über Tantra & Transformation

Dagmar & Lonny´s Fundgrube
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    Re: über Tantra & Transformation

    Dagmar - 23.03.2006, 21:41

    1. Freiheit
    1. Tantrische Transformationen.

    Tantra ist Freiheit : Freiheit von allen geistigen Konstruktionen, Freiheit von allen Spielereien des Verstandes, Freiheit von allen Strukturen, Freiheit vom anderen. Tantra ist ein Freiraum, in dem Du sein kannst, so wie Du bist. Tantra ist Befreiung.

    Tantra ist keine Religion im üblichen Sinn - denn auch Religion ist eine Spielerei des Verstandes; Religion drängt dir ein Muster auf. Ein Christ hat ein bestimmtes Muster, der Hindu hat eins und auch der Moslem. Religion drängt dir einen bestimmten Stil auf, eine Disziplin. Tantra befreit dich von allen Disziplinen.

    Wenn es keine Disziplin gibt, keine aufgezwungene Ordnung, dann entsteht in dir eine völlig andere Ordnung. Es ist eine Ordnung, die Laotse "Tao" nennt und Buddha "Dharma". Diese Ordnung kommt nicht von Dir, sie wieder fährt dir. Tantra schafft in dir nur den Raum, in dem sie sich ereignen kann. Tantra lädt diese Ordnung nicht ein, es wartet nicht einmal auf sie. Tantra bereitet den Boden vor, das ist alles. Und wenn der Freiraum geschaffen ist, dann ergießt sich das All in ihn.

    Ich habe eine sehr schöne, eine uralte Geschichte gehört. Auf dem Land hat es seit langer Zeit nicht geregnet. Alles war ausgedörrt. Schließlich beschlossen die Leute, den Regenmacher zu holen. Eine Abordnung machte sich auf den Weg in die weit entfernte Stadt, wo der Regenmacher lebte, und die Abgesandten baten ihn dringend darum, so schnell wie möglich zu kommen und Regen für ihre ausgedörrten Felder zu machen. Der Regenmacher, ein weiser, alter Mann, sagte zu, allerdings unter der Bedingung, dass man ihm eine kleine Hütte irgendwo draußen auf dem Lande gäbe. Dort wollte er sich für drei Tage zurückziehen. Essen und Trinken brauche er nicht. Nach drei Tagen wolle er sehen, was er machen könne. Seine Bedingungen wurden erfüllt. Am Abend des dritten Tages goss es in Strömen und eine begeisterte Menschenmenge pilgerte zur Hütte des Regenmachers. "Was hast du bloß gemacht ?" wollten die Leute wissen. "Sag' es uns."
    "Es war ganz einfach" antwortete der Regenmacher. "Drei Tage lang habe ich nur mich selber in Ordnung gebracht. Denn ich weiß: wenn in mir alles in Ordnung ist, dann ist auch die ganze Welt in Ordnung, und die Dürre muss dem Regen weichen".

    Tantra sagt : Wenn du in Ordnung bist, dann ist die ganze Welt in Ordnung. Wenn Du ausgeglichen bist, dann ist die ganze Existenz in Harmonie für dich. Und wenn in dir keine Ordnung ist, dann ist auch die ganze Welt in Unordnung. Wenn du dir eine Ordnung aufzwingst, spaltest du nur dein Wesen, und tief in deinem Inneren existiert die Unordnung weiter.

    Du kannst es beobachten : wenn du viel Wut in dir hast, kannst du zwar deinen Zorn in den Griff bekommen, du kannst ihn tief in dein Unterbewusstsein verdrängen, aber er wird dadurch nicht verschwinden. Vielleicht wirst du deine Wut vollkommen aus deinem Bewusstsein verbannen, aber sie existiert - und du weißt, dass es sie gibt. Deine Wut rumort im Untergrund, sie sitzt unsichtbar im dunklen Keller deines Wesens, aber sie existiert. Du kannst auf ihr drauf sitzen und freundlich lächeln, aber du weißt, dass die Wut in jedem Moment losbrechen kann. Und dein Lächeln kann nicht vom Herzen kommen, und dein Lächeln kann nicht echt sein, und dein Lächeln wird nichts weiter sein, als ein Zwang, den du dir selber antust. Ein Mensch, der sich eine Ordnung von außen aufzwingt, verharrt im Zustand der Unordnung. Tantra sagt, dass es eine andere Art von Ordnung gibt; du zwingst dir nicht irgendeine Ordnung auf, du zwingst dir nicht irgendeine Disziplin auf, du lässt einfach alle Strukturen los und wirst natürlich und spontan.

    Es ist der größte Schritt den man vom Menschen verlangen kann. Man braucht viel Mut dazu, denn die Gesellschaft wird ganz und gar dagegen sein. Die Gesellschaft will eine gewisse Ordnung. Wenn du dich nach der Gesellschaft richtest, dann wird sie zufrieden mit dir sein. Wenn du aber hier und da ein bisschen vom Pfad der Ordnung abweichst, dann wird die Gesellschaft sehr wütend, und der Mob rast.

    Tantra ist eine Rebellion. Ich nenne Tantra nicht revolutionär, denn es ist nicht politisch. Und ich nenne es nicht revolutionär, weil es die Welt nicht verändern will; es ist keine Strategie zur Veränderung von Staat und Gesellschaft. Tantra ist rebellisch, es ist eine Rebellion des Individiums. Ein einzelner Mensch löst sich von den Strukturen und entkommt der Sklaverei. Aber in dem Moment, wo du der Sklaverei entschlüpfst, erlebst du eine völlig andere Art der Existenz, eine Existenz, die du noch nie gespürt hast, es ist so als ob du eine Binde vor den Augen hattest, die plötzlich abfällt. Du öffnest die Augen, und du kannst plötzlich eine ganz andere Welt sehen.

    Diese Augenbinde ist das, was ihr euren Verstand nennt, eure Gedanken, eure Vorurteile, eure Kenntnisse, eure heiligen Schriften - all das fügt sich zusammen zu einer dicken Augenbinde. Sie halten euch im Dunkeln, sie machen euch dumpf, sie hindern euch daran, lebendig zu sein.
    Tantra möchte, dass du lebendig bist - so lebendig wie die Bäume, so lebendig wie die Flüsse, so lebendig wie die Sonne und der Mond. Das ist dein Geburtsrecht. Wenn du deine Lebendigkeit verlierst, gewinnst du nichts, du verlierst alles. Und wenn du alles opferst, damit du lebendig sein kannst, verlierst du in Wahrheit nichts.

    Ein einziger Moment der Freiheit ist ein ganzes Leben wert, und ein langes Leben von hundert Jahren unter dem Sklavenjoch ist ein vergeudetes Leben.

    Wer in der Welt des Tantra leben will, braucht Mut, denn Tantra ist abenteuerlich. Bis jetzt ist es nur ein paar Menschen gelungen, diesen Pfad einzuschlagen. Aber die Zukunft ist hoffnungsvoll. Tantra wird immer wichtiger werden. Die Menschen beginnen zu begreifen, was Sklaverei bedeutet. Und die Menschen verstehen allmählich auch, dass keine politische Revolution sich je als revolutionär erwiesen hat.

    Alle politischen Revolutionen verwandeln sich am Ende in eine Anti-Revolution. Sobald die Revolutionäre an der Macht sind, werden sie Anti-Revolutionäre. Macht ist anti-revolutionär, das ist der innere Mechanismus der Macht. Gib' irgendjemand die Macht, und schon wird er anti-revolutionär. Macht schafft sich ihre eigene Welt. Es hat viele Revolutionen auf der Welt gegeben, und alle sind gescheitert, total gescheitert - keine einzige Revolution hat irgendetwas erreicht. Und jetzt endlich wird das den Menschen bewusst.

    Tantra bietet eine andere Perspektive. Es ist nicht revolutionär, es ist rebellisch. Rebellion ist individuell. Du kannst alleine rebellieren, du brauchst dafür keine Partei zu gründen. Du kannst allein rebellieren, ganz für dich allein. Merkt euch, Rebellion bedeutet nicht Kampf gegen die Gesellschaft, sie geht einfach über die Gesellschaft hinaus. Rebellion ist nicht anti-sozial, sie ist asozial. Sie hat mit der Gesellschaft nichts zu tun. Sie ist für die Freiheit, für die Freiheit, so zu sein, wie du bist.

    Schau dir dein Leben einmal an. Bist du ein freier Mensch ? Du bist es nicht : tausend Fesseln halten dich gefangen. Du willst sie nicht sehen, du magst sie nicht wahrhaben - sie sind dir sehr peinlich, denn das tut weh, aber es ändert an der Situation nichts. Du bist ein Sklave. Wenn du in die Welt des Tantra eintreten willst, musst die die Tatsache deiner Unfreiheit anerkennen. Sie sitz sehr tief. Sie muss überwunden werden, und wenn du sehen kannst, dass du unfrei bist, dann fällt es dir leichter, deine Unfreiheit abzuschütteln.

    Höre auf damit, dir etwas vorzumachen, höre auf dich zu trösten, höre auf damit, dir ständig einzureden "Es ist doch alles okay !" Es ist nicht so. Nichts ist okay, dein ganzes Leben ist nichts weiter als ein Albtraum. Schaue es dir doch mal genau an ! Es gibt keine Poesie und keinen Gesang und keinen Tanz und keine Liebe und kein Gebet. Es gibt keine Ekstase. Freude ? - ist nur ein Wort im Wörterbuch. Seligkeit ? - ja, du hast davon gehört, aber du hast keine Ahnung davon. Gott ? - in den Tempeln, in der Kirche. Ja, die Leute reden von ihm, aber wer von Gott redet, weiß nicht, wovon er redet. Und diejenigen, die von ihm hören, wissen ebenso wenig. Alles Schöne scheint bedeutungslos, und alles, was keine Bedeutung hat, erscheint als sehr, sehr wichtig. Der Mensch ist ständig damit beschäftigt, Geld zu scheffeln, und er bildet sich ein, dass er etwas äußerst wichtiges tut. Die Dummheit des Menschen kennt keine Grenzen.

