Kapitel IX

Feuer, Wasser, Luft und Erde
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    Re: Kapitel IX

    tornagg - 20.01.2008, 12:45

    Kapitel IX
    (theologia germanica
    Die leret gar manchen lieblichen underscheit gotlicher wahrheit und seit gar hohe und gar schone ding von einem volkomen leben.)
    ---
    Das neunte Kapitel.
    Wie dem Menschen nützlicher und besser sei, daß er eben wahrnehme, was Gott mit ihm wirken wolle oder wozu ihn Gott nützen will, denn daß er wüßte, was Gott mit allen Kreaturen je gewirket hat oder immer wirken will, und die Seligkeit allein liegt an Gott und an seinen Werken und auch nicht an den Kreaturen.

    Mann soll merken und wissen in ganzer Wahrheit, daß alle Tugend und Güte und auch das ewige Gut, das Gott selber ist, den Menschen nimmer tugendsam, gut oder selig machen, dieweil er auswendig der Seele ist, das ist, dieweil er mit seinen Sinnen und Vernunft auswendig umgeht und nicht in sich kehrt und lernt erkennen sein eigenes Leben, wer und was er sei. In gleicher Weise ist es auch um die Sünde und Bosheit. Denn alle Sünde und Bosheit machen uns nimmer bös, dieweil sie auswendig sind, das ist: dieweil sie nicht von uns vollbracht werden und so lang wir nicht darein willigen. Darum, wiewohl es nützlich und gut ist, daß man fraget und erfährt und auch erkannt wird, was gute und heilige Menschen gethan oder gelitten haben und auch was Gott in ihnen und durch sie gewirkt habe und gewollt, so wäre es doch tausendmal besser, daß der Mensch in sich erführe, lernte und erkennte, wie und was sein eigenes Leben wäre und auch was Gott in ihm wäre und in ihm wirkte und was er von ihm haben wollte und wozu Gott ihn nützen wollte oder nicht. Denn wer sich selbst eigentlich wohl erkennt in der Wahrheit, das ist über alle Kunst, denn es ist die höchste Kunst; wenn du dich selbst wohl erkennst, so bist du vor Gott besser und löblicher, als wenn du dich nicht erkennst, und erkennest den Lauf der Himmel und aller Planeten und Sterne und auch aller Kräuter Kraft und alle Komplexion und Neigung aller Menschen und die Natur aller Tiere und hättest auch darin alle die Kunst aller derer, die im Himmel und auf Erden sind. Denn man spricht, es sei eine Stimme vom Himmel gekommen „Mensch, erkenne dich selbst.“ Darum ist es noch war, daß man spricht. es ward ein Ausgang nie so gut, ein Inbleiben wäre besser. Auch ist zu wissen, daß ewige Seligkeit an einem allein liegt und an nichts anderem. Und soll anders der Mensch oder die Seele je selig sein oder werden, so will und muß das Eine allein in der Seele sein. Nun möchte man fragen: was ist aber dieses Eine? Ich spreche: es ist gut oder gut geworden, und doch weder dies Gut noch das, das man nennen, erkennen oder zeigen kann, sondern es ist alles und über alles. Auch darf das nicht in die Seele kommen, denn es ist bereits darin, es ist aber unerkannt. Wenn man spricht, man soll dazu kommen oder es soll in die Seele kommen, das ist so viel: man soll es suchen, empfinden und schmecken. Und weil es nun Ein ist, so ist auch besser Einigkeit und Einfachheit, denn Mannigfaltigkeit. Denn Seligkeit liegt nicht an Viel oder Vielheit, sonder an Ein und Einigkeit. Auch liegt Seligkeit, kürzlich zu sprechen, an keiner Kreatur oder an Kreaturen Werk, sondern es liegt allein an Gott und an seinen Werken. Darum sollte ich allein auf Gott und sein Werk achten und alle Kreatur mit ihren Werken lassen, und zu allererst mich selber; auch alle die Werke und Wunder, die Gott je gewirkt hat oder immer mehr wirken kann in oder durch alle Kreaturen oder auch Gott selber mit aller seiner Güte, sofern es außerhalb mir ist und geschieht, so macht es mich nimmer selig, sondern nur so viel es in mir ist und in mir geschieht, geliebt, erkannt, geschmeckt und empfunden wird.

    ---

    TorNaGG



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