines Höllenfeuers und keine Rettung schien in Sicht. Nur noch einen Schritt zu tun, über diese letzte Grenze, konnte es Erlösung sein?
    Ich stand lange unentschlossen und lauschte den Stimmen, die mich riefen.
    Unter mir das Meer der vergessenen Seelen und ich sprang hinab in die Tiefe.
    Ich fiel und fiel, weit hinab, ins Ungewisse.
    Und dann traf ich den Tod.
    In der Hand hielt er eine einfache Kerze, die fast heruntergebrannt war und im letzten Aufbäumen flackerte, ein Licht, das sterben würde.
    „Komm zu mir“, sagte der Tod.
    Und ich trat zu ihm hin und ich sah all die Seelen um mich herum alleine durch den Nebel wandern und ich hörte ihr Flüstern. Traurige Stimmen und Lieder der Klage, verloren und einsam, ungeliebt und verachtet, über den Tod hinaus.
    „Suchst du Frieden?“, fragte der Tod.
    „Ja“, sagte ich.
    „Warum suchst du ihn hier?“, fragte der Tod.
    Ich wusste keine Antwort und schwieg.
    „Du bist nicht die Einzige, die den Frieden hier sucht. Warum hast du ihn nicht auf der Erde gesucht, als du gelebt hast?“
    „Weil es im Leben keinen Frieden gibt“, sagte ich.
    Der Tod lächelte mich an.
    „Was ist Frieden für dich?“, fragte er mich, „Ist Frieden Stille in deinem gebrochenen Herzen? Linderung für deinen Kummer über den Verlust derer, die du geliebt hast? Ruhe für deinen gequälten Geist?“
    „Ja“, sagte ich.
    „Dann suchst du nicht den Frieden.“
    „Was ist dann Frieden?“, fragte ich den Tod.
    „Frieden ist nichts“, sagte der Tod.
    Ich konnte den Sinn seiner Worte nicht erfassen und fragte,
    „Gibt es etwa keinen Frieden?“
    „Doch.“
    „Und wie finde ich ihn?“, fragte ich.
    Der Tod streckte mir die Kerze entgegen.
    „Frieden kannst du niemals finden. Frieden ist nicht greifbar, denn du musst ihn selbst aus dir erschaffen. Wenn Frieden in dir herrscht, dann brennt die Kerze gerade ab und spendet Licht. Gibt es aber keinen Frieden in dir, flackert sie und erlischt schließlich, so wie die in meiner Hand.“
    „Aber die Flamme brennt doch noch“, sagte ich verwundert.
    Der Tod schüttelte sanft den Kopf.
    „Nein. Das Feuer ist schon fast zu Grunde gegangen, weil die Kerze nicht genährt worden ist. Die Lichter des Lebens bestehen nicht aus Wachs, sondern aus Erinnerungen und Gedanken, aus all deinen täglichen Erlebnissen, aus Glück und Pech. Eine große Kerze ist ein Symbol für ein ausgefülltes Leben.“
    „Und das Feuer?“, fragte ich.
    „Das Feuer ist die Verzweiflung und die Hoffnung, die Traurigkeit und die Freude, der Schmerz und die Liebe. Gefühle zehren von der Vergangenheit. Aber wenn du deiner Vergangenheit entfliehst, so kann die Flamme nicht zehren und muss verlöschen.“
    Und ich begriff.
    Das sterbende Licht, das der Tod bei sich trug, war ein Spiegel meines Lebens.
    Die Kerze war nur noch ein winziger Stumpen aus begrabenen Erinnerungen, die ich nicht sehen wollte, weil sie mich schmerzten.
    Und das Feuer nur noch ein zitterndes Flämmchen, aus meiner Angst davor, in einer Welt mit Empfindungen zu leben.
    Und ich weinte, weil ich wusste, dass es zu spät war.

    Es war ein schönes Gefühl, wie das Streicheln eines warmen Sommerregens auf der Haut, wie der Duft der erfrischten Erde und die sanfte Kühle des Windes.
    Und ich erinnerte mich.
    An all das, was ich vergessen zu haben glaubte. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich das Leben in mir.

    Der Tod stand neben mir und lächelte. Es bedurfte keiner Worte mehr. Ich würde mit ihr gehen müssen, hinab in die Welt der Toten.
    Ich fragte nicht, ob ich zurückkehren dürfe.
    Ich fragte nicht, ob ich eine zweite Chance bekäme.

    Ich hatte gewählt, gewählt, ohne die Folgen meiner Wahl zu bedenken.
    Ich hatte einfach aufgehört zu leben, aus Verzweiflung und Furcht.
    Mein Leben hatte ich selbst beendet, aus der nackten Angst heraus, fühlen zu müssen.

    Was macht wohl einen Menschen aus?
    Wissen und Intellekt oder Gefühl und Glaube?

    Nichts davon. Ein Mensch ist ein Mensch, weil er lebt.
    Das Leben selbst ist Inbegriff für diese Welt, egal ob es Pflanzen, Tiere oder eben Menschen sind. Selbst Meere und Gesteine leben, vielleicht nicht sichtbar, aber dennoch auf ihre eigene Art und Weise.

    Das Leben fließt in uns allen. Und ich ging mit dem Tod in eine Welt, die auf uns wartet, wenn wir unseren Körper verlassen, in ein Land, das aus Erinnerung besteht, doch ich musste den Frieden nicht mehr suchen, weil er nun in mir wohnte und mich umschlossen hatte.


    #~~~ ++ ~~~~ ***** +++ ***** ~~~~ ++ ~~~~#

    Death might be an end to our body and flesh,
    But it will not be an end for our feelings.


    #~~~ ++ ~~~~ ***** +++ ***** ~~~~ ++ ~~~~#



    Re: Memories

    Jewel - 29.03.2006, 20:20


    Hey!

    Ich habe mir deine Geschichte gerade einmal durchgelesen und ich finde sie toll!
    Zuerst einmal finde ich den Schreibstil und auch die Wortwahl gut. Die KG lässt sich flüssig lesen und Rechtschreibfehler habe ich jetzt auch keine gefunden. *g*
    Zum Inhalt ... zuerst einmal lassen sich die Gedanken des "lyrischen Ichs" (so nenne ich das jetzt mal *g*) gut nachvollziehen ... und diese Passage, in der sich die Person mit dem Tod über den Frieden unterhält und die Frage, wie man diesen findet, finde ich sehr schön ... genauso wie das Symbol der Kerze, die die Erinnerungen darstellt, die man noch in sich trägt ... und wie sie dann wieder aufleuchtete, als sich die Person an all die schönen Dinge, die sie erlebt hat, erinnert hat. Sehr poetisch irgendwie! Und es regt auch zum Nachdenken an, wie ich finde, ich persönlich habe es jetzt so gesehen, dass man die Erinnerungen nicht unterdrücken sollte, jede Erinnerung gehört zum Leben, denn daraus besteht es ...

    Und die letzten Worte:
    Death might be an end to our body and flesh,
    But it will not be an end for our feelings.
    fand ich auch irgendwie passend.

    Greetz, Jewel



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