    Hüte dich davor, die Dummheit kann dein Leben zerstören. Sie zerstört seit ewigen Zeiten das Leben von Millionen von Menschen. Sei wachsam - das ist die einzige Möglichkeit aus der Dummheit herauszukommen.



    Re: über Tantra & Transformation

    Dagmar - 23.03.2006, 21:44

    2. Mann und Frau
    Bevor wir uns den heutigen Sutras zuwenden, müssen wir etwas von der tantrischen Landkarte des inneren Bewusstseins verstehen. Ich habe euch schon einiges davon berichtet, aber ihr müsst noch mehr davon wissen.
    Erstens : Tantra sagt, dass kein Mann nur Mann ist und keine Frau nur Frau. Jeder Mann ist beides - Mann und Frau. Und mit der Frau ist es genauso - sie ist Frau und Mann. Eva ist Adam und Adam ist Eva.

    Tatsächlich ist niemand nur Adam, und niemand ist nur Eva : wir sind alle Adam-Evas. Das ist eine der größten Einsichten, die es je gegeben hat. Die moderne Tiefenpsychologie hat es auch erkannt. Sie hat den Begriff Bi-Sexualität geprägt. Aber Tantra weiß es schon seit mindestens fünftausend Jahren und hat es seither gepredigt. Es ist eine der größten Entdeckungen der Welt, denn mit diesem Verständnis kannst du nach innen gehen, ohne dieses Verständnis kannst Du nicht nach innen gehen. Warum verliebt sich ein Mann in eine Frau ? Weil er eine Frau in sich trägt. Wäre das nicht so, dann würde er sich nicht verlieben. Und warum verliebst du dich in eine ganz bestimmte Frau? Es gibt Tausende von Frauen. Warum wird eine bestimmte Frau plötzlich so überaus wichtig für dich ? Es ist so, als wären mit einem mal alle anderen Frauen aus der Welt verschwunden und nur diese eine existierte noch. Warum ? Warum zieht dich nur dieser eine ganz bestimmte Mann an ? Warum diese Liebe auf den ersten Blick ?

    Tantra sagt : du trägst das Bild einer Frau in dir, du trägst das Bild eines Mannes in dir. Jeder Mann hat eine Frau in sich, und jede Frau hat einen Mann in sich. Sobald jemand deinem inneren Bild entspricht, verliebst du dich - das versteht man unter Liebe. Ihr versteht es nicht. Ihr zieht ratlos die Schultern hoch und sagt : "Es ist eben einfach passiert." Aber es gibt da einen ganz subtilen Mechanismus. Warum passiert es gerade mit dieser Frau ? Warum nicht mit einer anderen ? Weil das Bild in dir nur auf diese eine Frau passte, deshalb. Die äußere Frau entspricht irgendwie dem Bild deiner inneren Frau. Irgendetwas passt da zusammen, und du fühlst, "das ist meine Frau" oder "das ist mein Mann". Dieses Gefühl ist das, was man unter Liebe versteht. Aber die äußere Frau wird dich nicht erfüllen, denn keine äußere Frau entspricht letztlich vollkommen deiner inneren Frau.

    Die Realität ist einfach nicht so. Vielleicht passt sie ein bisschen - es gibt eine gewisse Faszination, eine Anziehungskraft, aber das wird früher oder später nachlassen. Schon bald wirst du feststellen, dass es tausend Dinge gibt, die dir an der Frau nicht gefallen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du das herausfindest.

    An Anfang bist du ganz vernarrt. Die Ähnlichkeit mit dem Bild, das du in dir trägst, überwältigt dich. Aber ganz allmählich wirst du tausend Dinge entdecken - Kleinigkeiten im Alltag, die nicht passen, und du wirst erkennen, dass ihr einander fremd seid. Ja, du liebst sie immer noch, aber die Liebe ist keine Leidenschaft mehr; die romantische Vorstellung verschwindet. Und auch die Frau wird sehen, dass du zwar immer noch anziehend bist, aber dass deine Totalität nachgelassen hat. So kommt es, dass jeder Ehemann seine Frau verändern und das jede Ehefrau ihren Ehemann ummodeln will. Was wollen wir eigentlich damit erreichen ? Warum ? Warum will die Ehefrau ständig ihren Mann umkrempeln ? Wozu eigentlich ? Kaum hat sie sich in ihn verliebt, schon fängt sie an, ihn zu ändern. Kaum sind ihr die Unterschiede bewusst geworden, will sie sie auch schon beseitigen. Sie möchte einfach ein paar störende Brocken von dem Mann absäbeln, damit er dann vollkommen ihrer Idealvorstellung entspricht. Und der Mann versucht das gleiche - nicht so heftig, nicht so stur wie die Frau, denn gewöhnlich gibt der Ehemann schneller auf - die Frau gibt die Hoffnung nicht so schnell auf.

    Die Frau denkt : "Heute oder morgen oder übermorgen - irgendwann - werde ich ihn verändern..." Es dauert fast zwanzig, fünfundzwanzig Jahre, bist du endlich die Tatsache begreifst, dass du den anderen nicht ändern kannst. Mit fünfzig, wenn die Frau ihre Wechseljahre schon hinter sich hat und der Mann auch, wenn sie beide wirklich alt werden, erst dann geht ihnen langsam auf, dass sich nichts verändert hat. Sie haben sich die größte Mühe gegeben, sie haben alles versucht... aber die Frau ist so, wie sie immer war, und der Mann ist auch unverändert. Keiner kann den anderen ändern. Das ist eine der wichtigsten Erfahrungen im Leben und eine große Einsicht.

    Deshalb werden die Leute im Alter toleranter : sie wissen, dass nichts getan werden kann. Deshalb werden alte Leute liebenswürdiger : sie wissen, die Dinge sind, wie sie sind. Deshalb werden alte Leute verständnisvoller. Junge Leute sind wütend und uneinsichtig. Sie wollen alles umkrempeln. Sie wollen die Welt verändern, damit sie ihren Idealen entspricht. Sie kämpfen tapfer dafür, aber vergebens. Veränderung hat es nie gegeben. Es kann sie nicht geben - es liegt nicht in der Natur der Dinge. Der äußere Mann kann niemals deinem inneren Mann entsprechen, und die äußere Frau kann niemals haargenau so sein wie deine innere Frau. Deshalb bringt Liebe nicht nur Vergnügen, sondern auch Schmerz. Liebe bringt Freude und Traurigkeit, und die Traurigkeit ist viel größer als die Freude.

    Was schlägt Tantra vor ? Was muss getan werden ? Tantra sagt : Es ist unmöglich, das Glück draußen zu finden; du musst nach innen gehen. Du musst deine innere Frau oder deinen inneren Mann finden und die sexuelle Verschmelzung mit deinem Inneren suchen. Diese Erkenntnis ist eine wichtige Errungenschaft. Wie kann das geschehen ? Versuch, die innere Landkarte des Tantra zu verstehen. Ich sprach von sieben Chakras der Tantra-Yoga-Physiologie. Im Mann ist das Muladhar männlich und Swadhistan weiblich. In der Frau ist das Muladhar weiblich und das Swadhistan männlich. In den sieben Chakras ist die Dualität bis hinauf ins sechste Chakra vorhanden; das siebte Chakra ist nicht dual. Die Vereinigung findet in dir statt : muladhar und Swadhistan vermählen sich. Manipura-Anahata ( zweites Zentrum ) müssen sich vermählen. Visudda-Ajna ( drittes Zentum ) müssen sich vermählen.

    Wenn deine Energie nach außen geht, brauchst du außen eine Frau, eine äußere Frau. Einen Augenblick lang gewinnst du einen Einblick, nur für einen Moment, denn der Koitus mit der äußeren Frau kann nicht dauerhaft sein - er kann nur momentan sein. Für einen einzigen Augenblick nur kannst du dich in den anderen verlieren. Dann wirst du wieder auf dich zurückgeworfen, mit Macht auf dich zurückgeworfen. So kommt es, dass nach jedem Liebesakt eine gewisse Frustration einsetzt : du hast wieder gesagt, es war nicht so, wie du es dir gewünscht hattest. Ja, du hast einen Höhepunkt erreicht, aber bevor es dir überhaupt bewusst wurde, hatte schon der Niedergang, der Absturz begonnen. Bevor du den Gipfel erreicht hattest.... das Tal. Bevor du dem Mann, der Frau begegnet bist... und schon die Trennung. Die Scheidung kommt schon mit der Hochzeit - so schnell, dass es frustrierend ist. Alle Liebenden sind frustrierte Leute. Sie erwarten viel, sie hoffen trotz all ihrer Erfahrung. Sie hoffen und hoffen, aber nichts hilft - du kannst die Gesetze der Realität nicht abschaffen. Du musst vielmehr diese Gesetze verstehen. Die äußere Vereinigung kann nur momentan sein, aber die innere Vereinigung kann eine Ewigkeit dauern. Und je höher im Chakra-System du steigst, desto ewiger kann die Vereinigung werden.

    Das erste, muladhar, ist im Mann männlich. Tantra rät dir : erinnere dich an deine innere Frau sogar dann, wenn du dich mit der äußeren Frau vereinigst. Mache Liebe mit der äußeren Frau und denke dabei an die innere. Richte deine Bewusstheit nach innen und vergesse die äußere Frau vollkommen. Im Augenblick des Orgasmus vergesse den Mann oder die Frau vollkommen. Schließe die Augen, sei innen und mache eine Meditation daraus. Verpasse die günstige Gelegenheit nicht, wenn die Energie erwacht. Das ist der Augenblick für die Begegnung - für eine Reise nach innen. Normalerweise ist es schwer, nach innen zu schauen. Aber im Liebesmoment ist eine Lücke, und du bist nicht mehr so, wie du sonst bist. In einem Liebesmoment bist du ein Maximum. Wenn der Orgasmus kommt, pulsiert deine ganze körperliche Kraft in einem Tanz ; jede Zelle, jede Faser deines Körpers tanzt in einem Rhytmus, in einer Harmonie, die du im normalen Leben nicht kennst. Das ist der Augenblick : dieser Augenblick der Harmonie - nutze ihn als ein Tor nach innen. Wenn du Liebe machst, werde meditativ, schaue nach innen.
    In diesem Augenblick öffnet sich eine Tür. Das ist die Tantra-Erfahrung. Eine Tür öffnet sich in diesem Augenblick, und Tantra sagt, dass du nur deshalb glücklich bist, weil sich diese Tür geöffnet hat und dir deine innere Glückseligkeit entgegenströmt. Das Glück kommt nicht von der äußeren Frau. Es kommt nicht von dem äußeren Mann; es kommt von deinem innersten Kern. Das Äußere ist nur ein Vorwand.

