POSITION von NR. D. VISCHER (Grüne) zum ISLAM

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    Re: POSITION von NR. D. VISCHER (Grüne) zum ISLAM

    Anonymous - 28.02.2006, 19:00

    POSITION von NR. D. VISCHER (Grüne) zum ISLAM
    Keine Integration als Bevormundung

    Bei der Auseinandersetzung mit dem Islam geht es nicht darum, was wir als nicht Muslime vom Islam halten. Dennoch lohnte es sich Goethe's westlich östlichen Diwan zu lesen, hat er doch weit wertvolleres beizutragen als die meisten Islamexperten. Es geht um die Anerkennung der Gleichwertigkeit aller Weltkulturen ohne wenn und aber, ohne die Verständigung global und inländisch scheitert.

    In der Schweiz leben derzeit gegen 400'000Menschen, die sich zum Islam bekennen, Darunter eine beträchtliche Zahl Schweizerinnen und Schweizer. Der Islam ist die drittgrösste Religion und wird dies auch auf absehbare Zeit bleiben, sein Gewicht wird fraglos zunehmen. Das beunruhigt. Schon sehen einige das Abendland in Gefahr. Während die spirituellen Kraft der beiden christlichen Landeskirchen abnimmt, verunsichert die unübersehbare religiöse Präsenz des Islams.

    Dabei gestaltet sich das Zusammenleben zwischen Muslimen und den übrigen Zeitgenossen in der Schweiz weit problemarmer, als immer wiederkehrende Konflikte annehmen liessen. Vor allem aber: Probleme, die wir als solche des Islams orten, sind unser Problem.

    So ist die Kopftuchdebatte beredtes Beispiel für eine Krise des Laizismusdiskurses, denn auf den Laizimus berufen sich sowohl Befürworter - der französische Premier Jacques Chirac - wie auch Gegner - Bundesrat Pascal Couchepin. Letztlich stehen sich zwei Grundströmungen gegenüber:
    Die eine sieht die Liberalität der westlichen Gesellschaften - vor allem ihr säkuläres Verständnis - durch den Islam bedroht - (viele sogenannte Islamexperten), die andere misst Liberalität gerade an der Fähigkeit, die Andersartigkeit des Islams zu akzeptieren, solange der ordre publique nicht tangiert ist.

    Unser bisheriges Verfassungsverständnis beruht fraglos auf der zweiten Position, eindrücklich nachzulesen im sogenannten Schwimmunterrichtsbundesgerichtsentscheid von 1993, der nun von allen Seiten her in Frage gestellt wird - wozu es allerdings gar keinen Anlass gibt. Er gewichtete Religionsfreiheit höher als den Schwimmunterricht. Das wäre im Falle des Mathematikunterrichts im übrigen nicht der Fall gewesen. Und vor allem unterscheidet er zwischen Assimilation und Integration.

    Genau diese Differenz wird nun je länger je stärker vernebelt. Oft meint, was Integration propagiert, in Wirklichkeit Assimilation: natürlich sei der Islam zu respektieren, aber nur in den Grenzen unserer eigenen Wertvostellungen, als "westlicher Islam" - kemalistisch. Was meint Saida Keller (vgl. TA vom 23. Februar.), wenn sie verlangt, der Islam müsse sein eigenes Weltbild hinterfragen? Das müssen eh alle in einer globalisierten Welt, nicht zuletzt der Westen. Soweit sie dies als Muslimin sagt, ist das Teil eines innerislamischen Diskurses.

    Der Staat und seine Institutionen hingegen haben sich nicht in die Lebensführung der Einzelnen einzumischen, das machen sie zu recht anderen Religionen gegenüber auch nicht. So darf das Tragen eines Kopftuches nicht zum Hindernis einer Einbürgerung werden, welches Menschenbild auch immer dahinter vermutet wird. Dass Muslime ihre eigenen Friedhöfe erhalten, halte ich für einen selbstverständlichen Ausfluss unserer Religionsfreiheit wie den Bau von Minaretten..

    Mein grösster Einwand gegenüber den meisten Integrationsbekundungen liegt aber im Verkennen, dass jede Religion nur ihren je eigenen Weg der
    Emanzipation beschreiten kann. Jeder Zwang von aussen wird diese Empanzipation behindern und nicht fördern. Ich halte es für eine Illusion zu meinen, hätte das Bundesgericht 1993 anders entschieden, hätte dies die Position der Gleichstellung in islamischen Familien gestärkt. Die Forderung, der gläubige Muslim müssen sich an unsere Gesetze halten, ist demnach nichts als banale Selbstverständlichkeit, deren ständige Repetition zu Unrecht suggeriert, die Muslime hätten besondere Probleme damit.

    Die Institutionen des Islams verdanken ihren verstärkten Zulauf fraglos zunehmender sozialer Ausgrenzung, von der im übrigen alle Migrantengruppen betroffen sind. Den Leuten nun aber zu sagen, damit ihre soziale Stellung in Lehre oder Beruf verbessert werde, müssten sie sich punkto Glauben zurücknehmen, ist nicht nur wirklichkreitsfremd - es ist arrogant.

    Integration muss sich mithin auf soziale Integration beschränken, vor allem bezüglich Schule und Lehre. Jede Form von Gesinnungsintegration ist abzulehnen. Erstere wird gerade dadurch gestärkt, dass einer einer Minderheitenkultur eine gewisse Gettoisierung zugebilligt wird, die zur Eigenstärkung ihres religiösen und kulturellen Selbstverständnisses
    beiträgt.

    Je mehr auch die Schule sich bemüht, islamischen Kindern in der eigenen Religion und Kultur zu unterrichten, umso mehr mindert sie die Spannung zwischen Elternhaus und Schule und stärkt damit die Stellung der Kinder. Der Kampf zwischen Tradition und Moderne ist kein Problem, dass sich auf den Islam beschränkten würde. Die Schweiz hat genug andere Konflikte, die sie weit angestrengter angehen müsste, als sie dies derzeit mit den Bemühungen um Integration von Muslimen tut.

    Daniel Vischer



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