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Mayer/Koberg - Elfriede Jelinek. Ein Portrait




Mayer/Koberg - Elfriede Jelinek. Ein Portrait

Beitragvon Voltaire » 17.05.2008, 11:41

Titel: Elfriede Jelinek. Ein Portrait
Autoren: Verena Mayer/Roland Koberg
Verlag: Rowohlt
Erschienen: September 2007
Seitenzahl: 320
ISBN-10: 3499620995
ISBN-13: 978-3499620997
Preis: 9.90 EUR


Elfriede Jelinek polarisiert, sie provoziert, sie eckt an – aber sie lässt sich von nichts und niemanden verbiegen. Verena Mayer und Roland Koberg haben ein einfühlsames Portrait dieser außergewöhnlichen Frau geschrieben. Es ist auch eine Beschreibung eines sicher nicht einfachen Lebens. Elfriede Jelinek stand sehr unter dem Bann ihrer dominanten Mutter, so dass sie ohne diese Mutter nachher einfach nicht mehr auskam. Viele Ängste und Zwänge resultieren aus dieser nicht gerade alltäglichen Mutter-Tochter-Beziehung.

Elfriede Jelinek ist mehr als eine Schriftstellerin und auch mehr als eine „normale“ Nobelpreisträgerin. Sie ist auch der lebende Beweis dafür, dass es in Österreich so etwas wie eine eigene Literaturszene gibt. Sollte man gar nicht glauben. Es ist schon erstaunlich, dass gerade dieses Land, dieses Anschauungsmodell für Kleinbürgertum, Spießbürgerlichkeit und kleingeistige Weltanschauungen eine solche Schriftstellerin hervorgebracht hat. Elfriede Jelinek musste sich nicht nur gegen ihre Kritiker behaupten, sondern sie musste auch dem österreichischen Rechtsaußen-Politgemisch aus Waldheim/Haider Paroli bieten. Angefeindet nicht durch die Wiener Kronenzeitung, sondern auch von der österreichischen Öffentlichkeit ließ sie sich nicht irritieren und ging unbeirrt ihren Weg.

Sie lässt sich in keine Schublade packen und ihre Bücher werden immer wieder sehr viel Stoff für kontroverse Diskussionen bieten.

Meine Bewertung:
:stern: :stern: :stern: :stern:

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Voltaire
 

von Anzeige » 17.05.2008, 11:41

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Beitragvon alwin03 » 17.05.2008, 11:53

Ich hab mich von ihrer "eckigen" Art faszinieren lassen.
Für mich eine sehr außergewöhnliche Künstlerin, nicht nur als Künstlerin, sondern auch als Frau und Bürgerin.

Ihren Werken haftet viel autobiographisches an. Auch wenn man nicht weiß wo die selber erlebte Grenze liegt, so vermutet man doch selbst erlebtes.

In der letzten Zeit gab es einige Interviews und Reportagen über sie, die ich aufmerksam verfolgt habe.

Wer solche Bücher wie "Die Klavierspielerin" oder "Lust" schreibt, muss ANDERS sein!




Danke @Voltaire !
Ich lese zur Zeit:

--------------------------------------- ???


wENN nUr meinE sCHleChte recht(s)SchreIbunG nICHT wÄr :cry:
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Re: Mayer/Koberg - Elfriede Jelinek. Ein Portrait

Beitragvon Pippilotta » 17.05.2008, 12:13

Voltaire hat geschrieben:Sie ist auch der lebende Beweis dafür, dass es in Österreich so etwas wie eine eigene Literaturszene gibt. Sollte man gar nicht glauben. Es ist schon erstaunlich, dass gerade dieses Land, dieses Anschauungsmodell für Kleinbürgertum, Spießbürgerlichkeit und kleingeistige Weltanschauungen eine solche Schriftstellerin hervorgebracht hat.