    Tantra sagt nicht, dass man sündigt, wenn man mit der äußeren Frau oder dem äußeren Mann schläft, es sagt nur, dass dieser Akt nicht sehr weit führt. Es verurteilt ihn nicht, es akzeptiert seine Natürlichkeit. Aber es sagt auch, dass du dich von dieser Liebeswelle tief nach innen tragen lassen kannst. In diesem Augenblick höchster Erregung scheint die Schwerkraft aufgehoben : du kannst fliegen. Der Pfeil kann den Bogen zum Ziel führen. Du kannst ein Saraha werden.

    Wenn du beim Liebesakt meditativ wirst, wenn du still wirst, wenn du deine Augen schließt und nach innen schaust, wenn du die äußere Frau oder den äußeren Mann vergisst - dann geschieht es. Das muladhar, dein männliches inneres Zentrum, bewegt sich auf das weibliche Zentrum swadhistan zu - und dann kommt es zu einem inneren Liebesakt.
    Manchmal ereignet es sich und du merkst es gar nicht. Bisher kanntet ihr die innere Tantra-Landkarte nicht. Jetzt werde ich sie euch geben. Ein Sanyassin schrieb, dass er ständig das Gefühl hat, sich in einem Orgasmus aufzulösen. Sein ganzer Körper fängt an zu pulsieren, und es fühlte sich für ihn so an, als ob er mit einer Frau schlafe. Natürlich ist er ganz verwirrt. Das Glück ist so überwältigend, dass ihm angst und bange wird : Was ist los ? Was passiert da in ihm?

    Ganz einfach : Muladhar vereinigt sich mit Swadhistan, dein männliches Zentrum vereinigt sich mit deinem weiblichen Zentrum. Du erfährst das Glück, das sich einstellt, wenn du in Meditation gehst, wenn du ins Gebet gehst. Dies ist der Mechanismus deiner inneren Lebensfreude. Und in dem Augenblick, da sich muladhar und swadhistan vereinigen, wird die Energie freigesetzt. Wenn du deine Frau liebst, wird Energie freigesetzt, und so ist es auch, wenn sich muladhar und swadhistan vereinigen : Energie wird freigesetzt, und diese Energie trifft auf das höhere Zentrum, Manipura.
    Manipura ist männlich, Anahata ist weiblich. Wenn du dich auf die erste Vereinigung deiner inneren Frau und deinem inneren Mann eingestimmt hast, wird sich eines Tages, ganz plötzlich die zweite Vereinigung ereignen. Du brauchst gar nichts dafür zu tun - es ist einfach so, dass die Energie, die bei der ersten Vereinigung freigesetzt wurde, nun die Voraussetzung für die zweite Vereinigung schafft. Und die Energie, die bei der zweiten Vereinigung erwacht, löst die dritte aus.

    Die dritte Vereinigung ist die zwischen Visuddha und Ajna. Und wenn sich die dritte Begegnung ereignet, wird die Energie für die vierte geschaffen, die keine Begegnung ist, keine Vereinigung, sondern Einheit. Saharar ist allein. Es gibt kein männlich-weiblich mehr. Adam und Eva sind ineinander aufgegangen und verschwunden - vollständig und total. Der innere Mann ist zur Frau geworden, die innere Frau zum Mann, alles Trennende ist verschwunden. Das ist die absolute, die ewige Vereinigung. Die Hindus nennen es Satchitananda. Und Jesus nennt es "Das Reich Gottes".

    Tatsächlich hat die Zahl sieben in allen Religionen Bedeutung. Sieben Tage sind symbolisch, und der siebte Tag ist der Feiertag, der heilige Tag. Sechs Tage lang hat Gott gearbeitet, am siebten ruhte er sich aus. An sechs Chakras musst du arbeiten, das siebte Chakra ist der Zustand großer Ruhe, absoluter Entspannung - du bist zu Hause angekommen. Mit dem siebten Chakra verschwindest du als Dualität.

    Alle Polaritäten verschwinden, alle Unterscheidungen verschwinden. Die Nacht ist nicht mehr die Nacht, und der Tag ist nicht mehr der Tag. Sommer ist nicht mehr Sommer und Winter ist nicht mehr Winter. Materie ist nicht mehr Materie, und Geist ist nicht mehr Geist - du bist darüber hinausgegangen. Das ist der transzendentale Bereich, den Buddha Nirvana nennt. Diese drei inneren Begegnungen und die Errungenschaft der vierten haben auch eine andere Dimension. Ich habe oft zu euch von den vier Zuständen gesprochen : Schlaf, Traum, Aufwachen, Turiya. Turiya bedeutet "das Vierte, "das Jenseitige". Die sieben Chakras und unsere Arbeit mit ihnen korrespondieren auch mit diesen vier Zuständen.
    Die erste Vereinigung, die zwischen Muladhar und Swadhistan ist wie im Schlaf. Die Vereinigung ereignet sich, aber du kriegst das gar nicht so richtig mit. Du genießt sie, du fühlst, wie eine wunderbare Frische in dir aufsteigt. Du fühlst dich sehr ausgeruht, wie nach einem tiefen Schlaf. Aber du kannst nichts genauer wahrnehmen - es ist sehr dunkel. Der Mann und die Frau in dir sind sich begegnet, aber es war eine Begegnung im Unbewussten. Die Vereinigung hat nicht am hellen Tag stattgefunden, sondern in dunkler Nacht. Ja, du spürst die Auswirkungen, du nimmst plötzlich eine Energie in dir wahr, eine Strahlkraft, ein Glühen. Du hast eine Aura. Und es mag sogar sein, dass die Menschen in deiner Umgebung eine gewisse Präsenz an dir wahrnehmen, eine Schwingung. Aber du selbst weißt nicht genau, was los ist. Deshalb ist die erste Vereinigung wie im Schlaf.

    Die zweite Vereinigung ist wie im Traum - wenn Manipura und Anahata sich begegnen, ist deine Vereinigung mit der inneren Frau so, als wäret ihr euch im Traum begegnet. Ja, du kannst dich ein bisschen daran erinnern, etwa so, wie du dich am Morgen an den Traum erinnern kannst, den du in der Nacht hattest - hier ein bisschen, da ein bisschen, einige Lichtblicke; vielleicht hast du etwas vergessen - dennoch kannst du dich irgendwie erinnern. Die zweite Vereinigung ist wie im Traum. Es ist dir bewusst, dass sie stattfand. Langsam dämmert dir, dass irgendetwas passiert, langsam wird dir bewusst, dass du dich veränderst, dass eine Transformation im Gange ist, dass du nicht mehr derselbe Mensch bist, der du vorher warst. Und bei der zweiten Vereinigung wird dir langsam bewusst werden, dass dein Interesse an der äußeren Frau nachlässt. Dein Interesse an dem äußeren Mann ist nicht mehr so hitzig, wie es vorher war.

    Veränderungen gibt es auch bei der ersten Vereinigung, aber sie wird dir nicht bewusst. Bei der ersten Vereinigung mag dir auffallen, dass du nicht mehr so sehr an deiner Frau interessiert bist, bei der zweiten Vereinigung kannst du nicht verstehen, dass du an überhaupt keiner Frau mehr interessiert bist. Du denkst vielleicht, dass deine Frau dich langweilt und das du mit einer anderen Frau glücklicher sein könntest; ein bisschen Veränderung täte gut, ein anderes Klima, eine andere Frau mit anderen Qualitäten. Es ist nur eine Vermutung. Bei der zweiten Vereinigung fühlst Du, dass du nicht mehr an der Frau, an dem Mann interessiert bist, dass dein Interesse sich nach innen richtet. Mit der dritten Vereinigung wirst du vollkommen bewusst. Es ist so, als ob du aufwachst.

    Visuddha begegnet Ajna... du wirst absolut bewusst, die Vereinigung ereignet sich im Tageslicht. Oder du kannst es auch so sagen : die erste Vereinigung ereignet sich in dunkler Mitternacht; die zweite Vereinigung findet im Morgengrauen statt, wenn die Nacht dem Tag weicht. Die dritte Vereinigung findet Mittags statt - du bist hellwach, alles ist klar. Jetzt weißt du, dass du mit der äußeren Frau durch bist. Das bedeutet nicht, dass du deine Frau oder deinen Ehemann verlässt, es bedeutet lediglich, dass die Faszination nicht mehr da ist; du hast Mitgefühl. Natürlich ist die Frau, die dir bis hierher geholfen hat, ein guter Freund, der Mann, der dich bis hierher begleitet hat, ist ein Freund; du bist dankbar. Jetzt seid ihr einander dankbar und mitfühlend. So ist es immer, wenn das Verstehen kommt - es führt zu Mitgefühl.

    Mit der Erkenntnis kommt immer das Mitgefühl. Deshalb sage ich auch nicht, dass ihr eure Familien verlassen sollt. Bleibt bei ihnen. Erleuchtung hängt nicht vom Ort ab, sie hat nichts zu tun mit Wald oder mit Stadt, mit Familie oder mit Ashram, sie hat etwas mit deinem innersten Kern zu tun. Erleuchtung ist überall möglich. Zuerst bemerkst du, dass dein Interesse am anderen nachlässt. Dieser Eindruck ist noch verschwommen, düster, so, als wenn du durch ein dunkles getöntes Glas oder durch einen dichten Morgennebel schaust. Dann, bei der zweiten Vereinigung, werden die Dinge ein bisschen klarer, so wie im Traum. Der Nebel hat etwas nachgelassen.

