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Lodge, David - Denkt




Lodge, David - Denkt

Beitragvon Katia » 24.01.2008, 21:10

[center]David Lodge - Denkt (OT: Think)[/center]

Ralph Messenger ist Kognitionswissenschaftler, Helen Reed Romanautorin - so erforschen beide auf ihre Weise das Bewußtsein. Sie treffen sich auf dem Campus der (fikitiven) University of Gloucester, einer Reißbrettuni mitten auf der grünen Wiesen mit dem entsprechend nicht vorhandenen Charme. Das Gebäude des Zentrums für Kognitionswissenschaften, Ralph ist der Leiter, hat ein Glasdach geformt wie ein riesiges Gehirn und darunter wird versucht das menschliche Bewußtsein zu erforschen und mit Computerhilfe zu simulieren. Helen, frisch verwitwet, gibt als Gastdozentin einen Kurs in Kreativem Schreiben, ihre anfängliche Einsamkeit wird gemindert als sie sich mit Ralph und seiner Frau anfreundet. Und der ist kein Kostverächter, was Frauen betrifft .... die ein oder andere (Beinahe-)Katastrophe darf in so einem Szenario natürlich nicht ausbleiben.

So weit so gut, die Handlung ließe sich in nicht allzuvielen Worten umschreiben: Campusleben, die konflikt- und ehebruchlastige Atmosphäre des kleinen gesellschaftlichen Kreises. Lodge geht mit diesem Grundgerüst kreativ um und schafft auch einige interessante Nebenhandlung. Die Bewußtsseinforschung ist auf jeder Ebene des Romans eingeflochten: auf der direkten Handlungsebene (Ralph erklärt Helen die Anfangsgründe), aber auch im Aufbau. Es gibt Kapitel, die aus einer distanzierten Erzählerhaltung geschrieben sind, es gibt Tagebucheinträge Helens, es gibt die Tonbänder von Ralph, der versucht den Bewußtseinsstrom seines Gehirn in dieser Form festzuhalten. Witzig auch die eingebauten Schreibübungen von Helens Studenten, die bekannte Autoren imitieren - thematisch inspiriert vom Input Ralphs.
Viele Handlungselement erfährt man so aus verschiedenen Perspektiven, etwas das mir immer sehr gut gefällt und hier wirklich gut gemacht ist, da manchmal völlig neue Sichten auftauchen, manchmal Dinge völlig identisch wahrgenommen werden. Mit solchen Elementen gibt der Autor dem Leser weitere Gelegenheiten über das Bewußtsein nachzudenken.

Zusammen macht das einen kurzweiligen, intelligenten und unterhaltsamen Roman, dessen 500 Seiten ich in gut zwei Tagen weggeschmökert habe und der somit
:stern: :stern: :stern: :stern: (:stern:)
verdient.

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