Kapitel XVI

Feuer, Wasser, Luft und Erde
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    Re: Kapitel XVI

    tornagg - 28.01.2008, 19:55

    Kapitel XVI
    (theologia germanica
    Die leret gar manchen lieblichen underscheit gotlicher wahrheit und seit gar hohe und gar schone ding von einem volkomen leben.)
    ---
    Das sechzehnte Kapitel.
    Was da sei der alte Mensch und was der neue Mensch.

    Auch soll man merken, wenn man spricht von dem alten Menschen und von dem neuen Menschen, was das sei. Der alte Mensch das ist Adam und Ungehorsam, Selbstheit und Ichheit und desgleichen. Aber der neue Mensch ist Christus und der wahre Gehorsam, ein Entäußern und Verleugne seiner selbst, aller zeitlichen Dinge und allein die Ehre Gottes suchen in allen Dingen. Und wenn man spricht von Sterben, Verderben und desgleichen, so meint man, daß der alte Mensch sollte zu nichte werden und des Seinen nichts suchen weder in Geist noch in Natur. Denn wo das geschieht in einem wahren göttlichen Licht, da wird der neue Mensch wiedergeboren. Man spricht auch, der Mensch sollte an sich selber sterben, daß ist, der menschlichen Lust, Trost, Freude, Begehrlichkeit, Ichheit, Selbstheit und was desgleichen ist in dem Menschen, daran er haftet oder auf dem er noch ruht in Genügsamkeit oder etwas darauf hält, es sei der Mensch selber oder andere Kreaturen, was das auch sei, das muß alles weg und sterben, soll anders dem Menschen recht geschehen in der Wahrheit. Dazu ermahnt uns Sankt Paulus und spricht: „Leget von Euch den alten Menschen, der nach Gott geschaffen und gebildet ist.“ Wer nun in seiner Selbstheit und nach dem alten Menschen lebt, der heißt und ist Adams Kind. Ja, er mag also fleißig darin leben, daß er ist des bösen Geistes Kind und Bruder. Wer aber in demütigem Gehorsam lebt und in dem neuen Menschen, der ist Christi Bruder und Gottes Kind. Sieh, wo der alte Mensch stirbt und der neue geboren wird, da geschieht die zweite Geburt, davon Christus sprach: „Ihr werdet denn zum zweitenmal geboren, so kommt ihr nicht in das Reich Gottes.“ Auch spricht Sankt Paulus „gleichwie alle Menschen in Adam ersterben, also werden sie in Christo wieder lebendig.“ Das heißt also viel: alle die Adam nachfolgen in Hoffart, in Wollust des Leibes und in Ungehorsam, die sind alle an der Seele tot und werden nimmer lebendig denn in Christo. Das ist darum, dieweil der Mensch Adam ist oder sein Kind, so ist er ohne Gott. Christus spricht: „wer nicht mit mir ist, der ist wider mich.“ Wer nun wider Gott ist, der ist tot vor Gott. Hieraus folgt, da0 alle Adamskinder tot sind vor Gott. Wer aber mit Christo in wahrem Gehorsam ist, der ist mit Gott und lebt. Auch ist früher gesprochen: Sünde ist das, daß sich die Kreatur abkehret von dem Schöpfer. Das ist hier diesem gleich und ist dasselbe. Der wer im Ungehorsam ist, der ist in Sünden, und die Sünde wird nimmer gebüßt noch gebessert denn mit einem Wiederkehren in Gott. Das geschieht mit demütigem Gehorsam. Denn alldieweil der Mensch im Ungehorsam ist, so werden seine Sünden nimmer gebüßet, er thue was er thue, das hilft ihm alles zumal nichts. Das soll man gar wohl merken. Denn der Ungehorsam ist selber die Sünde. Aber kommt der Mensch in den Gehorsam, so ist es alles gebessert, gebüßet und vergeben, und anders nicht. Dies ist zu achten. Und möchte der böse Geist zu dem Gehorsam kommen, er würde wieder ein Engel und alle seine Sünde und Bosheit wäre gebessert und gebüßt und wäre gänzlich vergeben. Und möchte ein Engel zum Gehorsam kommen, er wäre alsbald ein böser Geist, und ob er anders nichts weiter thäte. Wäre es denn möglich, daß ein Mensch sich selbst und alle Dinge aufgäbe und so ganz und lauterlich lebte in wahrem Gehorsam als Christi Menschheit war, der Mensch wäre ganz ohne Sünde und wäre auch eins mit Christo, und dasselbe von Gnaden, das da Christus war von Natur. Aber man spricht, es möge nicht sein. Darum spricht man auch, es sei niemand ohne Sünde. Aber wie das sei, also sei es. Doch ist das wahr: so man dem wahren Gehorsam je näher ist, desto minder Sünde, und so man ihm je ferner ist, desto mehr Sünde. Kurz: ob der Mensch gut, besser oder allerbest sei, böse, böser oder allerbösest, sündig oder selig vor Gott, das liegt alles an diesem Gehorsam und Ungehorsam. Darum ist auch geschrieben: je mehr Selbstheit und Ichheit, desto mehr Sünde und Bosheit. Auch ist geschrieben: so Mein, Ich, Mir, Mich, das ist Ichheit und Selbstheit, so das je mehr in dem Menschen abnimmt, so Gottes Ich, das ist Gott selber, je mehr zunimmt in dem Menschen. Wären nun alle Menschen in dem wahren Gehorsam, so wäre auch kein Leid noch Leiden. Denn wäre ihm also, so wären alle Menschen eins und niemand thäte dem anderen Leid noch Leiden an, so lebte und thäte auch niemand wider Gott. Wovon sollte dann Leid und Leiden kommen? Aber es sind nun leider alle Menschen und die ganze Welt im Ungehorsam. Wäre nun ein Mensch lauterlich und gänzlich in Gehorsam als Christus war, ihm wäre aller Ungehorsam ein großes bitterliches Leiden. Denn ob alle Menschen wider ihn wären, die möchten ihn alle nicht bewegen oder betrüben, denn der Mensch in diesem Gehorsam wäre eins mit Gott und Gott wäre auch selber der Mensch. Sieh, nun ist aller Ungehorsam wider Gott und weiter nichts. In der Wahrheit Gottes ist nichts zuwider, weder Kreatur noch der Kreaturen Werk und alles das man nennen oder erdenken kann ist alles Gott nicht zuwider oder unangenehm, denn allein Ungehorsam und der ungehorsame Mensch, kurz: alles, was da ist, das behagt und gefällt Gott alles wohl außer allein der ungehorsame Mensch: der gefällt ihm also gar übel und ist ihm also gar zuwider und klagt also sehr davon, ob es möglich wäre, daß er hundert Tode möchte erleiden, die litte er alle gern für einen ungehorsamen Menschen, auf daß er den Ungehorsam in einem Menschen ertötete und seinen Gehorsam wieder gebären möchte. Sieh, wie wohl das ist, daß kein Mensch also gar lauterlich und vollkommen sein kann als Christus war, so ist es doch einem jeglichen Menschen möglich so nahe dazu und dahin zu kommen, daß er göttlich und vergottet heißt und ist. Und so der Mensch diesem je näher kommt und göttlich und vergottet wird, so ihm aller Ungehorsam, Sünde, Bosheit und Ungerechtigkeit je leider ist und weher thut. Ungehorsam und Sünde ist eins, denn es gibt keine Sünde außer Ungehorsam, und was aus dem Ungehorsam geschieht, das ist alles Sünde. Darum muß man sich allein hüten vor dem Ungehorsam.

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    TorNaGG



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