    Bei der dritten Vereinigung wirst du hellwach. Es ist geschehen : die innere Frau hat sich mit dem inneren Mann vereinigt. Die Bio-Polarität ist nicht mehr da, du bist plötzlich eine Einheit. Die Schizophrenie ist verschwunden, du bist nicht mehr gespalten. Mit dieser Integration wirst du zum Individuum. Vorher bist du kein Individuum, du bist eine Menschenmenge : du bist ein Mob, du bist viele Menschen, du bist multi-psychisch. Plötzlich fügt sich alles in dir zur Ordnung.

    Das ist es, was die alte Geschichte uns sagen will. Der Regenmacher hat um drei Tage gebeten. Wenn ihr euch gelegentlich in diese kleinen Geschichten vertieft, werdet ihr verwundert sein; ihre Symbole sind großartig. Der Mann hat darum gebeten, drei Tage in Stille zu meditieren. Warum drei Tage ? Das sind die drei Phasen : Im Schlaf, im Traum, im Wachzustand, er wollte sich in Ordnung bringen. Zuerst ereignet es sich im Schlaf, dann ereignet es sich im Traum, dann ereignet es sich im Wachzustand. Und wenn Du in Ordnung bist, dann ist die ganze Existenz in Ordnung. Wenn du ein Individuum geworden bist, wenn deine innere Spaltung verschwunden ist und du eine Einheit geworden bist, dann hat sich alles zusammengefügt. Es mag paradox erscheinen, aber es muss gesagt werden : das Individuelle ist das Allumfassende. Wenn Du individuell geworden bist, erkennst du plötzlich, dass du universal bist. Bisher hast du geglaubt, du seihst von der Existenz getrennt. Jetzt kannst du das nicht mehr denken.

    Adam und Eva sind ineinander aufgegangen. Das ist das Ziel, das jeder Mensch auf die eine oder andere Art erreichen will. Die Wissenschaft des Tantra ist der sicherste Weg dorthin. Das ist das Ziel.
    Die Texte dürfen frei verwendet werden!



    Re: über Tantra & Transformation

    Dagmar - 23.03.2006, 21:48

    3. Der Körper
    2. Intelligenz ist Meditation

    Die tantrische Vision ist ein unmittelbarer Weg zu Gott, zur Wirklickkeit, zu dem was ist. Tantra kennt keine Vermittler, keine Mittelsmänner, keine Priester. Es gibt nur den direkten Weg zu Gott, du kannst nicht durch einen anderen zu Gott gelangen, denn Gott ist Unmittelbarkeit. Du brauchst niemanden zu suchen, der dir hilft, zu Gott zu finden. Tantra ist keine Religion im herkömmlichen Sinn, denn es hat keine Rituale, es hat keinen Priester, es hat keine Schriften. Es ist ein individueller Weg zur Wirklichkeit.

    Ein Makler ist überhaupt nicht nötig. Der wahre Meister will kein Makler sein. Er hilft dir nicht zu Gott zukommen, er hilft dir nur dabei, dir bewusst zu machen, was schon da ist. Er ist nicht die Brücke zwischen dir und Gott, er ist nur die Brücke zwischen deiner Unbewusstheit und deiner Bewusstheit. In dem Moment, da du bewusst wirst, bist du direkt mit Gott verbunden, unmittelbar, und niemand steht zwischen dir und Gott.
    Diese tantrische Vision ist eine der grössten Visionen, die der Mensch je geträumt hat : eine Religion ohne Priester, eine Religion ohne Tempel, eine Religion ohne Organisation, eine Religion, die Individualität ungeheuer achtet, eine Religion, die dem einfachen Mann und der einfachen Frau vertraut. Und dieses Vertrauen geht sehr tief. Tantra vertraut deinem Körper. Keine andere Religion vertraut deinem Körper. Und wenn Religionen deinem Körper nicht vertrauen, schaffen sie eine Kluft zwischen dir und deinem Körper. Sie machen dich zum Feind deines Körpers, sie zerstören die Weisheit deines Körpers.

    Tantra vertraut deinem Körper. Tantra vertraut deinen Sinnen. Tantra vertraut deiner Energie. Tantra verneint nichts und transformiert alles. Wie kann man diese tantrische Vision verwirklichen ? Hier ist die Karte, dich auf den Weg zu bringen, dich nach innen zu bringen und dich über dich hinauszubringen :

    Das erste ist der Körper. Der Körper ist deine Basis, er ist dein Boden, er ist es, wo du geerdet bist. Wenn man dich zum Feind deines Körpers macht, vernichtet man dich, macht man dich schizophren, macht man dich unglücklich. Dein Leben wird zur Hölle. Natürlich bist du mehr als der Körper, aber das "mehr" kommt später. Erst einmal bist du der Körper. Der Körper ist deine grundlegende Wahrheit, deshalb sei niemals gegen den Körper. Wenn immer du gegen den Körper bist, wendest du dich gegen Gott. Wann immer du deinen Körper nicht respektierst, verlierst du den Kontakt zur Wirklichkeit. Dein Körper ist deine Brücke. Dein Körper ist dein Tempel. Tantra lehrt Ehrfurcht vor dem Körper, Liebe und Respekt für dem Körper, Dankbarkeit gegenüber dem Körper. Der Körper ist wunderbar. Er ist das grösste Geheimnis.

    Aber man hat dir beigebracht, gegen den Körper zu sein. So kommt es, dass du zwar manchmal zutiefst über einen Baum staunst, dass du manchmal tief vom Mond und von der Sonne berührt bist, dass du manchmal tief von einer Blume berührt bist, aber von deinem eigenen Körper noch nie überwältigt warst. Dabei ist dein Körper das komplexeste Phänomen in der ganzen Existenz. Keine Blume, kein Baum hat einen so schönen Körper wie du. Kein Mond, keine Sonne, kein Stern hat einen so hochentwickelten Mechanismus wie dein Körper.

    Doch man hat dir beigebracht, eine Blume schön zu finden. Man hat dir beigebracht, einen Baum schön zu finden. Man hat dir sogar beigebracht Steine, Felsen, Berge und Flüsse schön zu finden, aber niemals wurde dir beigebracht, deinen eigene Körper zu achten und ihn zu bewundern. Ihr nehmt ihn für gegeben hin, und deshalb ist es so leicht, ihn zu vernachlässigen. Aber er ist das allerschönste Phänomen überhaupt.
    Wenn du eine Blume bewundest, sagen die Leute : "Wie ästhetisch" und man hält dich für einen Mystiker, einen Dichter. Wenn du das Gesicht einer schönen Frau anschaust oder das schöne Gesicht eines Mannes, sagen die Leute : "Das ist Lüsternheit". Wenn du zu einer Frau oder zu einem Mann hingehst, in grosser Ehrfurcht und Hochachtung vor ihr stehst und die Frau mit grossen Augen betrachtest, und deine Sinne ihre Schönheit trinken, dann wirst du von der Polizei abgeführt. Keiner hält dich für einen Mystiker oder einen Dichter, keiner kann billigen, was du da tust.

    Irgendetwas ist schief gegangen. Wenn du auf der Strasse einen Fremden ansprichst und sagst : "Was für wunderschöne Augen sie haben!" wirst du verlegen und er fühlt sich verlegen. Er kann nicht einfach "Dankeschön" zu dir sagen. Im Gegenteil, er ist beleidigt. Er wird eingeschnappt sein, denn wer bist du, dass du es wagst, dich in sein Privatleben einzumischen ? Wie kannst du so etwas wagen ?

    Wenn du einen Baum berührst, freut sich der Baum. Aber wenn du einen Menschen berührst, fühlt er sich beleidigt. Was ist schiefgelaufen ? Irgendetwas ist da zerstört worden, gründlich und sehr tief.
    Tantra lehrt dich, die Achtung und die Liebe zu deinem Körper zurückzugewinnen. Tantra lehrt dich, deinen Körper als Gottes grösste Schöpfung zu betrachten. Tantra ist die Religion des Körpers. Natürlich geht Tantra über den Körper hinaus, aber es verlässt ihn niemals. Tantra ist im Körper verwurzelt. Tantra ist die einzige Religion, die tatsächlich in der Erde verwurzelt ist. Andere Religionen sind wie entwurzelte Bäume, morsch, abgestumpft, tot; es fliesst kein Saft mehr in ihnen.

    Tantra ist wirklich saftig, sehr lebendig. Als erstes musst du lernen, den Körper zu achten. Du musst den ganzen Unsinn vergessen, den man dir über den Körper beigebracht hat. Sonst wird dich nichts je auf den Weg bringen, wird dich nichts nach innen bringen, wird dich nichts über dich selbst hinausbringen.

    Fange beim Anfang an. Der Körper ist der Anfang. Der Körper muss von vielen Repressionen gereinigt werden. Er braucht eine grosse Katharsis. Der Körper ist vergiftet worden, weil du dich gegen ihn gestellt hast; du hast ihn auf vielerlei Weise unterdrückt. Dein Körper vegetiert am Minimum, deshalb bist du unglücklich. Tantra sagt : Seligkeit kommt erst, wenn du am Optimum existierst, niemals vorher. Seligkeit ist nur möglich, wenn du intensiv lebst.

