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Re: Wels zur NS-Zeit
T.H. - 09.03.2008, 21:08Wels zur NS-Zeit
Zitat: Drei Welser Historiker beleuchten dunkles Kapitel der Stadtgeschichte
WELS. Vor 70 Jahren jubelten die Menschen Adolf Hitler zu, als er „Österreich ins Reich heimholte“. Erstmals widmet sich ein Buch der Nazi-Herrschaft in der Stadt: „Nationalsozialismus in Wels“ wurde gestern vorgestellt.
Noch nie gab es eine derart genaue Auseinandersetzung mit der Schreckensherrschaft zwischen 1938 und 1945 in Wels. Drei Historiker arbeiteten knapp zwei Jahre, um sechs Themen aufzuarbeiten. Die Autoren sind Stadtarchivleiter Günter Kalliauer, sein Mitarbeiter Michael Kitzmantel und der freischaffende Historiker Hermann Volkmer.
Weitere Bände folgen
„2004 trugen wir 20 Themenbereiche rund um die Nazi-Zeit zusammen. Sechs haben wir bislang abgearbeitet“, erklärt Kalliauer im Land&Leute-Gespräch. Es werden daher weitere Bände zu „Nationalsozialismus in Wels“ erscheinen. „Der nächste aber nicht vor dem Jahreswechsel 2009/2010“, sagt Kalliauer.
Das penibel recherchierte Buch ist um 19,50 Euro im Buchhandel erhältlich (220 Seiten mit 42 teilweise bislang unveröffentlichten Bildern; ISBN-978-3-9502512). Das Autorentrio stöberte nach Informationen im Stadtarchiv, im Grundbuch von Wels und in den Akten, Urkunden und Unterlagen von Landesarchiv, Archiv der Republik und der Stadt Linz sowie den Informationen im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.
Die Kapitel des Buches handeln von „Die Tage des Umbruchs – der „Anschluss“ in Wels“, „Die jüdische Bevölkerung in Wels zur Zeit des Nationalsozialismus“, „Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Wels 1938-1945“, „Welser Finanzpolitik im Dritten Reich“, „Migrationen in Wels während der NS-Zeit“ und „Widerstand und Verfolgung in Wels – 1. Teil“.
Stadt und Antifa sind Partner
Die Buchpremiere über die NS-Zeit in Wels ist der Initiative gegen Faschismus (Antifa-Bewegung) zu verdanken. Seit Amtsantritt von SP-Bürgermeister Peter Koits im Jahr 1999 gibt es eine Fülle von Aktionen, die partnerschaftlich zwischen Stadt und Antifa umgesetzt werden.
In einem Zeitzeugen-Programm wurden an den Welser Schulen seit 2003 rund 4300 Jugendliche mit der Zeit des Krieges und des Faschismus' konfrontiert.
OÖnachrichten vom 07.03.2008
Zitat: Studie über Wels in der Nazi-Zeit präsentiert
Die Stadt Wels, die in den 90er-Jahren lange Zeit wegen ihrer "braunen Flecken" in der Kritik stand, hat jetzt eine erste wissenschaftliche Studie über Wels in der Nazi-Zeit präsentiert.
Gerade rechtzeitig zum 70. Jahrestag des sogenannten Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich.
Erster Band soeben fertiggestellt
Es ist das erste Mal, dass sich die Stadt Wels wissenschaftlich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt. Aber nicht erst seit gestern. Der erste Band einer umfassenden Studie ist soeben fertiggestellt und der Öffentlichkeit präsentiert worden. Treibende Kraft hinter der Forschung ist die überparteiliche Welser Initiative gegen Faschismus.
Deren Sprecher Robert Eiter sagt: "Wir können den heutigen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus nur dann wirksam bekämpfen, wenn eine fundierte Aufklärung über den historischen Nationalsozialismus und seine Verbrechen stattfindet. Diese Aufklärung darf nicht nur allgemein bleiben, sie muss auch lokalgeschichtlich verankert sein."
"Quellenlage nicht ideal"
Der Hauptteil der wissenschaftlichen Arbeit erfolgt im Welser Stadtarchiv. Die Forscher, die auch bisher unveröffentlichte Fotos verwendet haben, sind bei ihrer Arbeit oft an Grenzen gestoßen. Denn viele aufschlussreiche Akten waren gegen Kriegsende vernichtet worden. Günter Kalliauer vom Stadtarchiv: "Die Quellenlage ist bei uns im Stadtarchiv Wels nicht die ideale, bedingt dadurch, dass viele Unterlagen damals von den Machthabern ganz gezielt zerstört wurden, um ihre Spuren zu verwischen".
Kritik in den 90er-Jahren
Noch in den 90er-Jahren ist die Welser Stadtführung heftig dafür kritisiert worden, dass sie nichts gegen Relikte und Symbole aus der Nazizeit unternehmen wolle. So etwa wegen einer Gedenktafel der SS-Kameradschaft IV in einer stadteigenen Kapelle. Oder wegen hakenkreuzähnlicher Symbole in der Welser Turnhalle, die noch dazu nach einem ehemaligen NSDAP-Funktionär benannt war.
Weitere zwei Bände in Arbeit
In den vergangenen acht Jahren seien jedoch mehr als dreißig Projekte umgesetzt worden, um die Nazizeit aufzuarbeiten, sagt der heute amtierende Bürgermeister Peter Koits: "Das ist notwendig. Ich habe mir nach meinem Amtsantritt im Jahre 1999 die Aufgabe gestellt, zusammen mit Partnern auch dem Thema Nationalsozialismus in Wels großes Augenmerk zu schenken".
Der jetzt präsentierte erste Band zur nationalsozialistischen Vergangenheit in Wels ist lediglich ein Anfang. Es wird bereits an zwei weiteren Bänden gearbeitet. Sie sollen im Lauf der kommenden vier Jahre fertiggestellt werden. linz.orf.at
Bericht in "OÖ Heute"
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