[schild=15 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1 nxu=47363231nx34148]Protest!![/schild]

Also dass kann ich jetzt aber nicht so stehen lassen ..... :!:

Abgesehen davon gibt es in Österreich eine durchaus herzeigbare Literaturszene und ich möchte schon in aller Deutlichkeit hinweisen, dass es gerade in letzter Zeit hervorragende Beispiele gibt, die auch in unserem Nachbarland für Aufsehen sorgten! Mit Daniel Kehlmann, Arno Geiger, Thomas Glavinic, Michael Köhlmeier, Daniel Glattauer, Wolf Haas, Marlene Streeruwitz, etc, brauchen wir uns wirklich nicht verstecken, der eine oder andere war sogar für den Deutschen Buchpreis nominiert, der eine oder andere hat diesen Buchpreis sogar gewonnen (was jetzt allerdings kein allgemein gültiges Kriterium sein soll).

Zurück zu Jelinek: Auch ich finde sie eine sehr faszinierende, interessante Person. Gerade ihr politisches Engagement halte ich für wichtig und rechne ich ihr hoch an.

Sie hat übrigens eine sehr interessante Homepage. Dort kann man auch ihr neuestes Werk "Neid" lesen (das in Buchform gar nicht erscheinen wird).

Außerdem hat sie einen sehr ergreifenden Text verfasst betreffend das unfassbare Geschehen in Amstetten, mit der Überschrift "Im Verlassenen".

unbedingt reinschauen!

http://www.elfriedejelinek.com/
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Re: Mayer/Koberg - Elfriede Jelinek. Ein Portrait

Beitragvon Voltaire » 17.05.2008, 12:23

Pippilotta hat geschrieben:
Voltaire hat geschrieben:Sie ist auch der lebende Beweis dafür, dass es in Österreich so etwas wie eine eigene Literaturszene gibt. Sollte man gar nicht glauben. Es ist schon erstaunlich, dass gerade dieses Land, dieses Anschauungsmodell für Kleinbürgertum, Spießbürgerlichkeit und kleingeistige Weltanschauungen eine solche Schriftstellerin hervorgebracht hat.


[schild=15 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1 nxu=47363231nx34148]Protest!![/schild]

Also dass kann ich jetzt aber nicht so stehen lassen ..... :!:

Abgesehen davon gibt es in Österreich eine durchaus herzeigbare Literaturszene und ich möchte schon in aller Deutlichkeit hinweisen, dass es gerade in letzter Zeit hervorragende Beispiele gibt, die auch in unserem Nachbarland für Aufsehen sorgten! Mit Daniel Kehlmann, Arno Geiger, Thomas Glavinic, Michael Köhlmeier, Daniel Glattauer, Wolf Haas, Marlene Streeruwitz, etc, brauchen wir uns wirklich nicht verstecken, der eine oder andere war sogar für den Deutschen Buchpreis nominiert, der eine oder andere hat diesen Buchpreis sogar gewonnen (was jetzt allerdings kein allgemein gültiges Kriterium sein soll).




Auf deinen Einspruch habe ich sehr gehofft. Manchmal muss man provozieren um etwas zu erreichen; ganz im Sinne von Elfriede Jelinek natürlich. Gerade die ernstzunehmende österreichische Literaturszene hatte immer dann Publikum wenn sie provozierte, wenn sie ihr Anliegen lautstark vortrug. Erinnert sei hier an Nenning, der wie kaum ein anderer herrlich provozieren konnte und den rechten Volksgenossen wie Haider und Co (leider auch manchmal Zilk) das Wasser in die Augen getrieben hat.

Leider hat es Österreich nie geschafft, sich offensiv mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, etwas was Elfriede Jelinek immer wieder eindringlich kritisiert hat. Bezeichnenderweise fand Hans Lebert in Österreich für sein Buch "Die Wolfshaut" anfangs keinen Verleger. Dieses Buch setzt sich mit der österreichischen Vergangenheitsbewältigung auseinander.

Leider hörte man in der Vergangenheit aus Österreich in erster Linie Töne, die die hörenswerte österreichische Kultur immer lauthals übertönten.
Voltaire
 



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