    Du bist immer nur lauwarm. Das Feuer ist abgekühlt. Über Jahrhunderte hinweg hat man das Feuer gelöscht. Das Feuer muss neu entfacht werden. Tantra sagt : reinige zuerst den Körper - reinige ihn von allen Repressionen. Lass die Körperenergie fliessen, beseitige die Blockaden. Es ist sehr schwierig, jemand zu treffen, der keine Blockaden hat, es ist sehr schwierig, jemand zu treffen, dessen Körper nicht verspannt ist. Lockere diese Verspanntheit. Die Verspanntheit blockiert deine Energie. Bei dieser Verspanntheit ist kein Fliessen möglich.
    Warum sind alle so verklemmt ? Warum kannst du dich nicht entspannen ? Hast du einmal eine Katze beobachtet, wenn sie am Nachmittag ein Schläfchen hält ? Wie einfach und wie schön die Katze sich entspannt. Kannst du dich nicht genauso entspannen ? Wir müssen lernen wie die Katzen zu schlafen, der Mensch hat es vergessen.

    Tantra sagt : lernt von den Katzen - wie sie schlafen, wie sie entspannen, wie unverkrampft sie leben. Die ganze Tierwelt lebt unverkrampft. Der Mensch muss es wieder lernen, denn er ist falsch konditioniert worden. Schon in früher Kindheit hat man euch beigebracht, verspannt zu sein. Ihr atmet nicht... aus Angst. Aus Angst vor ihrer Sexualität atmen die Menschen nicht, denn wenn man tief atmet, geht der Atem direkt ins Sexzentrum, massiert es von innen, erregt es. Weil man euch beigebracht hat, dass Sex gefährlich ist, atmet schon das Kind ganz flach. Der Atem kommt nicht über die Brust hinaus. Weiter kommt das Kind nicht. Sobald es tiefer atmet, wird es plötzlich erregt : Die Sexualität wird geweckt, und Angst kommt auf. Sobald ihr tief atmet, wird Sexenergie frei.

    Die Sexenergie muss freigesetzt werden. Sie muss dein ganzes Wesen durchströmen. Dann wird dein Körper orgasmisch. Aber du hälst den Atem an vor lauter Angst, und die Lungen füllen sich fast bis zur Hälfte mit Kohlendioxid. In den Lungen gibt es sechstausend Hohlräume, und normalerweise werden dreitausend davon nie gereinigt; sie sind immer voller Kohlendioxid. Ausserdem sind viele so unvernünftig und Verunreinigen ihre Lungen tagtäglich durch das Rauchen. Auch die Luft in den Städten und Industrieregionen ist durch Autoabgase und dem Ausstoss der Fabriken permanent verschmutzt. Deshalb seid ihr träge, deshalb seht ihr nicht wach aus, deshalb fällt Bewusstsein so schwer. Es ist kein Zufall, dass sowohl Yoga als auch Tantra lehren tief zu Atmen - pranayama - um die Lungen vom Kohlendioxid zu entlasten. Das Kohlendioxid ist nicht für euch bestimmt, es muss ständig ausgestossen werden, man muss neue, frische Luft einatmen, man muss mehr Sauerstoff atmen. Sauerstoff entfacht euer inneres Feuer, Sauerstoff entflammt euch. Aber Sauerstoff wird auch eure Sexualität entfachen. Also kann nur Tantra wirklich tiefes Atmen zulassen, nicht einmal Yoga erlaubt euch, richtig tief zu atmen. Yoga erlaubt euch nur, bis zum Bauchnabel zu atmen, nicht darüber hinaus. Ihr sollt nicht durchs Hara-Zentrum gehen, nicht durch den Swadhistan-Punkt; denn wenn man erst einmal durch Swadhistan geht, springt man ins muladhar, ins Sexzentum.
    Nur Tantra lässt euch total sein und total fliessen. Tantra gibt euch bedingungslose Freiheit, so wie ihr seid und wie immer ihr eben zu sein vermögt. Tantra setzt euch keine Grenzen; es definiert euch nicht, es gibt euch einfach totale Freiheit. Die Erkenntnis dahinter ist die, dass wenn ihr total frei seid, vieles möglich ist.

    Nur sexuell sehr lebendige Menschen sind intelligente Menschen. Nun, es muss die Vorstellung sein, dass Sex Sünde ist, was die Intelligenz zerstört hat. Wenn du wirklich im Fluss bist und nicht gegen deine Sexualität ankämpfst, sondern mit ihr im Einklang bist, dann wird dein Verstand optimal funktionieren; du wirst intelligent, wach und lebendig sein.
    Man muss sich den Körper zum Freund machen, sagt Tantra. Wenn ihr dem Strom der Körperelektrizität erlaubt, von der Fussspitze bis zum Kopf zu fliessen, wenn ihr der Energie, der Bioenergie, totale Freiheit lasst, dann werdet ihr zu einem Fluss und spürt den Körper überhaupt nicht mehr. Ihr werdet euch beinahe körperlos fühlen. Alle Schmerzen und Spannungen, die ihr sonst spürt, sind dann mit einem Male verschwunden. Wenn ihr nicht mit dem Körper kämpft, werdet ihr körperlos. Wenn ihr gegen den Körper kämpft, wird der Körper zur Last. Und wenn ihr euren Körper wie eine Last mit euch herumtragt, werdet ihr niemals zu Gott gelangen.

    Der Körper muss schwerelos werden, so dass du den Boden fast nicht mehr berührst, das ist die tantrische Art zu gehen. Du bist so schwerelos, dass es keine Schwerkraft gibt, du hast fast das Gefühl zu fliegen. Doch das kommt nur, wenn du Ja sagen kannst zu deinem Körper.
    Es wird nicht leicht sein, deinen Körper zu akzeptieren. Du verurteilst ihn, findest immer etwas daran auszusetzen. Du achtest ihn nicht, liebst ihn nicht, aber dann erwartest du ein Wunder : dass einer kommt und deinen Körper liebt. Wenn du selbst ihn nicht lieben kannst, wie willst du dann jemanden finden, der deinen Körper liebt ? Wenn du selbst ihn nicht lieben kannst, wird niemand deinen Körper lieben, denn deine Ausstrahlung wird die Leute abstossen. Man kann sich nur in jemanden verlieben, der sich selber liebt. Anders geht es nicht. Zuerst musst du dich selber lieben und erst aus dieser Mitte heraus, können sich andere Formen der Liebe entfalten. Du liebst deinen Körper nicht. Du versteckst ihn ständig auf tausendundeine Art. Du versteckst den Geruch deines Körpers, du versteckst deinen Körper in Kleidern, du versteckst deinen Körper hinter Schmuck. Du versuchst eine gewisse Schönheit herzustellen, die dir ständig zu fehlen scheint, und genau durch dieses Bemühen wirst du künstlich. Nun, man stelle sich nur eine Frau vor, die sich die Lippen bemalt hat. Lippen sollten aus Lebensfülle rot sein, sie sollten nicht bemalt werden. Sie sollten aus Liebe lebendig sein, sie sollten deshalb lebendig sein, weil du lebendig bist.

    Habt ihr schon einmal einen hässlichen Vogel gesehen ? Habt ihr schon einmal ein hässliches Reh gesehen ? Das gibt es einfach nicht. Sie gehen in keinen Schönheitssalon und fragen keinen Fachmann. Sie akzeptieren sich einfach, und ihre Schönheit liegt in diesem Akzeptieren. Gerade in diesem Akzeptieren lassen sie die Schönheit über sich regnen. Sobald ihr euch akzeptiert, werdet ihr schön. Wenn ihr euch an eurem eigenem Körper erfreut, werdet ihr auch andere mit ihm erfreuen. Viele Leute werden sich in euch verlieben, denn ihr seid selbst in euch verliebt.
    Warum kamen so viele Menschen zu Buddha, warum kamen so viele Menschen zu Saraha ( buddhistischer Tantriker und Mönch, ein Schüler Buddhas, der vor über 2000 Jahren in Indien lebte, und dessen Schriften die Grundlage für diesen Text sind ), warum kamen so viele Menschen zu Jesus ? Diese Mystiker waren in sich selbst verliebt. Sie trugen solch eine Liebe in sich, sie erfreuten sich so sehr an ihrem Wesen, dass jeder, der vorbeikam, ganz natürlich von ihnen angezogen wurde; sie waren wie Magneten. Sie waren so bezaubert von ihrem Wesen, wie konnte man sich diesem Zauber entziehen ? Einfach bei ihnen zu sein, war reine Glückseligkeit.

    Das erst, was Tantra lehrt, ist : sei liebevoll zu deinem Körper, mache dir deinen Körper zum Freund, achte und respektiere deinen Körper, sorge gut für deinen Körper, es ist ein Geschenk Gottes. Behandle ihn gut, und er wird dir grosse Geheimnisse offenbaren. Dein Wachstum hängt davon ab, was für eine Beziehung du zu deinem Körper hast.



    Re: über Tantra & Transformation

    Dagmar - 23.03.2006, 21:50

    4. Die Sinne
    Und das zweite, vorüber Tantra spricht, sind die Sinne. Und wieder sind die Religionen gegen die Sinne. Sie versuchen, die Sinne und die Sensibilität abzustumpfen. Die Sinne sind eure Tore zur Wahrnehmung, die Sinne sind das Fenster zur Wirklichkeit. Was ist dein Auge ? Was sind deine Ohren ? Was sind dein Mund und deine Nase ? Fenster zur Realität, Fenster zu Gott. Wenn du richtig sehen kannst, kannst du Gott überall sehen. Also dürfen die Augen nicht zu sein, sie müssen richtig aufgemacht werden. Das gleiche gilt für alle Sinne, denn sie sind Tore zum Göttlichen.
    Die Vögel singen Mantras. Die Bäume halten Vorträge über das Schweigen. Alle Töne sind Gottes Töne, und alle Formen sind seine Formen. Wenn Du also keine Sensibilität, keine Sensitivität in dir hast, wie willst du Gott erkennen können ? Man schickt euch in eine Kirche, in einem Tempel, in eine Moschee, um ihn dort zu finden. Dabei ist er doch überall. Aber wenn du ihn erkennen willst, brauchst du dazu klare, reine Sinne.

