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Re: Das helle Gesicht von Valencia
El_Valenciano_Sajón - 19.04.2008, 16:47Das helle Gesicht von Valencia
Das helle Gesicht von Valencia
Cup-Sieg gegen Getafe lindert den blamablen Liga-Alltag
Die Affiche riss nicht ganz Spanien vom Hocker, sondern nur gerade die direkt Beteiligten. 16 000 Aficionados waren aus der Vorstadt Getafe ins Madrider Stadion Vicente Calderón gekommen, fast doppelt so viele waren aus Valencia angereist. Die Letzteren kamen auf ihre Kosten und waren schnell in bester Laune. Schon nach elf Minuten hatten Kopfballtreffer von Mata und Alexis dem Favoriten einen 2:0-Vorsprung beschert. Der stand dann zwar auf der Kippe, als Granero mit einem Elfmeter verkürzen konnte und danach die Torumrandung traf, doch Valencia liess nichts mehr anbrennen. Im Flug führte Morientes die Entscheidung herbei. Nach Mitternacht nahmen Baraja und Marchena die Trophäe von König Juan Carlos entgegen, den siebenten Pokal im Klub-Palmarès.
Das Ritual hatte symbolischen Wert: zwei Captains, zwei Mannschaften. Die eine stolpert im Stil eines Absteigers durch die Primera División, die andere revitalisiert Erinnerungen an grosse Bühnen, an den zweimaligen Finalisten der Champions League und Uefa-Cup-Gewinner. Man mag sich nicht vorstellen, dass Valencia nächste Saison zwischen Uefa-Cup und zweiter Liga pendelt, kann es aber keineswegs ausschliessen. So stark das Team in der Copa auftrat und Atlético Madrid und Barça eliminierte, so haarsträubend präsentierten sich die gleichen Spieler in Murcia und besonders vor eigenem Publikum. Neun Heimniederlagen sprechen Bände; weisse Taschentücher zum Zeichen des Protests sowie Rücktrittsforderungen an Präsident und Trainer sind im Mestalla-Stadion die Regel.
Seit geraumer Zeit steht Ronald Koeman, der Quique Sánchez Flores erst vor einem halben Jahr ablöste, in der Schusslinie. Unter seiner Regie beschleunigte sich der Abwärtstrend. Schien die Trennung beschlossene Sache, kamen Ausreisser im Cup zu Hilfe, als ob der Wettbewerb etwas mit Astrologie oder Esoterik zu tun hätte. Was nicht zum Naturell des nüchternen Friesen passt. Weder ernst noch traurig seien die Spieler, betonte er vor dem Cup-Final, bloss konzentriert. Und sie mussten sich gefordert fühlen auf einer Bühne, die ihnen Flügel verleiht. Anders lässt sich der fulminante Beginn kaum erklären – auf dem Papier bestimmte Vorsicht die Taktik. Marchena und Baraja sollten vor der Viererkette Ruhe ins Spiel bringen, Bälle stehlen und Gegenstösse lancieren. Getafe fand kein Mittel, die gewohnten Kombinationen aufzuziehen. Sein Team sei verkrampft gestartet und habe das Spiel verloren, ehe es richtig anfing, meinte hinterher Michael Laudrup, der sich dennoch Chancen ausrechnen darf, Frank Rijkaard als Trainer von Barcelona zu beerben.
Dass der Aussenseiter unter seinen Möglichkeiten blieb, war sicher auch eine Folge des Schocks, den das Ausscheiden im Uefa-Cup-Viertelfinal bewirkt hatte. Ein kapitaler Fehler von Torhüter Abbondanzieri hatte Bayern München gelacht – und Laudrup bewogen, im Cup-Final wieder den Keeper zu wechseln. Ustari erhielt den Vorzug, patzte jedoch bei zwei Toren Valencias. So konnten sich die Hoffnungen des Anhangs nicht erfüllen. Sie glaubten, der Fussball schulde Getafe etwas und werde die Rechnung begleichen. Im vergangenen Jahr hatten die «Blauen» erstmals das Endspiel erreicht – und gegen Sevilla verloren. Der Katzenjammer dürfte sich bald legen und dem Stolz auf «Euro-Geta», den frechen Hecht im Haifischbecken, weichen.
Neue Züricher Zeitung
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