    Tantra lehrt also, dass die Sinne die Tore der Wahrnehmung sind. Man hat sie abgestumpft. Eure Sinne müssen gereinigt werden. Eure Sinne sind wie ein Spiegel, der stumpf geworden ist, weil sich so viel Staub auf ihm angesammelt hat. Der Staub muss weggewischt werden.
    Seht euch den tantrischen Ansatz an. Tantra sagt : Koste Gott in jedem Geschmack. Tantra sagt : Fliesse total in deine Berührung ein, denn was immer du berührst, ist göttlich. Es ist eine radikale Revolution, sie setzt bei den Wurzeln an. Berühre, rieche, schmecke, schaue, höre so total wie möglich. Ihr werdet diese Sprache erst lernen müssen, denn die Gesellschaft hat sie euch vergessen lassen.

    Jedes Kind wird mit wunderbaren Sinnen geboren. Wenn es etwas anschaut, geht es völlig darin auf. Wenn es mit seinen Spielsachen spielt, vergisst es die ganze Welt um sich herum. Wenn es schaut, wird es ganz Auge. Seht euch die Augen eines Kindes an. Wenn es hört, wird es ganz Ohr. Wenn es etwas isst, dass ist es mit allen Sinnen Zunge. Es wird zu einem einzigen Schmecken. Seht euch ein Kind an, wenn es einen Apfel isst. Mit welchem Genuss ! Mit was für einer Energie ! Mit welcher Lust ! Seht euch ein Kind an, wenn es im Garten hinter einem Schmetterling herrennt. Es geht so darin auf, dass selbst Gott es nicht ablenken könnte. So ein totaler, meditativer Zustand, und ohne jede Anstrengung. Seht euch ein Kind an, dass Muscheln am Strand sucht, als ob es Diamanten wären. Alles ist kostbar, wenn die Sinne lebendig sind, alles ist klar, wenn die Sinne lebendig sind.

    Später im Leben wird dasselbe Kind die Wirklichkeit so wahrnehmen, als wäre sie hinter einer abgedunkelten Scheibe verborgen. Viel Rauch und Staub haben sich auf dem Glas niedergeschlagen, und du hast dich dahinter versteckt. Du guckst, und alles sieht dumpf und matt aus. Du betrachtest einen Baum, und der Baum sieht glanzlos aus, weil deine Augen stumpf sind. Du hörst ein Lied, und es spricht dich nicht an, weil deine Ohren abgestumpft sind. Selbst wenn du ein Lied von Saraha hörst, gefällt es dir nicht, weil deine Intelligenz abgestumpft ist. Versuche, deine vergessene Sprache zurückzugewinnen. Wann immer du Zeit hast, geh' mehr in deine Sinne hinein. Wenn du isst, iss nicht einfach nur, sondern versuche, die vergessene Sprache des Schmeckens wieder zu lernen. Berühre das Brot, fühle seine Struktur. Fühle es mit offenen Augen, fühle es mit geschlossenen Augen. Wenn du kaust, kaue wirklich : du kaust Gott. Vergiss das nicht. Es wäre respektlos, nicht richtig zu kauen, nicht richtig zu schmecken. Lass es ein Gebet sein, und ein neues Bewusstsein wird in dir aufsteigen.

    Berühre die Menschen mehr. Wir sind voller Berührungsängste. Wenn jemand mit dir spricht und dir zu nahe kommt, weichst du zurück. Wir schützen unser Territorium. Wie berühren niemanden und erlauben auch anderen nicht, uns zu berühren; wir halten uns nicht an den Händen, wir umarmen uns nicht. Wir freuen uns nicht aneinander.

    Geh zu einem Baum und berühre ihn. Berühre den Felsen. Geh zum Fluss und lass den Fluss durch deine Hände rinnen. Fühle ihn! Schwimme und spüre das Wasser so, wie der Fisch es spürt. Lass keine Gelegenheit aus, deine Sinne wiederzubeleben. Und es gibt jeden Tag tausendundeine Gelegenheit. Du brauchst dir nicht extra Zeit dafür zu nehmen. Der ganze Tag ist ein Sensitivitätstraining. Nutze alle Möglichkeiten. Wenn du duschst, nutze die Gelegenheit und spüre, wie sich das Wasser anfühlt, das dir über die Haut rinnt. Lege dich nackt auf den Boden und spüre die Erde. Leg dich an den Strand und fühle den Sand. Lausche dem Klang des Sandes, lausche dem Klang des Meeres. Nutze jede Gelegenheit, nur so kannst du die Sprache der Sinne wieder lernen. Und Tantra kann nur dann verstanden werden, wenn dein Körper lebendig ist und wenn deine Sinne fühlen können. Befreit eure Sinne von Gewohnheiten :

    Gewohnheiten sind eine der Ursachen für eure Abgestumpftheit. Sucht nach neuen Wegen. Erfindet neue Arten zu lieben.
    Die Menschen haben feste Gewohnheiten. Selbst in der Liebe sind sie immer in der gleichen Stellung, der Missionarsstellung. Lasst euch mal was anderes einfallen. Jede Erfahrung sollte mit grosser Einfühlsamkeit erlebt werden. Wenn du mit einer Frau oder mit einem Manne schläfst, mache ein Fest daraus. Und bring jedesmal neue Kreativität in den Liebesakt, lass dir jedesmal etwas Neues einfallen. Ihr könnt tanzen, bevor ihr euch liebt. Ihr könnt beten, bevor ihr euch liebt. Ihr könnt in den Wald laufen und euch danach lieben. So wird euch jedes Liebeserlebnis sensibler machen, und die Liebe wird nicht fad und langweilig werden.

    Findet neue Wege, wie ihr den anderen entdecken könnt. Nichts sollte zur Routine erstarren. Man kann sich immer etwas neues einfallen lassen, euren Erfindungen sind keine Grenzen gesetzt. Manchmal kann schon eine kleine Veränderung eine grosse Abwechslung bedeuten. Ihr esst immer am Tisch. Geht doch manchmal einfach hinaus auf den Rasen, setzt euch hin und esst dort. Und ihr werdet ungeheuer überrascht sein : es ist eine völlig andere Erfahrung. Der Geruch des frischgeschnittenen Grases, die Vögel, die herumhüpfen und singen, und die frische Luft, und die Sonnenstrahlen, und das feuchte Gras unter dir. Das ist etwas völlig anderes, als wenn du auf einem Stuhl am Tisch sitzt und isst, es ist eine völlig andere Erfahrung, alles ist anders.

    Versuche einmal nackt zu essen, und du wirst überrascht sein. Es ist nur eine kleine Veränderung, nicht viel, du sitzt nackt da, aber es wird eine völlig andere Erfahrung für dich sein, weil etwas neues dazugekommen ist. Normalerweise isst du mit Messer und Gabel, nun iss zur Abwechslung einmal mit den Händen. Das wird eine ganz andere Erfahrung für dich sein. Entdeckt neue Wege in allem, was ihr tut.

    Tantra sagt : Wenn ihr es schafft, jeden Tag neue Wege zu entdecken, wird euer Leben spannend, ein Abenteuer. Ihr werdet euch nie langweilen. Ihr werdet immer wissbegierig sein, ihr werdet immer auf der Suche nach dem Neuen und Unbekannten sein. Eure Augen bleiben klar und eure Sinne bleiben klar.

    Die Psychologen sagen, dass Dummheit im Alter von sieben Jahren beginnt. Sie beginnt eigentlich schon im Alter von vier Jahren, aber mit sieben wird sie dann ganz offensichtlich. Kinder werden dumm, sobald sie sieben sind. Tatsächlich ist es so, dass ein Kind fünfzig Prozent von allem, was es in seinem ganzen Leben lernen kann, mit sieben Jahren bereits gelernt hat. Wenn der Mensch siebzig Jahre alt wird, dann hat er dreiundsechzig Jahre gebraucht, um die anderen fünfzig Prozent zu lernen.

    Der Mensch hört mit zunehmendem Alter auf zu lernen. Was die Intelligenz angeht, fängt ein Kind mit sieben an zu altern. Körperlich beginnt das Altern später. Ab fünfunddreißig Jahren baut der Mensch körperlich ab. Aber geistig hat der Verfall schon längst begonnen.
    Ihr mögt es kaum glauben, dass euer geistiges Alter bei zwölf Jahren liegt. Die Menschen wachsen geistig nicht weiter, sie bleiben stehen. Deshalb gibt es so viel kindisches Verhalten auf der Welt. Beleidige einmal einen Sechzigjährigen und in zwei Sekunden wird er zum zwölfjährigen Kind. Und er benimmt sich so, dass du es nicht glauben kannst, eine erwachsene Person vor dir zu haben. Der Mensch verbirgt sein wahres geistiges Alter unter einer hauchdünnen Oberfläche. Man braucht nur ein wenig zu kratzen, und ihr wahres geistiges Alter tritt zutage. Die Menschen sterben als Kinder, sie werden nie erwachsen.
    Tantra sagt : Lerne alles auf immer neue Weise zu tun und befreie dich so weit wie möglich von Gewohnheiten. Und Tantra sagt : Imitiere nicht, sonst stumpfen deine Sinne ab. Finde deinen eigenen Weg, die Dinge anzugehen. Hinterlasse in allem, was du anpackst, deine eigene Handschrift. Bringt Individualität in die Dinge.

    Und drittens sagt Tantra : Erstens also muss der Körper von Repressionen gereinigt werden. Zweitens müssen die Sinne wieder lebendig werden, und drittens muss der Verstand alles neurotische Denken, zwanghafte Denken aufgeben und muss Wege der Stille lernen. Wann immer es möglich ist, entspanne dich. Wann immer es möglich ist, lass den Verstand aus dem Spiel. Jetzt werdet ihr sagen : "Das ist leicht gesagt, aber wie kann ich den Verstand beiseite lassen?" Er rattert und rattert. Aber es gibt einen Weg.

    Tantra sagt : Beobachte diese drei Bewusstheiten.
    Bewusstheit Eins : lass den Verstand los; dein Kopf ist voller Gedanken, aber du schaust sie dir einfach nur an, unbeteiligt. Du brauchst dich nicht darüber zu beunruhigen, beobachte einfach. Sei einfach Beobachter, und nach und nach wirst du sehen, dass es zwischen den Gedanken auch Lücken der Stille gibt.
    Danach dann : Bewusstheit Zwei : Sobald dir bewusst ist, dass zwischen den Gedanken auch Lücken auftreten, mache dir bewusst, dass das der Beobachtende ist. Beobachte den Beobachter und neue Lücken werden auftreten. Der Beobachter wird allmählich verschwinden, genau wie die Gedanken. Eines Tages wird auch der Denker allmählich verschwinden. Dann entsteht die wirkliche Stille.
    Mit der dritten Bewusstheit gibt es kein Objekt und kein Subjekt mehr. Du bist in die Dimension des Jenseits eingetreten.
    Wenn du diese drei Dinge geschafft hast - der Körper ist gereinigt von Repression, die Sinne sind befreit von Dumpfheit, der Verstand ist erlöst von zwanghaftem Denken - dann kann eine Vision in dir aufsteigen, die frei ist von allen Illusionen. Das ist die tantrische Vision.



    Re: über Tantra & Transformation

    Dagmar - 23.03.2006, 21:53

    5. Der Weg der Mitte
    Tantra ist Transzendenz. Es ist weder Ausschweifung noch Unterdrückung. Es ist ein Seiltanz, es ist einer der grössten Balanceakte überhaupt. Es ist nicht so leicht, wie es aussieht, es verlangt eine sehr feinfühlige Bewusstheit. Es ist eine grosse Harmonie.

    Für den Verstand ist Ausschweifung sehr leicht. Auch das Gegenteil fällt ihm leicht, Entsagung. Ins Extrem gehen, ist für den Verstand sehr leicht. In der Mitte zu bleiben, genau in der Mitte, ist für den Verstand das Allerschwerste, denn das wäre für den Verstand Selbstmord. Der Verstand stirbt in der Mitte, und der Nicht-Verstand steigt auf. Deshalb hat Buddha seinen Weg, den Weg der Mitte genannt.

    Saraha ist ein Schüler Buddhas, mit der gleichen Erkenntnis, mit der gleichen Bewusstheit. Dieses ganz Grundsätzliche muss also verstanden werden, sonst werdet ihr Tantra missverstehen. Was ist dieses auf "Messers Schneide" ? Was ist dieses "exakt in der Mitte sein" ?
    Um in der Welt auszuschweifen, braucht man keine Bewusstheit. Um irdische Wünsche zu unterdrücken, braucht man ebenfalls keine Bewusstheit. Eure sogenannten weltlichen Menschen und eure sogenannten Heiligen unterscheiden sich fast gar nicht. Sie mögen Rücken an Rücken stehen, aber sie sind nicht sehr verschieden. Sie haben genau dieselbe Art von Psyche. Der eine giert nach Geld, und der andere verabscheut Geld so sehr, dass er es nicht über sich bringt, einen Geldschein auch nur anzusehen. Er bekommt sonst Angst, und ein inneres Zittern erfasst ihn. Diese Leute unterscheiden sich nicht, bei beiden spielt Geld eine sehr wichtige Rolle. Der eine steckt in der Gier, der andere in der Angst; aber die Wichtigkeit des Geldes ist die gleiche, beide sind vom Geld besessen.

    Der eine denkt ununterbrochen an Frauen, träumt, phantasiert. Der andere hat so viel Angst vor Frauen, dass er in den Himalaja flieht, um ihnen zu entkommen, aber beide sind gleich. Beiden ist die Frau wichtig, oder der Mann; der andere ist wichtig. Ersterer sucht den anderen, letzterer meidet den anderen, aber der andere bleibt ihr Fokus.

    Tantra sagt : Der andere darf nicht der Fokus sein, weder so noch so. Aber dazu gehört ein grosses Verstehen. Man muss die Begierde nach den Frauen verstehen, nicht erliegen, nicht fliehen, sondern verstehen.
    Tantra sagt : Wissen befreit. Wenn du genau weisst, was Gier ist, bist du frei von Gier; du brauchst der Gier nicht zu entsagen. Entsagung ist nur notwendig, weil du nicht verstanden hast, was Gier ist. Die Notwendigkeit ein Gelübde gegen den Sex abzulegen, rührt nur daher, dass du nicht verstanden hast, was Sex ist. Und die Gesellschaft erlaubt dir nicht, es zu verstehen.

    Die Gesellschaft hilft dir, nicht zu verstehen. Durch die Jahrhunderte hindurch hat die Gesellschaft die Themen Sex und Tod verdrängt. Man soll nicht über diese Themen nachdenken, man soll sich nicht damit befassen, man soll nicht darüber diskutieren, nicht darüber schreiben, man soll sie nicht erforschen, sie sind zu meiden.

    Diese Verdrängung hat dazu geführt, dass man über den Sex überhaupt nichts wusste, und diese Ignoranz ist die Wurzel des Übels. Diese Unwissenheit hat diese beiden Menschentypen hervorgebracht : Der eine ist ausschweifend bis zum Wahnsinn, der andere ist es müde und ergreift die Flucht.

    Tantra sagt : Der eine, der krankhaft ausschweifend ist, wird nie verstehen, weil er einfach eine Gewohnheit ständig wiederholt. Und er ist unfähig, sich diese Gewohnheit anzuschauen und ihren Ursprung zu erforschen. Der ursächliche Zusammenhang wird ihm nicht klar. Und je mehr er sich seinen Ausschweifungen hingibt, desto mechanischer wird er. Habt ihr es nicht beobachtet ? Eure erste Liebe war etwas ganz Besonderes, die zweite war nicht so besonders, die dritte war sogar noch gewöhnlicher, die vierte war einfach profan. Was ist passiert ? Warum war die erste Liebe so besonders ? Warum sagen die Leute seit jeher, dass die wirkliche Liebe nur einmal im Leben kommt ? Warum ? Weil es beim ersten Mal nicht mechanisch war, deshalb warst du ein bisschen aufmerksamer bei der Sache. Das nächste Mal hat die Liebe dich nicht überrascht, du warst vorbereitet : Du warst nicht mehr ganz so wach. Beim dritten Mal glaubtest du schon, alles über die Liebe zu wissen, also gab es da nichts mehr zu entdecken. Das vierte Mal war es einfach profan; du warst schon in deiner Routine erstarrt.

    Durch Ausschweifung wird Sex zur Gewohnheit. Ja, du kannst ein bisschen Stau loswerden, genau wie beim Niesen, aber mehr ist es nicht. Es ist eine physische Entladung von Energie. Die Energie staut sich auf, du schleuderst sie heraus und baust sie wieder auf, durch Nahrung, durch Sport, durch Sonnenlicht, du baust sie auf und verschleuderst sie wieder. Das ist es, was ein ausschweifender Mensch ständig tut. Er baut viel Energie auf und dann erlädt er sie, ohne Sinn und Zweck. Wenn sich die Energie aufbaut, leidet er unter Spannung. Wenn er sie verschleudert hat, leidet er unter Schwäche. Er leidet nur.

    Glaubt bloss nicht, dass ein ausschweifender Mensch ein glücklicher Mensch ist. Niemals ! Er ist der unglücklichste Mensch der Welt. Wie kann er glücklich sein ? Er hofft, er wünscht sich Freude, aber er wird immer nur enttäuscht.

    Aber merkt euch, wenn Tantra gegen Ausschweifung ist, dann heisst das nicht, dass ihr in das andere Extrem verfallen sollt. Tantra sagt nicht, dass ihr dieser Welt der Ausschweifung entfliehen sollt. Denn dieses Fliehen wird auch nur wieder zu einer mechanischen Gewohnheit. Was immer ihr unterdrückt, wird in eurem Inneren sehr mächtig.



    Re: über Tantra & Transformation

    Dagmar - 23.03.2006, 21:54

    6. Wahrheit
    Tantra sagt : Hütet euch. Hütet euch vor Ausschweifung und hütet euch vor Entsagung. Hütet euch vor beidem. Beides sind Fallen. Und so oder so geht ihr dem Verstand in die Falle. Was ist also der rechte Weg ?

    Tantra sagt : Bewusstheit ist der Weg. Ausschweifung ist mechanisch, Unterdrückung ist mechanisch; beides sind mechanische Gewohnheiten. Der einzige Weg, der aus mechanischen Gewohnheiten herausführt, ist der, bewusst und aufmerksam zu sein. Geht nicht in die Höhle im Himalaja, bringt die Stille des Himalaja in euer Dasein ein. Flüchtet nicht, werdet wachsamer. Schaut euch eure Gewohnheiten aufmerksam an, ohne Angst, schaut sie genau an. Kümmert euch nicht um das, was die sogenannten religiösen Leute sagen. Sie wollen euch nur Angst machen. Sie erlauben euch nicht, euch mit dem Sex zu befassen. Sie haben eure Ängste seit jeher rücksichtslos ausgebeutet.

    Wenn du einen Menschen ausbeuten willst, musst du ihm Angst einjagen. Wenn ihr erst mal Angst habt, seid ihr reif dafür, ausgebeutet zu werden. Angst ist die Voraussetzung, sie muss zuerst geschaffen werden. Man hat euch Angst eingejagt. Sex ist Sünde. Angst ist auch Sünde, denn nicht einmal wenn ihr mit eurer Frau schlaft oder mit eurem Mann, dringt ihr tief in den Sex ein. Ihr macht Liebe und umgeht den Sex. Ihr macht Liebe und gleichzeitig vermeidet ihr sie.

    Tantra ist eine Begegnung mit den Realitäten des Lebens. Und Sex ist etwas Fundamentales, genau wie der Tod. Das sind die beiden Basis-Chakras muladhar und sawdhistan. Wenn du sie verstehst, öffnet sich das dritte Chakra, manipura. Wenn du das dritte verstehst, öffnet sich das vierte, anahata. Und so weiter und so fort. Wenn du die sechs Chakras verstanden hast, berührt dieses Verständnis das siebte Chakra, sahasrar, und es blüht auf als tausendblättriger Lotus. Dieser Tag ist ein Tag höchster Herrlichkeit. An diesem Tag kommt Gott zu dir und du kommst zu Gott. Das ist der Tag der Verschmelzung.

    Durch Mantras, durch Klänge kann man eine gewisse geistige Ruhe erzielen. Ja, durch die Transzendentale Meditation von Maharishi Mahesh Yogi ( TM ) kann man eine gewisse Täuschung erzeugen : Wenn Du einen Ton, ein gewisses Wort immerzu wiederholst, dann beruhigt dich das. Es erzeugt einen gewissen Rhythmus im Kopf, es ist rhythmisch. Wenn Du "Om, Om, Om" oder ein anderes Mantra vor dich hinsagst, liebevoll und mit Respekt, dann wird dir das helfen. Du kannst auch eine Vase mit Blumen aufstellen und eine Schale mit Früchten dazustellen. Du musst eine Atmosphäre schaffen. Du kannst ein paar Räucherstäbchen abbrennen und das Mantra wiederholen. Wenn du es nur lange genug tust, dann besteht durchaus die Möglichkeit, dass du dich gut fühlst. Du hast dich selbst hypnotisiert, du hast dir suggeriert, dass Ruhe einzieht, Stille einzieht, Freude einzieht. Es ist nichts weiter als Autosuggestion, eine sehr indirekte Autosuggestion.

    Emile Coue schlägt direkte Suggestion vor. Du denkst : "Ich werde glücklicher" ist eine direkte Suggestion. Emil Coue ist ein Mann des Westens, ehrlich, wahr und gradlinig. Maharishi Mahesh Yogi legt euch nahe, " Om, Om, Om" oder "Ram, Ram, Ram" herzusagen, das ist indirekt und typisch für den östlichen Verstand; nicht direkt, sondern indirekt. Aber lauter solche indirekten Vorschläge macht er euch : "Wenn du dieses Mantra zweimal am Tag hersagst, zwanzig Minuten am Morgen und zwanzig Minuten am Abend, wirst du gesünder, wirst du ruhiger, wirst du glücklicher, dies und das." Dir wird das Blaue vom Himmel herunter versprochen, sogar, dass sich dein Einkommen erhöht, dass du die Karriere machen wirst und die ganze Welt dir helfen wird deine ehrgeizigen Pläne zu unterstützen. Das läuft alles indirekt. Und dann bist du nicht an dem Mantra interessiert, sondern an den anderen Dingen : Gesundheit, Wohlstand, Macht, Prestige, Stille, Freude, das sind die Dinge, für die du dich interessierst. Und weil das so ist, wiederholst du die Mantras. Aber jedesmal, wenn du dein Mantra wiederholst, glaubst du, dass diese Dinge eintreten werden. Und diese Mantras können nur in dem Masse wirken, wie du an sie glaubst. Wenn du nicht daran glaubst, funktionieren sie auch nicht. Wenn du nicht daran glaubst, dann sagt dir Maharishi Mahesh Yogi : "Wie sollen sie auch wirken ? Du musst an sie glauben, dann funktionieren sie." Tantra aber sagt : Wahrheit funktioniert auch ohne, dass ihr glaubt. Wahrheit ist auf euren Glauben nicht angewiesen.

    Saraha sagt, Klarheit wird nicht dadurch erlangt, dass man ein gewisses Wort wiederholt, man wird nur noch unklarer. Es ist nicht so, dass man intelligenter und bewusster wird, man wird nur schläfrig. Natürlich kann man danach besser schlafen, das ist das Gute daran. Und es ist kein Zufall, dass Maharishis TM in Amerika eingeschlagen hat, denn Amerika ist das Land, das unter Schlaflosigkeit leidet, wie kein anderes. Die Leute können nicht schlafen, also brauchen sie irgendeinen Trick um einzuschlafen. TM kann zu einem guten Schlaf verhelfen. Und ich habe überhaupt nichts gegen TM, wenn man sie nur zum Einschlafen benutzt. Ich bin absolut für einen guten Schlaf. Aber merkt euch, TM kann euch nicht in ein anderes Reich führen. Es ist kein spiritueller Weg. Es ist eine Tröstung.

    Diese vier Siegel müssen verstanden werden. Tantra spricht von vier Siegeln, vier mudras. Auf dem Weg zur Erleuchtung durchschreitet der Sucher vier Türen, er muss vier Schlösser öffnen. Diese vier Schlösser werden die "vier Siegel" genannt, vier mudras. Sie sind sehr wichtig.
    Das erste mudra wird das karma mudra genannt. Es ist die äusserste Tür, die Peripherie deines Wesens. Es ist so äusserlich wie irgendein Tun, deshalb nennt man es karma mudra. Karma bedeutet Handlung, Aktion. Aktion ist der äusserste Bestandteil deines Wesens, es ist deine Peripherie. Was du tust, gehört zur Peripherie. Du liebst jemanden, du hasst jemanden, du tötest jemanden, du schützt jemanden. Was du tust, gehört zu deiner Peripherie. Aktion ist der äusserste Teil deines Wesens.
    Das erste Siegel öffnest du, indem du total in deinem Handeln wirst. Was auch immer du tust, tue es total, und eine grosse Freude wird in dir aufkommen. Nicht indem du irgendein Mantra wiederholst, sondern indem du total bist. Wenn du wütend bist, sei total wütend. Du kannst aus deiner Wut eine Menge lernen. Wenn du total wütend bist, und in deiner Wut vollkommen bewusst, wird die Wut eines Tages verschwinden. Wut ist unsinnig, du hast es verstanden. Du kannst sie jetzt fallen lassen. Was du verstanden hast, kannst du loslassen. Nur die Dinge, die du nicht verstanden hast, lassen dich nicht los. Sei also total in allem, was du tust. Versuche, total und wach zu sein : das ist das erste Schloss, das geöffnet werden muss.

    Das zweite Siegel wird gyana mudra genannt. Es ist ein wenig tiefer als das erste, es ist ein bisschen weiter innen als das erste. So wie Wissen. Aktion ist das, was aussen ist, Wissen liegt etwas tiefer. Ihr könnt beobachten, was ich tue, aber ihr könnt nicht sehen, was ich weiss. Wissen ist innen. Aktionen lassen sich beobachten. Wissen lässt sich nicht beobachten, es ist innen. Das zweite Siegel ist das Wissen.

    Fangt jetzt an, nur das zu wissen, was ihr wirklich wisst und hört auf, Dinge zu glauben, die ihr nicht wisst. Irgendwer fragt dich : "Gibt es einen Gott ?", und du sagst : "Ja, es gibt Gott." Pass auf, weisst du es wirklich ? Wenn du es nicht weisst, dann sage bitte nicht, dass du es weisst. Sage : "Ich weiss es nicht." Wenn du ehrlich bist, wenn du nur sagst, was du weisst und nur glaubst, was du weisst, wird das zweite Schloss aufgehen. Wenn du ständig Wissen vortäuscht und Dinge glaubst, von denen du keine Ahnung hast, wirst du das zweite Schloss niemals knacken. Falsches Wissen ist der Feind des wahren Wissens. Alle Glaubenssysteme sind falsches Wissen; ihr glaubt ihnen einfach. Und eure sogenannten Heiligen reden euch ständig ein : "Zuerst müsst ihr glauben, dann werdet ihr wissen."

    Tantra sagt : Wisse erst, dann glaubst du auch. Aber es ist eine völlig andere Art von Glauben. Es ist Vertrauen. An Gott glaubt ihr, die Sonne kennt ihr. Die Sonne geht auf, ihr braucht nicht an sie zu glauben. Sie ist einfach da und ihr wisst es. An Gott aber glaubt ihr. Euer Gott ist Schwindel. Es gibt einen anderen Gott, der Gott der durch Erkennen kommt.

    Der dritte Siegel wird samaya mudra genannt. Samaya bedeutet Zeit. Die erste, die äussere Schicht ist Tun, die zweite Schicht ist Wissen, die dritte ist Zeit. Wissen ist verschwunden, das zweite Schloss ist aufgebrochen, du bist nur noch im Jetzt, nur reinste Zeit ist geblieben. Beobachte, meditiere darüber. Im Jetztzustand gibt es kein Wissen.

    Wissen bezieht sich immer auf die Vergangenheit. Im Augenblick des Jetzt gibt es kein Wissen, er ist vollkommen frei von Wissen. Wenn du jetzt denkst, dass du dies und das weisst, dann kommt dieses Wissen aus der Vergangenheit. Es kommt nicht aus dem Jetzt, nicht aus diesem Augenblick. Wissen kommt aus der Vergangenheit oder es ist eine Projektion in die Zukunft. Das Jetzt ist rein von allem Wissen.

    Also ist das dritte Siegel, das samaya mudra, das Sein im Hier und Jetzt. Warum nennt Saraha es Zeit ? Normalerweise sagt man, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die drei Zeitsparten sind, aber Tantra sieht das anders. Tantra sagt : nur die Gegenwart ist Zeit. Die Vergangenheit ist nicht Zeit, denn sie ist schon vorbei. Die Zukunft ist nicht Zeit, sie ist noch nicht da. Nur die Gegenwart existiert.

    In der Gegenwart zu sein bedeutet, wirklich in der Zeit zu sein. Andernfalls bist du in der Erinnerung oder du bist in Träumen, und beide sind Illusion, Täuschungen. Also wird das dritte Siegel erbrochen, wenn du im Jetzt bist. Zunächst sei total in deinem Tun : das erste Siegel ist erbrochen. Zweitens, sei ehrlich in dem, was du weisst : das zweite Schloss ist erbrochen. Und jetzt sei einfach im Hier und Jetzt : und das dritte Siegel ist erbrochen.

    Das vierte Siegel wird mahamudra genannt. Jetzt ist nur reiner Raum geblieben. Tun, Wissen, Zeit, Raum, das sind die vier Siegel. Raum ist dein innerster Kern, die Nabe des Rades oder das Zentrum des Orkans. In deiner innersten Leere ist Raum, Himmel.



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